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für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung Abonnement oiertelj. l M. 50 Pf. einschließl. des .Illustr. Unterhaltungsbl/ u. der Humor. Beilage »Seifen- blasen^ in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. Lrtrgr.-Adrestr: Amtsblatt. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. —7! 56. Jahrgang. -- . - —— Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feierlage für den fol genden Tag. JnsertionspreiS: die kleinspaltige Zeile l2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Nr. 210. LIS Dienstag, den 28. September LNÄS Freiwillige Spenden für den Erwriternngsban des Kriippel- heims Zwickau nimmt die Stadtkasse hier gern entgegen. Stadtrat Eibenstock, den 24. September 1909. H-ste. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Ofengeschäftsinhabers in Eibenftock wird auf Antrag des Konkursverwalters auf den 6. Hktoöer 1909, vormittags 10 Mr eine GlänbigerverfammMng vor das unterzeichnete Gericht berufen zur Beschlußfassung darüber, ob die vorhandenen Tonwaren, die angeblich als Commissionsware geliefert sind, für die Konkursmasse in Anspruch genommen, oder welche Vergleichsanerbieten gemacht werden sollen. Eibenstock, am 23. September 1909. Königliches Amtsgericht. Dienstag, den 28. September 19VS, nachmittags 3 Uhr soll im Hotel „Stadt Dresden" hier ein daselbst eingestelltes Sofa an den Meistbieten den gegen sofortige Barzahlung versteigert werden. Eibenstock, den 27. September 1909. Der Gerichtsvollzieher des König!. Amtsgerichts. Das Luftschiff-Unglück in Frankreich. Von einem schweren Ungslück, das die Teilnahme des ganzen Auslands herausforderh, ist, wie bereits tele graphisch gemeldet, Frankreich betroffen worden. Das in letzter Zeit anläßlich der französischen Manöver viel genannte Militärluftschiff Frankreichs „La Ropublique" ist auf der Rückfahrt vom Manövergelände bei La Pa- lisse nach seinem Standort Meudon in der Luft explo diert und aus einer Höhe von 100 Metern herabgestürzt. Die Gondel und die Eisenteile des Luftschiffs schmetter ten mit furchtbarer Gewalt vor dem Portal des Schlos ses Ainiby zu Boden nieder, die vier Insassen oer Gon del, der Hauptmann Marchal,, der Leutnant Chaurö und zwei Unteroffiziere waren, sofort tot. Mit Trauer vernimcht man dies neueste und schwerste Unglück, das die aufstrebende Luftschiffahrt Frankreichs betroffen. Die Ungslücksfchläge häuften sich in letzter Zeit. Mit dem Todessturz des Aviatikers Lefebre aus seinem Aeroplan begann es, wenige Tage später traf den Kapitän Ferber das gleiche Schicksal, jetzt, gerade an dem Tage, wo in Berlin die erste deut sche Flugwoche eröffnet wurde, kommt die Kunde von dem furchtbaren Unglück der „Republique". Der Auf stieg des Luftschiffs vollzog sich bei schönem Wetter und die Fahrt nahm zunächst einen guten Verlauf. Ueberall, w-o es sich zeigte,, wurde das erste Militär luftschiff Frankreichs mit lebhaften Ovationen begrüßt. Infolge des warmen Sonnenscheins verlor der Ballon allerdings an Gas und sank bis zu einer Höhe von 100 Metern herab, doch war das ein Umstand, der weiter nicht ins Gewicht fiel. Man war vielleicht anderthalb Stunden gefahren, als plötzlich dsr Flügel eines Pro pellers abfprang und die Ballonhülle durchschlug, wo durch das Gas entströmte. Gleichzeitig scheint auch am Motor etwas nicht,in Ordnung gewesen zu sein, denn es erfolgte eine furchtbare Gasexplosion!, die im Nu den Ballon zerstört hatte. Mit rasender Geschwin digkeit sauste jetzt die Gondel mit den unglücklichen 4 Insassen zu Boden, alle wurden sofort getötet. Mini- sterpräs,ident Briand wurde sofort von dem Unglück unterrichtet, dieser teilte es dem Präsidenten mit, der sich tief erschüttert zeigte. Die mit der RHpubttque" verunglückten Offiziere, welche beide dcM Luftschifferbataillon des 1. Genie- Regiments angehörten, waren unverheiratet, die Un teroffiziere dagegen verheiratet und Familienväter. Von einem Augenzeugen wird berichtet, daß die Leichen der Verunglückten furchtbare Verletzungen aufweisen. Hauptmann Morchgl hat mehrere Schädelbrüche er litten, Leutnant Ehaurö sinh Brust und Beine zer quetscht. Die beiden Unteroffiziere waren vom Mo- top förmlich zerschmettert worden. Die RopUblique" war ein Luftschiff des halbstarcen Systems. Man hatte, um den Jnnendruck des durch die Sonnenbestrahlung erwärmten und ausgedehnten Gases ungefährlich zu machen, in den Ballon Ventile eingebaut, die sich selbsttätig öffneten und das Gas in bestimmter Menge austreten ließen. Ein Platzen des Ballons konnte ahs,o nicht recht stzattfinden. Mit Aufmerksamkeit hatte man die Tätigkeit der „Röpu- blique" während der französischen,Herbstmanöver be obachtet, während wefcher sie gleich dem deutschen „Groß II" bei dem Kaisermanöver.hervorragende Dienste in der Aufklärung des Geländes leistete. Die »Ropu- blique" hatte nicht die Gröhe eines Zeppelinschen Luft schiffs. ihr Motor leistete nur 70 Pferdestärken, sie war also nicht so leishuiqgsfähig, wie die deutschen Bal lons, immerhin aber war sje der beste Luftschifftyp nächst dem deutschen u.nd hatte gerade durch ihre Ma- növerfahrhen ihre praktische Verwertbarkeit bewiesen. * 1- Paris, 25. ^September. Kaiser Wilhelm hat durch den Militärattache Major von Winterfeld dem französischen Kriegsministerium anläßlich der Kata strophe des Luftschiffes „La Ropublique" sein Bei leid ausgedrückt. Tagesgeschichte. Deutschland. — Der Reichskanzler von Bethmann- Hollweg wird angeblich bis in das erste Oktober- Drittel im bayrischen Hochgebirge bleiben, ursprüng lich war die Rückkehr nach Berlin schon für den 27. d. M. vorgesehen. Auf Wunsch seiner Familie und seiner dienstlichen Umgebung sott sich der Kanzler zur Aus dehnung seines Aufenthaltes im Hochgebirge entschlos sen haben. — In das Reich der Fabel verweist die „Nordd. Allg, Ztg." die Behauptung, daß zwischen dem Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg und dem Unterstaatssekretär v. Lind eq nist ein Ge gensatz bestehe, daß Herr Deruburg aus seinem Amte scheiden und an seine Stelle der Unterstaatssekcetär im Auswärtigen Amte Stemrich treten solle. Die A b r ü st un gs f r ag e im Reichstag. Der Reichstag hat sich nach der Wiederaufnahme sei ner Tätigkeit alsbald mit der Neuregelung unserer Han delspolitischen Beziehungen zu England zu beschäfti gen, da das HandelsprMisorium am 31. Dezember d. I. abläuft. Bef dicher. Gelegenheit werden Aeuße- rungen vom Bund-esratstiische üb^r die englische An regung wegen Einschränkung der Flottenrüstungen er wartet. — Einigung über die Talonsteuer. In einer auf dem Reichsschatzamh abgphaltenen Sitzung, an der 15 Vertreter der zumeist in Betracht komme» den Gesellschaften teilnahmen, wurde eine Einigung dahin erzielt, daß die einmal ausgegebenen Talons nicht, zurückgezogen zu werden brauchen, und daß die bet,r. Steuerquoten für sie an denjenigen Terminen zu zahlen sind, an denen sie saust gewohnheitsmäßig zu zahlen gewesen wären. Da viele der neu ausgegebe nen Talons bis zu 50 Jahren ausgestellt^ waren, so brauchen diese Jahre nicht auf einmal abgestempelt zu werden, die Herausgeber können die Steuer vielmehr in bestimmt vorgesehenen Zeitabschnitten zahlen. Tre ten auch die noch zurückhaltenden Aktien-Gesellschaften dem von den gnderu bereits unterzeichneten Abkom men bei, so wird einer halbamtlichen Berliner Mel dung der ,Köln. Zhg." zufolge dem Reichstage keine Novelle zum Talonsteuer Gesetz zugphen; andernfalls doch und zwar sofort, — DerneuedeutscheDreadnought „Hei zöl and", der in Gegenwart des Prinzen und der Prin zessin Heinrich von Preußen in Kiel vom Stapel ge lassen wurde, machte auf dem Wasser einen glänzenden Eindruck und darf nach jeder Richtung hin als ein vollkommenes Kriegsschiff bezeichnet werden. Und gleichwohl hatte der Bau dieses 20000 Tonnen Wasser verdrängenden Kolosses gerade nur 9 Monate gedauert. Das neue Linienschiff ist der 500. Schiffsbau der Ho- waldts-Werke. — Verbesserungen des „Z. III". Am „Z. III" werden in nächster Zeit eine Reihe von Verbesserun gen und Neuerungen erprobt werben, die sich aus den Erfahrungen auf den Fahrten nach Berlin, Frankfurt und dem rheinisch-westfälischen Industriegebiet erge ben haben. Zunächst wird die neue Kraftübertragung durch Stahlbänder verbessert werden. Ferner wird zur Erzielung größerer Eigengeschwindigkeit und zur Er reichung größerer Betriebssicherheit ein dritter Daim lermotor von 115 Pferdekräften in das Luftschiff ein gebaut. Die Lustschiffbaugesellschaft Zeppelin hat bei den Daimterjverken in Untevtürkheim bereits diesen Motor bestellt, und Ingenieur Stahl befindet sich zur zeit dort zur Abnahme des Mptors. Die Gesamt stärke der Mötoren witzd also in Zukunft 345 Pferde kräfte betragen anstatt der bisherigen 230. Die Ver suche mi't Funkentelegrpphie, die in der letzten Zeit mit dem „Z. III" angestellt wurden waren, sollen wieder holt und eingehend geprüft werden. Der im Bau be findliche „Z. IV" wird- wesentlich größere Ausmessun gen als alle vorhergegangenen Zeppelistschiffe erhal ten. Während „Z. I" 43000 Kubikmeter hält und „Z. II" und „Z. III" je 15000 Kubikmeter Inhalt ha ben, soll „Z. IV" 20000 Kubikmeter fassen. Lesterrcich-Ungarn. — Der Rücktrittdes ungarischen Mini- steriums Weckerle soll doch endgültig sein. Der Kaiser und König Franz Josef empfing sowohl den früheren Finanzminister Lukacs sowie den Führer der katholischem Volkspar.tsi, Grafem Zichy. Es heißt, daß einer dieser Herren mit der Bildung des Kabinetts betraut werden wirsd^ Es fragt sich nur, ob es dann Frieden geben wirb? — Graf Zeppelin in Wien. Vorbereitungen großen Stils zum Empfange Zeppelins will bereits in nächster Zeit der Wiener Gemeinderat treffen. Ein dahingehender Antrag wurde von dem Kollegium auf das sympathischste begrüßt und' in der Abstimmung an genommen. Zeppelins Besuch in Wien ist für das Frühjahr nächsten Jahres in Aussicht genommen, ein genaues Datum konnte natürlich, noch nicht festgesetzt werden. Der Besuch, gilt in erster Linie dem Kai ser Franz Josef. Der „Z. III" sollte Anfangs Septem ber dem greisen Kaiser anläßlich seiner Bodensee-Fahrt vorgeführt werden, durch, den Unfall bei Bülzig, den das Luftschiff auf seiner Rückkehr von der Berliner Reise erlitt, kam es jedoch, zu spät in Friedrichshafen an und Oesterreichs Kaiser mußte sich auf ein andermal vertrösten. Die Tschechen in Wien. Wie sehp sich das Dschechentum in Wien bereits zu Hause fühlt, und wie weit seine Anmaßung geht, wird charakteristisch durch eine Notiz im.„Vibenski Dennik" beleuchtet, in der Mnz offen von „einem deutschen Einbruch in das tschechische (!) Favoriten" gesprochen wird. Es ist also schon so weit gekommen, daß die Wiener Tschechen die Abhaltung einer, deutschen Protestversammlung in dem Wiener Bezirk Favoriten als einen deutschen Ein bruch in tschechisches Gebiet bezeichnen zu dürfen glau ben. — Die erfreuliche Folge dieiser steigenden An maßung ist nach den Mitteilungen des V. D. A. das iistmer stärkere Hervortreten des nationalen Verteidi- gungsgedankens in der einflußreichen christlich-sozia len Partei. Diese hat infolge der letzten Vorgänge so eben im niederösterveichischen Landtage den Dring- lichkeitsantrag eingebracht, daß die Regierung die lox Kolisko-Axmann bestätigen möge, durch die die deut sche Unterrichtssprache in Niederösterreich festgelegt wird. Bei dem großen Einfluß, den die christlich-soziale (Patztet besitzt, erscheint dieser Schritt doppelt bedeu- tungs- und aussichtsvoll. Der Dringlichkeitsantrag wurde von dem Parteiführer Lueger selbst begründet. Holland. — Der Kommandant der Festung Amuiden hat sich am Sonnabend auf Befehl des Kriegsministers an Bord des schwedischen Unterseebotes „Hvalen" be geben, um im Namen des Ministers dem Kapitän das Bedauern über den ist der letzten Nummer unseres Blattes erwähnten Zwischenfall auszudrücken. Serbien. — Nach einer Meldung aus Belgrad ist die ser bische Thronfolgesrage jetzt so geregelt wöl ben, daß die Krone in dem Falle, daß Kronprinz Alexan der keine Nachkommen hmteMßt, au den Prinzen Ge vrg übergeht.