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Amrs- M Aszmebllltt Abonnement viertelj. 1 M 50 Pf. einschließl. de» »Jllustr. Unterhallungsbl.' u. der Humor. Beilage »Seifen blasen* in der Expedition, bei unseren Boten, sowie bei allen Reichspostanstalten. Tclegr.-Adrcffe: Amtsblatt. für den Ücjirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. «.scheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage für den fol- genden Tag. JnsertionSpreiS: die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. LIV ——. 57. AaHrgaug. - — Sonnabend, dcu 26. Februar L»LO Die Nr«. 62, IIS und IIS des i Nachtrages znr SchankftLttenverbotslifte find zn streichen. Stadtrat Eibenstock, den 24. Februar 1910. Hesse. Der erwachte Orient. Das Attentat auf den Ministerpräsidenten von Aegypten, der doch eigentlich nur ein Vollstreckungs- beamter der englischen Regierung ist, zeigt wieder ein mal, daß die gesamten Orientalen sich den Schlaf aus den Augen gerieben haben und aufgewacht sind. Man sieht im Orient solche politischen Verbrechen mit anderen Augen an, wie wir, das aus-der-Welt-schaffen eines politischen Gegners ist etwas Selbstverständli ches beinahe. So haben es auch die Jungtürken in Kon stantinopel mit den Kreaturen des gestürzten Sultans Abdul Hamid gemacht, und selbst in den christlichen Balkanstaaten sind politische Morde und Hinrichtungen etwas sehr Häufiges gewesen. Die Engländer, die in Aegypten so hervorragend interessiert sind, die in In dien mit dem Fanatismus der Eingeborenen so üble Erfahrungen in letzter Zeit gemacht haben, haben diese Kunde aus dem bisher von Attentaten verschonten Nillande mit sehr gemischten Gefühlen vernommen, denn sie zeigt ihnen, wie auch dort die bisher so demütigen Bewohner energisch ihr Recht auf Herrschaft verlangen. Das Pharaonenland verdankt der englischen Okkupa tion viele Wohltaten, aber dieser Aufschwung in der Entwicklung hat den Haß der Eingeborenen gegen die Fremden nicht erstickt, er hat sich auch gegen die eigenen Landsleute, die den Fremden dienen, gerichtet. Eine neue Entwicklungsperiode ist im nahen und fernen Orient da, die dem alten Europa vielleicht noch grö ßere Ueberraschungen bringen kann, wie dies aus Ame rika geschehen ist. Alle Nationalitäten im Orient befinden sich in Gärung resp. in einer Umwandlung. Japan hat aus seiner Umwandlung zum modernen Staat bereits die Konsequenzen gezogen, und sein Beispiel findet allent halben Nachahmung. Wahrscheinlich wird in einem Menschenalter die Welt ebenfalls staunen, wenn sie sieht, was dann aus China geworden ist. Unter blu tigen Kämpfen haben die Perser ein neues, modernes Kleid angezogen, die Inder streben danach, und die Stämme, die zwischen Indien und Persien Hausen, werden mitgerissen. Die Türkei zeigt kräftigen Egois mus und von Konstantinopel aus finden alle Musel männer Förderung ihrer auf Selbständigkeit gerichte ten Bestrebungen. Die Erkenntnis, daß bisher die Abendländer aus dem Orient den größten Nutzen ge zogen haben, ist überall erwacht und sie hat an die Stelle des früheren Gehorsams einen gesteigertem Haß gesetzt. Und wenn wir diese neue Bewegung auch un liebsam empfinden, wir können nicht bestreiten, daß auch sie eine gewisse Berechtigung hat, denn sie ist nationalen Ursprungs. Wir haben im vorletzten Jahr zehnt angenommen, die Reihe der politischen Tages fragen werde sich erschöpfen, aber das war eine Selbst täuschung. Tagesgeschichte. Deutschland. - Graf Aehrenthal in Berlin. Wolffs Telegraphisches Bureau veröffentlicht folgendes Com- muniquö: Seit dem Bestände des engen Bun desverhältnisses zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn gehört der persönliche Ge dankenaustausch zwischen den führenden Staatsmän nern beider Reiche zu den Traditionen der Kabinette von Berlin und Wien. Eine Bekräftigung dieses alten Brau ches muß in der Reise des Grafen Aehrenthal nach Berlin und in dem Besuche erblickt werden, welchen der österreichisch-ungarisch« Minister des Aeußern dem deutschen Reichskanzler Herrn von Bethmann-Hollwrg in Erwiderung von dessen vorjährigem Besuche in Men abstattete. Beide Staatsmänner hatten neuer dings die ihnen erwünschte Gelegenheit, sich über die verschiedenen politischen Fragen, welch« in letzter Zeit zur Diskussion standen, aussprechen ,zu können. An knüpfend an ihre Unterredungen vom vorigen Herbst waren sie in der Lage, festzustellen, daß ebenso Deutsch land wie Oesterreich-Ungarn die Erhaltung des »ta- ius quo im nahen Orient anstreben und daß si« die weitere Konsolidierung der inneren Verhältnisse des ottomanischen Reiches mit ihren Sympathien begleiten. Herr Graf Aehrenthal und Herr von Bethmann-Holl- weg verbleiben bei ihrer ruhigen Beurteilung der näch sten Zukunft sowohl was die Lage in Europa im allge meinen, als auch die Entwickelung im nahen Orient an langt. Diese Zuversicht stützt sich vor allem auf das Bundesverhältnis beider Staaten zu Italien, sowie auf die günstige Entwickelung der Beziehungen Deutsch lands und Oesterreich-Ungarns zu den anderen Mäch ten, welche die so notwendige Erhaltung der Eintracht unter den Mächten wirksam zu fördern geeignet sind. — Beisetzung des Reichstagspräsiden- ten Grafen zu Stolberg. Die Leiche des Reichs- tagspräsidenten Grafen zu Stolberg-Wernigerode wur de Donnerstag auf seinem Familiengute Dönhofstädt beigesetzt. Der mit Blumen bedeckte Sarg war in der Schloßkapelle aufgebahrt. Als Bertrter des Kaisers erschien der kommandierende General von Mackensen. Mit dem Vizepräsidenten des Reichstages Erbprinzen zu Hohenlohe-Langenburg waren etwa 15 Mitglieder aller Fraktionen gekommen, um dem Verblichenen die letzte Ehre zu erweisen. — Der Ankunftsstempel. Ueber die bundes staatliche Postkonferenz, die kürzlich in Berlin statt gefunden hat, erfährt das „B. T.", daß man zwar der Wiedereinführung des Ankunftsstempels auf Wertsen dungen und Eilbriefen allgemein zugestimmt hat, daß jedoch an eine Wiedereinführung des Ankunftsstem pels bei gewöhnlichen Briefen nicht zu denken sei. — Verdächtige L an d e s v e r r ä t e rin. Auf Veranlassung der elsässischen Justizbehörden ist auf Grund eines vom Untersuchungsrichter des Reichsge richts ergangenen Haftbefehls in Kiel ein unter Sit tenkontrolle stehendes Mädchen, das zugereist war, we gen Verdachts des Landesverrats verhaftet worden. Ein schönes Beispiel der Arbeiter fürsorge hat der verstorbene Großindustrielle Selve in Altena gegeben, der den Arbeitern und Angestellten seiner Werke testamentarisch l 300000 Mark vermacht hat. Ausprägung von Silber münzen. Es war zu erwarten, daß der Bundesrat auch für das laufende Jahr eine umfassende Ausprägung von Silber münzen in Aussicht nehmen würde. Nach den Be schlüssen in seiner letzten Sitzung sollen an Drei und Zweimarkstücken für 40 Mill. Mark geprägt werden. Wieviel davon auf die eine und wieviel auf die andere Münzsorte kommen werden, ist nicht bekannt geworden. Man Wird aber wohl in der Annahme nächt fehl gehen, daß der größere Teil der Prägungssumme den Drei markstücken zugute kommen wird. Im Jahre 1909 sind von dieser Münze für 40,9 Millionen Mark hergestellt, während die Zweimarkstücke sich um den Betrag von 0,3 Millionen Mark vermehrt hatten. Ist das Neuprä gungsver.hältnis zwischen beiden Münzsorten im Iah re 1910 ein ähnliches, so ist mit einer ganz bedeuten den Vermehrung der Dreimarkstücke im laufenden Jahre zN rechnen. Ende 1909 liefen für insgesamt 55,6 Millionen Mark Dreimarkstücke um. Da di« neue Münz sorte sich im Verkehr großer Beliebtheit erfreut, wür de ihre stark« Vermehrung, auch den Wünschen der weitesten Kreise der Bevölkerung, entsprechen. Neben bei wird von der Silbermünzprägung der Betriebs fonds des Reiches eine beträchtliche Aufbesserung er fahren. Ihm fließen bekanntlich die Münzprägungsge Winne jetzt regelmäßig zu Oesterreich-Ungarn. Die deutsch-freiheitlichen Parteien und der Rücktritt Schreiners. Aus Wien, 24. Februar, wird gemeldet: In der heutigen Volks versammlung der deutsch-freiheitlichen Parteien bean tragte Wolf mit Rücksicht auf die durch die Entlassung des deutschen Landmannministers dem deutschen Volke zugefügte Brüskierung dem Ministerpräsidenten mitzu teilen, daß er auf die Stimmen der deutsch-freiheit lichen Parteien nicht mehr rechnen dürfe. Der An trag wurde mit 33 gegen 19 Stimmen abgelehnt Groß und Prade stellten einen Antrag, in der dem früheren Minister Dr. Schreiner für sein zielbewußtes Wirken im Interesse des deutschen Volkes gedankt, die Art und Weise seiner Entlassung schärfstens getadelt und be tont wird, daß die Deutsch-freiheitlichen unter keinen Umständen auf die Aufrechterhaltung des deutschen M. II. Landsmannministeriums verzichten und sich Vorbehal ten, aus der Entlassung Dr. Schreiners die weiteren Folgerungen zu ziehen. Der Antrag wurde nahezu einstimmig angenommen. England. Gegen den Premierminister Asquith werden sogar Bedenken innerhalb der liberalen Par tei laut. Seine eignen Parteiangehörigen werfen ihm vor, er habe das Land irre geführt, indem er während der Wahlkampagne von bündigen Garantien seitens der Krone gegen das Oberhaus gesprochen habe, und jetzt nach der Wahl keinerlei Vollmachten besitze, ja nicht einmal ernstlich gewillt zu sein scheine, das Veto recht des Oberhauses in den Budgetfragen zu bre chen. DerErtrag derenglischenErbschafts- steuer im Etat des laufenden Finanzjahres, das mit dem 31. März d. I. schließt, ist auf 22^/4 Millionen Pfd. angenommen. Die Einnahmen haben betragen im er sten Vierteljahr 6,5 Mill., im 2. Vierteljahr 5,1 Mill., im 3. ViktteljaM 4,1 Mrll. und un laufenden Iayre-tns zum 12. Februar 2,4 Millionen, zusammen 18,7 Millionen Pfd. In der Zeit bis zum 31. Marz d. I. müßten also noch rund 4 Millionen Pfund vereinnahmt werden, wenn der Voranschlag erreicht werden soll. Aber mögen auch nur 20 Millionen Pfund aus der Nachlaßsteuer ver einnahmt werden, der Reichtum Englands kann nicht deutlicher in Erscheinung treten, als durch die Tatsache, daß im Etatsjahr 1909/10 täglich weit über 1 Million Mark als Abgabe von Hinterlassenschaften in die Staatskasse geflossen ist! Und der englische Familien sinn hat dabei keinen Schaden gelitten. Türkei. Ein türkisch-deutscher Zwischenfall. Das türkische Gericht in Serres hat den deutschen Untertanen Rospert wegen tätlichen Widerstandes ge gen die Polizei zu der verhältnismäßig hohen Strafe von 4 Jahren Gefängnis verurteilt. Der Gerichts hof hat dabei die durch das Kapitulationsrecht vor geschriebene Maßnahme außer Acht gelassen und oen Prozeß ohne Assistenz des deutschen Konsuls in Saloni ki oder des mit der Wahrnehmung der deutschen Inte ressen in Serres betrauten österreichischen Vizekonsuls geführt. Der deutsche Botschafter hat alsbald in ei ner Note bei der Pforte gegen dieses im Widerspruch zu den bestehenden Verträgen erlassene Urteil prote stiert und erklärt dasselbe für null und nichtig. Der deutsche Botschafter behält sich die Ergreifung weite rer Schritte vor, falls nicht die sofortige Annullierung des Urteils erfolgt. Der Exsultan lebt! Die Blätter veröffent lichen ein amtliches Communique, worin die Nachrichten von dem angeblichen Ableben des Exsultans Abdul Ha mid dementiert werden Der Zustand des Sultans sei unverändert. Amerika. - Philadelphia, 24. Februar. Hier rotteten sich gestern die Angestellten der Baldwin Lokomotiv- werke zusammen und griffen die Polizei mit Revol vern an. Es entspann sich ein lebhaftes Ge fecht, wobei es auf beiden Seiten über 200 Verwun dete gab. Der Anführer der Ruhestörer und eine große Anzahl Streikender wurden schwer verletzt. Weitere schwere Ruhestörungen und Verhaftungen folgten. Die Staatskonstabler wurden nunmehr mobilisiert und be auftragt im Innern der Stadt die Ordnung wieder herzustellen. Auf einigen Linien der Straßenbahn ist der Betrieb wieder ausgenommen worden. Jeder Wa gen ist mit acht Polizisten besetzt. Asten. Chinas Vorgehen in Tibet. Wie das Reuterschr Bureau erfährt, sind 25 000 nach japanischem Muster ausgebildete chinesische Soldaten von Szcehuan wach Tibet aufgebrochen. Sie stehen unter Führung des Bruders des Bizekönigs von Szcehuan und sind mit Apvaraten für drahtlose Telegraphie, mit Maschi- nengawehren und Gebirgsgeschützen versehen. Augen schechilich ist baabsichtigt, Chinas Herrschaft in Tibet aufzurächten». die Lage an dec Grenz« zu verbessern und der chinesischen Niederlassung neuen Mut einzu flößen. Zur Ausrüstung dieses Zuges sind in den bei-