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Amts- uiiü Anzeigeblktt Abonnement viertelj.,1 M. 25 Pf. einschließl. deS .Jllustr. UnterhaltungSbl/ u. der Humor. Beilage .Seifen« blasen^ in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen Reichspostanstalten. llrlrgr.-Adrrffe. Amtsblatt. für den Mirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. Erscheint wöchentlich drei Mal und zwar Dienstag, DonnerStag u. Sonn abend. Jnsertionspreis: die kleinspaltige Zeile l2 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fmisprrchkr Nr. Litt. LL1 58. Jahrgang. Dienstag, den 21. September Oeffentliche Sitzung des Bezirksausschusses findet Donnerstag, den 3«. September ISttS, von vormittags '/,12 Uhr an im Sitzungszimmer des Hotels Ratskeller zu Schwarzenberg start Königliche Amtshauptmannschast Schwarzenberg, den 1b. September 1909. Nachklange zum Kaifermanöver. Wie immer, so hat sich, auch in diesem Jahr die Auslandsprosse mit dem deutschen Kaisermanöver be schäftigt, sie gibt allgemein, ihirgr Achtung vor den Lei stungen der deutschen Truppen Ausdruck. Nun,, diese Pud auch des Lobes wort gjessvessem. Besonders waren die Marschleistungen diesmal ungewöhnlich starke. Durchschnittlich wunden täglich 50 Kilometer zurückge legt, die preußischen 8. Jäger aber und das badische und bayerische Kaiser,rogiment schlugen diesen Rekord noch, indem sie 62 bezw. 63 Kilometer zurücklegten. Diese Ziffern sind umso erstaunlicher,, als in allen Regimen tern viele Reservisten eingezogen waren, in manchen Regimentern bis zu 50 Prozent. Seinem bayerischen 6. Regiment hat der Kaiser für die vortrefflichen Lei stungen noch seine besondere Anerkennung bewiesen, in dem er ihm ein Paar silberne Pauken für 10 400 Mk. schenkte. Scherzend soll der Kriegsherr dabei gesagt haben, sie dürsten aber nicht mit Bier gefüllt werden! > Wie schon mehrfach erwähnt;, bewies Kaiser Wil helm auch diesmal wieder, seine echte Soldatennatur. Fünf bis sechs Stunden auf dem Rücken des Pferdes in strömendem Regen — das ist immerhin eine Lei stung, die man ohne weiteres nicht schafft, den Kaiser aber genierte es nicht. „Deutschland kann stolz sein auf seine Armee und ebenso stolz auf seinen Kaiser,, der alle Strapazen mit den Soldaten mitmacht",, sagte der türkische Generalissimus Schefket Pascha, der der Gast Les Kaisers während der Manöver war. Und er fügte bezeichnenderweise noch hinzu: „Wenn wir 30 Jahre einen solchen Kaiser gehabt hätten,, wären wir auf einer andern Stufe!" Bei einer Würdigung der Leistungen der Truppen darf nicht der Train vergassen werden, er, von dem der Doldatenvers spottet: ,-Der Train hat keine Kah ne nicht, auf seinem Schwert steht: Töte nicht". Wahr haftig, der Train ist eine Truppe, auf die im Ernst fälle viel, sehr viel, ja unter Umständen alles ankommt. Die jüngsten Kriege und auch jetzt wieder das oeutsche Kaisermanöver haben bewiesen,, daß Kriege und Ma növer ohne einen tüchtig geschulten,, zuverlässigen Train überhaupt Nicht zu führen sind. Und gerade im ver flossenen Kaisermanöver hatte der Train infolge der Schwierigkeit des bergigen Terrains besondere Auf gaben zu bewältigen, deren Lösung voll und ganz gelang. Die Hoffnung Zeppelins, an den Kaisermanövern vielleicht noch im Aufklärungsdienst mitwirken zu kön nen, ist infolge des dichten Nebels, der auch die Fahrt verlangsamte, gescheitert. Auf seiner Fahrt nach dem Manövergelände erlitt das Luftschiff einen leichteren Unfall, der es jedoch nicht verhinderte, unverzüglich in glatter Fahrt nach Frankfurt zurückzukehren. Dort ist es am 17. September 5 Uhr 20 Minuten auf dem Flugplätze der „Jla" gelandet. Die Reparaturarbeiten werden etwa 2 Tage in Anspruch nehmen, wodurch die Fahrt nach Dortmund und Essen auf einige Tage ver schoben wird. - Ueber den Unfall selbst wird fol gendes gemeldet: Bei dem Versuche, die Orientierung wiederzugewinnen, die es infolge des Nebels verloren hatte, ging heute früh kurz nach, 7 Uhr das Luftschiff in der Nähe von Merchingen zu tief hinunter und näher te sich bis auf 2 Meter dem Erdboden. Beim Wieder aufstieg streifte der Hintere Teil des Luftschiffes bei dem absteigenden Gelände eine Eiche. Infolge des starken Anpralles brach der Stahlbandantrieb des rechten Hinteren Propellers. Außerdem wurde das Gestänge mehrfach verletzt und in die Hülle des Hin teren Balloniteiles einige Löcher gerissen, sowie einige unbedeutende Beschädigungen an dem Hinteren Lauf gang verursacht. Tagesgeschichte. — D euIsschla nd. Am vergangenen Sonnabend weilte der Kaiser zur Einweihung der Schack- Galerie in Bayerns Hauptstadt. Bei seiner An kunft auf dem Münchner Hauptbahn Hof wurde dem Kaiser vom Prinzregenten Luitpold und den bayerischen Prinzen ein äußerst herzlicher Empfang bereitet. Der Kaiser, in der Uniform seiner Bamberger Ulanen, und der Prinzregent umarmten und küßten sich wiederholt. Mit dem übrigen Prinzen tauschte der Kaiser Gruß und Handschlag aus und sprach den kürzlich 70 Jahre alt gewordenen Herzog vr. Karl Theodor, den bekann ten Augenarzt, besonders herzlich an. Nach der Be grüßung wurde dem Kaissex der Prinz Ernst Au gust zu Braunschweig-Lüneburg zum ersten Mal vorgestellt und zwar durch den Prinzregenten. Der Kaiser schüttelte dem sich tief verbeugenden Prinzen hie Hand und zog ihn in ein längeres Gespräch. Im offenen Zweispänner wurde sodann die Fahrt durch die reich geschmückten Straßen nach dem Residenz schloß ongetreten. Hier wurden zwischen dem Kaiser und dem Regenten die üblichen Besuche ausgewechselt. Der Kaiser unterließ es dabei nicht, seinen Dank für die Beteiligung der bayerischen Truppen an dem Kai sermanöver auszusprechen. Nachdem der Kaiser noch den einzel nen Prinzen Besuch abgestattet hatte, begab er sich nach dem Mün - chener Rathaus zur Entgegennahme der Goldenen Bür germedaille. Eine festlich- gestimmte Menge bereitete dem Kaiser auf seinem Wege stürmische Ovationen. An der Treppe des Rathauses wurde der Kaiser von dem Oberbürgermeister vow Borsscht empfangen und in den Saal geleitet. Pagen mit Wachsfackeln und Ehrenjungfrauen schritten in feierlichem Zuge dem Kai ser vorauf. Im Rathaussaale war für den Kaiser ein Thron errichtet worden, auf dem dieser Platz nahm. Nach einer kurzen Ansprache des Oberbürgermeisters von Borfcht überreichten zwei'Pagen knieenld auf seide nem Kissen die Mappe mit der Rede des Oberbürgermei sters und eine goldbeschlagene Prunkkassette, eine Elfen beinstatuette des Münchener Kindl enthaltend, das auf einem Küssen die Goldene Bürgermedaille trägt. So dann wurde dem Kaiser ein Ehrentrunk Pfälzer Weines gereicht. Der Kaiser erhob sich, dankte für den ihm bereiteten herzlichen Willkommen, sprach seine Genug tuung aus, daß ihm in dem Augenblick, da er der Schackgalerie eine bleibende Stätte auf Münchener Bo den bereitet habe, Münchens Ehrenbürgermedaillc über reicht werde und leerte den ,wou schönen Münchner^ innen" gereichten Pokal auf das Wohl des „lieben herrlichen München". — Nach dem Frühstück in der preußischen Gesandtschaft wurde die neue Schackgalerie eingeweiht. Der Kaiser nahm zunächst das Wort, in dem er auf die Bedeutung der Galerie hinwies, die dazu beitragen könne, den künstlerischen Geschmack wie der zu heben, und den Prinzregenten bat, die Galerie für eröffnet zu erklären. Dieser Aufforderung kam der Prinzregent mit bewerten Worten des Dankes an den Kaiser nach. Den Prinzen Karl und Franz von Bayern, den jüngeren 'Söhnen des Prinzen Ludwig, 7md dem Prinzen Konrad, dem jüngsten Sohn des Generalfeld- marschalls Prinzen Leopold von Bayern, verlieh der Kaiser den Schnurzen Adlerorden. Der Erbauer der Schackgalerie Professor Littmann erhielt den preußi schen Kronenorden 2. Klasse. Prinzregent Luitpold ver lieh dem Reichskanzler von Bethmann-Hollweg, osr beim Kaissevem.pfa.ng zugegen war, den Hubertusorden. — Der Kaiser, der am gestrigen Sonntag Gast des Herzogs von Sachsen-Altenburg war, trifft heute Montag früh in Hainichen ein, um mit dem König von Sachsen zusammen an den zweitägigen Manövern der beiden sächsischen Armeekorps bei Chemnitz teilzuneh men. — Ein dritter Kaisseren kel. In der kron- prinzlichen Familie sieht man zum November einem freudigen Familienereignis entgegen. — Moltke in der Walhalla. Auf Anord nung des Prinzregenten Luitpold von Bayern soll in der Walhalla zu Regensburg neben der Büste Bis marcks auch die des Feldmarsschalls von Moltke zur Seite des Denkmals Kaiser Wilhelms I. aufgestellt wer den. — Der Reichsbankdiskont. Der Zentral« ausschuß der 'Reichsbank tritt am heutigen Montag zu einer Sitzung zusammen, um über den Vorschlag des Präsidenten, den Diskont von 3^/., auf 4 Prozent berauf zusetzen, Beschluß zu fassen. — Orville Wright vollführte am Sonnabend verflossener Woche eine neue großartige Leistung, in dem er einen neuen Rekord für Passagierflüge aufstellte. Er blieb nämlich mit seinem Schüler, dem Korvetten kapitän Engelhardt 1 Stunde, 35 Minuten, 47 Sekun den in der Luft und landete glatt. — Frankfurt a. M., 18. September. Nach Be schlüssen der Zeppeliw-Luftschiffbau-Gesellschaft sollte der „Z. III" am Sonntag nachmittag eventuell das rheinisch-Westfälische Jnsdustrierevier aufsuchen, wobei sdie vorgesehene Zwischenlandung in Essen allerdings hätte unterbleiben müssen. In Hinsicht auf die außer- prdentliehe Enttäuschung, die dieser letztere Umstand in Essen verursachte, wird nuu der „Z. III" nach sei ner Fahrt über Elberfeld, Barmen, Solingen und Rem scheid nach Düsseldorf auch eine Fahrt nach Essen und sine Landung daselbst ausführen, woran sich ein Flug über das bergbauliche Revier in der ur- ssprüngllich geplanten Weise bis Dortmund anschließen wird. Die großen Werke haben sich entschlossen, für die in Betracht kommenden Stunden ihre Betriebe einzustellen. — Oe st e rreich - Uugarn. Die Wiener Blät ter widmeten dem am heutigen Montag' stattfinden den Besuch desdeutschen Reichskanzlers herz liche Begrüßungsartikel, in denen namentlich betont wurde, daß Herr von Bethmann - Hollweg als Ver trauensmann des treu verbündeten deutschen Kaisers des aufrichtigsten Willkommens sicher sei. — Das „Neue Wiener Tageblatt" sagt: Herr von Bethmann-Hollweg findet in Wien die herzlichste und freundschaftlichste Aufnahme um desjenigen willen, der ihn sandte, um der Nation willen, deren Angelegenheiten er führt lind ganz gewiß auch um seiner selbst willen. — Frankreich. Die schmutzige Fahnenaf- färe beim 334. Regiment beschäftigt noch immer leb haft alle Gemüter in Frankreich. Der Oberst des Regiments, bei dem sich der Vorfall ereignete, versam melte das Regiment, wies das besudelte Feldzeichen vor und sprach die Erwartung aus, das ganze Regiment werde, um den ihm angetanen Schimpf zu rächen, be müht fein, den Schuldigen aufzufinden. Bis jetzt aber hat man den Täter noch nicht. Von offiziöser Seite wird darauf hingewiesen, daß dieser unter den Sol baten des Regiments wahrscheinlich nicht zu suchen sei. Der Verdacht der Urheberschaft, richtet sich viel mehr gegen Maurer, die in der fraglichen Zeit im Festsaal der Kaserne, wo die Fahne stand, arbeiteten. Die Presse bezeichnet den Vorfall übrigens als eine Folge der antimilit.aristisschen Verhetzung. Zwei französische M i t r a i l l e u s e n verschwunden. Wie der „Jntransigeant" berich tet, sind zwei Mitrailleusen spurlos verschwunden, die aus der Kanonengießerei von Bourges für das 13. Infanterieregiment in Chambery bestimmt waren. Die Mitrailleusen wurden dem Bataillon, das sich im Ma növer befand, zugesandt, und zwar in zwei Kisten. In zwei anderen Kisten befanden sich die Lafetten. Nur die Kisten mit den Lafetten sind beim Bataillon angekommen. Die beiden anderen Kisten sind ver schwunden. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Toulon, 17. September. Ms der Schlepp dampfer „Jean d ' Agrore ", der den Postdienst zwi schen den Iles d'Hyeres und Toulon versieht, auf der Rückfahrt nach Toulon begriffen war, schlugen wenige Meter von ihm entfernt mehrere Geschosse ins Was ser, die von den Panzerschiffen „Patrie" und „Repu- blique", die gerade Schießübungen auf den Ktt- stenpanzer „Fulminant" abhielten, abgeschossen wor den waren. An Bord des Schleppdampfers, der sich schnell entfernen konnte, entstand eine große Panik. Der Dampfer hatte sich außerhalb der Gefahrzoue be funden. Der „Jean d'Mrere" ist vor kurzer Zeit schon einmal von Geschossen getroffen worden. Bei den Marinebehörden ist Beschwerde erhoben worden.