Volltext Seite (XML)
ir» In diesen ernsten nationalen Fragen möchten wir aber den Wunsch aussprechen, daß die allgemeinen vaterländischen Interessen über jedem Partei- Interesse stehen möchten. Der am Freitag in London dahin geschiedene ehemalige deutsche Bot schafter. Traf Hatzfeldt, ist» wie man nachträglich erfährt, einem Herzleiden erlegen. daS ihn auch grnöthigt hrt, vor vier Wochen den Kaiser um seine Entlassung zu bitten, welche ihm bekanntlich auch huldvollst vom Kaiser gewährt worden ist. In dem Trafen Hatzfeldt verliert Deutschland einen Diplomaten von ganz hervor ragender Begabung. Graf Hatzfeldt stammte aus Fürst BiSmarckS Schule und wurde auch bereits von diesem sehr hoch geschätzt und mit den schwierigsten diplomatischen Missionen betraut. Graf Hatzfeldt entschlief ruhig an einem Herz schlage in Gegenwart seiner Gemahlin und seines SohneS, und nachdem ihm vom Pater Vaughan die Sterbesakramente gereicht worden waren. ES kann der deutschen Regierung und dem gewerbefleißigen deutschen Volke zur Genugthüung gereichen , daß die bündigen Erklärungen deS deutschen Gesandten v. Holleben in Washington gegenüber dem Präsidenten der Vereinigten Staaten von Nordamerika, daß weder bei dem deutschen Kaiser, noch bei dem deutschen Volke irgendwelche amerikascindliche Absichten be ständen, die amerikanischen Zeitungen veranlaßt haben, von diesen Erklärungen mit Befriedigung Kenntniß zu nehmen und ihre Hetzereien gegen Deutschland einzustellen. Wie aus Berlin gemeldet wird, schweben gegenwärtig zwischen den Mächten Verhand lungen über die Anarchistenfrage. Man glaubt jedoch nicht, daß eS zur Einberufung eines Kongresses oder einer Konferenz kommen wird, sondern eS wird sich nur um Vereinbarungen über strengere polizeiliche Maßregeln gegenüber den anarchistischen Umtrieben handeln. Ueber die weiteren Erfolge der Bestrebungen der parlamentarischen Parteiführer, zumal der Obmänner der deutsch-österreichischen Fraktionen, die parlamen tarischen Schwierigkeiten im österreichischen Abge ordnetenhause zu beseitigen, ist bis jetzt nur die Zustimmung des Klubs der konservativen böh mischen Großgrundbesitzer zu erwähnen und sind weitere Ergebnisse der Verständigungsbemühunge» abzuwarten. In der unter der Leitung des Ministerpräsidenten von Körber stattgefundenen Obmänner - Konferenz kam es zu keinen bindenden Abmachungen, da zumal die Czechen erklärten, daß man zuviel von ihnen verlange. Doch wurde vom Ministerpräsidenten die Hoffnung auf besseren Fortgang der parlamentarischen Arbeiten ausge sprochen. Der Budgetausschuß des österreichischen Abgeordnetenhauses nahm den Vorschlag des LandesvertheidigungS-Ministeriums an. Im Lause der Berathung bemerkte der Laudesoer- theidigungS - Minister Graf WeiserSheimb, die Schlußberathung über die Militärstrasprozeßord- nung werde in der nächsten Zeit erfolgen. Hin sichtlich der „2äs"-Frage erklärte der Minister, durch ReichSkriegsministerial-Erlaß sei befohlen worden, daß die Kontrollpflichtigen bei den Aontrollversammlungen sich mit „Hier" zu melden haben. Ferner äußerte der Minister, die Ab kürzung der dreijährigen Dienstpflicht begegne -roßen Schwierigkeiten. Abhilfe könnte nur eine entsprechende Erhöhung des Rekrutenkontingent» gewähren, welche eS ermöglichen würde, Beur laubungen nach Würdigkeit eintreten zu lassen. Der französische Ministerrath hat, wie aus Paris gemeldet wird, be schlossen, die Chinaanleihe in der Höhe von 265 Millionen vor der Kammer aufrecht zu er halten, zugleich aber auch die Entschädigungs ansprüche der Missionen einer Prüfung zu unter werfen. Die Rechte deS Parlament» wird damit gewarnt, daß schließlich die Missionen selbst die Kosten de» versuchten Ministersturzes bezahlen dürsten. Die Entscheidung dürfte am Montag oder Dienstag über daS Anleihegrsetz und über das Schicksal de» Kabinetts Waldeck-Rousseau fallen. ES heißt auch, daß sich Waldeck-Rousseau bereit» mit den Mrlinisten geeinigt habe. Die englischen Zeitungen widmen den am Freitag in London verstorbenen früheren deuts-chrn Botschafter Grafen Hatzfeldt warme Nachrufe und rühmen dessen hohe diplomatische Fähigkeiten und seinen feinen Takt. Angesicht» der bekannten Gegendemon strationen in Deutschland versuchen jetzt die englischen Zeitungen ihren übelberüchtigten Minister Chamberlain weiß zu brennen. So schreibt die .Time»": Wir können nicht zugrben, daß die De» sächsische «rzühlrr. Sette » Empfindlichkeit der deutschen öffentlichen Meinung durch irgend etwa», wa» Chamberlain gesagt hat, gerechtfertigt wird. Weder er noch da» Britenvolk haben die Manneszucht, Menschlichkeit und Tapfer keit der deutschen Armee jemals bezweifelt. Die offiziell längere Zeit verheimlichte Thatsache, daß Rußland wieder in einer Anzahl seiner Gouvernements und Kreise Miß ernten gehabt und die Bevölkerung unter einem Nothstande leide, wird nun von der russischen Re gierung zugestanden. DaS Ministerium des Innern veröffentlicht im „RrgirrungSboten" einen aus führlichen Bericht über die von ihm ergriffenen Maßnahmen zur Versorgung der Bevölkerung in den von Mißernten betroffenen Gebieten mit Ge treide. Die Regierung hat bisher im Ganzen zu diesem Zweck 14Vi Mill. Rubel verausgabt. Die serbische Regierung bemüht sich, die Finanzen des Landes in Ordnung zu bringen. Im Senate erklärte bei der Beantwortung der Interpellation des Senators Mijatewitich über die Finanzpolitik der Regierung der Ministerpräsident Wuitsch, der Schwerpunkt des Finanzproblems liege erstens in der Herstellung eines vollkommenen Gleichgewichts des Staatshaushalts bei gleichzeitiger Hebung der wirthschaftlichen Kraft des serbischen Volke« und zweitens in der Tilgung der Vorgefundenen schwebenden Schulden, wofür solche Einnahmen angesetzt worden sein, die zur Deckung der laufen den Staatsausgaben verwendet werden sollten. Der Ministerpräsident erklärte schließlich, er hege eine feste Ueberzeugung, daß Serbien sowohl die Kraft, als auch die Mittel und die Möglichkeit habe, über die finanziellen Schwierigkeiten Hinweg zukommen. Die neueste wichtige Nachricht aus Süd afrika besteht in der sensationellen Meldung, daß in der berühmten Goldstadt JohonniSburg eine große Verschwörung zum Sturze der eng lischen Gewaltherrschaft sich gebildet hätte. Den englischen Behörden ist es aber gelungen, die Ver schwörung im Keime zu ersticken und damit einer Revolution in Johannisburg vorzubeugen. Letzten Dienstag um Mitternacht und die folgenden Tage wurden etwa 20 Verhaftungen in verschiedenen Theilen der Stadt vorgenommen. Als die Nach richt hiervon bekannt wurde, rief sie große Auf regung hervor. Für den Prozeß gegen die Ver hafteten ist noch kein Termin festgesetzt worden. Die Rückkehr des chinesischen Hofes nach Peking wird nun doch angekündigt. Einem amtlichen Telegramm aus Kaifengfu zufolge wird der Hof am 25. d. M. nach Peking abreisen, um das Fest der Winterwende in Peking zu begehen. Von dem Gesandten in Peking wird jetzt die Frage erwogen, ob die militärische Regierung der Ein geborenenstadt von Tientsin weiter bestehen soll. Die europäischen Kommandanten in Tientsin haben kürzlich die Forderung der Chinesen, ihnen die Er hebung von Steuern wieder zu übertragen, abgelehnt. Der erfolgreiche im Norden der Republik Columbia ausgebrochene Aufstand der Libe ralen, die sich in der Stadt Colon festgesetzt haben, hat bis jetzt noch zu keinen weiteren Zu sammenstößen mit den Regierungstruppen geführt, doch wird berichtet, daß ein Bataillon Regierungs truppen zu den Aufständischen übergegangen sei. Berlin, 24. November. Der Leiter der deutschen Südpolar-Expedition, Prof. v. DryzalSki, telegraphierte gestern aus Kapstadt, wie die „Nord deutsche Allg. Ztg." meldet, an daS Reichsamt des Innern: „Kapstadt, 23. November. Expedition glücklich Kapstadt eingrtroffen; Alle wohl; Verzögerung durch Wetter; Ascension, weil unnöthig, aufgegeben. Aufenthalt 10 Tage zur Reinigung im Dock. DrygalSki." Eger, 22. November. Heute begaben sich eine Anzahl österreichischer Alldeutscher unter Führung der ReichSrathSabgeordnrten Schönerer und Jro nach FrirdrichSruh zum Grabe BiSmarckS. Haag, 24- Novbr. In schriftlicher Beant wortung deS Berichtes de» Bureaus der Kammer zum Budget der Auswärtigen Angelegenheiten erklärt der Minister de» Aeußerrn van Lynden, die Regierung müsse den Haager Vertrag, betreffend den SchiedSgerichtShof, achten, welcher dem Der« waltungSrath dasselbe verbiete, zu Gunsten de» Antrages der Buren einzutreten. Wa» die Ver handlungen mit England, betreffend die Ent schädigung der au» Südafrika vertriebenen Holländern anlange, so seien dieselben noch nicht völlig abgeschlossen. Die englische Regierung ferner sei dabei, in der Frage der Südafrikanischen Bahn, die nicht konfiScirt worden sei, Beschlüsse zu fassen. Die holländische Regierung unter handle mit der britischen Regierung, um die Inte ressen der niederländischen Aktionäre zu schützen. »TTL Für den Augenblick jedoch könne der Minister bezüglich de» moäus guo nicht» mittheiken. Die Mitglieder der Ambulanz de» niederlündischrn Rothen Kreuze» seien in Südafrika au» de« Grunde gefangen genommen worden, weil in ihren Wagen mehrere an Burenführer gerichtete Briefe aufgefunden wurden. Mehrfach sei von der niederländischen Regierung die Freilassung der Mitglieder der Ambulanz verlangt worden, die englische Regierung aber habe stet» erklärt, sie könne dem nicht zustimmen. Haag, 23. Novbr. Wie da» „Reuter'jchr Bureau" erfährt, ist der Beschluß de» BerwaltungS- rath» de» SchiedSgerichtShose» durch den nieder ländischen Minister de» Aeußern dem Gesandten der Südafrikanischen Republik vr. Lcyd» mitge- theilt worden. Der VerwaltungSrath sei der Ansicht gewesen, daß der die Frage seiner Zu ständigkeit regelnde Artikel 28 der Haager Kon vention ihn nur mit der Regelung reiner Ver waltungsfragen betraue, daß er also die Grenzen seiner Zuständigkeit überschritten haben würde, wenn er dem Anträge der Buren Folge gegeben hätte. Aus dem Haag, 23. November. Die Sitzung des geheimen Friedensausschusses, von w.lchem das Ansuchen der Buren um Friedens vermittlung berathen wurde, dauerte genau fünf Minuten! Der Vorsitzende, Baron Melville er klärte, die Buren hätten durch den beleidigenden Ton die diplomatische Etikette verletzt, worauf die Versammlung sofort zur Tagesordnung überging. Mailand, 21. November. Sämmtliche 1000 Angestellte der hiesigen Gasgesellschast beschlossen infolge eine« Lohnstceites mit der Direktion sofort in den Ausstand einzutreten. Mailand, 23. November. Infolge eines Ausstandes der Arbeiter der hiesigen Gas-Gesell schaft hat diese die ausständigen Arbeiter durch ein provisorisch angestelltes Personal ersetzt. Einige Fabriken, die mit Gasmotoren arbeiten, mußten jedoch schließen. Die Stadt ist hin reichend beleuchtet. Da die Gasgesellschaft sich geweigert hat, mit den ausständigen Arbeitern zu unterhandeln, solange diese die Arbeit nicht wieder ausgenommen haben, haben die Arbeiter heute Abend in einer Versammlung beschlossen, den Ausstand fortzusetzen. Vertreter von ausständigen Arbeitern aus Genua und Alessandria, welche derselben Gasgesellschaft angehören, wohnten der Versammlung bei. Paris, 23. November. Der französische Freimaurer-Orden „Kosmos" hat eine Protest resolution gegen die Konzentrationslager in Süd afrika angenommen. Paris, 23. November. Der zum Mitglied des englischen Unterhauses gewählte Ire Lynch, der im südafrikanischen Kriege als Führer irischer Freischärler gegen England gekämpft hat und seit seiner Rückkehr in Paris als Journalist lebt, er klärte, er werde erst nach Einberufung des Parla ments nach London gehen, weil er sonst Gefahr laufe, verhaftet zu werden. Paris, 24. November. Der türkische Ge schäftsträger benachrichtigte den Minister des Aeußeren, daß in Übereinstimmung mit seiner Forderung die Pforte genehmigt habe, daß da» französische Stationsschiff „Lackouette" in die Dardanellenstraße einfahre. Pari», 24 Novbr. Der Gouverneur de» französischen Kongogebietes richtete an den Kolonial minister ein Telegramm, in welchem er die Ge rüchte von Unruhen in der Kolonie für unbe gründet erklärt. Denain, 24. Novbr. Die Delegirten der Bergarbeiter im Bassin von Anzin haben gestern beschlossen, morgen, Montag, die Arbeit wieder aufzunehmen. Athen, 24 Nov. Der Vormittag verlief in völliger Ruhe. Die Mehrzahl der Blätter billigen die Rede de» Ministerpräsidenten in der gestrigen Kammersitzunz; indessen dauern die Ge rüchte über eine MintsterkrisiS noch fort. Kanea, 24. Novbr. Prinz Georg ist um Mitternacht in Suda eingetroffen. London, 23. November. LegationSrath Traf Hatzfeldt erhielt folgende» Telegramm von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm: „Schmerzlich ergriffen von der Nachricht de» so plötzlichen Hin scheiden» Ihre» Herrn Vater» spreche Ich Ihrer Frau Mutter, Ihnen und den Ihrigen innige» Beileid au». Soeben erst au» der Stellung ge schieden, in welcher er durch so viele Jahre seine bewährte Kraft dem Dienste de» Vaterlandes ge weiht, sollte e» ihm durch Gotte» Fügung nicht beschirden sein, sich eine» sorgenfreien, langen Lebensabend» zu erfreuen. Ja Ihrem Later verlor Deutschland «inen hervorragenden Staats mann, Ich einen treue« Freund." — König Edmsrv W Ihre» ai Zeit T< Frrundsch Graf v. den Sega griffen v Herrn L und Reb bitte ich Anthriln« SuSdruck welche» i Hervorrax betrauert. Telegram Ihnen r klagen-w, Botschaft Ich war keilen uv würdigen. StaatSdi, verloren. Von au» Sai Nachricht Sofort L relegramv war, ließ aussprech telrgramv von Com of LanSl telrgramv sranzösist matischr deutsche t geben. Lon Blätter f in Deuts daß diese: Auch die Iain täus: wegung < Chamber! angrthan Lonl er grsterr von Devi für ganz sei, eine s werden st länder a! zu bestimi Lon in Cedha u. A., t Ministers gegen Ei Deutschla empfindln sein, abi gukmtitö Redner fi anlegen, England» überzeugt er bebau: gegenüber iöhnlicheu Bar hier wird den Borl wohnt. Car ankern jes östrrreichi deutsche 1 dahin. E Haa hatte bei Soldaten Führung gegen ihr nach Völk« daraus d mit denn fochten h sie al» E würde Bi Die schris die Leute Armee re! der im«