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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 24.07.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-07-24
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190907244
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19090724
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19090724
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
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Jahr
1909
-
Monat
1909-07
- Tag 1909-07-24
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Monat
1909-07
-
Jahr
1909
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denn Kempinski zu liebe wird die Reichspostverwaltung die Markeicheste, die dem Publikum des ganzen Reiches zu gute koimmen sollen, nicht ausgeben. Die Ein lössungspflicht für Postnach- nahmen and Po st aufträge soll von sieben auf drei Tage gekürzt werden, wegen der aus der sieben tägigen Frist sich ergebenden wachsenden Schwierig keiten für den Postdienstbetrieb, Auf Anregung der Postbehörde verhandeln zurzeit die Handelskammern mit den interessierten Kreisen. Der Dichter Detlev von Lilienkron ist nach kurz ein Krankenlager in Alt-Rahlstedt bei Ham burg im 66. Lebensjahre an einer Lungenentzündung gestorben. Lilienkron, der Leier und Schwert zu führen verstand, hatte an den großen Feldzügen ruhm voll teilgenommen und tiefe Narben an seinem Leibe, zeigten, mit welcher Bravour er gekämpft hatte. Bis zum Jahre 189t) wirkte er als Verwaltungs-Beamter und erst dann wandte er sich ausschjließlich der Dicht kunst zu. Obwohl der Verstorbene zu den hervorragend sten Lyrikern der Gegenwart gehörte und namentlich aus dem Gebiete -der Ballade Großes leistete, hat er doch oft genug mit harten Lebenssorgen zu kämpfen, gehabt. Auch als ausgezeichneter Novellist ist Det lev v. Lilienkron bekannt geworden. — Die Diamanten Deutsch-Südwest- asrikas. Wie die „Voss. Zig." meldet, ist am Diens tag aus Deutsch-Südwestafrika eine Diamantensendung von 27 000 Karat ün Werte von rund 800000 Mark in Berlin eingetroffen. — Oesterreichs Ungarn. Im kommenden Herbst wird bei den österreichischen Jmanterielruppen ein neues Exer zierreglement zur Einführung kommen, das den Chef des Generalstabes Conrad von Hoetzendorf zum Verfasser hat. Es legt das Hauptgewicht auf das praktisch Kriegsbrauchbare, während die Strammheit in der Ausführung lediglich auf die Fälle unbedingter Notwendigkeit beschränkt ,st. Insbesondere sind darin auch die Erfahrungen aus dem russisch-japanischen Kriege verwendet. — Rußland. Das in Frankreich bestellte große Luftschiff „Roncja" ist am 22. Juli in Petersburg ein getroffen. Die Flugversuche beginnen nächstens. — Frankreich. Unerwartet ist aus Paris die Kunde vondemSturz des Ministeriums Clemenceau ge kommen. In der französischen Deputiertenkammer wandte sich Clemenceau in scharfer persönlicher Rede gegen Delcass«, indem er sagte, die Kammer möge erklären, ob Delcaffe, welcher durch seine Politik Frankreich zu der Demütigung von Algeciras geführt habe, das Recht habe, einer Regierung den Vorwurf der Erfolglosigkeit in betreff der Vorbereitungen der nationalen Verteidigung zu machen. Delcaffe erwiderte mit heftigen Angriffen auf die parlamentarische Vergangen heit Clemenceaus, erwähnte dessen Feindseligkeiten gegen Ferry und rechtfertigte sodann seine eigene auswärtige Politik. Hierauf wurde zur Abstimmung geschritten und die Priori tät der Tagesordnung Jourde, in welcher der Regierung das Vertrauen ausgesprochen wird, mit 212 gegen 176 Stimmen abgelehnt. Ministerpräsident Clemcnceau und die übrigen Minister verließen den Sitzungssaal. Den alten Minister- stürzer hat nun selbst das Schicksal ereilt. Der Präsident der Repubik hat die Demission angenommen. — Fast drei Jahre hat das Kabinett Clemenceau die Geschicke Frankreichs gelenkt, und zweifellos hat unter ihm das Prestige Frank reichs gewonnen. Es hat den Kampf um Marokko auf einen Weg geleitet, auf dem voraussichtlich die Aufteilung des Landes das letzte Ende bilden wird. Und als der Streit um den nahen Orient entbrannte und die englische Politik den Franzosen die Rolle des Sturmbocks gegen Deutschland und Oesterreich zuerteilen wollte, ist Clvmenceau klug ge nug gewesen, rechtzeitig cinzulenken und auf den schönen Traum von einem eingekreisten Deutschland zu verzichten. In der inneren Politik hat er dem Umsturz gegenüber stets eine starke Hand gezeigt. Jedenfalls schließt sich mit Clemenceaus Rücktritt eine eigenartige, fast ausschließlich durch diese starke Persönlichkeit bestimmte Periode der neuen fran zösischen Geschichte. — Der Marinepräfekt von Cherbourg traf zur Sicherung der russischen Kaiserjacht umfangreiche Sicherheits maßregeln. Die russische Kaiserflottille wird von einem Gür tel von 20 Torpedobootszerstörern umgeben sein. Ita li en. Die Ausweisung des russischen Dich ters Maxim Gorki aus Neapel, von der anläßlich der bevorstehenden Reise des Zaren nach Italien schon die Rede war, ist, wie aus Petersburg gemeldet wird, nun mehr erfolgt. Die italienischen Behörden haben Gorki aufgefordert, unverzüglich Neapel zu verlassen, und auch die weitere Umgebung der Stadt zu meiden. Die Ausweisung soll auf Ersuchen der russischen Geheim polizei erfolgt sein, weil Gorki' unter den italienischen Sozialisten gegen die Reise des Zaren Stimmung zu machen suchte. — Spanien. Die spanischen Marokko-Kämpfe er fordern außerordentliche Opfer, zu denen das spanische Volk in dessen so wenig wie möglich bereit zu sein scheint. Um die Stim mung zu erhöhen, will sich König Alfons selbst nach Melilla begeben und dort persönlich den verwundeten Soldaten Auszeichnungen überreichen und auf die Gräber der Ge fallenen Kränze niederlegen. — Die Rifkabylen, deren feind seliges Verhalten gegen die Spanier Sultan Mulay Hafid, wie seine fehlgeschlagenen Versuche nach dieser Richtung hin bewiesen, nicht ändern kann, haben den Spaniern, selbst nach Madrider Berichten, schon recht schwere Verluste beige bracht. Ihr Ansturm gegen Melilla selbst, das von 11000 Spaniern verteidigt wird, zeigt auch, wie wenig sie die Kriegs stärke ihres Gegners respektieren. Von den Spaniern sind auffallend viele Offiziere im Felde geblieben ; die Mannschaften scheinen sich also zurückzuhalten. Die von General Marina depeschierten Verlustlisten werden mit jedem Tage länger und inhaltsschwerer. Der General meldet selbst, daß er mit den ihm zur Verfügung stehenden Truppen den Rifkabylen nicht lange Widerstand leisten könne. Die Absendung der Ver stärkungen wird daher auf schleunigstem Wege betrieben. Diese Tatsachen, sowie die Bekanntgabe der Verlustlisten, die die Zahl der Loten, Verwundeten und Vermißten schon auf Hunderte beziffern, haben den Unmut der Bevölkerung über dieses Kriegs-Unternehmen zur Hellen Empörung entfacht. Als ein Zug mit Soldaten von Madrid nach Melilla abgehen sollte und die Angehörigen die Abfahrt des ZugeS zu ver hindern suchten, kam eS zu blutigen Zusammenstößen, wobei zahlreiche Personen verlegt, andere verhaftet wurden. In dem Anarchisten - Nest Barcelona meuterte sogar eine ganze Kompanie, bedrohte den Oberst und andere Offiziere mit den Bajonetten und konnte nur mühsam zur Disziplin gezwungen werden. Die Lage ist außerordentlich ernst. — China. Das amerikanische Kapital scheint in China einen guten Anlagemarkt entdeckt zu haben. Die chinesische Regierung will Amerika die gleiche Beteiligung an der Bahnanleihe wie Eng land, Frankreich und Deutschland gewähren. Zu die sem Zweck soll die Anleihe von 5 400000 Pfund auf 7 200 000 erhöht werden. Aus eigenem Entschluß ist die Regierung Chinas daraus nicht gekommen. Amerika bemühte sich selbst darum, wie es heißt, um den euro päischen Mächten nicht einen alleinigen Einfluß zu gönnen. Die Seele des Geschäfts soll Präsident Taft sein. — Australien. Es wird aus Melbourne offi ziell bestätigt, daß in der Stadt Ballarat iAustralien) reiche Goldadern gesunden wurden. Die Haupt ader zieht sich unter der Stadt nach Norden hin, wäh rend man bisher nur eine südliche Ader gesunden hatte. Lokale und sächsische Nachrichten. Eibenstock, 23. Juli. Ein schwerer Un glücksfall ereignete sich gestern nachmittag gegen */z4 Uhr an der Karlsbaderstraße. Das im 5. Lebens jahre stehende Söhnchen Kurt des herrschaftlichen Gärt ners Rettner von hier stürzte beim Spielen ober halb des Dörffelschen Sägewerkes in> den Grüner Gra ben, in welchem der bedauernswerte Knabe ertrank. Den Eltern widmet man allgemeine Teilnahme. — Eibenstock, 23. Juli. Jung und alt genießt jetzt in vollen Zügen die schönen Tage der Sommer ferien. Kinder wie Erwachsene suchen Erholung von der langen Arbeit, die die stets gleich lausende Uhr; der Schulstunden öder des Dienstes von ihnen verlangt. Aber auch in den Tagen der Erholung soll man nicht vergessen, daß das Liegen aus der Bärenhaut allein dem Körper nicht die von der A-rjbeit allmählig ver minderten Kräfte zurückgibt oder vermehrt, sondern daß auch hier eine Arbeit am eignen Körper erforder lich ist, um Geist und Leib zu stählen. Da tut denn ein gesundheitlich betriebener Sport geradezu Wun derdinge. In erster Stelle ist da der Bergsport zu nennen, zu dem ja die Formation unserer Heimat be sonders einladet und der neben dem praktischen Nutzen entgegen der sportlichen Betätigung aus anderen Ge bieten zugleich einen hohen ästhetischen Genuß bereitet. Wie singt doch Heine: Aus die hohen Berge will ich steigen, Wo die dunklen Tannen ragen, Bäche rauschen, Vögel singen, Und die stolzen Wolken jagen . . . Ja, nur aus hygienischen Rücksichten darf der Sport betrieben werden, von der Jugend wie vom Alter; die häufigen Unglücksfälle rühren nur von Uebertreib- ungen her, und da ist wohl heute mehr denn je An laß geboten, über Zweck und Ziel sportlicher Betäti gung eine ernste Betrachtung zu halten, heute, wo alle Gemüter noch unter dein Eindruck des furchtbaren Unglücks aus der Berliner Radrennbahn stehen. Mit jähem Blitzlicht hat die Katastrophe einen Auswuchs in unserm Sportsleben beleuchtet auf den schon lange von Einsichtigen warnend hingewiesen worden ist. Je nes Rasen aus unfern Rennbahnen, das 'st kein Sport mehr. Das ist geschäftliche Veranstaltung, die umso abstoßender wirkt, als sie berechnet ist, dem Nerven litze! eines sensationslüsternen Publikums Rechnung zu tragen. Die ideale Bedeutung des Sportes ging ver loren, als zu seinem einzigen Zweck die Rekordmacherei erhoben wurde. Das Publikum der Großstadt wollte Schnelligkeiten, wahnsinnige Schnelligkeiten. Es be kam sie. Aber aus Kosten der Solidität im Sportbe trieb. Das Schrittmacherwesen, wie es sich auf den Radrennbahnen eingebürgert hat, ist eigentlich nichts weiter als ein Mittel zur Täuschung. Unmöglich könnte menschliche Kraft jene kolossalen Geschwindigkeiten er zielen, wenn nicht eben der Widerstand der Luft durch den Schrittmacher gebrochen würde. Mit andern Wor ten: Dem Publikum wird eine falsche Tatsache vor getäuscht und das Wesen des Sports, das in der Ent wicklung der Widerstandsfähigkeit des Körpers liegen Ml, wird mißhandelt. Wenn es dabei dann noch zu so furchtbaren Katastrophen wie am vergangenen Sonn tag in Berlin kommt, dann kann man für den gewerbs mäßigen Sportbetrieb nur Worte der Verurteilung haben. — Eibenstock Nach Z 10 Absatz 1 unter t sind vom Stimmrechte bei der Wahl zur zweiten Kammer der Ständeversammlung ausgeschlossen alle Per sonen, die bei Abschluß der Wählerliste mit den seit länger als ein Jahr fälligen direkten Staats- oder Gemeindesteuern im Rückstände sind. Mit anderen Worten: wer bis 12. Ok tober 1909 seine am 12. Oktober 1908 fällig gewesenen direk ten Staats- und Gemeindesteuern, als da sind Staatsein kommensteuer und Ergänzungssteuer bis mit 2. Termin, Grund steuer bis mit 2. Termin und städtische Anlagen bis mit 3. Termin nicht beglichen hak, kann nicht wählen. GS liegt somit im Interesse eines jeden Steuerpflichtigen, sich zu ver gewissern, ob seine Verpflichtungen im Sinne obiger Beding ungen geregelt sind. Wer hierbei bemerkt, daß dies nicht der Fall ist, der sorge — sofern er zu wählen beabsichtigt — für sofortige Zahlung. — Sosa, 22. Juli. Gestern nachmittag verun glückte in der Nähe von Sosa der 30 jährige Fuhrknecht des Gutsbesitzers Schumann in Bärenwalde. Er geriet, wäh rend er anzuschleifen versuchte, in einem Hohlweg des Staats- forstrevierS unter den mit Holzklötzern beladenen Wagen, wurde überfahren und zog sich schwere komplizierte Bein- und Oberarmbrüche und Verletzungen im Gesicht und an der Brust zu. — Nach Anlegen der notwendigen Verbände seitens deS Arztes, Herrn San.-R. vr. Zschau-Eibenstock, wurde er durch Mitglieder der SanitätSkolonne Eibenstock mittelst der fahrbaren Krankentransporttrage wegen Mangels eines geeigneten Krankenhauses in Eibenstock nach dem Krankenstift Zwickau überführt. — Dresden, 21. Juli. Em aufregender Vorfall Gin sucht sofori scheu S teljahrc 30jähri und 1 zurückbl Sächs. ( gm, bef: willigt. HWlr Annahme' anstatt « Am 2 geleg, n eu b einen Hosen voran d reffen vor d> haftui bekam uitz j und n schachij ereign heirat stern Am M in S c Platze Er wu der rt vom is wannj ein N Zeit d Wohnt keine l läufig Plau -eim L der M schlug Franz, trümm bach b in das vorneh Ob ein durch i den ist entlasß nenbi bei sah lichen, und dc Beines Schwei lehrlin steine z sich R> setzte si heiße si Gesicht ges zcr sind vo treffeni Person, eins t, daß von von Bei eingesai ser Beri die Aep mittel n Früchtei gut bis Feststell die anh« durch Ai Die Pfii gut bis len für ren und im allg, wie im äcker in das Krä terung i n. L des Hansa-: und ihren! die Handel- Bundes i sltreiSha» halb an di Vereine ein genwärtigen zuladen gebe Ortsgruppe mung finden ereignete sich am Montag nachmittag an den Elbwie- sen in der Nahe der Vogelwiese. Ein 12 jähriger Kna be, der em Stück in die Elbe gewatet war, kam in die Nähe des aus einmal ganz steil abfallenden Dammes, stürzte in das Wasser und verschwand bald darauf in den jetzt reißenden Fluten. Den Vorgang hatte ein Herr beobachtet, der in einem Ruderboote mit einer Dame am Steuer in der Nähe weilte. Kurz entschlossen sprang er ins Wafsser und es gelang ihm auch, den inzwischen schon versunkenen Knaben zu fassen und an das Ufer zu bringen. Nach einigen kurzen Wiederbelebungsver suchen, die von Erfolg gekrönt waren, stürzte sich der Retter nun nochmals in die Fluten, um der Dame im Boote zu Hilfe zu kommen. Das führerlose Boot, das jeden Augenblick zu kentern drohte, war inzwischen von der starken Strömung weit weggetrieben worden. Doch gelang es dem Herrn mit Aufbietung aller Kräfte, das Boot zu fassen und es schwimmend an das Ufer zu ziehen. Der mutige Retter war der derzeitige Ober jäger d. R. Mauksch vom Jägerbataillon Nr. 13. Leipzig, 21. Juli. Dar Glanzpunkt der Ver anstaltungen zur Feier des 500jährigen Jubi läums der Universität Leipzig wird der hi storische Festzug der Studierenden am 30. Juli sein. Es werden an ihm ziemlich 2000 Personen, unter ihnen 1500 Studenten, teilnehmen, "die in 14 Gruppen die Hauptmomente aus der stolze» Geschichte der Univer sität versinnbildlichen werden. Im Gegensatz zu den meisten sonstigen Festzügen, die bei ähnlichen Gelegen heiten dier Allegorie einen weiten Spielraum lassen, werden fast nur konkrete Vorgänge zur Darstellung gelangen, wobei der größte Wert auf die historisch ge treue Wiedergabe sowohl der Vorgänge selbst, wie na mentlich auch der 'Kostüme und Requisiten gelegt wor den ist. Ebenso ist auf die Porträtähnlichkeit der da bei in Betracht kommenden historischen Persönlichkeiten Bedacht genommen worden. Die farbenschillernden Gruppen des Festzugs werden ein Schauspiel einziger Art gewähren, wie es selten wieder geboten werden wird. Man sieht die zahlreiche Schar der Studenten, die mit ihrer Habe Prag verlassen haben und aus dem Marsche nach Leipzig sind. Die Markgrafen von Thü ringen und Meißen mit großem Gefolge, mit den Leip ziger Ratsherren, der hohen Geistlichkeit und vielem Volke folgen. Luther und Melanchthon von 200 be waffneten Wittenberger Studenten begleitet, ziehen zur berühmten Leipziger Disputation mit vr. Eck ein. Kur fürst Moritz von Sachsen, der Gönner der Universität, erscheint. Tillysche Reiter eskortieren Leipziger Pro fessoren, die den Kaiserlichen Feldherrn im Lager bei Breitenfeld vor der entscheidenden Schlacht aufgesucht haben. Die Zeit Goethes wird lebendig, man sieht ihn und mit ihm den Krez,s seiner Leipziger Freunde und Freundinnen, unter ihnen das Gastzvirtstöchterlein Äätchen Schönkops. Eine Faustjszene aus Auerbachs Keller schließt sich an. Theodor Körner, 1810 Leip ziger Student und 1813 unweit 'der Stadt im Gefecht bei Kitzen schwer verwundet nach Leipzig gebracht, zieht an der Spitze einer Schwadron schwarzer Lützower vorüber. Ihnen folgt ein langer Zug Leipziger Bur schenschaften, Landsmannschaften und Korps in ihren Trachten während des ersten Drittels des vorigen Jahr hunderts, eine Gruppe, deren Schluß von einer be waffneten Studentenkompanie gebildet wird, wie sie 1830 errichtet worden ist, um den Aufruhr in Leipzig dämpfen zu helfen. Am Ende des prächtigen Kostüm zugs reiten die sämtlichen Changierten aller Verbin dungen mit der neuen Universitätsfahne, während die alte Universitätsfahne aus der studentischen Drang- und Sturmperiode der erste Jahrzehnte des 19. Jahr hunderts ihren Platz inmitten der bewegten Gruppe ge sunden hat, die jene Zeit veranschaulicht. — Plauen, 21. JE. Em Raubversuch in der Eisenbahn wurde am Dienstag in dem V-Zug, welcher 12 Uhr 30 Min. von München nach Leipzig fährt, verübt. Zwischen Regensburg und Hof betrat ein junger Mensch das Frauenabteil 3. Klasse und bet telte unter dem Borgeben, stellungslos zu sein. Ab gewiesen, zog er einen Revolver unjd bedrohte damit die Mitreisenden. Diese zogen indes 'die Notleine, wo rauf der Zug hielt. Der Mensch wurde mit Mühe über wältigt und in Hof von dar Polizei in Empfang ge nommen. — Bautzen, 22. Juli. Die älteste Frau Sachsens, Frau Johanna Christiana verw. Brüll, ist gestern nachmittag ohne jeden Todeskampf an Altersschwäche gestorben. Während Mutter Brüll am 4. Mai d. I. unter reger Anteilnahme von Stadt und Land in ihrem einfachen Giebelstübchen ihren 100. Geburtstag feierte, war festgestellt worden, baß sie bereits am 25. August 1807 geboren ist, also schon im 102. Lebensjahre stand. Jedoch sie wollte eben .erst' 100 Jahre alt sein. An ihrem 100. Geburtstage wurde sie von Sr. Majestät dem König mit einem Gnaden geschenk von 100 Mark erfreut. Alle 12 ihrer Kinder hat das Mütterchen, das bis in sein hohes Alter hinein noch äußerst rüstig war und über ein gute» Gedächtnis verfügte, überlebt. Ihr Ehemann war bereits im Jahre 1865 gestorben, er war Hofarbeiter in Gaußig. Mutter Brüll ist auf ihrer langen Lebensbahn viel von schweren Schicksalsschlägen heimgesucht worden. — Schneeberg, 22. Juli. Wie alljährlich am 22. Juli fand heute früh der historische Bergaufzug statt. Unter den Klängen der Bergmusik bewegte sich der Zug um 8 Uhr von Neustädte! au» auf demselben Wegewie im vorigen Jahre und vor zwei Jahren nach der St. Wolf- gangSkirche. DaS malerische Schauspiel lockte auch diesmal ein zahlreiches Publikum an, auf da» die in Reih und Glied marschierenden Bergleute in ihrer kleidsamen Tracht eine große Anziehungskraft ausübten. Der BerggotteSdienst in der St. Wolfgangskirche nahm einen erhebenden Verlauf. Die zu Herzen gehende Festpredigt hielt Herr Superintendent Thoma». Schwarzenberg. Ende September findet in Schwarzenberg die Abgeordneten- und Hauptver sammlung des 88 Zweigvereine mit über 13000 Mit glieder zählenden Erzgebirgsvereines statt. Die Orts ausschüsse haben bereits ihre Tätigkeit begonnen.
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