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Alllts- Wh AnzeigMlltt für de« Äezirk des Amtsgerichts Eibenstock und dessen Umgebung LSI« Erscheint täglich abends mit Ausnahme der Sonn« und Feiertage für den fol genden Tag. JnsertionSprei»; die kleinspaltige Zeile 12 Pf. Im amtlichen Teile die gespaltene Zeile 30 Pf. Fernsprecher Ur. 2l- Verantwortlicher Redakteur. Drucker und Verleger: Emil Hannebohn in Eibenstock. - —------— 57. Aatzrga»«. - .-.m. Freitag, den 28. Januar Nbsnnrmrnt »iertrlj. 1 M. 50 Pf. «nschließl. de» »Jllustr. Unterhaltungsbl." u. der Humor. Beilage »Seifen- blasen' in der Expedition, bei a«ser«n Boten sowie bei allen ReichSpostaastliilen. Ttlkgr.-Adrrsse: Zlaüsdlatt. in Freitag, den 28. Januar 1910, abends 8 Uhr. Tagesordnung: 1) Geschäftliche Mitteilung. 2) A«° derweite Beratung der Abänderungen des Biersteuerregulativs. 3) Beratung der Haushaltpläne auf 1910. 4) Vorschläge des Vorsitzenden ». die Rücklagefonds, d. die Revision der unteren Klaffen der Steuertabelle, o) den Sparkaffenzinsfuß betr. — Hierauf nichtöffentliche Sitzung. Es hat gewirkt. Alt-England ist n<icht mehr das alte, das müssen sich mach dem Verlauf der mrnmeihr im der Hauptsache beendetem. Parlamemtswahlen alle Parteien sagen. Noch niemals hat im einer früheren allgemeinen Wahl En Großbritannien die Agitation dermaßen unter Hin weisen auf das Ausland operiert, wie heute, und noch nie ist so ungeschminkt von einer Wandlung der briti schen Wirtschafts-Politik, wiederum des Auslandes we gen, die Rede gewesen, wie jetzt. Und es hat gewirkt. Zwar nicht in dem Maße, wie die Einen gehofft, die Anderen gefürchtet hatten^, aber doch zur Genüge, um eben sagen zu können, Alt-England ist nicht mehr das alte. Die historischen Ueberlieserungen sind durchbro chen, und langsam, aber sicher wird der größte. Indu striestaat Europas nachmachen, was die übrigen Län der ihm vorgemacht haben, zum Schutzzoll übergehen. Gerade in den Aeußerungen englischer Politiker, es werde wahrscheinlich nicht so weit kommen^, liegt die Befürchtung ausgedrückt, daß die Dinge doch dahin trei ben. Die Bedeutung dieser vorauszusehenden Ent wicklung liegt darin, daß die übrigen Länder das Bei spiel Englands sehr beachten werden und der Abschluß von neuen Handelsverträgen sich immer umständlicher gestalten .wird! Jeder Staat denkt dreimal an sich und dann noch nicht an einem anderen. Die Ursache der Parlamentsauflösung war, wie heute beinahe vergessen ist, die Ablehnung der vom Ünterhause des Parlaments gebilligten, vom Ober hause aber abgelehnten neuen Steuern Die Wähler haben genau gewußt, daß auch im Falle eines Sieges der Oberhauspartei es ohne neue Lasten zur Deckung der Stnatsausgaben nicht abgehen wird: für die mei sten von ihnen ist also dieser Punkt weniger ins Ge wicht gefallen, sie haben sich nach den großen Schlag worten, die in den Wahlkampf hineingeworfen wurden, gerichtet. Und für die britische Intelligenz spricht es gerade nicht hervorragend, daß Geschichten, wie dir von den Hundefleisch essenden Deutschen, überhaupt nur als ein Operationsmittel für den Freihandel vor wendet werden konnten. Noch ärger mar es freilich, daß das Schreckgespenst von der deutschen Invasion und von dem Uebergewicht der deutschen Marine im mer noch einen solchen Eindruck ausüben konnte. Dir englische Bevölkerung glaubt also zum gvoßen Teil wirklich nicht mehr daran, daß sie die seebeherrschende Nation ist. Es wird bald ein Iaht, daß der König und die Königin von England in Berlin waren, daß jene Trink sprüche getauscht wurden, welche feststellten, daß zwi schen beiden Staaten keine unüberbrückbaren Gegen sätze beständen. Seitdem sind unendlich viele Mini sterreden in diesem Sinne gehalten, es haben erneute Besuche zwischen hüben und drüben stattgefunden, aber die wirkliche Einsicht in den tatsächlichen Sachverhalt ist beim britischen Volke gering geblieben. Die bis herige Mehrheit im Parlament ist erschüttert durch die Nervosität der Wähler vor der deutschen Invasion der Kriegsschiffe und der Industrie Wie im Änzelnen sich alles weiter entwickeln wird, bleibt abzuwarten, der große Grundzug steht fest: Alt-England war ein mal! Mr möchten im Interesse gegenseitiger guter Be- ziechungerl den Wunsch aussprechen, daß in Großbritan nien, mag es so viel Schiffe bauen, wie es will, und seine' Zölle in jede ihm sichere Höhe hinaufschrauben, dies alles doch in Ruhe und ohne Nervosität von Statten gcjhen möge. Denn sonst müssen die beiderseitigen Be ziehungen darunter ernstlich einmal leiden. Wir schwei gen zu allen müßigen Ausfällen, aber wenn die Eng länder keine Selbstbeherrschung üben können, können» sie leicht weiter kommen, als sie denken. Tagesgeschichte. Teatschlaxd. Entwurf eines Gesetzes über die Kon - trolle des Reichs Haushalts. Dem Bundesrate ist der Entwurf eines Gesetzes über die Kontrolle des Reichshanshalts zugegangen Dieser Entwurf will nicht, wie in früheren Jahren, die in Preußen geltenden Vorschriften ausnahmslos auf das Reich übertragen, sondern zugleich Vereinfachungen auf dem Gebiete der Rechnungsprüfung bringen, wie sie von vielen Seiten, so auch im Reichstag, in letzter Zeit empfohlen wor den sind. Sein Ziel ist, die Verwaltung und insbeson dere den Rechnungshof von Arbeiten, die ohne Schä digung des Prüfungszwecks unterbleiben können, zu befreien und damit auch eine Verringerung des für diese Arbeiten erforderlichen Personals zu ermöglichen. — Der'Bund deutscher Industrieller; sprach zum Schlüsse seiiner in Berlin abgehaltenen Ta gung der Reichsregierung für ihre Wahrnehmung der Interessen von Handel und Verkehr seinen besten Dank aus. Dagegen waren di>e Beschlüsse der Bundesver sammlung den Vertretern der Regierung nur zum Teil angenehm. Das gilt insonderheit von der Verwerfung der Schiffahrtsabgaben auf natürlichen Wasserstraßen. Das Eintreten des Bundes für den portugiesischen Handelsvertrag war der Regierung dagegen willkom men. Interessant waren die Ausführungen des Di rektors des Hansabundes Knobloch über die Notwen digkeit, die sozialpolitischen Lasten -er Unternehmer auf ein Minimum herabzusetzen, da Deutschland an dernfalls auf dem Weltmärkte nicht konkurrenzfähig bleiben köne. Nach den Darlegungen des na tionalliberalen Reichstagsabgeordneten Stresemann über die gebotene Durchdringung unserer Diplomatie mit kaufmännischem Geiste, versicherte Dr. Rießer, der Vorsitzende des Hansabundes, daß dieser die Interessen der Landwirtschaft ebenso vertrete wie die des Han dels und der Industrie. Diese drei großen Erwerbs zweige seien auf einander angewiesen, Gewinn oder Verlust jedes einzelnen dieser drei Kategorien treffe' die beiden andern mit Mit der.Annahme einer län geren Resolution zu der bevorstehenden ReiHs-Ver- sicherungsordnung fand die Tagung, die durchaus Har monisch verlaufen war, ihr Ende Der deutsch-portugiesische Handels vertrag ist Mittwoch mittag von der Kommission mit 15 gegen 13 Stimmen abgelcchnt worden. Die Kon servativen, Freisinnigen, und Sozialdemokraten stimm ten geschlossen dafür, die Nationalliberalen, die sich jedoch ihre endgültige Stellungnahme für das Plenum Vorbehalten wollen, mit nahezu sämtlichen Zentrums abgeordneten, den Polen und einem Teil der Reichs partei dagegen. Die Aussichten für das Plenum sind keine sehr günstigen, da das Zentrum sich bei der Ab stimmung spalten wird Vielleicht dürfte der Vertrag mit wenigen Stimmen Mehrheit Annahme finden. Ueber die S ch i f f a h r t s a b g a ben hielt der bayerische Thronfolger Prinz Ludwig vor dem bayrischen Verein zur Hebung der Fluß- und Ka nalschiffahrt in München einen Vortrag, in dem er den Wunsch aussprach, daß der Ausbau des Wasser straßennetzes ohne Uneinigkeit zwischen den deutschen Staaten sich vollziehen möchte. Der Prinz trat nicht ausdrücklich für die Einführung von Schiffahrtsabga ben ein, billigte sie aber indirekt dadurch, daß er die großen wirtschaftlichen Vorteile hervorhebt, die auch Baden, Sachsen und Hessen aus der Regulierung ihrer Ströme ziehen würden. Die Versammlung billigte auf Grund des prinzlichen Vortrages den preußischer» An trag auf Einführung von Schiffahrtsabgaben, wünsch te aber Bestimmungen, durch welche die gegen die Ab gaben erhobenen Bedenken besiegt würden. Oesterreich-Ungarn. — Der russische Militär attachee Ober st i Marschtschenko ist wegen des bekannten Spionage- > Falls nunmehr von Wien ab berufen worden. England. -DieJnoincible-Klasse» «brauch bar? Lord Charles Beresford scheint nunmehr doch Ernst zu machen und mit seinen Enthüllungen über die Miß stände in der englischen Kriegsmarine hervorzutreten. So erklärt der frühere Lord der Admiralität, daß die Schiffe der Jnvincible-Klasse unbrauchbar seien. Er behauptet ferner, daß der „Jnvincible" selbst seit dem Tage, an dem er in Dienst genommen wurde, noch nicht imstande gewesen sei, seine Geschütze abzufeuern Falls ein Krieg ausbräche, könnte die Admiralität mit der Jnvincible-Klasse nichts anderes tun, als sie im Hafen liegen zu lassen Türkei. ZurKretafrage. In der bereits seit einiger Zeit vorbereiteten Antwort auf die letzte Note der Kre taschutzmächte, die den beteiligten Mächten im Laufe dieser Woche übersandt werden wird, erklärt die Pforte, sie könne die Beibehaltung des jetzigen statu» guv auf Kreta nicht annehmen, weil dies die Aufrechterhaltung ungerechter Zustände bedeuten würde. Die Pforte ver langt die baldige Lösung der Kretafrage auf der Grund' läge weitgehender Autonomie unter Wahrung der tür kischen Souveränitätsrechte. Amerika. Die Revolution in Nicaragua. Nach einer Meldung der „Evening Sun" aus Bluefields über das Gefecht zwischen den Hauptstreitkräftcn der Regierung und den Revolutionären haben sich die Regierungstruppen nach einstündigem Kampfe zurück gezogen. Die Revolutionäre hatten einen Verlust von 400 Toten und Verwundeten; die Verluste der Regie rungstruppen sollen noch größer sein. Asten. Das Herzog paar von Braun,schweig in Siam. Der Herzog-Regent von Braunschweig und seine Gemahlin sind am 26. ds. in Bangkok einge troffen. Der Könßg gedenkt zu Ehren seiner Gäste große Festlichkeiten zu veranstalten. Die gefährliche Lage in Indien. Die letzten politischen Morde in Indien veranlassen meh rere Londoner Blätter, sich mit der dortigen Lage zu beschäftigen, die sie allgemein als eine sehr gefähr liche bezeichnen. Umsomehr, als eine Rede des VWe- königs von Indien bekannt wird, wovim er erklärte, die Geduld Englands sei nunmehr zu Ende, man werde zu den schärfsten Maßnahmen greifen. Der Mörder des Polizisten ist ein junger Student, er stammt aus Barisal. Uebrigens wird der gegenwärtige Vizeköntg von Indien, Lord Äintv, im Frühjahre zurücktreten, und auf seinem Posten voraussichtlich von Lord Dudley ersetzt werden. Die innerpolitischen Zustände sollen in Indien übrigens weit schlimmer sein, als die englische Presse zugestehen will. Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 27. Jan. Ein Stern von besonderer Schönheit ist der am Mittwoch abend auch hier gesichtete neuenrdeckte Komet. Das auffallend große, hellleuch tende Gestirn hatte denn auch viele Schaulustige auf die Straße gelockt — 3 Millionen Meilen lang ist nach der Be rechnung der Astronomen der Schweif des Kometen »1910 X". Da die Leuchtkraft deS Schweifes eine Wirkung der Reibung sein soll, so kann man sich einen Begriff von der für mensch liches Begreifen nicht mehr faßlichen Geschwindigkeit machen, mit der der Himmelskörper den Weltenraum durcheilt. — Dresden, 26. Januar. Staatsminister Graf Vitzthum wird sich am 2. Februar nach Berlin begeben, um persönlich im Bundesrat den Antrag Sachsens auf Ab lehnung der Vorlage, betreffend die Einführung von Schiffahrtsabgaben, zu vertreten. — Leipzig, 25. Januar. Daß die Schriftsteller« oft ihren Mann nährt, ist bekannt. Aber es muß einer aller- dings auch gut zu schreiben verstehen. Daß die Sache aber auch lukrativ ist, wenn einer garnichtS schreibt, sondern nur so tut, das hat ein Hochstapler bewiesen, der eines Tages in Leipzig auflauchte, sich laut Visitenkarte „vr. sc. pol. Karl Wegener" nannte, vorgab, Vertreter einer Dresdner Zeitung zu sein und den Leuten in den Leipziger Vororten Oetzsch und Gautzsch erzählte, daß er ein wohlhabender Mann sei, die Schriftsteller« und Journalisterei nur nebenher betreibe und sich zu verheiraten gedenke. Tatsächlich verlobte er sich olSbald mit einer jungen Dame auS guter Familie in Zwen kau und verhandelte auch schon wegen einer Wohnung. Da bei unterließ er es aber nicht, sich bei einer Anzahl von Ge schäftsleuten in den genannten Orten Kredit zu verschaffe« und »Darlehen" aufzunehmen. Er gab dabei z. B. an, daß er im Rheinland? größere Waldbestände habe, die verkauft werden sollten, daß er aber vorher einen B-trag von 150 M. benöiige, damit die nöligen Vermessungen und Einlragunge« in den Grundbüchern vorgenommen werden könnten. Oder er erzählte den Leuten, daß er ein ZeitungSbureau für 20000 M. übernehmen wolle. Zur Abwechselung sandte er einmal et» Telegramm an seinen .Bruder", einen »BergwerkSdireklor" im Rheinland, mit der Bitte um telegraphische Ueberweisung von 200 M. DaS imponierte natürlich. Ebenso natürlich