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Aste« — Die chinesische F l o t l e n st u d i e n k o m m i s - sion scheint von dem Empfang, den sie in Deutschland ge funden hat, außerordentlich befriedigt zu sein. Wie der chinesischen Zeitung »Schenpao" telegraphisch auS Peking ge meldet wird, berichtete Prinz Tsaihsün an den Thron, die Marinestudienkommission sei nirgends so freundlich ausge nommen und so gut unterrichtet worden wie in Deutschland. Hoffentlich trägt später diese Anerkennung greifbare Früchte für die deutsche Industrie. Lokale und sächsische Kachrichlen — Dresden, 3 Februar. Die bulgarische Son dergesandtschaft ist, von Berlin kommend, heute vor mittag hier eingetroffen und hat im Hotel »Europäischer Hof* Wohnung genommen. — Zwickau, 3. Februar In einem hiesigen Schacht ist gestern der 21 Jahre alte Fördermann Curt Klötzer von einem vollen Kohlenhund überfahren worden. Der Unglückliche hat dabei so schwere Quetschung des Unter leibs und innere Verletzungen erlitten, daß der Tod alsbald eintrat. Ein zweiter Arbeiter wurde von dem Hund zur Seite geschleudert und leichter verletzt. — OelSnitz i. V, 3. Februar. Totgedrückt wurde am Mittwoch abend der von der Fabrikarbeit heimkehrende 64 Jahre alte Weber Wick aus dem benachbarten Lauterbach. Die Pferde eines im entgegenkommenden Geschirrs prallten beim Durchgehen mit dem Wagen an einen Straßenbaum; dadurch stürzte eine 4 Zentner schwere Kiste vom Wagen und zerquetschte dem auf die Seite springenden alten Mann den Kopf. — Zschopau, 2. Februar. Vielfachen Wünschen aus den Reihen des Rates und der Stadtverordneten und weiter Bürgerkreise entsprechend, wurde Herr Bürgermeister Dr. jur. Paul Schneider auf Lebenszeit zum Bürgermeister von Zscho pau gewählt. — Wolkenstein, 3. Februar. Eine durchgehende Talstraße von Wolkenstein bis Jöhstadt wird erstrebt. Zu ihr fehlt noch das Verbindungsstück von Boden bis Streckewalde. Der Bau dieser Straße ist auf 208 e 00 M. veranschlagt und soll vom Staat ausgeführt werden, wenn die beteiligten Gemeinden und Privatpersonen eine entspre chende Summe hierzu beitragen. — Eine Gesamt-Vorstandssitzung des Erz gebirgsvereins fand am Sonntag in Chemnitz unter dem Vorsitz des Herrn Seminar-Oberlehrer Möckel statt. Zuerst berichtete Herr Oberlehrer Müller-Chemnitz über die Vollendung des neuen Anbaues am Fichtelberghause. Der Neubau ist Ende des alten Jahres in Benutzung genommen worden. Die Bausumme beträgt bis jetzt gegen 82000 Mk. Es sind zur Zett 88 Betten verfügbar. Ein Antrag, im Sommerhause ein Panorama aufstellen zu lassen, wird vor läufig abgelehnt, da man jetzt noch nicht über die Räume verfügen kann. Einstimmig spricht man sich über den Neu bau sehr günstig aus. Für Wegeinstandsetzung während des Baues und nach demselben sind 528 Mk. aufgcwendet wor den. Vertragsmäßig hat dafür der Baumeister aufzukommen. Was die Vorbereitung des Prinzenweges und die Zurück nahme des Verbotes des Automobilverkehres betrifft, so ist dafür zur Zeit im Finanzministerium keine günstige Stimmung, da zur Bewilligung von Wegekosten Mittel fehlen. Man will zu geeigneter Zeit erneute Schritte tun. Ueber die Kosten der Erhöhung des alten Hauses und des AussichtSturmcs, wodurch der ganze Erweiterungsbau vollendet wird, berichtete der Vorsitzende des Bauausschusses, Herr Oberlehrer Müller. Es werben mindestens 38000 M. erforderlich sein. Man ist der Ansicht, daß diese Summe aufzubringen ist, damit man den vollen Plan zur Ausführung bringen kann. Der Entwurf des Pachtvertrages mit dem Wirte hat dem Ver- fassungsausschuffe vorgelegen. Die Kaution, die der Wirt stellen muß, soll auf die nächsten drei Jahre 3000 M. da nach 6000 M. betragen. Ueber die Unterhaltung des Ruschel- und Hörnerschlittenweges soll ein besonderer Vertrag abge schloffen werden Eine Anzahl allgemeiner Bestimmungen sollen vom Ausschuß noch nachgetragen werden. Das Som- merfrischen-Verzeichnis soll wieder für 1910 herauSgegeben werden. In Berlin sollen Lichtbildervoriräge über erzgeb. Sommerfckschen veranstaltet werden. Die Beratung über die SchülerherbergS-Angelegenheit (Erweiterung des Netzes, Verteilung der Ueberschüffe von Hohenelbe usw. soll erst in einem Ausschuß noch vorberaten und dann in der nächsten Sitzung des Vorstandes erledigt werden. Um Unglücksfälle bei Verirrungen von Wintersportlern, Schneeschuhfahrern u. dergl. zu verhüten, sollen Tafeln mit Angaben und Notsig nalen auSgehängt werden. Mit den böhmischen Erzgebirgs vereinen soll engere Fühlung durch gemeinsame Vorstands- Zusammenkünfte gesucht werden. Mit Freuden begrüßte man den Plan einer Omnibusverbindung von Joachimsthal nach dem Fichtelberg. Die Petition des Vereins für die Sächsische Schweiz gegen das neue Forststrafgesetz soll mit unterzeichnet werden. In Berlin soll am 18. März bis 1b. Mai 1911 eine internationale Ausstellung für Reise- und Fremdenverkehr abgehalten werden. Man beschloß die Be teiligung des ErzgebirgSvereinS anzumelden. Wenn irgend möglich, soll ein Modell deS Gesamtbaues des Fichtelberg- Hauses für diese Ausstellung hergestellt werden. Der Vor sitzende teilte noch mit, daß die Hauptversammlung einer Einladung des Chemnitzer ZweigvereinS gemäß am Ende der Herbstferien statlfinden solle. Vorher wird sich noch die Abhaltung einer VorstandSsitzung nötig machen. — Streikklausel. Die »Sächsischen Politischen Nachrichten"' schreiben: In achteinhaldstündiger sozialpoliti scher Debatte behandelte die Zweite Kammer des sächsischen Landtags am Dienstag, 1. Februar, zwei freisinnige und zwei sozialdemokratische Anträge. Ein vom sozialdemokrati schen Abg. Fräßdorf und Genoffen unterzeichneter Antrag ist für den Mittelstand von weittragender Bedeutung. Die So zialdemokratie verlangt nämlich, die Kammer wolle beschließen, die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, anzuordnen, daß bei Vergebung von staatlichen Arbeiten nur Unternehmer be rücksichtigt werden, die mit den Arbeiterorganisationen Tarif verträge abgeschloffen haben und daß in diese Tarifverträge Streikklauseln nicht ausgenommen werden dürfen. Niemand weiß eS bester als die kleinen Unternehmer auS dem Mittel stand, daß gerade sozialdemokratische Gewerkschaften mit ri gorosen Lohnforderungen an den Arbeitgeber dann heran treten, wenn er zur Einhaltung einer unterzeichneten Liefer ungsfrist gezwungen ist. Verweigert in diesen Fällen der Unternehmer die Lohnforderung, so antwortet die Arbeiter schaft mit Streik. Die Streikklausel bezweckt nur, daß die Lieferungsfrist so lange ruht, als der Streik währt Wen» nun die Sozialdemokratie diese Klausel in die Tarifverträge nicht aufzunehmen beantragt, so wünscht sie das kleine Un ternehmertum völlig in die Abhängigkeit von den sozialde mokratischen Gewerkschaften zu bringen. Denn, entweder zahlt der kleine Unternehmer bei Nichteinhaltung der Liefer frist dir vereinbarte Konventionalstrafe, oder er zahlt höhere Löhne, die er freilich beim Kostenanschlag nicht mit einkalku liert hatte. Ist nun die Streikklausel mit in den Tarifver trag ausgenommen worden, so ist der kleine Unternehmer in jedem Falle geschützt. Mil besonderer Wärme trat nur der konservative Redner (Abg. Schreiber) der sozialdemokratischen und freisinnigen Forderung auf Beseitigung der Streikklausel entgegen. Da die Anträge aus der RechenschaftSdeputcttion nochmals im Plenum erscheinen werden, ist nur zu wünschen, daß dann die bürgerlichen Parteien geschlossen dieser Mittel- standsfrage beitreten möchten. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 3. Februar 1910. Der Reichstag beendete die Kolonialgeneraldebatte. Alle Kolonialetats werden genehmigt. Abg. Lattmann (wirt schaft!. Vg) geißelte, daß einem Somalihäuptling in Hagen- becks Tierpark feierlichst das Allg. Ehrenzeichen überreicht wurde. Unterstaatssekretär Lindequist widerlegte ver schiedene Behauptungen des Abg. Noske. Der Aufschwung der Tabakkultur und der Kleinsiedlungen in Ostafrika sei unleugbar. Abg. Storz (südd. Vp.) beklagte die Differen zen zwischen Zentral- und Lokalverwaltung in Deutsch-Süd west. Nach Ausführungen der Abgg. Noske (Soz.), Poller (fr. Vg.) und Erzberger (Ztr.) gab Staats sekretär Dernburg verschiedene Erklärungen ab. Die Regierung habe ein Interesse daran, deutsche Missionen in ihren Kolonien zu haben, das sei nötig, um den Zusammen hang mit der Heimat aufrecht zu erhalten. Abg. Müller- Meiningen (fr. Vg.) bezeichnete es als unerhört, daß ein französischer Bischof in Samoa den Angehörigen der katho lischen Kirche Kirchenstrafen androhe, falls sie die deutsche Regierungsschule besuchen. Beim Etat für Ostafrika kriti sierte Abg. Arendt (Rp.) die geltende Währung, die ent schieden unpraktisch sei. Auch Abg. Werner (Rfp.) trat ebenfalls für Einführung der Reichswährung ein. Staats sekretär Dernburg erklärte die Zeit für einen Wechsel der Währung noch nicht für gekommen. Freitag 1 Uhr Etat des Reichstags. Schluß '/«7 Uhr. Sächsischer Landtag. u. Dresden, 3. Februar. Erste Kammer. Präsident Graf Vitzthum von Eckstädt eröffnet die Sitzung, zu der auch Prinz Johann Georg erschienen ist, um 12 Uhr. Das Haus ist nur schwach besetzt, die Tribü nen sind schwach besucht, füllen sich aber allmählich. Am Rcgierungstische Kultusminister Dr. Beck und Kommissare. Punkt 1 der Tagesordnung, Vortrag aus der Registrande und Beschlüsse auf die Eingänge, erledigt sich ohne Debatte. Zu den Punkten 2—4, die dem Ressort des Kultusministe riums angehören, referiert im Auftrage der zweiten Depu tation Oberbürgermeister Dr. Beutler-Dresden und be antragt, gleich der Zweiten Kammer die bei den Kapiteln 88—90 des ordentlichen Etats 1910/11, Kultusministerium, evangelisch-lutherisches Landeskonsistorium und katholisch geistliche Behörden, 94, Gymnasien, Realgymnasien rc., 97, katholische Kirchen und wohltätige Anstalten, eingestellten Summen nach der Vorlage zu bewilligen. Kultusminister Dr. Beck dankt zunächst der Kammer für das geneigte Wohl wollen gegenüber dem Kultus- und Schuletat, der bereits 12 Prozent des gesamten Staatshaushaltsetats in Anspruch nehme. Es seien bereits, dem Bestreben nach möglichster Vereinfachung der staatlichen Verwaltungsgeschäste entspre chend, im Ressort des Kultusministeriums solche Vereinfa chungen nach einheitlichen Grundsätzen durchgeführt worden. Weitere Vereinbarungen würden durch die Volksschulrcform herbeigeführt werden, mit der sie in engstem Zusammenhang ständen. Die Anträge zu den Kapiteln 88—90 werden ein stimmig gutgeheißen. Bei der Debatte über Kapitel 94 rich tet Kultusminister Dr. Beck an die Gemeinden das Ersu chen, genau zu prüfen, ob ein Bedürfnis zur Errichtung einer Oberrealschule vorliege. Es handle sich nicht allein um die finanziellen Lasten, sondern auch um die Frage, ob genügend Schüler für eine solche Anstalt vorhanden seien Die ersten Abiturienten von Oberrealschulen würden Ostern 1910 die Abgangsprüfung abzulegen haben. Oberbürger meister Keil-Zwickau erörtert die Gehaltsverhältnisse der Lehrer an den Realgymnasien. Der Wunsch nach größerer Stetigkeit in den Besoldungswünschen sei nicht in Erfüllung gegangen. Es liege bereits wieder eine Petition aus Zwickau vor, deren Berechtigung er aber nicht anerkennen könne. Zu Beseitigung von Härten sei er jederzeit bereit, hier handle es sich um belanglose Kleinigkeiten. Möge man die Petition in den wohlverdienten Orkus befördern. (Heiterkeit.) Vs, dLvyus. Detektivroman von F. Eduard Pflüger. (25. Fortsetzung.) Tas Gericht beschließt, dem Antrag des Verteidigers Folge zu geben. Daraus wird als nächster Zenge Doktor Dalberg aus« gerufen. Gr sagt in kurzen, knappen Worten aus, wie er anfänglich der Meinung gewesen sei, daß die Brüder die Rolle vertauscht, wie er dann aber im Austrage der Braut des Ver storbenen als Privatdetektiv neue Ermittelungen angestellt habe, immer noch in der Ueberzeugung, daß der Tote Robert, der Entflohene Günther Mailing sei. Da habe ein Barbier aus Halle, angeregt durch die Zeitungsberichte, der Berliner Kriminal polizei freiwillig milgeteilt, daß am ä. September vormittags, kurz nach dem Eintreffen des Berliner Zuges etwa um halb zehn Uhr ein Mann bei ihn, eingetrcten sei, der einen kurzen, blonden Henryquatre getragen habe, den er sich vollständig habe abrasicren lassen. Präsident: Wie beeinflußte dies nun Ihre Ueberzeugung? Dalberg: Wir hatten inzwischen die Nachricht bekommen, daß unser Mann .... wir konnten ja nun auf Grund der Photo graphie Robert Mailings ein geilaues Signalement geben . . . . in Triest die »Lukretia" bestiegen habe. ^Wir wußten daher, daß der Entflohene über Dresden gereist sein mußte und da Günther Mailing bartlos war, so konnte nur Robert Malling der Täter sein. Von diesem Augenblick an kam ich zu der Ueberzeugung, daß eine Verwechselung der Brüder nicht stattgefunden habe. Justizrat Malchow: Herr Doktor Dalberg, haben Sie sich nicht ein Urteil darüber gebildet, aus welchem Grunde vielleicht Robert Malling sich in Halle den Vollbart rasieren ließ, den er dann auf dem Schiffe und in Amerika wieder nötig hatte. Dor di er Kundgeb Mißfallens, einen Uni mstande se uhalten, sc In LaS Es, «ine Gruben und Japan« - S volverh drangen he aber von d reien ertap Apotheker c durch Stre brecher wur - Ei Murnau, ir mädchen, d Hand an beim Abklit eine bis au und Beeinti - Ei gen deutsch- ,B. Ztg." i Ozean zwis Die Gonde Luftschiffern Benutzung 4—5 Tagen rkeii «ehr dlkomu von bvan. All, f. bei Bezügl Wächters u bestand nick ie die in viesen erack s handle s Äeweis zu dentisch sei >er Herr St sührung ei Lache für u tun. Präsi ücht erhöbe )b auf die Beamten ver chon durch! Iber den T, Leiten der eilt wird, rehmen, dei Tatbestand Da vo jeuge Dokti Phhswgno! die Frage Angeklagte Rita Präs bleiben? Rita Staa frappante Rita bis jetzt r hören wär «bgeben. Der Ä Brüstung 1 steht ihr fe »Du i nicht verlei Fräul< laschentuck hervor: »Nein, verleugnen, geschenkt h< Danae geklagten h mit einer einein Stu! Lauter sodaß der Die Z Vernehm u> vertagt sich Ende zu kc Dalberg: Ich biu der Ueberzeugung, daß es geschah, u« die Behauptung vorzubereiten, haß er Günther Malling sei. Staatsanwalt: Der Herr Zeuge ist also der Meinung, daß cs sich um einen vollkommen überlegten Plan, selbst für die Ermordung des Bruders handelte, daß also ein Totschlag nicht vorlag. Dalberg: Ja, dieser Meinung bin ich vollkommen, denn Robert Malling war aus den Briefen, die er mit seinem Bruder wechselte.... jenen Briefen, die ich in der Geheimkassette auf sand .... auf das genaueste über die Pläne und Absichten seines Bruders informiert, ich glaube, daß Robert Malling den Tod seines Bruders gewollt hat, um in den Besitz der Lebens versicherungssumme zu gelangen. Justizrat Malchow: Wie erklärt sich der Herr Zeuge nun, daß der Angeklagte troydem auf die Million verzichtete? Dalberg: Immer aus der Tendenz heraus, sich für Günther auszngebcu. Wir müssen bei diesem Verbrechen die Absicht der Verweckffelungskomödie stets als den roten Faden betrachten, an dem der Verbrecher alle seine Täten aufreihte. Präsident: Will uns der Herr Zeuge die Punkte kurz skizzieren, die ihn bis zu seiner jetzigen Auffassung geführt haben? Dalberg: Zunächst tonnte ich ermitteln, daß Robert Malling, dessen Charakter keineswegs dem Bilde entsprach, das sein Bruder .... aus welchem Grunde ist gleichgiltig .... von ihm verbreitet wissen wollte und das auch der Prokurist Schneider von ihm hatte. Robert Malling ist ein durchaus in telligenter Mensch, wenn auch etwas verkommen, aber immerhin wohl imstande, das Wert seines Bruders zu Ende zu führen. Von Anfang an drängte sich uns die Ueberzeugung auf, dieser Robert Malling, der ja nur allein Vorteil an dem Tode seines Bruders hatte, stehe in irgend welchem Zusammenhänge mit dem Morde. Aus diesem Grunde verfolgten wir ihn und gerieten zuerst auf eine falsche Spur, indem wir einen alten Gauner, der den Verbrcchernamen .Blechnase" führte, ermittelten. Die Blech nase besaß die Papiere Robert Mallings und lag unter seinem Namen als Taschendieb... in der Verbrechersprache „Torf drucker"' .... in Dresden und den umliegenden Badeorten seinem langfingrigen Gewerbe ob. Als wir den Mann ermittelt hatten, war die Feststellung vermöge des Verbrecheralbums und des Bertillonschen Meßverfahrens ziemlich einfach. Die Blechnase leugnete auch gar nicht, gestand zu, daß er die falschen Papiere in Dresden in einer Herberge gesunden, heißt im Verbrecher jargon gestohlen.... daniit halten wir einen Anhaltspunkt» denn die Briefe trugen niemals die Bezeichnung des Aufgabeortes. In Dresden gelang es uns ziemlich leicht den Aufenthalt Robert Mallings festzustellen und zu ermitteln, daß er am 6. September die Stadt verlassen und seitdem nicht wieder zurückgekehrt war. Ich will noch hinzufügen, daß Robert Mallmg sich einen neuen Paß hat ausstellen lassen, der bei dem Angeklagten gefunden worden ist. Justizrat Malchow: Der Herr Zeuge weiß doch, daß der Angeklagte eingesteht, den Paß aus den Kleidern seines Bruder- entnommen zu haben? Dalberg: Ich weiß das natürlich, Herr Justizrat, aber ich glaube nicht daran, denn wie Ihnen aus dem Gang der Ver handlung und aus der Voruntersuchung bekannt sein wird, halte ich den Angeklagten für Robert Mailing, also den Paß für seinen rechtmäßigen Besitz. Präsident: Wollen Sie noch etwas bekunden, Herr Doktor? Dalberg: Das Gericht verlangt von mir, daß ich die Punkte angebcn sollte, die mich zu der Ueberzeugung brachten, daß der Angeklagte und Robert Malling dieselbe Persönlichkeit sind. Da ist denn weiter der amerikanische Bürgerbrief Robert Mallings, der ja an Gerichtsstelle niedergelegt wurde. Wir wissen alle, daß man Bürger der Vereinigten Staaten nur werden kann, wenn man fünf Jahre im Lande gelebt hat und da kein ge ordnetes Meldewesen besteht, so muß die Behörde sich damit begnügen aus das Zeugnis ziveier Bürger hin die Urkunde aus zustellen. Diese beiden Bürger hat Robert Malling herbeizu bringen verstanden. Sie haben bekundet, daß sie ihn bereits fünf Jahre kennen und mit ihm in Amerika wäbrend dieser Zeit zu sammen gearbeitet haben. Dieses Zeugnis war falsch. Di« Kriminalpolizei hat den Aufenthalt Robert Mallings fünf Jahre zurück mit Sicherheit ermitteln können und daraus ging hervor, daß er Deutschland nicht verlassen hat. Der Bürgerbrief ist also nur genommen worden, um einen Alibibeweis führen zu können. Rechtsanwalt Burnet: Woher will der Herr Zeuge wissen, daß die beiden amerikanischen Bürger, die doch ihre Aussage mit einem Eide bekräftigt haben, etwas Falsches be schworen? Dalberg: Während der letzten Zeit meines Aufenthalte- in Amerika habe ich im Auftrage der Behörde Ermittelungen angestellt und die beiden Zeugen aufgefundcn, sie haben bereits eingestanden, daß sie gegen Zahlung von je hundert Dollars den Meineid geleistet. Das amtlich beglaubigte Protokoll ist wohl in den Akten des Herrn Ersten Staatsanwalts? Präsident: Haben Sie in dieser Frage noch etwas zu bekunden? Dalberg: Wenn es gestattet ist, möchte ich noch auf «in psychologisches Moment aufmerksam machen. Präsident: Bitte sehr, Herr Doktor. Dalberg: Ich habe den Angeklagten in Amerika scharf beobachtet und ich muß gestehen, daß er allerdings einige Züge seines Bruders zeigte. Wie er sich räuspert und wie er spuckt, das hat er ihm glücklich abgeguckt. Dazu kommt die verblüffende Aehnlichkeit des Zwillingspaares. Die Tatsache jedoch, daß er sich mit Miß Woodhouse verlobte, spricht in entscheidender Weise für die Identität Roberts. Ich gebe dem Gerichte anheim, die Briefe, die Günther Mallmg mit seiner Braut wechselte, verlesen zu lasten, dann werden die Herren Geschworenen zu der Ueberzeugung kommen, daß der Mann, der eine so tiefe Herzensneigung für eine so begehrenswerte junge Dame hegte, mcht wenige Wochen daraus einen anderen Herzensbund schließen kann. Rechtsanwalt Burnet: Weiß der Herr Zeuge etwa» Genaueres, wie die Verlobung zustande kam? Präsident: Ich glaube, das tut nichts zur Sache, den« die Tatsache, daß der Angeklagte sich mit der jungen Dame ver lobte, wird doch wohl von der Verteidigung nicht bestritten. Das Gericht beschließt die Verlesung der Briefe Günther Mallings. Es tritt dann eine Pause ein. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung meldet der Gerichtsdiener, daß Fräulein Rita von Langsdorf angekommen sei und es wird beschlossen, die junge Dame sofort zu vernehmen. Auch diese betritt den Saal, erschrickt bei dem Anblick des Angeklagten heftig und stößt laut und vernehmlich den Ruf „Günther" aus, eilt auf ihn zu und will ihn, die Hand reichen, woran sie jedoch eine Mahnung de» Präsidenten verhindert. Nachdem die Zeugin ihre Personalien angegeben hat, bekundet sie aus die Frage des Präsidenten, was sie über die Identität oes Angeklagten auszusagen habe. Sie habe beim Anblick der Leiche, die sie zur Erinnerung für sich habe mal sehen wollen, einen unüberwindlichen Widerwillen gefühlt und so außerordentlich viel frenide Züge auf dem Gesichte des Toten entdeckt, daß st« sich zu der Meinung des Herrn Doktor Dalberg habe bekehren müssen, der ja gleichfalls den Toten für Robert Malling gehalten. Justizrat Malchow: Ich meine die Aussagen der Zeugin, die ja als berühmte Porträtmalerin wohl ein Urteil über di«