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Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung : 15.07.1909
- Erscheinungsdatum
- 1909-07-15
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id426614763-190907151
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id426614763-19090715
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-426614763-19090715
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Amts- und Anzeigeblatt für den Bezirk des Amtsgerichts ...
-
Jahr
1909
-
Monat
1909-07
- Tag 1909-07-15
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Monat
1909-07
-
Jahr
1909
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.achtet l)at, als sie den saast o,ft so beschiverlichen Gang zur Schule antraten, der wird sich sicher über die Menge ^er fröhlichen Gesichter mild der lachenden Augen herz- Lich.gefreut haben. Wenrn es gilt, auf 3^/z Wochen welch' lange Zeit süL ein Miidergemüt — den lästigen Schulranzen in der Ecke ruhen lassen zu dürfen, und, statt auf der Schulbank zu sitzen, in Feld und Wald der schönen Heimat herumzutollen, sollte da ein Kind Nicht jubeln? Aber manchen ist die Kindersreude ein Dorn mn Auge. In Wagners „Meistersingern" ist auch so einer, ver, als die Lehrbuben in so »rechter Herzensfreude über den herrlichen Johannistag und das Fest singend das Gemerk umtanzen, halb grimmig, halb belustigt, sagt: „Hei, wie sich die Buben freu'n!" In diesem Falle ist nun der Beckmesser das jetzige Wetter; ein Vergleich mit seinem meckernden Lachen: könnte schon zutreffem. Aesft es uns doch nun mit Sturm und Rogen schon wochenlang. Wenig tröstlich ist es für die Landwirte, die noch Hou ein zu bringen haben, wenig tröstlich ist es für die be vorstehende RoggeNernte, da die schweren Regengüsse (das hohe GetreÄW während der Körnerbildung fast alles zum Lagern gebracht habon, wenig angenehm für die Sommerfrischler, die gerade in dieser Zeit ihren Urlaub begannen hatten und nun auf dom Lande, in den Bädern und in den Tälern eingeregnet sind, wenig aussichtsreich für die nun bevorstehenden Sommer ferien, da sich die schlechte Witterung fast über ganz Mitteleuropa ausbreitet, in den Hochgebirgen in be trächtlichen Schneefällen und Stürmen, in den tiefe ren Lagen überall in exzessiven Güssen sich äußernd. Nach der extrem langen Trockenperiode dieses Früh jahres sind die auf einmal so andauernden Regengüsse sonders auffallend. Eine Fortdauer der abschrecken den, ungünstigen Witterung würde für weite Kreise eine erhebliche finanzielle Schädigung bedeuten, für Hotels, Gartenwirtschaften, Sommerfrischorte und nicht zuletzt auch für die Geschäftsleute, insbesondere jetzt unmittel bar vor den großen 'Ferien, wo nach so mancher Reise bedarfsartikel gekauft werden könnte. Hoffentlich, greift in der Natur rocht bald sommerliches Walten Platz. — Eibenstock. Für das Vereins- (Zwickauer-) Zimmer des Unterkunftshauses auf dem Auersberge schenkte Herr Stadtrat Grimm in Zwickau einen großen schönen wertvollen Zinnteller und 2 Leuchter in Gestalt von 2 Bergleuten. Nach dem Besuche des Königs auf dem Auersbcrge hat Herr Oberstallmeister Excellenz von Haugk einen schönen Zinnkrug für das genannte Zimmer gespendet. — Dresden. Der Student, der, wie gemeldet, einen Flugapparat erfunden hat, ist ein angehender russischer Ma schineningenieur namens Arkady Jospee, der, durch die russi schen Unruhen vertrieben, nach Dresden kam, um an der hiesigen technischen Hochschule seine Studien fortzusetzen. — Der 1'/, Meter lange Apparat gleitet einem Pfeile gleich durch die Luft. Das Modell wiegt l Pfund. Um drei Personen mit einem 70pferdigen Motor vorwärts gleiten zu lassen, muß dieser Apparat mit l2O Quadratmeter Tragfläche aus gestattet werden, bei einer Länge von 16 Metern. Das Ge wicht wird schätzungsweise l OOO Pfund betragen. Bei den bisher ausgeführten Experimenten wurde eine Flugbahn von 45 Metern erreicht.!?^ L-t - - — Freiberg, 10. Juli. Während der Fahrt aus hem Bahnwagen gesprungen ist am Mittwoch aibend zwischen Hainsberg und Tharandt ein junges Mädchen, weil es glaubte, es sollte ein Verbrechen an ihm verübt werden. Dor Sache liegt ein vollkommen harmloser Vorgang zugrunde und sie wird nur dadurch erklärlich, daß, wie später festgestellt wurde, das Mäd chen hochgradig hysterisch ist. Der Vorgang spielte fich folgendermaßen wb. In einem Wagen 3. Klasse Katzen sich ein älterer Freiberger Herr und ein 16- zähriges Mädchen, die Tochter eines Oberschaffners, gegenüber. Der Herr sülcht, um sich Linderung gegen Halsbeschwerden zu verschaffen, eine Lakritzenstange mit sich. Zwischen Hainsberg und' Tharandt wollte er sich ein Stück Lakritzen' von der Stange abschneiden. Als er die Stange aus der Hülle brachte und dazu auch das Taschenmesser öffnete, schrie das Mädchen plötzlich ängstlich auf, öffnete die Coupetüre und sprang, ehe es verhindert werden konnte^ qus dem in voller Fahrt befindlichen Zuge. In Tharandt sofort angestellte Er- Mttlungen ergäben, daß das Mädchen glücklicherweise mit geringen Hautabschürfungen am Gesicht davonge- tommen wcur. Das Mädchen gad an, es habe, als der Herr die starkriechende Rolle und das Taschen presser herausbrachte, geglaubt, es solle chloroformiert und ein Verbrechen an,ihr verübt werden. Oelsnitz i. E., 10. Juli. Es ist erreicht! Das Vereinsleben in unserem, Ort hat mit der erfolg ten Gründung eines Damenf-Kegelklubs sicherlich die schönste Blüte getrieben. Und sie soll bereits eine ganz stattliche Mitgliederzahl aufweisen, dfe neue Bereini gung. Ja, sie habens ihnen endlich abgeguckt, den flei ßigen Kcgelbrüdern, und empfunden, daß die Abende im Kegelklub mit zu den vergnüglichsten 'Stunden des Leibens zählen. Vielleicht erlebt es auch der Rauch klub, daß ihm sine Konkurrenz düvch das schöne Ge schlecht entsteht. Nun vorläufig noch „Gut Holz!", dann «aber ein ,Mut Rauch!" — Kleine Mitteilungen aus Sachsen: Der Rat zu Leipzig hat das dortige Hochbauamt mit der Ausarbeitung eines Vorprojektes für eine ständige Ausstellungshalle beauftragt. — Der verstorbene Ver lagsbuchhändler Julius Hermann Meyer in Leipzig hat der Stiftung zur Erbauung billiger Wohnungen zum Ausbau der Kolonie in Probstheida die Summe von 1 Million Mark letztwillig Unterlassen. — In Plauen stürzte sich in der Rackst vozn 11. Juli von der Friedrich August-Brücke in einem Anfalle von gei stiger Umnachtung eine Frau unp schlug derartig in geringer Nähe eines Passanten auf das Straßenpfla ster, daß das Gesicht völlig unkenntlich wurde. Nun^ mehr ist die Leiche als die Frau des Lehrers Nietzsche von hier erkannt worden. Die Frau ist erst 24 Jahre alt. — Zu Tode gekommen durch Zerreißen eines Blut gefäßes ist ein 35 Jahre alter Steindrucker in Rei chenbach. Er hatte vor einiger Zeit sich beim Trans port eines schweren Lithographensteines den Schaden -«.gezogen und klagte seitdem über innerliche Schmer zen, denen er nun erlegen ist. —-An seinem Web stuhl, der ihm ein Menlschenalter hindurch zur Ausüb ung seiner Tätigkeit gedient hat, erhängte sich in Rei chenbach der 82 Jahre alte Weber Beck. Der Greis, der sich allgemeiner Wertschätzung erfreuen konnte, war seit langem von einem inneren Leiden gequält worden. — Am letzten Tage der froh verlebten Tanz stundenzeit wurde der 18 Jahre alte Realgymnasiast Richard Hänel im Annubergi. E. auf dem Ballsaale von dem Tode überrascht. Mitten im Tanz befiel ihn ein plötzliches Unwohlsein, das in wenigen Minuten sei nen Tod infolge Herzsschlags zur Folge hatte. Alle von feiten des Arztes angestellten Wiederbelebungs versuche waren erfolglos. — Der 20jährige Dienstknecht «Franz Weishaupt m dem böhmischen Grenzorte Mer- tendorf bei Brambach ritt am Donnerstag gegen Abend ein frifchbeschlagenes Pferd aus der Schmiede nach Hause. Plötzlich bäumte das Pferd, überschlug sich und begrub seinen Reiter unter sich. Herbeieilende Leute konnten leider nur feststelilen, dast Weishaupt totgedrückt worden war und daß Such das junge, wert volle Pferd den Hals gebrochen hatte und tot am Boden lag. — Am Montag nachmittag Vz2 Uhr glitt inBadElster beim Ausfprkingen auf einen abfahren den Gitterzug der etwa 60jährige Oberschaffner Har- zendorf aus Weischlitz ab und kam so unglücklich aufs Gleis zu liegen, daß vier bis fünf Wagen über den Un glücklichen hinwegfuhren, wodurch ihm der linke Un terschenkel zermalmt wwrde. Der Schwerverletzte ist ins Köhlersche Sanatbrkupi nach Bad Elster gebracht Worden. Möglicherweise hat der Ueberfahrene auch eine Rückgratsverstauchung erlitten, jedoch wird Nähe res erst die Untersuchung ergeben. Harzendorf ist verheiratet. — Eine Automobilisten-Unverfrorenheit konnten dieser Tage abend die „Grauen Schützen" von Meeranebei einem Apsflug feststellen. Die Kompa nie hatte einen Marsch gemacht und war ans der Hohen Straße zwischen Schwanefeld und dem. Feldschlößchen, die Musik an der Spitze, auf dem Rückmarsch begriffen. Plötzlich — es war gegen Uhr und recht finster bei einem niedergehenden seinen Regen — erschallt ein mehrfacher Schrei und im gleichen Augenblick fliegt das Musikkorps durcheinander. ' Mitten in die Marschko lonne hinein faust ein Automobil, ohne Lichter und selbstverständlich auch ohne Warn'ungssignale. Von den Musikern flogen mehrere mit ihren- Instrumenten in den Chausseegraben und die hinterher marschierendes Kolonne mußte wie der Blitz wuseinanderstieben, um von dem Vehikel nicht awgerpnn.t zu werden. In un verfrorenster Weise fuhren die Insassen nach kurzem Langsamfahren wieder davon; sodaß weitere Kenn zeichen bei .der Dunkelheit leider nicht festzustellen waren. — Zur Reichstags-Ersatzwahl im 19. sächsischen Wahlkreise. Im 19. sächsischen Reichs tagswahlkreise (Stollberg-Schnceberg), in dem eine Er satzwahl für den verstorbenen sozialdemokratischen Ab geordneten Goldstein am 7. September zu erfolgen hat, ist dem Sozialdemokraten Redakteur Schöpflin in Leip zig nunmehr als bürgerlicher Kandidat der Schuldi rektor Vorwerk in Untersachsenberg (nationalliberal) gegenübergestellt worden. — Hundefleisch als Nahrungsmittel in Sachsen. In Sachsen ist der Konsum in Hundefleisch in den letzten 6 Jahren wesentlich gestiegen In be hördlichen Schlachthäusern geschlachtet und untersucht wurden im Jahre 1908 3776. Die meisten Hunde wer den in Chemnitz verzehrt, IHv z. B. 1907 701 cTiere ihr Leben lassen mußten. — In der vierten Klasse. Die Sächsische Staatsbahnverwaltung macht bekannt: Da in letzter Zeit in den Eisenbahnwagen 4. Klasse wiederholt ge werbsmäßiges Musizieren, Vorführungen von Kunst stücken und von Schaustellungen, Feilbieten von Gegen ständen, durch reisende Taschenkünstler, Schausteller und Händler gegen nachheriges Einsammeln von Geld vor genommen und dadurch das reifende Publikum belästigt worden ist, wie eingegangene Beschwerden beweisen, Wird darauf aufmerksam gemacht, daß die Vornahme solcher Handlungen verboten ist. Um die Durchführ ung der Vorschrift zu erleichtern, sind neuerdings in Pen Wagen 4. Klasse Anschläge angebracht worden, die das Verbot der Vorführungen und des Feilbietens enthalten. Die auf Mund dieses Verbotes Zuwider handelnden, werden vom Zugbegleitpersonal, das da rüber zu wachen hat, auf der nächsten geeigneten Sta tion zur Namensfeststellung, und Anzeigeerstattung dem Aufsrchtsbeamten zugeführt. Die Betriebsdirektionen haben gegen die,Angezeigten mit Strafen vorzugehen. — Dem Vorgänge der preußischen Staatseisenbah nen, das Betreten der Speisewagen nur den mit Platzkarten versehenen Reisenden zu gestatten, haben ttch jetzt auch die sächsischen Staatseisenbah nen angeschlossen. Es dürfen danach von jetzt ab guch innerhalb Sachsens nur solche Reisende im Spei sewagen Platz nehznen, hie sich im Besitz einer Platz karte befinden. Die Ausgabe der Platzkarten wird, sofern die Entnahme nicht gleich am Schalter beim Kauf der Fahrkarte möglich ist, vom Zugspersonal Wit tunlichster Beschleunigung nach Abfahrt des Zuges erfolgxn. In denjenigen Speisewagen, in denen sich zwei Aufenthaltsräume befinden^ wird der eine Raum für Reisende der 1., 2. und 3. MageNjklasse verfügbar sein, während der andere als solcher für Reisende der 1. und 2. Wagenklasse bezeichnet werden wird. — Eine Entscheidung des Reichsgerichts, daß tele phonische Gespräche, die durch Beamte weiter verbreitet werden, keinen strafrechtlichen Schutz genie ßen, wird allgemeines Verwundern exregen. Denn wenn auch nicht angenommen werden kann, das die Be amten oder Beamtinnen es darauf anlegen werden, jedes Gespräch zu belauschen, so lassen sich doch Fälle denken, wo die Kenntnis eines Delephongespräches zum Schaden eines der Teilnehmer ausgebeutet werden kann. Tatsächlich sind! solche Fälle auch schon vorge kommen. — Die Statistik der Königlichen Brandver- sicherungSanstalt auf das Jahr 1908 zeigt, daß in dieser Zeit nachweisbar 645 Brände und mutmaßlich 457, zusammen also 1102 Brände in Sachsen durch Fahrlässigkeit, insbesondere durch unvorsichtigen Umgang mit Licht, Streich hölzern u. dergl. entstanden sind und zum Teil recht erheblichen Schaden angcrichtet haben. 216 dieser erwiesenen und 48 der mutmaßlichen fahrlässigen Brandstiftungen sind durch Kinder im Alter unter zwölf Jahren verursacht worden. Zieht man bei den fahrlässigen Brandstiftungen das Verhältnis zwischen Stadt und flachem Land in Bettacht, so zeigt sich, daß von den erwiesenen Fällen 5l4 auf Städte und 133 auf Dörfer kommen. Von den 514 Stadtfällen kommen 114 auf Kinder, während sie an den ländlichen 133 Brandfällen mit 55 beteiligt sind. Erwiesene vorsätzliche Brandstiftungen kamen 1908 vor 39, und zwar drei leider durch Kinder, und mut maßlich waren 435 Brände vorsätzlich angelegt worden. Von den erwiesenen vorsätzlichen Brandstiftungen kamen 27 auf Dörfern und nur 12 in den Städten vor. — Landtagswahlaufruf der sächsischen Mittelstands» Vereinigung. Mit ihrem Ausruf zu den Landtagswahlen tritt soeben die Mittelstandsvereinigung im Königreich Sachsen an die Oeffentlichkeit und entwickelt zugleich ihr Programm. In der Einleitung wird des neuen Mehrstimmen-WahlrechtS gedacht und dann die Gründung der Mittelstands vereinigung motiviert: diese sei nicht aus politischem Ehrgeiz, vielmehr durch die Not der Zeit erfolgt, welche in dem allgemeinen Jnterefsenkampf auch den Mittelstand nötige, als geschlossene Macht sebständig in den Kampf einzu greifen. Sie umfaßt alle Glieder der bürgerlichen Gesellschaft, Handwerker, Kaufleute, Bcanite usw. So will diese Vereinigung im Handwerk besonder» da» Submissionswesen, in welchem durch die furchtbaren Unterbietungen dem Handwerk und der Klein-Industrie unheilbare Wunden geschlagen wor den sind, reformieren und betreibt daher init allem Nachdruck die Grün dung einer sächsischen Zentralstelle für da» Submissionswesen. Ferner fordert sie Beschränkung der Arbeiten des Staate» und der Gemeinden in eigener Regie, sowie Eindämmung deS gewerblichen Wettbewerb» der Zucht- Häuser. Im Kaufmännischen Mittelstände sind ähnliche Schädigungen der wirtschaftlichen Lage vorhanden. So ruft der Kleinhandel noch heute ver geblich nach Schutz vor den Wirkungen der Warenhäuser und Konsumvereine, sowie vor dem Wettbewerb der wirtschaftlichen Vereinigungen der Offiziere und Beamten. Die Organisation will Industrie, Handel, Gewerbe und Landwirtschaft mit allen Mitteln fördern, aber auch die Sxistenzgefährdung der kleinen und mittleren Betriebe verhüten. — Auch der Hausbesitzer wird gedacht; ihre berechtigten Wünsch« sollen nach Kräften Unterstützung finden. Weiter führt das Programni aus: Wir betrachten die Beamten als einen wesentlichen Bestandteil des Mittelstandes und werden ihre Wünsche, beson der» die hinsichtlich auskömmlichen Gehaltes tunlichst unterstützen. Di« Fürsorge für das große Heer der Privatbeamten und Angestellten bleibt weit hinter der Förderung zurück, die man den Industrie-Arbeitern hat an gedeihen lassen, und sie bedürfen deshalb einer größeren Berücksichtigung. Wir werden insbesondere der übermäßigen Begünstigung der billigeren Frauen arbeit von feiten deS Staate», der Gemeinden und deS Privatunternehmer- tumS entgegentreten, weil durch dieselbe viele Angestellte und Beamte heut« nicht mehr in der Lage sind, einen eigenen Herd zu gründen. Die mitt leren und kleinen Städte sind infolge der überragenden Kraft der Groß städte in der Entwicklung relativ zurückgeblieben. In ihrem Interesse müssen wir eine weitere Dezentralisation der staatlichen Verwaltung fordern. Ander- rerseitS aber ist auch der feindseligen Stimmung gegen die Großstädte, die Vielfach zu ungerechter Bekämpfung der großstädtischen Interessen führt, ent- gegenzuarbeiten. Weiter erstrebt die Vereinigung noch eine Verbesserung de» Verkehrswesens, sowie eine zeitgemäße Resorm unserer Schulorganisation und deS UnterrichtSbetriebS. Besonders ist hierbei an di« Fach- und Fort bildungsschulen gedacht, die durchaus von seiten deS Staates tatkräftigster Unterstützung bedürfe». Ferner soll das Selbstverwaltungsrecht der Gemein den nach Möglichkeit entsprechend der Größe der Geineinden erweitert, sowie den Berufsorganisationen größere Freiheiten gestattet werden. Den staatlichen Verwaltungsabteilungen ist «in gewerblicher Beirat anzugliedern, dessen Mitglieder von den berufenen Vertretungen der in Frage kommendm Stände gewählt werden. Bei der Reform der Ersten Kammer sollen neben der Industrie der gesamte Mittelstand und neben den Großstädten auch die kleinen Städte eine entsprechende Vertretung erhalten. — Endlich fordert der Mittelstand, der «ine höhere Steuerlast nicht mehr auf sich nehmen kann, als Quintessenz aller bisherigen Forderungen auf allen Gebieten «ine Politik angemessener Sparsamkeit. — Mit solchen Ansichten und Reformen wird der Verband, dessen Abgeordnete im Landtage eine Wirtschaftliche Vereinigung bilden werden, auf wirtschaftlichem Gebiete eine für den Mittelstand und das gesamte Bürgertum bedeutungsvolle Tätigkeit entfalten können. — Zum Besuche deS oberen Erzgebirges bietet die StaatSeisenbahnverwaltung Sonntag, den 28. Juli d. I. eine günstige Ge legenheit durch Abfertigung eines SonderzugeS zu ermäßigten Fahr- preisen von Chemnitz Hauptbahnhof nach Lößnitz, Aue, Schöneck, Klingen thal, Schwarzenberg, Scheibenberg und zurück. Der Zug fährt am genannten Tage vorm. 8 " Uhr von Chemnitz Hauptbahnhof, k " Uhr von Chemnitz Südbf. ab und trifft 6" Uhr in Aue i. Erzgeb., 7'" Uhr in Blauenthal, 7" Uhr in Eibenstock u. Bf, 7'°° Uhr in Schönheiderhammer und 7" Uhr in WilzschhauS ein Zur Rückfahrt wird am Abend desselben Tage» «in Sonderzug WilzschhauS 9" Uhr, Schönheiderhammer 9" Uhr, Eibenstock u. Bf. 10°' Uhr, Blaueuthal lv'° Uhr und Aue i. Erzgkb. 10" Uhr ver- lassen, in Chemnitz Südbf. 12'° Uhr und in Chemnitz Hauptbf. 12" Uhr nacht» »»kommen. Denjenigen Reisenden, welche nach und von Carlifeld fahren wollen, stehen auf der betreffenden Anschlußstation fahrplanmäßige Züge zur Verfügung. Den Anschluß in Eibenstock u. Bf. nach Eibenstock ob. Bf. vermittelt auf der Hinfahrt ein fahrplanmäßiger Zug, auf der Rück fahrt hingegen ein Sonderzug. Alle» Näher« enthalten die Anschläge aus den in Frage kommenden Stationen. Reichstag. Sitzung vom IS. Juli. In der Montag Sitzung, di« vormittag» II Uhr begann und nach 7 Uhr abend» endete, erledigt« der Reichstag di« Besoldungsvorlage für di« Reichsbeamten in zweiter Lesung. Abg. Dröscher (kons.) betonte, di« Kom- Mission habe die Beschlüsse ihrer ersten Lesung ausgegeben und sich mit der Regierung geeinigt, da sie den Grundsatz: Ohne Deckung kein« Ausgab« anerkennen müsse. Mit schwerem Herzen habe sie sich entschlossen, ihr« wei- tergehenden Wünsch«, namentlich hinsichtlich der Postaffistenten und Unter- Beamten zurückzustelleu. Schatzsekretär Sydow erklärte gleichfall-, daß di« Kommissionsbeschlüsse da» äußerste Maß dessen enthielten, wa» gewäbrt werden könnte, jeder über diesen Rahmen hinausgehende Beschluß würde die Vorlage zum Scheitern bringen. Entgegen diesem Unannehmbar der Regier ung wurde schließlich aber doch ein nationalliberaler Antrag auf Wieder herstellung der KommiffionSbeschlüsse erster Lesung für die Unterbeamten mit 173 gegen 181 Stimmen angenommen. Sitzung vom 13. Juli. Der Reichstag, dessen Session geschloffen und nicht vertagt wurde, erledigte am Dienstag in nahezu fünfstündiger Sitzung eine große Meng« von Beratung» - Gegenständen, insonderheit die BesoldungLvorlage für dl« Reichsbeamten. Der Handelsvertrag mit Venezuela, da» Marken-Abkommrn mit Dänemark, da» Schankgefäß - Gesetz wurden unverändert endgültig an- genommen. Bei dem Gesetzentwurs über di« zollwidrige Verwendung von Gerste wurde auf Antrag Speck di« Regierung-Vorlag« Wied« hergestellt und endgültig genehmigt. Di« Ueberflchten über di« Autgaben in Ost und Deutsch - Südwestafrika pro 1901 wurden erledigt, ein Antrag Trzbrrger, sie an di« Kommission zurückzuverweisen, wurd« abgelehnt und zwar mit 1b« gegen 133 Stimmen. Eine Reihe Petitionen und Wahlprüfunge« wurde den Beschliissen der Kommission gemäß erledigt, die Wahl de« Adg. Kleye natl. (Wolfsenbüttel) an die Kommission zurückverwiesen. Darauf folgte die dritte Beratung de» BesoldungggesetzeS für di« Reichgbeamten. vchatzsekretar Shdow «klärte sofort, daß da» ganz« Besoldung»gesetz scheit«» würd«, wenn da» Hau» an den gestrigen Beschlüssen festhielte. Abg. Spahn (Ztr.). Angesicht» dies« Erklärung werden wir für da» mit d« Regierung verrinbarte Kompromiß, unt« Verzicht auf di« weit« gehenden gestrige« Beschlüsse, stimmen. Abg. Singer (So,.): Mr glauben an die Droh- ungen d« Regierung nicht und werden an d« gestern beschlossenen höhere« Gehaltszulage für die Unterbeamten und Postassistenten sesthalten. Abg. Lattmajnn («irisch. Bg.) spricht von Demagogie d« Linken, di« au» Wahlrückstchten für di« höheren BesoldungSsätz« rinträte und wird zur Ord nung gerufen, al« er sagt«: Aus uns«« Seit« ist di« Vernunft, auf Ihr« die Unvernunft. Abg. Wiemer (sreis. Vp.): Die Mittel find geschaffen, daher werden wir an den gestrigen Beschlüssen festhalten, »bg. v. Olden- burg-Januschau (kons.» tritt für di« Beschlüff« der Kommission unt«
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