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Meilage zu Ar. 128 des sächsischen Lrzählers Bischofswerda, den 31. Oktober 1801. für die Monate As»v«i»b«r und auf den wöchentlich drei Mal erscheinenden „sSchfifchen Erzähler" mit belletristischer Beilage, "LL welchem auch dieses Jahr ein gut ausgestatteter H«n«- un«I HV1rtksvI»»tt» - als Prämie für die Abonnenten beigelegt wird, werden von sämmtlichen Postanstalten, Briefträgern, unseren Zeitungsboten, sowie von der Expedition dieses Blattes für den Preis von 1 Mark entgegengenommen. Die Expedition des „sächsischen Erzählers". Sachsen. Bischofswerda, am 30. Oktober 1901. — Der LandeSkulturrath fürdaSKönig- reich Sachsen veröffentlicht nachstehende allgemeine Urbersicht über den Saatenstand in Sachsen Mitte Oktober. Die Witterung in der Berichtszeit — Mitte September bis Mitte Oktober — war bis zum 4. Oktober trocken und warm; vom 20. Sep tember bis 4. Oktober sind überhaupt keine Nieder schläge gefallen. Vom 5. Oktober an fielen reich liche Niederschläge. In den letzten Tagen der BerichtSzrit klärte sich daS Wetter wieder auf. Die Kartoffelernte konnte infolge der günstigen Witterung in der zweiten Hälfte des September vielfach bereits beendet werden. Wo die- nicht der Fall war, hat der Regen nach dem 4. Oktober die Erntearbeiten wesentlich ausgehalten. Dieselben mußten, wie auch die Bestellungsarbeiten,' eine Woche lang fast vollständig ruhen. Der Ertrag an Kartoffeln ist in Bezug auf die Menge ein guter. Bezüglich der Güte befriedigt er nicht allenthalben. Auch kranke Knollen haben sich hier und da in nicht unerheblicher Zahl gezeigt. Außer dem wird über Engerlingsfraß geklagt. Die Rüben sind infolge der warmen Witterung noch wesentlich gewachsen, so daß sowohl Runkel- als auch Zucker rüben höhere Erträge geben, als erwartet werden konnte. Die Rübenernte ist im Gange, Kohl und Kraut haben sich ebenfalls von den Folgen der langandauernden Trockenheit im vergangenen Sommer etwas erholt, jedoch ist der Ertrag immer noch ein geringer. Die neuen Saaten stehen im Allgemeinen gut. Namentlich trifft dies für diejenigen Flächen zu, die vor Mitte September bestellt worden sind. Die nach dem 20. September ausgeführten Saaten sind infolge der um diese Zeit herrschenden Trockenheit etwas dünn und lückenhaft aufgegangen. ES wird aber die Hoff nung ausgesprochen, daß die nachfolgenden Nieder schläge den Stand dieser Saaten bessern werden. Im Allgemeinen stehen namentlich bei Roggen die Drillsaaten besser als die Breitlaaten. Der Stand des Rapses ist im Ganzen ebenfalls ein guter. Die warme Witterung, sowie der nachfolgende Regen haben den durch Erdflöhe gelichteten Be stand wieder ausgeglichen. Von thierischen Schäd lingen machen sich Mäuse hier und da bemerkbar. AuS einigen Bezirken wird über daS Auftreten von Ackerschnecken und Ackermaden berichtet. Daß vielfach Engerlinge in Kartoffelfeldern Schaden verursacht haben, wurde bereits oben erwähnt. — Die Witterungsaussichten für den Monat November sind nach dem hundert jährigen Kalender folgende: Vom 1.—16. regnerisch, am 23. hell und kalt, am 24. milde und vom 28.—30. winterlich, Frost. — Die sächsischen Staatsbehörden lassen jetzt in allen Amts- und Diensträumen an ge eigneten Stellen Anschläge anbringen, welche die Aufforderung an das Publikum enthalten , nicht auf den Boden zu spucken. Andererseits ist seitens dieser Behörden für die reichliche Ausstellung von nur mit Wasser gefüllten Spucknäpfen ge sorgt worden. Auch in den Eisenbahnwagen werden solche daS AuSspucken verbietende Plakate angebracht werden. Diese Maßnahmen erfolgen, um der verheerenden Lungen- und Kehlkopsschwind sucht wirksam zu begegnen. ' — Erfreulicherweise wendet jetzt auch die Königliche StaatSregirrung den Bodenalter- thüm«rn unseres Lande» ihre Aufmerksamkeit zu. Die Dienststellen der EtaatSeisenbahnen sind ebenso wie die verschiedenen anderen Verwaltungs zweige angewiesen worden, die vom Königlichen Ministerium de» Innern beschlossene Inventari sation urgeschichtlicher Alterthümer zu unterstützen. Danach soll da» prähistorische Museum in Dresden zunächst Krnntniß erhalten von urgeschichtlichen Fundgegenständen, die sich im Besitz« von Personen befinden, oder über deren vorhaudensein in andrrwritrm Besitz« etwa» be Offen und wahr! sei sein Wahlspruch, und des halb vertraue ihm jeder unbedingt. Auch vr. Tröndlin selbst kam in seiner Erwiderung darauf zu sprechen, daß der gute Ruf Leipzig» durch die jüngsten Ereignisse auswärts gelitten habe. Da gelte e», den Kopf hoch halten, und jeder müsse mit daran wirken, daß die Stadt die Stellung wiedererlange, die sie sich in Jahrhunderte langer Arbeit errungen habe. Im Namen des RathS- kollegiumS sprach Stadtrath Pohlentz, in seiner Eigenschaft als Stadtkommandant Generalleutnant von Rabcnhorst, für die staatliche Oberbehörde KceiShauptmann vr. v. Ehrenstein, für da» Reichs gericht Präsident vr. v. Oehlschlaeger. ES folgte eine Fülle weiterer Glückwünsche und, Ansprachen, so von Vertretern der Reichspost, der^ReichSbank, der sächsischen Justizbehörden, der Universität, der Eisenbahnverwaltungen, der Beamten de» Ver- waltungSzweigeS, der Volksschullehrer der Handels kammer, de» Stadttheaters usw. Borna, 27. Oktbr. Ein 19jährigeS Mädchen in Sahlis bei Kohren, welche» beim Feueranzünden Petroleum benutzt hatte und dabei verunglückte, ist im Altenburger Stadtkrankenhause den erlittenen Brandwunden erlegen. Zwickau, 26. Okt. Die im September ver schobene Einführung der Winterpreise im Zwickauer Steinkohlenrevier tritt infolge anhaltender un günstiger Konjunkturen auch für November noch nicht ein. Der Kohlenversand ist anhaltend flau, besonders in Jndustriekohle. Der Verland der letzten Woche betrug 4137 Tonnen weniger als in derselben Woche des Vorjahres. Oelsnitz i. V., 27. Oktober. Dem oberen Vogtlande, so weit die Ephoralbezirke Oelsnitz und Auerbach in Frage kommen, ist in diesen Tagen von einem ungenannten Wohlthätrr eine bedeutende Stiftung (100,000 Mk.) zugeflossen. Die Zinsen sollen zur Unterstützung alter, hilfs bedürftiger Personen Verwendung finden. Diese dürfen niemals dem Trünke ergeben gewesen sein. In Frage kommen hierbei alte, gebrechliche Per sonen von 75 Jahren an, an unheilbaren Uebrln leidende Kranke, unheilbare Blinde und Familien, welche von einer TyphuSepidemie befallen find. Die Vertheilung der Unterstützungen erfolgt unter Oberaufsicht des Kultusministeriums durch die Superintendenten der beiden Ephorien lediglich unter Beihilfe der OrtSgeistlichen. Oelsnitz i. B., 28. Okt. Die hiesigen städt. Kollegien haben einstimmig beschlossen, Herrn Bürgermeister vr. Hübschmann nach kaum einjähriger AmtSthätigkeit auf Lebenszeit zu wählen. Herrn Bürgermeister vr Hübschmann ist eS binnen kurzer Zeit gelungen, hier eine Reorganisation auf alle» Gebieten der städtischen Verwaltung mit Erfolg durchzuführen und die Finanzwirthschaft in bester« Wege zu leiten. *** Durch wilde Thiere und Schlangen sind in Indien 1899 2966 und 24,621 Personen gr- tödtet worden, auch wurden durch sie 89,238 und 9416 Stück Vieh umgebracht. — In Riesa wurden die Herren Schuldirektoren vr. Göhl und vr. Schöne in ihre neuen Aemter eingewtesen. — Der landwlrthschaftliche Kreisverein im Vogtland« hat Herrn RittergutSbes. Kasten auf Rosenberg zum Vorsitzenden erwählt. — Frau Rendant Allrici in Tilsit feierte ihren 100. Geburtstag. — Herr vr. msä. Stiehler in Dresden feierte da» bOjähr. Doktorjubiläum. — Dem Dichter W. Rande wurde von seinen Verehrern eine Ehrengabe von 18,000 Mark überbracht. - Die Gesellschaft für Ber- breitung der Volksbildung hat 318 korporative und 235 Einzel - Mitglieder. — Bei dem Brande eine» Heuschober» kamen in Drusenhrim bei Straß burg drei Knaben um» Leben. — Die preußische Hauptbibelgesellschast besteht 87 Jahre und hat 188 Tochtergesellschaften, im vor. Jahre wurden 171,760 heilige Schriften, dabei 113,745 Bibeln, vertrieben. kannt geworden ist. Die bezüglichen Anzeigen an gedachtes Museum sollen auch auf alte Schanzen, Wälle, Verkehrswege, Wohnplätze, Herdstellen, Gräberfelder, Hügelgräber, Denksteine, volkSthüm- liche Namen und Sagen ausgedehnt werden. Durch die Maßnahme wird die bezeichnete In ventarisation von größerem Erfolge begleitet sein und dazu führen, die Vorzeit unseres Landes weiter aufzuhellen. — Für Gastwirthe! Die BahnhofSwirth- schäft zu Nerchau-Trebsen soll vom 1. April 1902 ab auf 6 Jahre verpachtet werden. Die allgemeinen Bedingungen liegen auf den sächsischen Bahnhöfen aus. Pachtgebote sind bis zum 31. Dezbr. 1901 an die Königliche Eisenbahn - Betriebsdirektion II, Leipzig, einzusenden. Die Bewerber bleiben bi» zum 15. Februar 1902 an ihre Gebote gebunden. Wer bis dahin keinen Bescheid erhält, hat seine Bewerbung als abgelehnt zu betrachten. Zeugnisse werden unberücksichtigten Bewerbern ohne Bescheid zurückgesandt. — Ausstellungen. Die Sächsische Staats bahn-Verwaltung gewährt sür die auf den Geflügel ausstellungen in Neugersdorf (am 12. November) und Hettstedt (am 18. November), aus der Geflügel- und Kaninchenausstellung in Hohenstein-Ernstthal (am 25. November) und auf der Geflügel- und Kaninchenausstellung in Gießen (am 3. November) ausgestellten Thiere rc. frachtfreie Rückbeförderung auf den ihr unterstellten Linien. — Evangelische Arbeitervereine giebt es in Deutschland augenblicklich 509, im Königreich Sachsen 36. * — Wie bewahre ich mein Winterobst aus? DaS ist die große Sorge, die in jetziger Zeit alle Hausfrauen drückt. Alle sich rauh an fühlenden Sorten (die Lederreinetten), kommen am besten gleich in den Keller, weil sie sonst leicht runzelig werden. Mit glatter Schale versehene, sich fettig ansühlende Aepsel, werden erst 2—3 Wochen lang in flache Haufen geschichtet, um so zu schwitzen. Am günstigsten sür das Schwitzen sind lustige, den Sonnenstrahlen aber nicht zugängliche Lagerräume mit 10—12 Grad 6 Wärme. Durch die dabei eintretende Erwärmung nimmt das Obst wesentlich an Güte zu. Beim Auflagern dürfen die Früchte nicht abgerieben werden, weil dadurch der auf vielen Aepfeln sich befindende Wachsüberzug entfernt wird. Dieser schützt aber die Früchte vor dem Welken und vor Fäulniß- befall. Alle anfaulenden Aepfel sind baldigst zu entfernen. Dresden. Der Landesverein der deutsch, sozialen Reformpartei im Königreiche Sachsen wird am Reformationsfeste Vormittags 11 Uhr eine Protestkundgebung gegen Englands Vorgehen in Südafrika im Saale des Tivoli, Wettinerstroße, veranstalten. Der Zutritt zu der Versammlung ist frei. Leipzig, 28. Okt. Heute beging Oberbürger meister vr. Tröndlin den Tag, an welchem er 25 Jahre dem Rathskollegium angehört. Große Ehrungen wurden ihm zu theil, obwohl er ge wünscht hatte, daß von jeder öffentlichen Feier ab gesehen werde. Bürgermeister vr. Dittrich be grüßte daS allverehrte Oberhaupt der Stadt mit einer dessen Verdienste hervorhebenden Ansprache und machte die Mittheilung, daß der Rath und di« Stadtverordneten einhellig beschlossen hätten, vr. Tröndlin» Büste, von Seffnrr» Meisterhand gestaltet, nebst einer ehernen Tafel im neuen Rath- Hause aufzustellen. Der Redner streifte auch die schwere Zeit, die infolge der finanziellen Zusammen brüche über Leipzig hrrringebrochen sei, und hob hervor, daß gerade vr. Tröndlin e» gewesen fei, der dabei stet« bemüht gewesen, zu Helsen, zu lindern und zu ebnen. Stadtverordnetenvorsteher vr. Junck feierte den Oberbürgermeister al» einen Mann der frischen, praktischen Initiative, der volttthümlich wie kaum «in zweiter sei. Warm schlage sein Herz für Arme, und Hilfsbedürftige.