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träge wurden mit großer Mehrheit angenommen und somit dem Kabinett Khuen-Hedervary ein Mißtrauensvotum erteilt. Daraufhin über gab der Ministerpräsident Gras Khuen-Hedervary dem Präsidenten ein königliches Handschreiben, welches so fort zur Verlesung gelangte Gemäß diesem wird das Abgeordnetenhaus bis zum 24. März vertagt. Dies Handschreiben rief einen großen Sturm der Entrüst ung bei der Mehrheit hervor. Es wurde ein Antrag angenommen, worin gegen die ungesetzliche Vertagung protestiert wurde. Gleichzeitig wird der Regierung die Verwaltung der öffentlichen Gelder, die Verausgabung der Summen für die gemeinsamen Angelegenheiten und die Weiterführung von Handelsverträgen verboten. Das Abgeordnetenhaus erklärt schon jetzt, daß es die Gil tigkeit solcher Verfügungen, namentlich auch die Ver lautbarungen einer Verfassung für Bosnien und die Herzegowina im Verordnungswege nicht anerkennen werde. Dieser Beschlußantrag wurde mit großer Mehr heit angenommen. Dafür stimmte die Unabhängig keitspartei und die Volkspartei, dagegen ein großer Teil der Verfassungspartei. »Alsdann wurde die Sitzung unter großer Erregung geschlossen. Ministerpräsident Graf Khuen-Hedervary, welcher erst Sonntag nach Wien zu reisen beabsichtigte, wird- sich wegen der Abstimmung im Abgeordnetenhaus bereits heute abend nach Wien begeben, um morgen vom Kaiser in Audienz empfangen zu werden und über die neue Situation Bericht zu erstatten. Frankreich. Das französische Torpedoboot 192 strandete Donnerstag bei der Insel Ste. Marguerite. Das Schiff ist wahrscheinlich verloren, die Besatzung ist gerettet worden. England. Der Schluß der englischen Wahlen hat den Liberalen noch einige Siege gebracht, so daß sie auch ohne die Iren, zusammen mit der Arbeiterpartei gerade noch über eine knappe Mehrheit verfügen. Die Konservativen gewannen Im Ganzen etwa 125 Man date ! DerenglischeTorpedobootszerstörer „Eden" wurde Freitag früh bei Dover während eines heftigen Sturmes auf den Strand getrieben und durch die Brandung zertrümmert. Schlepper sind be hilflich, die Besatzung zu retten. Griechenland. Aus Athen. Ueber die von der Militärliga herbeigeführte Demission der Regierung hat sich der König seine Entscheidung noch Vorbehalten. Ist die Majorität der Parteiführer geneigt, das Kabinett zu stützen, so wird der König es versuchen, den Kampf mit der Liga aufzunehmen Diese führt vorläufig jedoch noch das maßgebende Wort, und wenn sie es verlangt, wird sie auch die Einberufung der Nationalversammlung durchsetzen, die zu einem Kriege mit der Türkei führen muß. Amerika. Vom Fleischkrieg. „Newyork Heralb" mel det: Seit Eröffnung des Fleischboykotts ist der Ver brauch von Fleisch allein in Newyork um 2 Millionen Pfund gefallen. Die Gefrierhäuser stehen voll da und können keine frischen Sendungen aufnehmen Hin und wieder tobt der-Streit der Meinungen für und gegen den Fleischtrust. So erklärte in einer Rede der Erzbischof von Irland: Ich kann keine Sympathie mit dem Publikum haben. So wohl unter den Reichen als auch unter den Armen herrscht eine ungeheuere Ver schwendung im Gebrauch von Fleisch. Die Hausfrauen sind völlig unwissend im Haushalt und können nicht kochen. Man wird durch das rücksichtslose Vorgehen gegen den Fleischtrust das Uebel nicht ausrotten. Es sitzt nicht bei den großen Fleischhändlern und- beim Kapitalismus, sondern im Volke selbst. Lokale und sächsische Kachrichten. — Schönheide, 29. Januar. Um das erledigte Diako nat hält morgen Sonntag die erste Gastpredigt Herr Pre digtamtskandidat Döhler aus Leipzig. — Schönheide. Der hiesige Geflügelzüchter- Verein, Mitglied des Verbandes Erzgebirgischer G.flügel« züchter-Vereine, veranstaltet im »Hotel Carola" hier m der Zeit vom 12. bis 14. Februar dss. Js. ferne 20. Allgemeine Geflügelausftellung. Dieselbe ist verbunden mit Prämiierung und Verlosung. Die Ausstellung umfaßt Gänse, Truten, Enten, Hühner, Tauben, Eier, Futrerarnkel, Gerätschaften und Literatur. Anmeldungen müssen bis 7. Februar erfolgen. D'e Prämiierung erfolgt am 12. gen. Monats durch aus wärtige bewährte Preisrichter. — Carls seid, 28. Januar. Der Männergesang verein »Ltederkranz' beging am vergangenen Sonntag unter zahlreicher Beteiligung seiner Mitglieder im festlich ge schmückten Saale des Dereinslokales »Zum grünen Baum" die Feier seines Siifrungssestes. — Nächsten Sonntag be geht der König!. Sächsische Militär verein die Feier seines Stiftungsfestes verbunden mit Nachfeier des Geburts tages Sr. Maj des Kaisers. — Dresden, 28 Januar. Am 14. März wird hier eine bemerkenswerte Zwangsvollstreckung statlfinden. Fünf Baustellenorundstücke in der Vorstadt Cotta, die dem Grafen Ulrich de Ciory in Pari« gehören, gelangen zur gerichtlichen Versteigerung Graf de Ciory ist der Gatte der natürlichen Tochter deS letzten Herzogs von Braunschweig, der 1884 in Sybillenort starb. Nach seinem Tode wurde zwischen der Gräfin Ciory einerseits und dem König von Sachsen und der Stadt Genf andererseiiS rin jahrelanger Prozeß um die Hinterlossen'chait geführt. Dieser ging schließ lich für das Grafenpaar Ciory verloren. — Dresden. Zwei wichtige stenographische Tagungen werden in diesem Jahre statifinden. Der Sächsische Landesverband »Gabelsberger' (geschäfisleitende Stelle: daS Königl. Stenographische LandeSaml in Dresden) feiert vom 4. bis 6 Juni in Dresden sein bOjöhriges Jubi läum und im darauffolgenden Monat, vom 23. b»s 26 Juli findet der Deutsche Stenopraphenlag .Gabelsberger' (Bun desvorsitzender: Professor Pfaff, Darmstadt,) in Stuttgart statt. Mit beiden Tagungen werden Wettschreiben verbun den sein. — Leipzig, 27. Januar Wegen eines Ver- brechens, bei dessen Begehung der Dummheit und dem Stumpfsinn der Angeklagten ein ungewöhnlich großer Ein fluß eingeräumt werden muß, standen gestern zwei junge Dienstknechte, der 22 Jahre alte Hermann Max Rzeppa ge nannt Kästner aus Leipzig und der 20jährige Karl Wilhelm Schmidt aus Altchemnitz, vor dem Leipziger Schwurgericht. Der erstere war deS versuchten Mordes, der zweite der Bei hilfe hierzu angeklagt. Rzeppa hatte in SeiferSdorf eine Zeitlang ein Verhältnis mit der Dienftmagd Martha Schmidt unterhalten. Als diese in gesegnete Umstände kam und ihrem Geliebten daS mitteilte, wandte sich dieser an seinen Freund Schmidt um Rat, und dieser riet ihm, die Schmidt einfach — torzuschießen. Natürlich müsse es so gescheit angefangen werden, daß nichts herauskomme. Und sie fingen es in der Tat sehr »gescheit' an. Mit einem Revolver bewaffnet, stellten sie sich an einem Abend im Juni, als es noch recht schön hell war, vor dem Kammerfenster der Schmidt auf und warteten, bis das Mädchen nach Hause kam. Rzeppa fragte nun seinen Freund: „Willst Du sie erschießen?" wo rauf dieser gleichmütig antwortete: »Mir ist eS egal." Da mochte sich R., wie er in der Verhandlung aussagte, »nicht als Feigling zeigen", hob den Revolver, und als Schmidt ihm zuflüsterte: „Na, drücke doch los!", da schoß er auf das Mädchen. Die Kugel streifte nur deren Schulter, und R. gab auch an, er habe seine Geliebte gar nicht töien wollen. Die beiden Helden ergriffen nach der Tat die Flucht, wurden aber natürlich bald gefaßt. Die Geschworenen erkannten auf ver suchten Totschlag und Beihilfe hierzu. Das Urteil lautete gegen Rzeppa auf 2'/, Jahre Zuchthaus, 5 Jahre Ehrver lust, gegen Schmidt 9 Monate Gefängnis und 2 Jahre Ehr- Verlust. — Leipzig, 27. Jan. Dreiste Diebe statteten in den Nächten vom Monrag zum Dienstag und vom Diens tag zum Mittwoch dem Grundstück Eilenburger Straße ll ihren Besuch ab. In der ersten Nacht sprengten sie in der Kunstanstalt von Finkh L Co., die im 4. Stockwerk deS Vor dergebäudes liegt, mehrere Türen auf, erbeuteten aber nur die Portokosse, in der sich nur 10 Mk. befanden. In der Nacht vom Dienstag zum Mittwoch brachen die frechen Diebe — man vermutet, daß es dieselben wie in der vorhergehen den Nacht waren — in die Deutsche Verlagsdruckerei von F. Merseburger ein. Hier hausten ste wie die Vandalen. Zahlreiche Schränke und andere Behältnisse waren erbrochen, und ein 18 Zentner schwerer Geldschrank, der allen ihren Angriffen und Ausbruchsversuchen widerstanden hatte, war jedenfalls mit Hilfe von Maschinenteilen umgestürzt worden und halte dabei die Mauer arg beschädigt. Die Diebe er langten auch bei diesem Einbrüche nur die Portokaffe, in der sich ebenfalls nur ein geringer Betrag befand; zahlreiche 50- Pfg.-Marken ließen ste liegen. Dem Besitzer erwächst durch die Verwüstungen ein bedeutender Schaden. Polizeihunde verfolgten am andern Morgen die Spur der Einbrecher bis an die Oststraße, wo ste anscheinend durch die Kehrmaschine verwischt worden ist. — Leipzig, 28. Januar. Der in Leipzig wohnhafte Tischler Otto Rother hatte im Mai vorigen Jahres sein 6 Wochen altes Töchterchen und im Juni vorigen Jahres seine Frau mit Bleiweiß vergiftet. Er wurde deshalb vom Leipziger Schwurgericht am 30. November zum Tode ver urteilt. Seine Revision gegen daS Urteil ist heute vom Reichsgericht verworfen worden. — Freiberg. In Seifersdorf hat eine 22 Jahre alte Magd dieser Tage heimlich geboren und dann ihr Kind sofort in dem Düngerhaufen vergraben. Auf Veranlassung der Kgl. Staatsanwaltschaft Freiberg erfolgte jetzt die Sektion des Kindes zur Feststellung, ob das Kind nach der Geburt gelebt hat. Die unnatürliche Mutter mußte in das Freiberger Stadtkrankenhaus gebracht werden. — Zwickau, 28. Januar. An Stelle deS verstor benen Amtshauptmanns Dr. Schnorr v. Carolsfeld tritt vom l. März ab der bisherige Amlshauptmann in Roch litz, Dr. Süßmilch. — Annaberg, 27. Januar. Durch das Hantieren Unerfahrener mit Schußwaffen ist manches Unheil angerich tet worden. So wurde, wie das »Annab. Wchnbl." meldet, gestern wieder in Mauersbcrg einem 16jährigen Mädchen von einem Burschen, der mit einer Pistole spielte, eine ganze Schrotladung ins Gesicht gejagt, sodaß beide Augäpfel durchbohrt wurden und geringe Aussicht auf Erhaltung deS Sehvermögens besteht. Das Mädchen wurde dem Annaberger Stadlkrankenhause zugesührt. — Plauen i. V, 27. Januar. Die in eine Lohn bewegung eingetretenen Appreturarbeiter fordern im wesentlichen Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit, Er höhung deS Wochenlohnes um 1 Mark oder 8 Prozent Zu schlag bei Akkordarbeit. Die Arbeiter der Firma Gebr. Höpp ner befinden sich seit gestern im Ausstand. — Netzschkau, 26. Januar. Schwere Ver brennungen erlitt heute früh der Hilfsarbeiter Zim mermann in der Fabrik von Moritz Zimmermann hier. Er war damit beschäftigt, einen großen Ballon Lauge, der in einem Weidenkorb stand, in einen Saal im oberen Stockwerk zu befördern. Die Lauge, eine scharf ätzende Flüssigkeit, dient zur Bereitung von sog. .Schlicht", einem leimarttgen Brei. Als Zimmermann den Ballon bereits im Saale hatte, barst der große gläserne Ballon. Die Flüssigkeit verbreitete sich sofort und lief durch die Diele. Zimmermann eilte sofort in den unteren Raum, und machte dort auf die Gefahr aufmerksam, wurde aber dabei von der Lauge die bereits durchgedrungen war und ihm über Kopf, Gesicht, Brust und Rücken lief, schwer verbrannt. Einigen jungen Mädchen, die nicht schnell genug den Raum verlassen konnten, sind Blusen, Röcke usw. verbrannt. Außerdem sind noch für etwa 5000 Mark Waren unbrauchbar geworden. Amtliche Mitteilungen ans de« Hitzungen des Stadtrates z« KivenstoL. 1. Sitzung vom 4. Januar 1910. Anwesend ft Siodieä«». Den Vorsitz sührt Herr Bürgermeister Hesse. — Ohne G-währ sür daran» abgeleitete Rechte. — 1) Den ständigen Audschüffrn sür da- Jahr 1910 wählt man die bestimmte Anzahl Rai-miiglieder zu und ernennt die Vorsitzenden und stellvertre tenden Au-schuhvorsitzenden. 2) Die Verhandlungen mit den Elektrizität-gesellschaften, di« sich hier um die Rezession zum Betriebe einer elekirischen Leitung bewerben, werden aus Dren-tag, den ll. Januar angesetzk S) Die Vorschläge de- Ldschätzung-audschuffe- sür die Einschätzung zur Kchankgewe, definier aus da- Jahr 1SW erhebt man zu Beschlüssen. 1) Man wirst di« Entschädigung sür geleistete Brandwachen der freiwilligen Lurnerseuerwehr aus. 5) Der Geburtstag Sr. Majestät deS Kaiser- soll in der herkömmlichen Weise geleiert werden. Zur Beschlußsaffung gelangen weiter 2 Bau-, 8 Steuer-, 2 Straf- und ft verschiedene Angelegenheiten, di« allgemeine- Interesse nicht haben. 2. Sitzung vom 13. Januar 1910. Anwesend 8 Sladträte Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister Hesse. 1) In der Foiftstraße ist «in Stück Schleuse schadhaft geworden. Die Br- ftitigung de- Uedelftande- hat sofort ausgenommen werden müssen. Die entstehenden Kosten von vorau-sichtlich 15«) M. bewilligt man. 2) Von der Abrechnung über di« Herstellung einer Schleusenstrecke in der Prstalozzistraße nimmt man Kenntnis. 3) Den Entwu s von Vorschriften über Anbringung von Rerlamezeichen u. s w. genehmigt man. » 4) Für eine anderweitig« Ergänzung de» Gemeindewaisenrat«- macht der Rat Vorschläge. 8) Man nimmt Kenntnis ». von der Bewilligung einer außerordentlichen StaatSbeihilf« für den Handfertigkeit-Unterricht; , d vom Verzeichnis der Fleischpreise auf da» 2. Halbjahr 1809; o. von der Wiederbewilligung von je 2üo rm Armenholz auf die Jahre I9W l»l2; ä. vom Flcischbeschaubericht« auf vorigen Monat. Zur Beschlußfassung gelangen weiter 2 Bau-, 10 Steuer und 11 ver schiedene andere Angelegenheiten, die allgemeine- Interesse nicht haben. 3. Sitzung vom 18. Januar 1910. Anwesend 4 Stadträte. Den Vorsitz führt Herr Bürgermeister Hesse. 1) Zur Beseitigung «ine- ohne Genehmigung errichteten provisorischen Bau werke- erteilt man l-tzte Frist bi- 1 September 1810 2) Die eingegangenen B.werbungen um die Heizerstelle an der Bürgerschule gibt man an den Schulau-schuß zur Entschließung ab. 3) Veranlaßt durch Zeitung-norizen beschließt man, die Bürgerschaft durch amtliche Bekanntmachung über den augenblicklichen Stand der Elektrizi- tätSangelegenheit auszuNären. 4) Man nimmt Kenntnis u. vom Jahre-berirbte deS Turnverein» sür da- Jahr 1809 v. von der Sparkaffenübersicht aus vorigen Monat. c. von einigen Dankschreiben; ä von der Biersteuerübersichl aus da- 3 Vierteljahr 1809. 5) Die R-'chnung der GiroverbandSkaffe will man durch «in Mitglied de- Sparkassenaueschuffe» nachprüsen lassen. Zur Beschlußsaffung oelangen ferner 4 Bau-, 2 Steuer- und 8 ver schieden« andere Angelegenheiten, di« allgemeine- Interesse nicht haben. Deutscher Reichstag. Sitzung vom 28. Januar. Der Reichstag genehmigte in, seiner Freitagsitzung das Gehalt des Kriegsminiisters. Abg. von Byern (kons.) wünschte eine baldige Erhöhung der Mannschafts löhne und Berücksichtigung der Erntearbeiten bei Fest legung der Manöver. Abg. Mugdan (freis. Vp.) er mahnte zur weiteren Sparsamkeit im Militäretat, der noch zu viel überflüssige Positionen enthalte. Wie sich der höhere Ansatz für die Generalspferde erkläre? Ob bei diesen denn die Freßlust um so viel größer sei? (Hei terkeit.) Unsere Armee soll mit dem Volke, dem Vol ke in Waffen, in Fühlung bleiben. (Bravos.^ Abg. Liebcrmannvo «Sonnenberg (wirtsch. Vg.) trat für die adligen Regimenter ein und polemisierte gegen die Nationalliberalen. Kriegsminister von Heerin- gen widerlegte verschiedene Einwände der Redner ge gen den Etat. Bei den adligen Regimentern solle man den Wert der Tradition nicht unterschätzen, eine Bevor zugung des Adels findet nicht statt. Die Hauptursache des Aerztemangels im Heere ist die, daß die Militär ärzte nicht so ausgiebig Civilpraxis treiben können. Abg. Korfanty (Pole) griff die Kriegsgerichtsurteile ob ihrer drakonischen Strenge an. Kriegsminister von Heering en wies auch diese Angriffe zurück. Von 10000 Verurteilten erhielten 9849 Strafen unter zwei Jahren Gefängnis. Die Armee halte sich frei von Po litik. Die Kriegervereine sollten gleichfalls keine Poli tik treiben. Nach Ausführungen der Abgg. Werner (Reformp.) und Lehmann-Jena (wild) bemerkte der Kriegsminister, daß eine Vermehrung des Unterosftz- zierkorps sich nicht vermeiden lasse. Ein freisinniger Antrag auf vermehrte Gewährung des einjährigen Dienstes an künstlerisch und technisch hervorstehende junge Leute wurde abgelehnt. Nächste Sitzung Sonn«- abend 11 Uhr. Schluß nach 7 Uhr. Luskschissahrt. Englands neues Militärluftschiff, eine Nachbildung des Zeppelinschen Systems — doch so gut wie sich erreichen ließ — wird in erwa 14 Tagen seine ersten Probefahrten machen. In der Gondel befindet sich ein Magazin für Sprengstoffe, mit denen gleichzeitig praktische Versuche angestellt werden sollen. — Kairo, 28. Januar. Während der gestern unter nommenen Flugversuche, stürzte der Flieger Lat Ham auS einer Höhe von 40 Metern mit seinem Apparat auf die Erde. Der Apparat wurde vernichtet, Latham blieb unverletzt. Vermischte Nachrichten. — Verhaftung einer Schwindlerbande. In Berliner Geschäftskreisen, namentlich der Lebensmittel- dranche, erregt die Verhaftung einer zehnköpfigen Schwind lerbande große- Aufsehen, die seit 10 Jahren Geschäftsleute in raffiniertester Weise schädigte. Es hat sich herauSgestellt, daß die Führer der Bande ihre Agenten in Geschäften aller Art, namentlich in Warenhäusern in Stellung zu bringen wußten, wo ste ihnen beim Warenschwindel Hilfe leisten konnten. — Großreuer. In den Reparaturräumen der Auto mobilfabrik Türkopp in Bielefeld brach Freitag früh Groß- feuer auS. Automobile und AutomobilOile im Werte von 400000 Mark wurden zerstört. Der Schaden ist durch Ver sicherung gedeckt. Der Betrieb wurde nicht gestört. Ein Musketier beim Rodeln verunglückt. Ein Musketier deS Hagener Bezirkskommandos wurde, wäh rend er beim Rodeln zusah, von einem Rodelschlitten ange- gefahren, umgeworfen und lebensgefährlich verletzt. Er starb auf dem Transporte nach dem Krankenhause. — Paris unter Wasser. Am Freitag meldet man aus Paris: Die Lage wird jede Stunde kritischer und man befürchtet große Katastrophen, da in der ganzen Stadt unaufhörlich Bodensenkungen erfolgen. AuS den Vororten strömen massenhaft Menschen nach Paris, um hier Zuflucht zu finden, während andererseits zahlreiche vermögende Leute die Stadt zu verlassen beginnen, namentlich die Fremden be schleunigen ihre Abreise. Im GeschäfiSleben ist eine schwere Stockung eingelrelen und in der Bevölkerung greift tiefgehende Besorgnis Platz. Die Hoffnung, daß die Üeberschwemmung heute ihren Höhepunkt erreicht hat, scheint zu Nichte zu werden. Seit mehreren Stunden regnet e« in Strömen. Die dtrrkten