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pflichtigen Mitglieder unseres Vereins beträgt 266, die der Zöglinge 116. Am Turnen nahmen 25 l Mann teil und steht auch in Bezug auf Zahl der Turnstunden Eibenstock an der Spitze. Weiter heißt eS in dem Bericht: DaS Kinder- lurnen pflegt nur der Turnverein Eibenstock mit einem Höchst bestand von lOO Knaben und l23 Mädchen. — Wir wünschen unserm Turnverein auch weiter eine so gedeihliche Ent wickelung. Gut Heil ! -- Eibenstock, 1. März. Im Schützenhaussaal be ding am Montag abend die „Schützengesellschaft" thr diesjähriges Wintervergnügen. „Eine Reise nach dem Nordpol", so nannte sich die Festlichkeit, hatte auch diesmal eine große Menge Teilnehmer angelockt. In dem eigens für diesen Zweck mit großer Mühe und großem Kostenaufwand dekorierten Saale, den Nordpol darstellend, entwickelte sich ein fröhliches Treiben und eine nichts weniger als „frostige* Stimmung. Eines besonder« regen Zuspruchs erfreute sich die Rodelbahn. Dieses Fest hat sich seiner Vorgänger ebenbürtig erwiesen und wird noch lange den Teilnehmern in guter Erinnerung bleiben. — Reichstagsabgeordneter Dr. Strese- mann und die P e n si on s ver s i ch erun g der Privatbeamten. Bei Beratung des Etats deS ReichS- amteS des Innern hat unser Abgeordneter Dr. Slresemann abermals Gelegenheit genommen, für die alsbaldige Vorlage eines Gesetzentwurfes über die PensionSverstcherung der Pri vatbeamten einzutreten. Am 20. März wird Dr. Slresemann auf einer Tagung deS Mitteldeutschen Verbandes der Privat beamten über den gegenwärtigen Stand der Penstonssrage sprechen. Anläßlich der Begründung der nationalliberalen Interpellation über die Frage der PensionSverstcherung der Privatbeamten und seiner sonstigen Arbeiten in dieser Frage sind unserem Abgeordneten eine große Anzahl Dankschreiben auS den verschiedensten Teilen des Deutschen Reiches zuge gangen, sowohl von Einzelpersonen wie von örtlichen Ver einigungen der Privatbeamten und deren maßgebenden Ver bänden, in denen die „tatkräftige Förderung" anerkannt wird, die Herr Dr. Slresemann den Interessen der Privatbeamten har zu Teil werden lasten. — Schönheiderhammer. Der hiesige Gesang verein „Arion* beging am Sonntag abend in dem mit der Vereinsfahne geschmückten Saale des Hotels Carlshof hier die Feier seines 27jährigen Stiftungsfestes. Zahlreich waren die geladenen Gäste und Sangesbrüder mit ihren Damen erschienen und füllten kurz nach 7 Uhr den Saal. Der Festabend verlief auf das Glänzendste und hatte beson ders der langjährige und bewährte Dirigent deS Vereins, Herr Lehrer Bauer, bei der Wahl deS Programms eine glückliche Hand. Eingeleitet wurde der Festabend mit einer von der Unger schen Kapelle gespielten Konzert-Ouverture von Syl- wedel. Hierauf hielt Herr Lehrer Sickert im Namen des fest gebenden Vereins eine kernige Begrüßungsansprache, in wel cher er einige wichtige Daten und Ereignisse des Vereins seit besten Bestehen einflocht, so z. B. daß der Verein ge genwärtig 72 Mitglieder zähle, worunter 31 aktive Sänger sich befänden und verschiedenes mehr. Gesangs- und Musikstücke sowie das humoristische Gesangspiel „Onkel Pöpper" o. Jung- hähnel füllten den ersten Teil des Festabends aus. Den zweiten Teil bildete ein äußerst fröhlicher, durch allerhand Ueberraschungen gewürzter Festball, der die Teilnehmer bis in die frühesten Morgenstunden in froher und äußerst animier ter Stimmung zusammenhielt. — Schönheiderhammer, 1. März. Am heutigen Tage begeht Herr Kaufmann Gustav Günnel hier sein 30jähriges Beamtenjubiläum bei der Firma Gustav Bret- schneider, Papier- und Pappenfabrik hier. Dies Verhältnis ehrt Firma wie Angestellten in gleichem Maße. — Wildenthal. Den auf Wildenthalsr StaalS- forstrevier langjährig beschäftigten Waldarbeitern Christian Uhlmann in Carlsfeld, Franz Hannawald und Johann Lohwasser in Hirschenstand ist vom K. Ministerium des Innern das Ehrenzeichen für Treue in der Arbeit verliehen worden. — Leipzig, 27. Januar. Einer Frau wurde heute vormittag gegen '/.II Uhr im König-Albert-Park von einem § etwa 18 Jahre allen Burschen beim Vorübcrgehen plötzlich ' die Markttasche entrissen. In der Markttasche be- . fanden sich 2 goldene Siegelringe, sowie ein goldenes Me- x daillon. Der Bursche ergriff diese Wertsachen, warf die Markttasche zu Boden und entfloh. Der Bursche entkam leider, da in der Nähe sich niemand befand, der die Verfolgung des frechen Räubers hätte aufnehmen können. — Döbeln, 28. Februar. Der Vorstand deS hiesigen Königl. EisenbahnbauamteS H, Baurat Schönherr, hat dem Vernehmen nach eine Berufung als Chefingenieur und Vor stand der Baudirektton Windhuk für den Bau der Reichskolonialeisenbahnen in Deutsch-Südwestafrika er halten und diese Berufung angenommen. — Stollberg, 28. Februar. Heute vormittag 10Uhr 10 Minuten kam endlich, so schreibt der „Stollberger Anzei ger", der feierliche und langersehnte Augenblick, da das hie sige Stadtnetz an das Erzgebirgische Elektrizi tätswerk zu OelSnitz i. G angeschlossen wurde. Beim Einschalten des Stromes in das Stadtnetz klappte alles vor züglich. — Plauen, 26. Februar. Die 42jährige Witwe Hesse, Inhaberin der alkoholfreien Cafüs „Bismarck* und „Hohen- zollern*, wurde wegen Schankvergehens zu 100 M. Geldstrafe verurteilt. Die „lustige Witwe*, welche eine große Kinderschar im Alter von 5—23 Jahren besitzt, erschien vor Gericht in Begleitung ihres 19jährigen „Bräutigams* und stand überdies unter der Anklage der Kuppelei; die Beweise für dieses Vergehen waren leider nicht ausreichend, sodaß in dieser Hinsicht Freisprechung erfolgen mußte. — Zur Verminderung deS Schreibwerks werden m verschiedenen städtischen Verwaltungen Versuche angestellt. Bei dem Stadtrat zu Glauchau werden seit diesem Jahre die meisten Registranden stenographisch — System Gabelsberger - geführt. Bewährt sich der Versuch, so wird die Maßnahme weitere Ausdehnung erfahren. In Dresden wird der gleiche Versuch gemacht. Bei der Beratung deS jüngsten Chemnitzer HauShaltetatS wurde vom Rat der Stadt Chemnitz in Aussicht gestellt, daß die Chemnitzer städtischen Beamten mit dem Gebrauch der Stenographie und Schreibmaschine bester vertraut gemacht werden sollen. — Ronneburg, 20. Februar. Der 18jährige Sohn des Botenfuhrmanns Haesselbahrt ist Sonntag nacht auf der Landstraße unweit der Bärenschänke in einer Blutlache t o t aufgefunden worden. Er hat mit seinem Vater auf einem Planwagen die Rückkehr von Gera angetreten und das Geschirr geführt. Der Vater vermißte «einen Sohn erst bei der Ankunft. Anscheinend liegt ein Unglücksfall vor. Lufrjchiffahrt. Wissenschaftliche Ballonaufstiege. Don nerstag finden in den Morgenstunden internationale wissenschaftliche Ballonaufstiege statt. ES steigen Drachen, be mannte oder unbemannte Ballons in den meisten Hauptstädten Europas auf. Der Finder eines jeden unbemannten BallonS erhält eine Belohnung, wenn er der jedem Ballon beigegebenen Instruktion gemäß den Ballon und die Instrumente sorgfältig birgt und an die angegebene Adresse sofort telegraphisch Nach richt sendet. Vonder Fahrt des Ballons Heyden ll. Der Chemnitzer Verein für Luftschiffahrt veranstaltete am Sonnabend nachmittag einen Aufstieg des Ballon Heyden II von Weißig bei Riesa auS. (Führer Lt. v. Posern, Mit fahrende 3 Chemnitzer Herren.) Ein tiefes barometrisches Minimum über Südschweden erweckte schon hier in Chemnitz die Befürchtung, das der Ballon vor Tagesanbruch dre Ost see erreichen würde. Dies ist eingetroffen. Während in ganz Sachsen am Sonnabend westliche Winde wehten, ist der Ballon in eine Südströmung geraten, die ihn sehr schnell an die Ostsee führte. Nach einem in Chemnitz eingegange nen Telegramm ist der Führer 12'" Uhr nachts zur Landung geschritten, die er sehr glatt bet Plathe in Pommern, 30 Ki lometer von der Küste entfernt, bewerkstelligte. Der Ballon halte die Richtung nach dem nordöstlichen Teil der Ostsee, eS ist darum wohl nicht ratsam gewesen, den Versuch zu wagen, die Ostsee zu überfliegen. Gesetzesänderungen zum 1. April 1910. Zum 1. April dieses Jahres treten einige bedeut same Aenderungen des Gerichtsverfassungsge setzes und der Zivilprozeßordnung in Kraft, die auch für unsere Leser ein großes Interesse haben. Wir wollen daher an dieser Stelle das Wesentlichste hervorheben: Die Zuständigkeit der Amtsgerichte in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten ist, soweit dieselben nicht ohne Rück sicht auf den Wert des Streitgegenstandes den Landge richten zugewiesen sind, von 300 auf 600 Mark erhöht. Es können dann also solche Streitigkeiten im.Werte bis zu sechshundert Mark ohne Rechtsanwälte von den Par teien selbst vor Gericht vertreten werden. Bon den Neuerungen im Verfahren vor den Amts geeichten sei hervorgehoben: Die Zustellungen erfol gen, abgesehen von der Urteilszustellung, die aus Be treiben der Parteien erfolgt, durchwegs von Amts we gen. Die Klage ist wie bisher bei dem Gerichte schrift lich einzureichen oder zum Protokoll des Gerichts schreibers anzubringen; diese Vorschrift gilt auch für sonstige Anträge und Erklärungen einer Partei, die zugestellt werden sollen. Die Partei soll (aber muß nicht) den Schriftsätzen, welche sie bei dem Gerichte einreicht, die für die Zustellung erforderliche Zahl von Abschriften beifügen. Die Ausfertigung der Amtsgerichtsurteile erfolgt unter Weglassung des Tatbestandes und der Entschei dungsgründe, sofern nicht von der Partei ein anderes beantragt wird. Wer also das Urteil vollständig ha ben will, muß dies ausdrücklich beantragen, sonst er hält er nur die Ausfertigung der Urteilsformel. Die Zustellung der bloßen Ausfertigung der Urteilsformel steht aber in ihren Wirkungen der Zustellung des voll ständigen Urteils gleich. Die Einlegung der Berufung, und zwar gegen jedes Urteil erster Instanz erfolgt durch Einreichung der Be rufungsschrift bei dem Berufungsgerichte, nicht mehr durch Zustellung eines Schriftsatzes an den Prozeß bevollmächtigten des Gegners. Die Berufungsschrift muß enthalten: 1. Die Bezeichnung des Urteils, gegen welches die Berufung gerichtet wird; 2. Die Erklärung, daß gegen dieses Urteil Beru fung eingelegt werde. Mit der Berufungsschrift soll eine Ausfertig ung oder beglaubigte Abschrift des Urteils, gegen wel ches die Berufung sich richtet, dem Berufungsgerichte vorgelegt werden. Nicht zu enthalten braucht die Berufungsschrift künftig die Ladung des Berufungsbeklagten zur münd lichen Verhandlung über die Berufung. Es wird viel mehr nach Bestimmung des Termins von Amts we gen, der den Parteien bekannt zu machen ist, mit der Bekanntmachung die Berufungsschrift dem Berufungs beklagten gleichfalls von Amts wegen zugestellt. Ostasrika — 25 Jahre deutsche Kolonie. Am 27. Februar war ein Vierteljahrhundert ver flossen, seitdem Kaiser und König Wilhelm I. auf Be fürwortung des Altreichskanzlers Fürsten Bis marck durch einen Allerhöchsten Erlaß, den sogenann ten Schützbares, die in den Monaten November 1884 bis Januar 1885 von einer Anzahl, tatkräftiger, jun ger deutscher Männer an der Ostrüste Afrikas gemach ten Erwerbungen unter die Oberhoheit des Reichs stellte. Der Entschlossenheit und dem weiten Blick von Bre mer und Hamburger Kaufleuten war es im Jahve 1884 schon gelungen, das deutsche Raich zu veranlassen, ihre Ansiedlungen in Südwestafrika, Kamerun und Togo unter seine Schutzhoheit zu stellen und damit die ersten deutschen Kolonien im schwarzen Erdteil zu gründen. Inzwischen hatte sich auch eine Anzahl patriotischer Männer in Berlin vereinigt und am 3. April 1884 die „Gesellschaft für d eu tsch e. K ol on is atio n " gebildet. Als ihr Streben hatte diese Gesellschaft kund gegeben, darauf hinzuwirken, daß das deutsche Volk, bis die Reichsregierung die Entschließung fasse, selbst in eine tätige Kolvnialpolitik einzutreten, für sich mit GebietSevwerbungen in Afrika Vorgänge. Die hervor ragendsten Persönlichkeiten, die hierbei mitwirkten, wa ren Dr. Carl Peters, Dr. Joachim Graf von Pfeil, der damalige Herausgeber der „Täglichen Rundschau" Dr. Fr. Lange und der schou bejahrte Kammerherr Felix Graf Behr-Bandelin Leicht war das Unternehmen nicht, welchem sich diese Männer unterzogen, denn die neu gegründete Gesellschaft be stand aus verschieden gearteten Mitgliedern. Neben qi- nigen Männern der Tat standen viele, denen bei aller Begeisterung für das neue Vorhaben der Gedanke an ein eigenmächtiges Vorgehen doch einen gewissen Schrak- ken einjagte, weil siie vor der mit der Ausführung solcher Pläne verbundenen Verantwortung zurückschru- ten. Hier aber galt es, kraftvoll zu handeln, wenn etwas erreicht werden sollte. Zwei Vorbedingungen waren zunächst zu erledigen: die Beschaffung der für eine Expedition erforderlichen Geldmittel und der Entschluß, gegen welchen Teil des afrikanischen Festlandes das Unternehmen sich richten solle. Dem Grafen Joachim Pfeil, der bereits über sine lange afrikanische Erfahrung verfügte, gebührt das Verdienst, trotz mancher harten Gegnerschaft un verwandt dafür eingetreten zu sein, daß die Küste Zan zibar gegenüber zum Ausgangspunkte des Vorgehens gemacht würde. Im Herbst 1884 waren die Verhand lungen und Vorbereitungen so weit gediehen, daß die Expedition nach Zanzibar abgehen konnte. Sie bestand außer Dr. Peters und Graf Pfeil aus einem Dr. JüMke und einem Kaufmann Otto, langte Anfang November dort an und ermöglichte es, nach Ueberwindung un endlicher Schwierigkeiten, bereits am 10. November die Ueberfahrt nach dem afrikanischen Festlande durch zuführen und damit ihre eigentliche Tätigkeit zu begin nen. Innerhalb sechs anstrengender Wochen erwarb sie durch Verträge in den Landschaften Usegua, Nguou, Usagara und Ukami Hoheits- und eine Reihe von Pri vatrechten von zehn eingeborenen Häuptlingen (Jum- ben genannt), hißte die deutsche Flagge und bestimmte verschiedene Plätze für die Anlegung von Stationen. Hiermit war in jenen Gebieten fester Fuß gefaßt, und es kam nun darauf an, daß die deutsche Reichsre gierung diesen bisher nur im Namen der Gesellschaft für deutsche Kolonisation gemachten Erwerbungen ihre Schutzhoheit zuerkannte. Zu diesem Zweck eilte Dr. Peters, der inzwischen einen eingehenden Bericht über die Erfolge der Expedition dem Fürsten Bismarck unterbreitet hatte, Mitte Januar nach Berlin, wo er am 5. Februar eintraf und dem Altreichskanzler die politische Tragweite der bereits gemachten und noch zu erhoffenden Erwerbungen darlegte. Die Folge hier von war, daß der Kaiser am 27. Februar 1885 für jene Gebiete die Schutzherrschaft des Reichs aussprach. Ei- nige Tage später wurde Dr. Peters vom damaligen Prinzen Wilhelm, dem jetzigen Kaiser, empfangen, der für die Sache die lebhafteste Teilnahme an den Tag legte und hierbei die ermunternden Worte ausrief: „Immer höher mit der deutschen Flagge!" Seit 25 Jahren ist Ostafrika eine deutsche Kolonie. Welcher Wandel hat sich in dieser Zeit mit dem Lande vollzogen! Als es von uns erworben wurde, war es nicht viel mehr als eine Wildnis, und heute ist es von Verkehrswegen durchzogen- weist es emporblühende Städte auf, darunter die Hauptstadt Daressalam mit etwa 30000 Einwohnern, in denen man so bequem lebt wie in Europa. Mit der Heimat ist es durch eine ständige Schiffahrtslinie verbunden, sein Handel er nährt Tausende im Mutterlande und ebenso viele, die fern von letzterem ihren Erwerb suchen. Mit hoher Befriedigung kann Deutschland schon jetzt auf seine dort vollbrachte Kulturarbeit zurückblicken. Von Schlössern, die im Monde liegen. Roman von M. Kneschke-Schönau. 0- Fortsetzung.) Die Baurätin hatte aufmerksam zugehört. „Du sprachst vorhin von einem Entschluß, den ihr beide heute nacht gefaßt habt. Kann ich ihn erfahren und euch bei der Ausführung irgendwie behilflich sein ?" erkundigte sie sich teilnehmend und strich mit der fleischigen, sehr wohl gepflegten Hand über de» Arm der Nichte. Dankbar schaute ihr diese in die Augen. Welch warmen, seelenvollen Ausdruck diese großen, dunklen Mädchenaugen hatten! Der Tante wurde es ganz weich ums Herz und wieder erwog sie im stillen den Gedanken, wenigstens dieser Nichte, die ein wirklich liebenswertes Geschöpf war und deren echt weibliches, sanftes Wesen ihr Sympathie einflößte, ein Asyl in ihrem Hause anzubieten. Die würde sich gewiß niemals oordrängen, um ihre eigenen Töchter in den Schatten zu stellen, sondern dasselbe gute Hausgeistchen sein, wie sie es bisher hier gewesen war. „Deine Hilfe wird uns sehr willkommen sein, liebe Tante," erwiderte Elfriede nach einigem Nachsinnen, „wenigstens was deine Empfehlung in deinem gewiß sehr großen und wohl habenden Bekanntenkreise betrifft. Wir gedenken nämlich die Räume unseres Hauses während des Sommers an Fremde zu vermieten. Wir beide ziehen während dieser Zeit in das kleine Nebengebäude im Garten. Es enthält allerdings nur zwei niedrige, winzige Stübchen, aber wir behelfen uns schon. Im Winter haben wir ja dann wieder das ganze Haus für uns und Jutta kann ihr schönes Maltalent pflegen und sich damit ein Taschengeld verdienen, während ich feine Handarbeiten anfertigen und einige Klavierstunden geben könnte. Meinst du nicht, Tantchen, daß das zu einem bescheidenen Lebens unterhalt reichen dürfte?" Erwartungsvoll richtete Elfriede ihre Blicke auf die Tante, die schon bei den ersten Worten ihre bequeme Lage im Sessel aufgegeben hatte und nun mit steif aufgerichtetem Oberkörper und hochmütigem Gesichtsausdruck die schroffe Antwort gab: „Die Töchter des Obersten von Rhode, meine Nichten, können unmöglich Zimmer vermieten! Das schlage dir aus dem Sinn, mein Kind! Das schickt sich nicht für Damen eure» Alters und eures Standes. Schlimm, daß ich, die bürgerlich Geborene, dir das sagen muß " „Aber, Tante Auguste, ich bitte dich, wir sind doch? nicht mehr achtzehn!" warf Elfriede ein. „Und dann halte ich das für immer noch besser, als eine abhängige Stellung bei fremden Leuten anzunehmen, wozu ich mich schwer, Jutta aber niemals entschließen würde." „Das ist Dünkel, so rechter Aristokratendünkel l" erwiderte die Baurätin pikiert. „Um einer in euren Augen demütigenden Stellung zu entgehen, wollt ihr lieber Hungerpfoten saugen und am Ende gar euren guten Ruf aufs Spiel setzen."