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jede fremde Beimiischuwg empfinde ich als störend bei deinen! Gesmvge". Das jwnge Mädchew hatte dem Vetter zwar ihre Hand gereicht und auch den Handkuß gelitten, doch lag in der Art, wir. sie das tat, etwas unendlich Kühles, Abwehrendes. „Da irrst du dich- Alex", antwortete jie ihM. ,^Herrn MartenS sichere Beherrschung der Lieder gibt meinem Gesaiwg erst den sicheren. Halt und die richtige Führung". Hasso hätte jubeln mögen bei Ursulas Worten, Alex aber bebte innerlich vor Zorn, mußte sich aber beherrschen, wollte er es nicht ganz mit seiner Kusine verderben. Diese fuhr in gleichmütigem Tone fort. „Ich glau be, du hast vorhin Herrn Martens' Begrüßung über sehen. Die Herren haben sich ja schon vor fünf Jah ren kennen gelernt". Was blieb dem jungen Eschenbron übrig als ge zwungenermaßen nachzuholen, was er absichtlich ver säumt hatte? Er wechselte dabei ein Paar inhaltlose Worte -nit Hasso und fügte dann, halü zu Ursula ge sendet, hinzu: „Ich, 'habe mir während der Fahrt ein ganzes Vergnügnngsprogramm für die nächsten Tage ausgearbeitet und bereits von der Mama vollste Zu- timmuug erhalten. Ihr habt euch, im der Landein- amkeit jetzt genug gelangweilt. Morgen geht's los, Irsel, wir werden sehr aushäusisg sein und die Nach barschaft unsicher machen." Ursula zuckte die Achseln,. „Von Langerweile habe ich nichts empfunden. Ich bleibe am liebsten in Klen kendorf". Der Diener kam und meldete, daß der Schlitten des Herrn Martens vorgefahren sei. Hasso fühlte keine 'Neigung, länger zubleiben. Er hatte den Wink, sich jetzt fern zu halten, wohl ver standen. Erinnerungen aus der Vergangenheit tauchten auf und vermehrten die Bitterkeit, die ihn bei Alex' Benehm,en erfüllte. Wer da!s glückselige Bewußtsein, Ursula,in diesem Kampf auf seiner Seite zu wissen, Halls ihm, die empörten Gefühle zurückzudrängen. Höflich, aber äußerst gemessen, empfahl er sich. Ursula reichte ihm die Hand. „Das nächste Mal müssen wir das Duett zu Ende singen, was wir heute abbrachen". Ehe Hasso antworten konnte, mischte sich Alex hinein. .„Dazu wird sich wohl schwerlich noch Zeit finden bei unserem überlasteten BerMügungsprogramm. Es sei denn, daß Herr Martens afriikamüde wäre und zum zweiten Male mit der Heimat wechseln wollte. Dann fände sich, wohl Zeit". Hasso sah den Gegner mit einem kalten Blick an. „Unter diesen Umständen werde ich wohl auf weiteres Singen verzichten müssen", antwortete er. „Ich bleibe der.neuen Heimat treu, wie ich, es der alten gewesen bin. Das Getreuseim haben wir zum Wahlspruch in un serer Familie erhoben". «Sein Blick streifte dabei Ur sula, während er sich, tief verneigte und das Zimmer verließ. Für den Augenblick herrschte ein etwas peinliches Schweigen unter den Zurückbleibenden. Ursula ordnete ihre Noten,, und die Kusine half ihr dabei. Alex war an das Fenster getreten und trommelte einen Sturmmarsch auf den Scheiben. Frau von Eschenbron, iU Angst vor einer Szene, hoffte, daß sich am Kaffeetische die Gemüter eher beruhigen würden und bat den Sohn- mit ihr ins Eßzimmer zu zehen, das gemütliche Kaffeestündchen harre seiner, die jun gen Mädchen würden wohl gleich folgen. Als Alex mit der Mutter das Wohnzimmer ver lassen hatte,, ließ er seiner üblen Laune freien Lauf. „Nimm mir's nicht übel, Mutter, aber ich finde es ganz unerhört, daß du diesem Sohn eines frag würdigen Herrn so Tor und Tür geöffnet hast. Der Vater wird außer sich darüber sein". „Ich habe es im meinem Brief an den Vater er- W-ähnt, daß der jungte Martens zu,m Feste bei uns ge wesen wäre", wagte die Mutter schüchtern einzuwenden. „Nun und?" Alex hatte ein Stück Kuchen vom Teller genommen und zerbröckelte es krampfhaft. Frau von Eschenbron- in hausfraulicher Eigenheit fegte die Krümel zusammen. „Ja, siehst du, ich glaubte damals, Herr Martens wolle gleich wieder zurück nach Afrika. Das hatte ich dem Vater geschrieben, und er antwortete Mir darauf nichts anderes als — glück lichen Rutsch". „Äbet dieser glückliche Rutsch ist eben nicht ein getreten und hätte wohl noch lange auf sich warten lassen, wenn ich nicht dazwischen gefahren wäre. Daß du das nicht einsiehst, wie in diesen Martensschen Be suchen eine Gefahr für Ursula liegt!" Frau von Eschenbron schüttelte energisch den Kopf. „So weit wird sich das Mädchen nie vergaßen, sie musiziert gern mit ihm. Das ist alses. Du kannst ganz ruhig sein, Alex". Der lächelte, was so viel sagen wollte als „Mutter, das verstehst du nicht". Laut aber sagte er,: „Ursel ist ein ganz eigenes Kraut. An tausend Dingen, die anderen jungen Mäd chen das größte Vergnügen machen, liegt ihr gar nichts. Sie Hat ihre absonderlichen Ideen. Darum eben «kann ihr solch ein Mensch wie dieser Martens gefährlich werden — Singen — Afrika — und was des Schwindels mehr ist". Die Mutter wollte das nicht zugeben, versuchte, da gegen zu reden, aber damit goß sie nur Oel in das Feuer. „Noch heute werde ich deml Vater schreiben und ihm reinen Wein einschenken. Wenn zwei so zusammen singen, wie die beiden das taten, dann steht man wo- ,möglich nicht mehr weit von der Katastrophe, das aber muß,und will ich verhindern. Der Onkel selbst soll ein Machtwort sprechen". Alex hatte sich? so in Leidenschaft hineingeredet, daß er zwar rasch abbrach, als jetzt die jungen Mädchen eintraten, aber doch- ein paar Minuten brauchte, um seine Selbstbeherrschung wieder zu gewinnen. Dann aber gab er sich einen gewaltsamen Ruck und war die Liebenswürdigkeit selbst für seine schöne Kusine. (Fortsetzung folgt.) Vermischte Vachrichten. — Wiesbaden. Der Preis von 3000 Mk. der Stadt für den ersten Lenkballon, der in Wiesbaden eintrifft, ist dem von der Jla in Frankfurt a. M. nach Wiesbaden geflogenen »Parseval III' zugefallen. — N sw York, 4. September. Dem Nordpol entdecker vr. Cook wurde von dem Direktor eines großem VarieteuNternehmens ein Vertrag auf IO Wo chen mit eurem Gehalt von' I6OOO Mark für die Woche angeboten. — Steuerzahlung durch Sparkassen- Ueberweisung. Ein eigenartiges Verfahren bei der Erhebung der Steuern ist neuerdings in Elberfeld ein eingeführt worden. Es ist dort den Steuerzahlern an heimgestellt, die Abgaben aus ihren Sparkrssen-Gut- haben überweisen zu lassen. Den Steuerzetteln ist ein Vordruck beigelegt, in dem die Behörde von der Zu stimmung des Steuerzahlers benachrichtigt wird. Nicht weniger als 7000 Steuerzahler haben sich zum ersten Male der neuen Einrichtung bedient. — RunddurchDeu ts ch l a nd. Eine Radfern fahrt „Rund durch Deutschland" wird für das nächste Frühjahr geplant. Die Veranstaltung soll nach dem bekannten Vorbild der Fernfahrt „Rund durch Frank reich" in sieben Etappen zür Entscheidung gelangen und am 27. März 1910 in Köln ihren Anfang nehmen. Die einzelnen Etappen, die -in vier Wochen zu absol vieren sind, wurden wie-folgt festgelegt: 1. Etappe: Köln—Münster—Osnabrück—Hannover, 2. Etappe: Hannover — Braunschweig — Magdeburg — Berlin, 3. Etappe: Berlin—Frankfurt a. O.—Kottbus—Görlitz —Liegnitz—Breslau, 4. Etappe: Breslau—Zittau- Dresden—Che m ni tz—L eip z i g , 5. Etappe: Leipzig—Plauen- Nürnberg, 6. Etappe: Nürn berg—Heilbronn—Karlsruhe—Straßburg, 7. Etappe: Straßburg—Metz—Trier^Koblenz-Kölu. An Preisen sind lim ganzen 20000 Mk. ausgesetzt, um die sich alle Fahrer bewerben können. — -Schweres Verbrechen. Die Polizei in Wien ist einem schweren Verbrechen auf die Spur gekommen. Ein löjähriger böhmischer Tischlerlehrling, der aus seiner Heimat nach Wien geflohen war, gab als wahren Grund seiner Flucht an, seine Meisterin habe ihm keine Ruhe gelassen und verlangt, daß er den Meister um einen Lohn von 200 Kronen ermorde. damit die Frau ihren Liebhaber heiraten könne. Nach fragen im Heimatsort Kralapp ergaben die Richtigkeit der Angaben. Alle Beteiligten sollen verhaftet sein. — Katastrophe auf Java. Der Gouverneur von Indien meldet in einer Depesche an den Kolonial minister, daß in der Nacht vom 29. zum 30. August die Äadt Loemadjang auf Java durch eine Ueber- schwemmung schwer heimgesucht worden ist. Die Zahl der Toteu wird auf 500 geschätzt. Viele Häuser And zerstört. Der der Ernte und dem Viehbestände zugefügte Schaden ist sehir groß. Unter der Bevöl kerung ist eine Panik ausgebrochen. Die Regierung hat die notwendigen Maßnahmen getroffen. NeueUebe-rschwem mün.gen in Mexiko. Durch neue verheerende Ueberschwemmungen sind in Tula 200 Häuser weggeschwemmt worden. Zahlreiche Menschen sind dabei umgekommen. Wettervorhersage für den 7. September 1909. Westwind, wolkig, kühl, zeitweise Niederschlag. Standesamlticlse Wachriäjlen von Schönheide vom 29. August bis mit 4. September 1909. Gtburtsfällt: 200) Dem Schlosser Alfred Tugemann hier l T. 201) Dem Bitrstensabrikarbeiter Friedrich August Leistner hier I T. 202) Der ledigen Stepperin Gertrud Lina Meyer hier I S. 203) Dem Tischlerge hilfen Gustav Emil Oschatz hier 1 T. 204) Dem ans. Landwirt Paul Emil Schwotzer hier 1 S. Aufgebote: a. hiesige: 5K) Bürstenfabrikarbeiter Karl Emil Günnel hier mit Bürsteneinzieherin Gertrud Helene Häcker hier. 56) Geschirrsührer Ernst Georg Albert hier niit Bürsteneinzieherin Elsa Franziska Glaß hier. K7) Handarbeiter Friedrich OSkar Meinhold in Schnarrtanne niit Haustochter Klara Minna Thomas hier. d. auswärtige: keine. Eheschließungen: keine. Sterbefälle: 124) StickereiauSschneiderin Klara Helene Genscher hier, ledigen Standes, 18 I. 8 M. 17 T. 125) Ida Johanne, T. des Zimmer gesellen Albin Frieß hier, 1 M. L3 T. 126) Friedrich Max, S. deS Bürsten fabrikarbeiters Friedrich Max Röder hier, 12 I. 2 M. 5 T. Kirchennachrichten aus Schönheide. Mittwoch, den 8. September 1909, abends 8 Uhr: Bibelstunde. Pastor Böttger. Neueste Nachrichten. — Augsburg, 5. September. In d-er Kaserne des 4. Feldarti-llerieregiments brach in einem Mann- schaftszi-mmer mit 18 Betten infolge Explosion einer Lampe Feuer aus. Zwei. Soldaten, die vom 2. Stock auf die Straße sprangen, trugen lebensgefährliche Ver letzungen davon. — Kopenhagen, 5. September, vr. Cook und der amerikanische Gesandte Eg an waren heute Abend zur königlichen Tafel in Charlottenlund geladen, an welcher außer dem König und der Königin sämt? lich-e Mitglieder der königlichen Familie teilnahmen. Am Dienstag hält vr. Cook in der Geographischen Ge sellschaft einen Vortrag über seine Reise. — Hslsiwgör, 5. September. Der dänische Dampfer „Lolland", auf der Reise von Blyth nach Koysör, ist Mittwoch früh in der Nordsee infolge Ver schiebung der Ladung 80 Meilen von Blyth gesunken. 6 Mann von der Besatzung wsurdien von einer schwe dischen Bark aufgenommen und in Helsingör heute an Land gesetzt. Dar Kapitän und die übrigen 9 Mann der Besatzung, sowie 1 Passagier werden vermißt, sie sind wahrscheinlich ertrunken. — Petersburg, 5. September. Das Minister komitee sprach sich im Prinzip für einen Eisenbahnbau quer über den Hauptrücken des Kaukasus mit einem Kostenaufwande von 60 Millionen Rubel aus. Die Eisenbahn wird 480 Kilometer lang sein und 21 Tun nel haben. — Paris, 4. September. Die Ausbesserungsar beiten am Luftschiff „Republ'ique" werden in La Paslisse duvchgeführt werden. Die „Republique" wird naich dieser Meldung allso doch an den Manövern teil- Uehmen. — Beverly, 4. September. Präsident Tast hat an vr. Cook, der ihm telegraphisch die Erreichung des Nordpols mitteilte, folgendes Telegramm gerich tet: Jhive Mitteilung, daß Sie dien Nordpol erreicht haben, veranlaßt mich, Ihnen meine herzlichsten Glück wünsche darzubrii-nLen. Es erregt den Stolz aller Ame rikaner, daß diese Großtat, um welche die Welt so lange vergeblich sich bemüht hat, durch die intelligente Ener gie und die bewunderungswürdige Ausdauer eines un serer lieben Landsleute vollbracht worden ist. "WW der ISS. König!. Gächs. Landes-Lotterie Ziehung der 4. Klaffe am 8. und S. September 1S0S hält empfohlen OustlLV Lmil Hickel. Zu sofort ein Dienstmädchen bet gutem Lohne gesucht. Kivenstock Hausgrundstück zu verkaufen. Auskunft erteilt Ernst Viektvea, Aeußere Auerbacherstr. 29. MndM. HmWiM, hübsche Lage, sehr gut verzinslich, ist bei geringer Anzahlung billig zu ver kaufen. Offerten unter L. LSI an die Exped. d. Bl. erbeten. TakuLalsdänäer, um Kinder» das Zahnen z« er leichtern. 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