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«»»«»emevt mertel;. 1 M. 2b Pf. einschließl. de« »Jlluftr. UnterhaltungSbl." u. der Humor. Beilage .Seifen- blasen* in der Expedition, bei unseren Boten sowie bei allen ReichSpoftanstalten. Trlrgr.-Adrrsse: Amtsblatt. für den Oezirk des Amtsgerichts Eibenstock nnb dessen Hlrngebung. «rscheint wöchentlich drei Mal und zwar DienStag. Donnerstag u. Sonn abend. JnsertionSpreiS: de kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Verantwortlicher Redakteur, Drucker und Verleger: Emil Hannebohn m Eibenstock. Frrnsprrcher Ur. List. «s >— bk. Ia-rgang. ------- Donnerstag, den 10. Jam Bekanntmachnng. Wie dem Sladtrat durch beteiligte Fabrikanten und durch den Jnduftrieschulausschuß bekannt geworden, herrscht zur Zeit eine außerordentliche Nachfrage nach Perlnäherinnen. Es soll daher versucht werden, durch Einführung von UnterrichtSk«rsen a« der hiesigen J«d«ftrieschule für Frauen und Mädchen neue ArdeitSkräfte im Tambour- «ud Perlstich Heranzubilde«. Geübte, mit allen vorkommenden Arbeiten und Sticharten vertraute Musternäherinnen werden von hiesigen Fabrikanten zur Verfügung gestellt. Der Kursus soll unentgeltlich sein. Für angefertigte Waren wird ein entsprechender Arbeitslohn an die Lernenden bezahlt. Anmeldungen zum Besuch der Unterrichtskurse können erfolgen beim Ttadtrate und bei Herrn Kunstschullehrer Kneisel direkt oder auch durch hiesige Fabri kanten und finden, soweit Plag und Musterlehrermnen zur Verfügung stehen, der Reihe nach Berücksichtigung. — Nährahmen oder Nähtrommel sind mitzubringen. Beginn deS Kursns nächste« Montag in der hiesigen Kunstschulzweig- abteilung. Eibenstock, den 0. Juni 1009. Der St ad trat. H-si-. Die sächs. Rationalliberalen und die Lage im Reich. In einem in der „Obererzgebirgischen Zeitung" veröffentlichten Aufsatz spricht sich Reichstagsabgeord- neter vr. Stresemann über die gegenwärtige Stellung der nationallibe'ralen Partei zu der neugeschaffenen politischen Lage folgendermaßen aus: „Für die nationalliberale Partei ist die Stellung in dieser Situation gegeben. Sie hat von vornherein den Standpunkt eingenommen, daß die Reichsfinanz reform sich aufbauen müsse auf einer allgemeinen Be sitzsteuer, mit der Besteuerung entbehrlicher Genuß mittel. Von diesem Standpunkt wird sich die Partei nicht wbbringen lassen. Von allen Ecken und Enden bemüht man sich jetzt, die Nationalliberalen zu veran lassen- von links abzurücken und gemeinsam mit Zen trum und Konservativen die Reichsfinanzreform auf der Grundlage der konservativen Besitzsteueranträge Zu machen. Die Beschlüsse des Zentraloorstandes be weisen-, daß man diesen Sirenenrufen nicht folgen wird-. Ohne eine allgemeine Besitzsteuer in der Form der «Erbschaftssteuer ist die Reichsfinanzrefor.m für die na tionalliberale Partei unannehmbar. Den Herren preu ßischen Konservativen muß einmal gezeigt werden, daß sie nicht allein in Deutschland regieren und daß der nationale Liberalismus nicht gewillt ist,, sich einfach ausschalten zu lassen und ihneü die Steigbügel zu halten. Gerade in den jetzigen Lockrufen und Werünn gen von allen Seiten zeigt sich, welche große Bedeut nng die nationalliberale Partei innerhalb des deut schen politischen Lebens a-usmacht. Aus allen Schick; teil des Volkes bestehend, im Süden des Reiches ver breitet wie im Nordest, als Trägerin des nationalen -Gedankens seit der Gründung des Deutschen National vereins dastehend, weiß man auch in konservativen Krei sen, wie es im Volke aufgenommen werden würde, wenn auch diese Partei,, die so oft ihre eigenen Interessen dem Vaterlande geopfert hatte, diesmal gezwungen wird, beiseite zu stehen. Man möchte die Zustimmung der nationalliberalen Partei, damit sie gewissermaßen das Feigenblatt abgebe, hinter dem sich die Scham des konservaiiv-ultramontanen Bündnisses verberge, und damit man im Lande sagen könne, die nationalliberale Partei habe ja auch mitgemacht. Dazu sind wir zu gut. Glaubt es der Reichskanzler verantworten zu können, die Reichsfrnanzreform aus den Händen der Konservativen und des Zentrums entgegenznnehmen und den Liberalismus auszuschalten, so mag er es tun und gemeinsam mit jenen Gruppen astch die Ver antwortung für die kommende Zentrumsherrschaft über nehmen." Wir sind überzeugt, daß hier die Auffassung der sächsischen Nationalliberalen prägnant zum Ausdruck kommt. Bereits im März d. I. hat sich der Vorstand des nationallibercklen Landesvereins in ähnlicher Weise ver nehmen lassen. Die Badereise des Jürsten Kulenöurg. Die „Nationalliberale Korrespondenz" schreibt: Eine unbehagliche Affäre macht seit ein bis zwei Wochen in deutschen Landen von sich reden. Sie wür de noch mehr von sich vejden machen- wenn nicht die Finanznöte und der konservativ-klerikale Kampf um die Macht uns zur Stunde so auf den Nägeln brennten: Fürst Philipp zu Eulenburg und Hertefeld- der — so war doch die Fiktion, die ihm auf seinem idillischen Landsitz zu leben erlaubte — so leidend ist, daß er weder am Gerichtsstatt gebracht werden konnte, noch länger in milder Krankenhaft zu halten war, hat sich nach kurzer, nachträglicher Verständigung der Kgl. Staatsanwaltschaft auf eine lange, beschwerliche Reise begeben. Er ist zur Kur nach Gastein in die steirischen Berge gefahren. Dort lebt er, der, wenn er nicht vorm Jahre so bedauernswert erkrankt wäre, vermutlich jetzt von jedem Auchthausaufseher mit dem vertraulichen „Du" angeredet würde, unter dem wohlklingenden Pseu donym eines Grafen von Hamm: ein Partikulier von Distinktion, ein illustrer Badegast. Uns will scheinen: man kann diesen Handel gar nicht ernst genug nehmen. Das ist doch geradezu eine offene Verhöhnung aller staatlichen Gewalten, eine grinsende Verspottung der Fundamente, auf denen jedwede staatliche Ordnung ruht. Und — das wolle man bitte nicht vergessen — eine Verspottung, die ohne eine gewisse Mitschuld eben dieser staatlichen Organe doch nicht möglich ge worden wäre. Hier und da bemüht man sich solche Mitschuld zu leugnen: Die Justizorgane hätten getan, was sie tun mußten; den Gutachten der Medizinalbe hörden hätten sie sich zu fügen gehabt. Leider können wir nicht finden, daß damit alle Unbehaglichkeiten, die diesen Fall seit Jahr und Tag schon umwittern, aufgeräumt wurdest. Nach unserem Dafürhalten gab es in dieser in mehr als einer Beziehung traurigen Affäre doch nur zweierlei. Schweren Meineides hin reichend und dringend verdächtig ist der Fürst Philipp zu Eulenburg und Hertefeld nach wie vor. Im letzten Prozeß Moltke gegen Harden haben Staatsanwalt und Gerichtsvorsitzende sogar deutlich zu erkennen gegeben, daß sie ihn für schlechthin überführt erachteten. Ent weder also war Fürst Eulenburg nicht transportfähig: dann mußte jede Luftveränderung, schon jede Ueber- führung in einen anderen Raum von ihm ferngehalten wepden. Oder aber er war doch transportabel: dann war er schonend zwar, aber auf dem schnellsten Wege vor das Tribunal zu führen, dem er unter solchen Umständen zu lange schon entzogen war. Aber ein drittes 'rann und konnte es nicht geben, soll nicht die Ueberzeugung, daß in Preußen Deutschland Recht ge sprachen wird ohne Ansehung der Person, ins Schwan ken geraten. Und ohne diese Ueberzeugung als Ge meingut ist wahres Staatsgiefühl gar nicht zu denken. Tagesgeschichte. — Deutschland. Der Kaiser wohnt gegenwärtig an Bord der .Deutschland" bei Kiel Vorführungen der Flotte nach einem besonderen Programm bei. - Ein Besuch des Zaren beim Kaiser. Nach einer Petersburger Meldung des „Tag" gedenkt Kaiser Nikolaus den Besuch 1>es Deutschen Kaisers bei Gelegenheit seiner großen Auslandsreise im Laufe die ses Sommers zu erwidern. Der Ort der Zusammen kunft ist noch nicht endgültig festgesetzt, doch scheint Kiel in Aussicht genommen zu sein, wo dev Zar auf seiner Jacht „Standart" und in Begleitung mehrerer Kriegsschiffe auf seiner Besuchsfahrt nach Frankreich und England einen zweitägigen Aufenthalt nehmen will. — Die Konferenz der einzel staatlichen Fl n a nzmtn i sie r und leitenden Minister, die für den gestrigen Dienstag in Berlin in Aussicht genom men wovden war, ist auf morgen Donnerstag ver- f ch o b e n worden. Die Herren werden die Ersatzstener- Vorfchläge des Reichsschatzsekretärs fix und fertig vor finden und zu diesen wie zu den Beschlüssen der Finanz kommission Stellung nehmen können. Am Dienstag der neuen Woche geht's dann im Plenum des Reichs tags los. Fürst Bülow persönlich wird die Vorlagen der verbündeten Regierungen im Plenum vertreten. Er verzichtet aus diesem Grunde auf die Begleitung des Kaisers zur Zusammenkunft mit dem Zaren. Einige Pariser Blätter greifen diese Tatsache begierig auf, um an ihr zu demonstrieren, wie verzweifelt doch die finanzielle Lage des deutschen Reiches sei. So schlimm stehen die Dinge bekanntlich keineswegs. Die Finanz läge hes Reiches ist im Augenblick keine glänzende, und noch trüber sind die Aussichten auf das Zustande kommen der Finanzreform; aber es so darzustellen, als ob Deutschland nun schon unmittelbar vor dem Bankerott stände, das ist denn doch wohl das Verkehr teste, was behauptet werden kann. — Das Obergutachten über den Fürsten Eulenburg, das von der wissenschaftlichen Deputa tion für das Medizinalwesen eingefordert wurde, geht seinem Abschluß entgegen. Ein Auszug aus ihm konn te bereits der Staatsanwaltschaft zugestellt werden. Darnach sollen der Wiederaufnahme des Verfahrens keine Bedenken mehr entgegenstehen. Fürst Eulenburg würde daher bald zur Rückkehr nach« Liebenberg auf gefordert werden. .Die englischen Arbeiter-Führer, die nun ihren geistlichen Landsleuten in Deutschland Platz gewacht haben, sprachen sich beim Abschiede sehr an erkennend ans über die Art, wie sie ausgenommen wurden, und über das, was sie gesehen. Was der Staatssekretär des Reichskolonialamts Dernburg auf der Abschiedsfeier den englischen Arbeiterführern sag te, hat diesen besonders gut gefallen. Der Staats sekretär warnte vor kritiklosem Bücher- und Zeitungs- Studium und empfahl allen- die es angeht, fremde Staaten, Völker und Eistrichtungen durch persönlichen Besuch kennen zu lernen. Deutsche und Engländer könn ten sehr gut mit einander wirten, das hätten sie bei der Bekämpfung der HeuschreckewPlage in Südafrika be wiesen. Es gäbe aber auch anderwärts Heuschrecken, auch im Deutschland und in England- und die gelte es, zu bekämpfen, da sie das gute Einpernehmen zwischen den Völkern störten. — Die englischen Geistlichen, mehr als 100 an der Zahl, trafen am heutigen Mittwoch in Cuxhaven ein. V o n d e r d c u t s ch e n L u f t s ch i f f a h r t. Das von der R heini'sch Westfälischen Motorluftschiffgesell- fchaft in Elberfeld erbaute Luftschiff nach dem unstarren System des Aeronauten Erbslöh ist nahezu vollendet. Es hat eine Tragfähigkeit von 20 Personen, der Ballon faßt 3000 Kubikmeter. Der Ban nimmt deshalb be sonderes Interesse in Anspruch, weil das Kriegsmini sterium kn Anerkennung der Bestrebungen der Gesell schaft einen Zuschuß von 16 000 Maxk für das erste .Jahr und einen weiteren für die nächsten vier Jahre bewilligt. Im August wahrscheinlich werden Ausstiege unternommen. Die Urheberschaft des Berliner Zep pelin-Telegramms. Die aus Wunsch des Kaisers angestellte Untersuchung hat, dem Vernehmen nach, fol gendes ergeben. Das Hauptquartier hat die falsche Information auf indirektem Weg erhalten. Das Ber liner Tageblatt wandte sich am Pfingstsonntag an den (mit der Vertretung des in Wiesbaden zur Kur wei lenden Polizeipräsidenten betrauten) Geheimen Regier ungsrat Ariedheim und bat um die Erlaubnis zur Herstellung pines Extrablatts, da auf der Redaktion aus.Leipzig die Nachricht eingegangen sei, daß Graf Zeppelin seine bevorstehende Ankunft nach Berlin ge meldet habe. Auf Veranlassung Geheimrat Friedheims benachrichtigte das Kommando der Berliner Schutz Mannschaft den Flügeladjutanten vom Dienst, der sei nerseits dem Kaiser Meldung von der angeblichen An kündigung des Grafen Zeppelin machte. Diese Mel düng veranlaßte die Fahrt des Kaisers nach dem Tem pelhofer Felde. »--»Hi—gDie Zeppelin-Luftschiffbau Gesellschaft m. b. H. hat, wie die »Hamburger Nachrichten" melden, auf eine an sie er gangene Anfrage erwidert, daß sie vorerst nicht daran denken könne, Luftschiffe für das Ausland zu liefern, da sic ihre Schiffe mit nationalen Mitteln erbaue. — Der sozialdemokratische Parteitag findet vom 12. bis 18. September in Leipzig statt. Die Hauptvorträge halten Fischer über die Maifeier und Robert Schmidt über die ReichsversicherungSordnung. Bebel hat wegen seines leidenden Gesundheitszustandes auch für den diesjährigen Parteitag kein Referat übernommen, auch der »Märtyrer" Liebknecht ist mit einem solchen nicht bedacht worden. — Der Postüberweisungs- und Scheckverkehr im Reichspostgebiet, lieber die Entwickelung des am 1. Januar in Kraft getretenen Postüberweisungs- und Scheck verkehrs gibt der nunmehr vorliegende Abschluß über das erste Vierteljahr Auskunft An Gulichriftcn sind rund 508 Millionen, an Lastschriften rund 477,, Millionen gebucht. In-