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durch Bruno, beim er gesprächsweise schon, in den ersten TagM der Fahrt mitteiilt-e, daß ex den jungen Mar tens, der kürzlich zesailten sei, kenne und diesen noch vor 'seiner Abreise nach, Afrika gesprochen habe. Das gab die Anknüpfung der Bekanntschaft, die sich rasch veutieftq, da beide in ähnlicher Auffassung demselben Ziel entgegenstrebten. Die nicht zu dämpfende Sehnsucht nach Afrika, die Leutnant Eduarsd immer wieder nach, dem dunklen Erdteil hin gezogen hatte, die begeisterte Liebe für seine Schutztruppe und die hohe Auffassung, für deren Auf gaben, die er, von waumem Herzschlag getrieben, leb haft zu schildern wußte, steiMxie auch bei Bruno des sen Gefühle. Aus dem AlltpgKgetriebe herausgezogen^ in den vollen Ernst des Lebens hmeingestellt, kam es ihm zugleich zum Bewußtsein, welch ein herrliches Ding es pm eine Kameradschaft sei,, Heren schönste Früch te in Kampf und Gefahren,und in gemeinsam ertra gener Not und Entbehrung reifen. Ursula hielt sich auf der Reife völlig zurück. Der tiefe Schmerz hatte ihre natürliche Lebendigkeit ge dämpft, hie nur dann wieher erwachend sich, regte«, wenn sie hier u nd da bei d en Unterhaltungen zugegen war, die Bruno mit Leutnant Eduard führte. Wie selbstverständlich handelte bas Gespräch Hann nur über Afrika, die dortigen.Verhältnisse, die Pflich ten der Schutztruppe, ihre Kämpfe und, ähnliches. Aus den großen Braunaugen des jungen Mädchens, mit denen sie ihn so ernst und nachdenklich anblickte. Wenn er von drüben sprach, hatte Leutnant Eduard,' ein tiefes Verständnis entgegemgokeuchtet, und er ge stand es sich heimlich, ein, haß es ihn inst Entzücken erfüllte, wenn es ihm gelungen war, einen warmen Strahl aus dieser dunklen Tiefe heraufzulocken. Ra scher. pochte sein Herz, wenn er ihre schlanke Gestalt auch nur von ferne gewahrte, und immer klarer wurde es ihm, daß ar dieses Mädchen liebte, das so ganz an ders geartet war, als hie junge Damenwelt, mit der er. bisher in Berührung, gekommen, und von denen keine einzige imstande gewesen war, eine wärmere Regung in ihm zu wecken. Diese still verschwiegene Liebe, die durch das täg liche Zusammensein auf dem engbeg,ranzten Raum im mer neue Nahrung empfing, wuchD immer mächtiger empor, in d.-sm Herzen des Offiziers, aber er sagte sich, daß jetzt nicht die Zeit sei,, sblchen Träumen nach- zuhängen. Ursula erschien ihm«, durch ihre Trauer gleichsam gefeit. Wie hätte er ihr jetzt von Liebe reden können! Ihm selbst konnten jetzt keine Myr ten blühen, was ihn in Afrika erwartete, waren Kam- pfesspenden, Lorbeer oder Grabzypressen. Es war einer der letzten« Abende der Reise. In den nächsten Tagen mußte Shiakopmund erreicht sein. Die Geschwister saßen zusammen« auf Deck, etwas abgesondert von den anderen. Eine wehmütige Ab- schiedsstimmung schlich sich bei ihn,en ein. Leise, wie verträumt, rauschten die Wellen, und plätscherten am Bug des Schiffes. Sterndurchfunkelt war das Him melszelt, und der eigenartige Zauber dieser milden Tropennacht spann seine Fäden nm sie her. „Störe ich nicht, wenn -ich mich etwas zu Ihnen setze?" fragte Leutnant Eduard und trat kn die Ge schwister heran- Bruno rückte sofort zur Seite und! machte ihm Platz. „Kommen Sie nur. heran, .Sie sinh der Dritte hier in unserem Bund und erscheinen wie gerufen, denn ich will's nicht leugnen, wir zwei hatten uns etwas festgeredet in Abschiedsgssdanken, da tut's gut, wenn man wieher von arideren Digg en spricht". Der Offizier hatte Platz genommen, er wandte sich an Ursula. „Ihr Bruder wie ich kommen zur Abteilung Estorfs in dieselbe Kompanie. Seien Sie überzeugt, ich werde als älterer Kamerad und als alter Afrikaner ihm mit Rat und Tat immer zur Seite bleiben. Kameradschaft im höchsten Sinne soll nns verbinden, und sollte ich ihn je mit meinem Leben schützen oder, retten können, so sollen Sie wissen, daß ich es ohne Besinnen tun Würde", Bruno legte in aufwallxnder Wärme seinen Arm nm der Kameraden. ,Mner für alle und alle für einen. Wir wissen, was es heißt — treue Kamerad schaft". Mi feuchtem Wiche sah. Ursula auf die beiden. Sie reichte Leutnant Eduard ihre Hand. „Ich danke Ih nen", sagte sie leise, „es ist mi« viel, daß ich« gerade Sie in Brunos Nähe weiß". Seine Hand umschloß fest die ihre, und ehrfurchts voll führte er sie an seine Lippen'. Ein Gespräch wollte an dem Abend nicht recht in Gang kommen, immer wieder traten Pausen ein, und besonders Ursula war schweigsamer als sonst. Ein Wunsch lag ihr am Herzen, eine Mtte, hie Leut nant Eduard ihr erfüllen sollte. > Sie hatte es noch nicht über sich vermocht, mit einem Fremden über den Geliebten zu sprechen. Sie fürchtete die eigene Schwä che, die Tränen, die sie nicht zurückhalten konnte, und die wollte sie keinem zeigen, der ihp nicht nahe stand. Diese Wochen aber, hatten ein Band auch zwischen ihr und dem Offizier geknüpft, die „afrikanische Frei- maurereik", wie dieser es einmal scherzend und doch leuchtenden Auges genannt, hatte sie zusammengeführt. Jetzt stand er ihr nahe, das fühlte sie, er wußte auch, durch Bruno Bescheid, daß sie ein Recht hatte, um den Toten zu wemen, auch 'wenn sie sich nicht seine Braut nannte. Mochte er denn immerhin ihre Trä nen sehen, sie brauchte sie ihm nicht zu verbergen. So sagte sie denn jetzt mit bewegter Stimme: „Mein Bruder hat mir exzählt, daß Sie in Breslau mit Herrn Martens noch die letzte Stunde zusammen waren. Wollen Sie mir, bitje, davon erzählen, alles, dessen Sie sich noch erinnern? Hasso Martens stand mir ja nahe, sehr nahe". Sie brach ab, hie Stimme ver sagte ihr. Im vollen Verständnis ihrer Gefühle erzählte der Offizier auch die kleinsten Nebenumstände dieses letzten Zusammenseins. Er sah>, Ivie dabei Träne auf Träne in ihren Schoß fiel, und wußte, daß er den Toten be neidete, dem dieser. Schmerz galt. Als er geendet hatte, wandte sie das liebliche, schmerzerfüllte Gesicht ihm zu. ,>Für jedes Wort, das Sie mir von ihm gesagt haben«, danke ich Ihnen. Es ist so bitter schwer, das Liebste zu verlieren". Ueber das Gesicht des Offiziers zuckte eine riefe Be wegung. Erst nach einer Pause sagte er, und seine Stimme klang dabei umischleiert: „Als ich in Afrika war, kam mir ein kleiner Vers in die Hände, den einer unserer Reiter am Vorabend des Gefechts ge-, dichtet hatte. Er fiel den Tag daräuf. Seine Sa chen wurden mir eingxhäNdigt, und ich fand die Zei len in seinem Taschenbuchs Sie waren wohl an die Liebste daheim gerichtet. Ich habe sie den Seinigen geschickt, aber sie auch sogleich für mich notiert in ihrer ganzen Ursprünglichkeit. Darf ich sie sagen?" Er sah, daß sie die Lippen bewegte, verstehen konnte er ihre Antwort nicht, aber er mußte ihren Blick zu deuten. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Von der Berliner Flugwoche. Auf dem Flugfelde bei Adlershof war am Dienstag nachmittag reges Treiben; es beteiligten sich fast alle Konkurrenten an dem Wetlfliegen, wenn es bei einigen auch kaum über Startver such hinauSkam. Leider endete der schöne Tag mit einem kleinen Unfall. Der Chilene Edwards stürzte mit seinem Voistn-Zweidecker auf acht Meter Höhe ab und wurde von dem Apparat begraben, doch hat er sich nur kleine Abschür fungen zugezogen. Rougier machte insgesamt 20 Runden in 54 Minuten, er erreichte eine Höhe von 94 Metern und er ledigte acht Runden für den Geschwindigkeitspreis in 24 Min. 10 Sekunden. Blöriot machte die acht Runden in 22 Min., Latham in 24 Minuten 23 Sekunden. — Eine gehörige Beute haben die Berliner Ein brecher gemacht, welche die Ortskrankenkasse in dem Vorort Oberschöneweide beraubten. Sie erbeuteten nicht weniger als 81000 Mark in Wertpapieren und 6000 Mark bar. Zum Glück sind von den Wertpapieren nur für 2000 Mark Coupons zum 1. Oktober fällig, es sind Z^prozentige preußische Staats papiere, so daß sich also Vorsorge treffen läßt. Die Ein brecher sind ganz geübte „Geldschrankknacker" gewesen. — Zündhölzer mit zwei Köpfen. 59 Gebrauchs muster darüber sind bisher beim Reichs-Patentamt angemel det worden. Nun kann wieder jemand ein Schutzmittel gegen das Verbrennen der Finger erfinden! — Benzolexplosion in Bochum. In der Ben zolreinigungsanlage der Zeche „Lothringen" in Gerthe hat in der Nacht vom 27. September eine Explosion stattgefunden, die dadurch veranlaßt wurde, daß in dem im Keller der Ben zolreinigungsanlage befindlichen Laboratorium Benzolgase sich gebildet und auf bisher unaufgeklärte Weise entzündet hatten. Große Verwüstungen wurden an den Zechengebauden, an den umliegenden Wohnhäusern, sowie in der ca. 60 Meter ent fernt liegenden Kolonie der Zeche angerichtet. In dieser Kolonie weisen fast sämtliche Häuser handbreite Risse auf. In mehreren Häusern find die Zimmerdecken eingestürzt und die Türfüllungen und Fenster aus den Rahmen gerissen worden. Eine Person wurde schwer, mehrere andere leicht verletzt. Der verursachte Schaden ist ziemlich bedeutend. — Magnetische Stürme. In verschiedenen Erd teilen wurde Sonnabend nachm. ein magnetischer Sturm von ungewöhnlicher Heftigkeit beobachtet, der nach den vorliegen den telegraphischen Meldungen stundenlange Störungen im internationalen Kabel- und Telegraphenverkehr verursacht hat. W'e immer bei magnetischen Stürmen sind auch Nordlichter beobachtet worden. Wir berichteten schon kurz darüber. Mag netische Stürme und Polarlichter sind die Folge ganz beson ders gesteigerter Sonnentätigkeit. Ihr Eintritt fällt gewöhn lich mit dem Erscheinen großer Fleckengruppen auf der Sonne zusammen. Tatsächlich ist auch gegenwärtig wieder eine aus gedehnte Fleckenbildung beobachtet worden, die sich in diesen Tagen etwa in der Mitte der Sonne befindet. Wie Direk tor vr. Archenhold von der Treptow Sternwarte der „Berl. Morgenpost" mitteilt, war allerdings an den beiden letzten Tagen durch dichte Bewölkung eine Beobachtung der Sonne nicht möglich, so daß sich über das augenblickliche Aussehen und die Größe der Sonnenflecken nichts sagen läßt. Der ge lehrte weist aber darauf hin, daß das Auftreten heftiger mag netischer Stürme und weit nach Süden hin sichtbarer Polar lichter nicht immer mit dem Auftreten sehr großer Flecken zusammenfällt. Die gesteigerte Sonnentätigkeit kann sich auch durch besonders auffällige Protuberanzen und Sonnenfackeln bemerkbar machen. Die Sonnenflecken sind vermutlich unge heure Wolken von Metalldämpsen, deren Ausdehnung oft 70000 bis 150000 Kilometer und mehr beträgt und deren Zusammenhang mit den magnetischen Stömngen auf der Erde dadurch leicht eine Erklärung findet, zumal die elfjähr igen Perioden der Sonnenfleckenhäufigkeit genau mit den Perioden starker magnetischer Störungen zusammenfallen. — Reiche Ernte in Rußland. Nach einer reichen Ernte stehen ungeheuere Mengen Getreide zum Verkauf. Da Mangel an Eisenbahnwagen herrscht, muß das Getreide zum Teil in Lastwagen nach den Häfen befördert werden. Auf der Eisenbahnstrecke Nowotelerkassk—Tschertkows haben sich 2800 mit Getreide beladene Wagen aufgestaut, sodaß die Bahn verwaltung kein Getreide zur Beförderung annehmen kann. . — Diebstähle auf russischen Eisenbahnen Auf dem Nicolaibahnhof ging ein Postsack mit wichtigen, an das Hofministerium und den Zaren adressierten Korrespon denzen verloren. Der Postsack wurde später auf einem ent fernten Bahnsteig liegend aufgefunden. ES ist noch nicht bekannt, ob die Dokumente entwendet worden sind. AuS einem anderen, nach Sewastopol adressierten Postsack sind 50000 Rubel gestohlen worden. — Angriff auf eine Prozession. Nach einer Mel dung des „Maiin" fand am Mittwoch in Castra in Spanien trotz des Protestes des Bürgermeisters eine Prozession statt. Der Zug wurde plötzlich von einem Trupp bewaffneter junger Leute überfallen und es kam zu einem blutigen Handgemenge, wobei ein Priester und ein Prozesstonsteilnehmer durch Mes serstiche gelötet und 56 Personen mehr oder minder schwer verletzt wurden. — Die Nordpol-Entdeckung schafft immer neue Sensationen. War eS schon mehr wie merkwürdig, daß Or. Cook seine Dokumente über die Forschungsreise nicht selbst "Mitteilungen des Königs. Standesamts Eibenstock vom 22. bis 29. September 1909. Aufgebote: u. hiesige: Der Kgl. Försterkandidat Otto Richard Heger mit der Haustochter Marie Gertrud Drechsler in Wildenthal. Der Wald arbeiter Carl Richard Martin mit Clara Helene Mühlmann hier. Der Tischler Ernst Paul Uhlmann mit Minna Helene Herrmann hier. b. auswärtige: Der Zollsekretär Paul Hermann Lindner hier mit der Haustochter Martina Katharina Schubert in Dresden. Der Steinhol,leger Martin Emil Bernhard Stockmann in Gautzsch mit Marie Margarete Frida König in L.-Reudnitz. Eheschließungen, keine. Geburten: (Nr. 267—275) Dem Fleischer Martin Müller hier I S. Dem Maschinensticker Paul Edmund Weck hier I S. Dem Zimmermann Hermann Curt Weiß hier l T. Dem Bäcker Richard Paul Voigt hier I S. Dem Maschinensticker Paul Emil Nötzold hier 1 T. Dem Hausmann Han- Albin Seidel hier 1 S. Dem Stickmaschinenbesitzer Ernst Emil Lippoldt hier 1 S. Dem Maurer Michael Tomljanovic hier l T. Hierüber I un- ehel. Geburt hier. Sterbesälle: (Nr. 162—165) Kurt Erich Hüthel, S. deS Fabrikarbeiter- Paul Bernhard Hüthel in Blauenthal, 4 M. 17 T. Auguste Wilhelmine Dietrich geb. Wild hier, 1 Witwe, 82 I. 4 M. 18 T. Max Alfred Kehrer, S. des Streckenarbeiters Ernst Wilhelm Kehrer in Blauenthal, 2 M. 29 T. Kurt Georgi, S. der Stickei in Anna Helene Georgi hier, 2 M. 28 T. mit nach New-Bork brachte, sondern sie dem Jäger Whitney überließ, der sie wieder in einem Versteck auf Grönland ver barg, so ist die Behauptung einer Brooklyner Zeitung noch ärger, die dahin geht, daß die Cookschen Nordpol-Photographieen Fälschungen darstellen. Sie sind im Jahre 1901 von einem Mitglied« der Peary-HilfS-Expedition ausgenommen. Wenig stens wird das laut behauptet, während Leutnant Peary weiter sagt, vr. Cook sei niemals am Pol gewesen. Einer von den beiden Forschern wird nun jedenfalls bald matt ge setzt sein, wenn nicht alle Zwei. — Wenn Frauen schießen. Großes Aufsehen erregt in ganz Amerika ein mörderisches Revolverduell zwischen zwei Frauen der Chicagoer Gesellschaft. Seit längerer Zeit herrschte zwischenzwei Chicagoer Damen, der Frau Jacob Siloer und der Frau Tripp, erbitterte Eifersucht. Gestern lud Frau Siloer ihre Feindin zu einem Besuche ein, und diese kam auch ahnungslos der Einladung nach. Kaum hatte Frau Tripp die Zimmer der Frau Siloer betreten, als diese die Tür ab schloß und auf ihren Gast Revolverschüffe abzufeuern begann. Nach Landessttte war natürlich Frau Tripp auch mit einem Revolver bewaffnet, und sie feuerte nun ebenfalls auf ihre Angreiferin. Die Schießerei dauerte nahezu eine '/r Stunde, bis endlich Frau Tripp durch eine Kugel mitten ins Herz ge troffen wurde und tot zu Boden fiel. Frau Siloer, die während des Duells ebenfalls mehrere Kugeln in den Leib erhalten hatte, gab sich, als sie ihre Rivalin leblos auf der Erde liefen sah, selber den Tod, indem sie sich eine Kugel in die Schlafe schoß. Die Leiche der Frau Tripp wies nicht weniger als 15 Schußwunden auf, von denen mehrere tödlich waren. — Ein Dampfer in die Luft geflogen. Wie das „Reutersche Bureau aus Rangoon meldet, ist der Dampfer „Clan Mackintoch" von der Madras Steam Navi gation Company, nach Kalkutta unterwegs, auf hoher See in die Luft geflogen. Von der Besatzung des Dampfers, welcher nur dem lokalen Handelsverkehr dient, wurde nur eine Person gerettet. — Wie schnell wird geflogen? Der Halb starre französische Ballon „La Republique" sauste mit etwa 44 Kilometer (pro Stunde gerechnet) durch die Luft, als der eine Schraubenflügel abriß, in die Ballonhülle hineinflog und die totale Katastrophe herbeiführte. Zeppelin ist schon in einer Schnelligkeit von 55—60 Kilometern geflogen, hat es in der Regel aber bei 50 bewenden lassen, die er aber auch ganz glatt beherrschte, und die beiden anderen Ballonsysteme Groß und Parseval leisten wohl etwa dasselbe. Darüber steht nun allerdings weit die Durchschnittsgeschwindigkeit von 110 Kilometern, die der Franzose Latham bei seinem Fluge vom Tempelhofer Feld bei Berlin bis nach dem 10 Kilo meter entfernten Johannisthal erreichte. Darnach stände der Flugapparat also obenan. Aber — er kann nicht immer fliegen, wie er will; der Wind ist der maßgebende Faktor, und um den braucht sich Zeppelin nicht viel zu bekümmern. — Daß die Franzosen nach dem Malheur ihres Militärballons sich ebenso eifrig für das starre Zeppelin-System aussprechen, wie sie früher dagegen waren, ist erklärlich. Aber sie ver gessen, wie lange es dauerte, bis sich unser Luftgraf seine Leute heranzog, wie opferwillig und unverdrossen diese sein müssen. Das bringen nicht alle Nationen so fertig. — Ein Schwerenöter. „Hören Sie auf, Herr Leut nant! Sie sind unausstehlich, ich will Sie nicht mehr sehen!" — „Wie Sie befehlen, gnädiges Fräulein, werde so fort das Licht auslöschen!' Wettervorhersage für den 30. September 1909. Nordwind, wolkig, kühl, kein erheblicher Niederschlag. Neueste Nachrichten. — Berlin, 29. September. Als der Rechnungsrat Hauschild, weil sich in seiner neuen Wohnung starker Gas geruch bemerkbar machte, die Gasleitung an der Decke mit einer Kerze ableuchtete, entzündete sich ausströmendes GaS und explodierte unter starkem Knall. Hauschild wurde von der Leiter herabgeschleudert und durch die Stichflamme am ganzen Oberkörper so schwer verletzt, daß er nach dem Kranken hause geschafft werden mußte. Frau Hauschild erlitt am Gesicht und an den Händen erhebliche Brandwunden. Die Wirkung der Explosion war so stark, daß zwei Wände durch den Luftdruck eingedrückt und fast sämtliche Fenster des HauseS zertrümmert wurden. — Köln, 29. September. Bei einem fünfjährigen Kind auS Reudelsterz, daS während der Tollwut epidemie, die im Hochsommer in der Rheinprovinz herrschte, geimpft wurde, ist jetzt die Tollwut zum Ausbruch ge kommen. DaS Kind verfiel in Tobsucht und wurde inS Krankenhaus gebracht, wo es seinem Ende entgegen steht. — Weida, 29. September. Nach einer unvermutet vorgenommenen Revision der Stationskaffe wurde der lang jährige Stationsverwalter sofort seines Amtes enthoben. Der Fehlbetrag beläuft sich auf 3000 Mark. — Paris, 29. September. Ein 30jähriger Handwerker aus der Rheinprovinz beteiligte sich in einer Jahrmarktsbude an einem Preisringen. Er stürzte tot mit eingedrücker Wirbelsäule nieder. Gegen den schuldigen BerufSatleten Rey wurde eine Untersuchung eingeleitet.