Volltext Seite (XML)
Amtliche Mitteilungen aus der 28. Hitzung des Stadtrates j« KiSeustock vom 29. Jun 1909 Anwesend b Stadträt«. Den B-rsitz führt Herr Bürgermeister Hesse. — Ohne Bewähr sür daraus abgeleitete Rechte. — 1) Au» Anlaß de» wesentlichen Umbaue» eine» vom Stammgrundstücke ab- getrennten Hause« bestimmt man für da» Trennstück die Anlieger, leistungen. 2) Bevor man Auftrag zur Lieferung eine» Dampkeffel« für di« Gasanstalt erteilt, wünscht man noch die Einreichung der Angebote von 2 anderen Firmen für Dampfkesselbau. 3) Aus Ansuchen de» Erzqebirgszweigverein» hier legt man vorbehältlich der Zustimmung de» Stadtverordneten Kollegium» fest, inwieweit und unter welchen Bedingungen stadtseitig da» Unternehmen eine» Bielhau» Neubaues durch Gewährung von Darlehen, Ueberlassung von Grund und Boden, Zuführung von Ga»- u. Wasserleitung usw. gefördert werden soll. 4) Im Entwürfe de« 8. Nachtrages zum Orttstatute sind von der Ober behörde kleine Ergänzungen und Aenderungen gewünscht worden. Man will sie bewirken. Zur Beschlußfassung gelangten ferner 7 Bau- und 2 andere Angelegen heiten, die allgemeines Interesse nicht haben. Der Michl getreu. Bon A. v. Liliencron. (1«. Fortsetzung.) „Urch womit kann ich Ihnen dienen, mein kleines Fräulein«?" Sie schüttelte den Koipf. Ihre impulsi/ve Natur hatte sie so rasch vorwärts getrieben, jetzt kam eine leichte Befangenheit über sie. „Ich habe dieser Tage immer an Sie denken müssen, immerzu,", gestand sie. „Es gefiel mir sb gut, daß Sie den Menschen nichts verraten wollten, weil Sie jemand, 'der jetzt tot ist, versprochen hatten, zu schweigen. Das war's, weshalb ich Ihnen die Rolfen schickte, un/d was ich Ihnen jetzt jagen mutzte". Martens fühlte sich in diesem Augenblick nutzer stände, ihr zu antworten, und UrsNla drängte: „Nicht währ, so ist es doch? Die anderen, sagen immer, ich wäre noch zu jung, nm mttreden zu können, aber es ist doch richtig, wie ich es! verstanden habe?" „Ja, ganz nichtig", antwortete er gedankenverloren. „Mag kommen, was da will, was man gelobt hat, muß man halten". Da leuchteten die Braun äugen. „Das ist es ja, was ich so gern leiden mochte, das Treuehalten". Wolf, der, ohne zu nMen, daß er es tat, ihre Hand in die seine genommen hatte, gab sie jetzt frei und lächelte wehmütig. ^,Es ist, als ob ich Ihre Mut ter sprechen hörte. Auf die Treue legte sie den größ ten Wert". Des Mädchens Augen munden feucht. „Von meiner Mutter habe ich das auch gelernt. Wie oft hat sie uns das gesagt! Es war ihr letztes Wort an uns: Kinder, haltet Treue, immer, immer!" „Nrsüla", rief die Stimme der Erzieherin, die im Wagen geblieben war, mahnend herauf. Das Mädchen achtete nicht darauf, sie fuhr mit der Hand über die Augen und fragte leise. „Haben Sie meine Mutter, gekannt?" „Ja, und sehr geliebt, sehr verehrt". 'Sie streckte ihm ihre beiden Hände hin. „Wie mich das freut!" „Ursula, «ich warte!" Der Ton des alten Fräu leins klang gereizt und vorwurfsvoll, fand aber nur ein Achselzucken ihres Zöglings zur Antwort. Martens las in dem jungen Gesicht das Aufbäumen gegen den unbequemen Ruf. „Und Missen Sie auch, mein liebes junges Fräulein, wie das Wort lautet, das Ihre Mutter jich zur Devise wählte, nicht bloß weil es in ihrem Wappen stand, sondern weil es ihrem Handeln die Richtschnur gab?" Langsam mar ein heißes Rot in Ursulas Wangen gestiegen. Sie hatte Martens verstanden. „Der Pflicht getreu", murmelte sie und senkte die dunklen Wimpern. Marlens dünkte das junge Geschöpf in diesem Au genblicke noch liebenswerter als vorher. „Wollen Sie uns beiden erlauben, Sie zu Ihrem Wagen zu begleiten?" fragte er freundlich. Ursula nickte stumm. Sie wären, während Martens sprach, zum Wagen heruntergegangen. Eine kurze Vor stellung fand statt, und ein paar, flüchtige Worte wur den mit dem alten Fräulein gewechselt, dann half Hasso dem jungen Mädchen beim Aufsteigen und legte die Staubdecke um jie. Er hate sich bei dieser ganzen Begegnung schwei gend verhalten. Jetzt drängte es ihn aber doch, ein Wort zu jagen. Während er die Zügel zurecht schob, die sie.etwas hastig aus der Hand des Kutschers genom men hatte, meinte er.: „Vielleicht kominen Sie bald einmal wieder nach Klenkendorf, und dann darf ich Sie Wiedersehen". Sie lächolte ihn an. „O gewiß! Das wär' schön! Ich fr.euo mich drauf". Ursula sagte das in ihrer harmlosen Offenheit so warm, daß Hasso sich hochbeglückt fühlte. Es war aber, doch gut, daß das alte Fräulein nichts davon hörte. Dor.Gutsherr von Rauschebach hatte sie etwas gegen ihren Wiljlen in ein kurzes Gespräch gezogen. Jetzt varabschiedete er sich und trat an Ursulas Seite. Er drückte ihrs Hand. „Sie habein mir wohhgetan, sehr wohl. Nehmen Sie meinen Dank". Ursuha strahlte ihn mit ihrem sonnigen Augen an. „Auf Wiedersehen, wenn ich wieder nach Klenkendorf komme", sagte sie, ohne die mißbilligenden Winke des alten Fräuleins zu beachten. „Unjd jetzt heißt's fort!" Aus ihren beweglichen Zügen schwand das Lächeln, ein wehmütiger Ernst glitt darüber hin, als sie hin zufetzte, „der Pflicht getreu". Die Schecken zogen an, legten sich in die Zügel und jagten davon. Bald sahen die beiden Herren nur noch die wirbelnde Staubwolke, die dem Wagen nach zog. 10. Kapitel. Wie zu erwarten stand» hatte die Aussage der Zeugen gegen den Gutsherrn vom Ranschebach keine wetteren Folgen für diesen. Nachdem das Gericht fest gestellt hatte, daß jene fraglichen dreißigtausend Mark überhaupt nicht fehlten, ließ es die Sache als be deutungslos fallen. In der Nachbarschaft sprach man noch eine Weile darüber hin und her, bis andere Dinge die Martens- fchen Angelegenheiten zurücktreten ließen. Wenn sich auch ein jeder die Vorkommnisse nach dem Tode des al ten Horntgl auf seine eigene Art gedeutet hatte, so stimmten sie doch darin überein, daß es schade war, diese tüchtige Arbeitskraft im Kreise verloren, zu haben. „Freilich, freilich", so hieß es dann weiter, „wenn solche gewisse dunkle, unaufgeklärte Punkte bleiben,, dann - - .", und ein, vielsagendes Achselzucken voll endete Unausgesprochenes. Für Wolf Martens in seü nen» scheuen Stolz und tiefgekränkten Ehrgefühl wur de das Leben in Rauschebach aus die Dauer unerträg lich. So geschah es, daß ev immer ernstlicher daran dachte, Rauschebach zu verkaufen und sich fern von der alten Heimat ein neues Heim zu gründen. Noch eine lauge, eingehende Unterhaltung hatten Vater und Sohn, diesen Punkt betreffend, bevor Hasso im Oktober nach Posen reiste, nm dort bei den zweiten Leibhusaren seiner Militärzeit zu genügen. Dann ver tiefte sich Martens um so eifriger in seine Berech nungen und in Briefe eines Freundes, die ein früheres und auch ueueres Datum trugen. Dieser Jugendhekaunte hatte sich vor etwa fünf Jahren in Südwestafrika nicht weit von Windhuk eine Farm gekauft. Heiße Arbeit hatte es gekostet, aber nun war der Besitz auch im Aufblühen begriffen und seine Briefe brachten eingehende Schilderungen von dem Leben und den Verhältnissen drüben. Martens hatte sie stets mit großem Interesse gelesen,,, in letzter Zeit verknüpften sich mit ihnen seine Zukunftspläne, denen er immer eifriger nachhing, da auch Hasso sich in jugendlicher Begeisterung für die neue Idee er wärmte, und, Anni ohne Zögern beigestimmt hatte, als er mit seinem Wünsche.hervortrat. Das sonnendurchglühte Dornenland mit seiner wil den Romantik hatte von der Zeit an, daß er jenen Briefwechsel führte, einen gewissen Zauber auf Wolf geübt. Für seine tatkräftige Natur lag ein nicht zu verkennender Reiz darin, in dem neuen Koloniallande ein Stück Deutschtum aufzubauen. Scherzend hatte er früher oftmals gemeint: wenn es einmal mit Rauschebach nicht mehr geht, dann siedle ich mich drüben an. Was Wolf damals schon reizvoll erschienen war, wirkte unter den jetzigen Verhältnissen geradezu mit einer magischen Kraft auf ihn. Der Jugendfreund hatte es ihm nicht verhehlt, mit welchen Schwierigkeiten ein solcher Aufbau verknüpft sei, und wie man dauernd auf Nackenschläge und Enttäuschungen gefaßt sein müßte. Aber Wolf sagte sich, das sei das Los ein,es jeden Sandmannes in der Alten wie in der Neuen Welt. An Tatkraft und Charakterstärke, die, das Leben drüben ganz besonders fordert, wenn man es zu etwas bringen soll, fehlte es Martens wahrlich nicht. Die Ausgabe, die ihm drüben, winkte, und die er in ihrer vollen Tragweite erfaßte, sollte ihm einen Ersatz bieten für das, was er mit der Heimat aufgeben mußte. Im Frühjahr bot sich ein,e günstige Gelegenheit, Rauschebach zu verkaufen, und nun zögerte Wolf nicht länger, seinen reiflich durchdachten Plan durchzu führen. Die geschäftlichen Sachen erledigten sich ohne Schwierigkeiten,, in den nächsten Tagen sollte die Ue- bergabe stattfinden, und dann war die Abreise fest gesetzt. Es gab n.ach allen Richtungen hin zu tun, und die Gedanken des Ehepaares wurden vollauf in Anspruch genommen. Die Bestimmung über die Sachen, die iman mitnehmen wollte, und das Ordnen der letzten Angelegenheiten nahm viel Zeit in Anspruch. Daß dem so war, empfanden Wolf und Anni wie oinen Segen, denn ohne diese Arbeitsbürde hätte der Abschieds schmerz zu gewaltig seine Stimme erhoben. Das Losrckißen von einer liebgewordenen Scholle, in sonderheit aber die Trennung vom Heimatboden, ist und bleibt ein schwerer Schritt. An einem tränenfeuchten Morgen waren sie aus Rauschebach wegge.fahren, dem Orte, wo Wolf die frohsten Tage seiner Kinderzeit verlebt hatte, der Stät te, wo er. seinem Jugendtraum nachgehangen, nnd wo er dann später smn glückliches Heim aufgebaut hatte. Mit keinem Worte machte er seinem gepreßten Herzen Luft, aber Anni wußte', welcher Schmerz durch seine Seele zog, und schob leise ihre Hand in die seine. Die selbst ging so völlig in den Gefühlen ihres Mannes auf, daß alles eigene Empfinden nur ein Widerhall des seinen war. Er nickte ihr zu. „Es wird alles gut werden. Anni, der a'lte G0tt bleibt auch drüben bei uns. Ich habe ein treues Weih, das mit mir geht, und es dauert wicht lange mähr, dann kommt unser Junge nach. Mr drei zusammen, ein bescheidenes Heim fern von den Menschen, die mir die Ehre abschneiden wollten, tüchtige Arbeit ulnd ein freies Leben, dabei kann unter Gottes Segen üns drüben ein neues Glück ausblühen". (Fortsetzung folgt.) Vermischte Nachrichten. — Graf Zeppelin hat sich nach seinem Gute GierS- berg bei Konstanz begeben um dort einige Tage der Ruhe zu pflegen. — Wirklich? Macht sich bei dem alten Recken auch ein RuhebedürfmS geltend? So ist man versucht zu fragen, wenn man die unausgesetzte rastlose Tätigkeit des genialen Mannes überschaut? Man erzählt, daß bei der Ue- berführung deS ,Z. II* von Friedrichshafen nach Frankfurt der Graf am Abend vorher eine Gesellschaft gab, in der er bis etwa 11 Uhr abends weilte, dann entfernte er sich, um einige Stunden — zu arbeiten, und morgens 4 Uhr stand er frisch und munter am Steuer seines Fahrzeuge». 24 Stunden ununterbrochen auf den Beinen zu sein, da» .rührt ihn nicht'! Fürwahr Leistungen, rein physische, die ihm man. cher Jugendlicher kaum nachmachen dürfte! — Ueber die Zukunft der Luftschiffahrt hat sich Major von Parseval in Frankfurt a. M. einem Zeitungs berichterstatter gegenüber in bemerkenswerter Weise ausge sprochen. Major von Parseval ist der Ansicht, daß in der Entwicklung der Motorluftschiffahrt ein gewißer Stillstand eintreten müsse. ES sei alles erreicht, was sich auf Grund lage der jetzigen Motorkonstruktionen erreichen lasse. Neuer ungen von weittragender Bedeutung auf dem Gebiet der Motorluftschiffahrt konnten jetzt lediglich von den Motorkon strukteuren erwartet werden, die einen leichteren, sparsamer arbeitenden und doch leistungsfähigen Motor herausbringen müßten. — Das Luftschiff .Parseval III' unternimmt auf der Frankfurter Jla Passaaierfahrten. Der Preis für eine Fahrt von mindestens 2 Stunden Dauer beträgt 200 M. — wie man steht, ein etwas teurer Spaß. Das Geld fließt in die Kasse der Jla, der Major von Parseval seinen Ballon für die Dauer der Ausstellung gegen einen Betrag zur Ver fügung gestellt hat. — Landung eines deutschen Luftballons in Frankreich. Charleville bei VillerS-la-Montagne, 6. August. In der Nähe von Longwy landete heute nachmittag ein deutscher Ballon, in dessen Gondel sich ein früherer Offizier und drei andere Herren befanden. Von der Zollbehörde wurde den Luftschiffern ein Zoll von 500 Francs abverlangt und ein photographischer Apparat samt Platten beschlagnahmt — Beginn der Wrightflüge in Berlin. Die Bewohner der Reichshauptstadt werden nunmehr in nächster Zeit Gelegenheit haben, einen Wright - Apparat, mit Orville Wright am Steuer, in Flügen vorgefühct zu sehen. Der „Berliner Lokal-Anzeiger' hatte mit den Gebrüdern Wright ein Abkommen getroffen, wonach sie in diesem Sommer ihre Flugmaschine in Berlin vorführen sollten. Nachdem nun mehr die Wrights ihre Abnahmeflüge für die amerikanische Regierung in Fort Myer erfolgreich beendet haben, schifft sich Orville Wright in diesen Tagen in New York nach Europa ein und wird voraussichtlich am 20. August den ersten Auf stieg in Berlin mit seinem Aeroplan unternehmen. Für die Versuche ist der östliche Teil deS Tempelhofer Feldes in Aus sicht genommen. — Ein neuer Weltrekord in der Flugmaschine aufgestellt! Der französische Aviatiker Sommer inMour- melon (Marne) hat den von Wilbur Wright bisher gehalte nen Weltrekord durch einen Flug von 2 Stunden 27 Min. 15 Sekunden geschlagen. — Verhängnisvoller Scheunenbrand. Am Freitag abend brannte bei Zeitz die zum Kloster Posa ge hörige Scheune ab. Von den unbefugter Weise darin über nachtenden Insassen wurde einer schwer verbrannt ins Kran kenhaus gebracht, ein zweiter wurde verhaftet, während ein anderer verbrannt zu sein scheint. — D4e Neunzehnhund ert'jahrfeier der Schlacht '«Ni Teut o b urger Walde wird in den Tagen vom 14. lW zum 23. d. MM. festlich begangen zverden. In Detmold und in den lippeschen Landen find bereits „taufend fleißig? Hände" an der Arbeit, und der nationale Stolz auf diesen einzigen Tag spornt ihren Eifer an und« stärkt ihre Kräfte. Das Pro gramm, das unD voMegt, ist überaus reichhaltig. — Nach sipem Begrüßungsabend am 14. folgen gleich am 15. (an einem Sonbtag) die Hauptveranstaltungen: Her große Germanenzug, die Festfeier am Denk mal, die zugleich der Erinnerung an den Schöpfer dieses gewaltigen, Monumentes, Ernst v. Bandel, gewidmet ist, und am Nachmittag in der altgermani- schen Umwallung des kleinen Hünenrrnges die Auf führ u n g d e s Fe stsp i e l s mitChören in 6 Bil dern „Hermann der Cherusker", Text und Mu .sik von R. Wemeler, an dem' etwa 100 Darsteller, 300 Sänger und 60 Musiker mitnstrkeru In' oen Tagen darauf kommt die Schuljugend zu ihrem Recht, in dem fürstlichen Hoftheater gehen Festspiele in Szene („Deutschlands Befreier", ein Hermanns-Festspiel zum Jahre 1909, dargestelltvon Schülern des Leopoldinums in Detmold; „Der Fechter von Ravenna" von Fried rich Halm rc.) und der deutsche Turnkreis Villa .'West falen und Lippe) veranstaltet (am 22. d. M.) ein Volks- wetturnen, das folgende zwei Abteilungen vorsieht: Vierkampf (Stabhochspringen, Steinstoßen, Hoch springen und 100 Meter-Lauf); und griechischer Fünf- kanipf (Weitspringen aller Teilnehmer, Kugelstoßen der 16 besten Springer, Schteuderballcherfen der 12 besten Kugelstoßer, 100 Mater-Lauf der 8 besten Ballwerfer, Ringen der 4 bästen Läufer. — Eine Zeppelin-Kantate ist in Frank furt beim Festbankett zu Ehren' des Grafen Zeppelin gesungen wo rden. Ihre Komposition stimmt von Lud wig Mendelssohn!, dem Komponisten der Operette „Der Wälzerkönig", ihren Text schrieb Ernst von Wolzogen, der bekannte „Ueberbrättt-Baron", Ehr geschätzt äls humorvoller Schriftsteller. — Der traurige Nachlaß Peter Ganters, des Mannes der „doppeltem Moyal", ist nunmehr von fast sämtlichen deutschen Spediteuren, die die Broschüre auf Lager genommen hatten, zur Deckung der Lager kosten versteigert wonden. Der Erlös der Broschüre, die ursprünglich 7,50 Mark kosten sollte, war überall nur der schlechtester Makulatur, denn mehr als 5—10 Pfg. wurde pro Baitd nirgends geboten. Me vor- cmszusohen Mar, haben sich die Aufkäufer dieses Mach Werkes gesagt, daß nach Erledigung des Ganter-Pro zesses speziell in derReichshauptstadt mit der Broschüre noch ein Geschäft zu machen sei, weil gerade der Ber liner sehr neugieriger Natur sei. Eine Ueberschwemm- ung mit „doppelter Moral" ist auch in Berlin cinge- treten, denn an den belebtesten Straßenecken strecken sich uns Hände der Styaßenverkäufer entgegen, die für ganze 20 Pfg. das Werk des Mannes mit der „bril lanten Reklameidee" abzusetzen suchen'. Scheinbar ist jedoch 'das Angebot' größer als die Nachfrage, so daß salbst die Stvaßenverkäufer am Ende noch durch den findigen Buchverlleger zu Schaden kommen. Es ist bezeichnend für Has schlechte Gewissen vieler, daß man am Morgen nach Erhalt Ides „blauen Briefes" in vie len Fällen für eine Broschüre 7,50 Mark anzulegen bereit mar, die man trotz ihres Umfanges jetzt nicht für 20 Pfennige erstechen möchte.