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lichen tzauptverrine für da» Königreich Sachsen hier eine Landesausstellung veranstaltet werden. Da» Direktorium de» genannten Hauptverein» «ahm am Sonntag nach einer hier abgrhaltenen Sitzung mit den Mitgliedern de» Jwkerverrin» Waldheim die Räume und Plätze für die ge plante Lande»au»stellung in Augenschein und orientirte den hiesigen Jwkerverrin über di« zu nächst erforderlichen Arbeiten. Leisnig. Bei« Stadtverordnrtenvorstrher War kürzlich eine anonyme Zuschrift für da» Kollegium, enthaltend eine Denunziation, ringe gangen. Da» Stadtvrrordnetenkollrgium lehnte ab, von derselben Kenntniß zu nehmen und beschloß ihre sofortige Vernichtung. Recht so! Leipzig, 8. Nov. Auf die Ermittelung und Auffindung de» seit dem 28. Oktober verschwun denen Justizrath» vr. Barth, de» bisherigen Ver walter» im Konkurse der Leipziger Bank, ist von besten Frau eine Belohnung von 500 Mk. aus gesetzt worden. Leipzig, 8. November. Die ministerielle ^Leipziger Zeitung" nimmt Stellung gegen den Abwiegelungsversuch der „National-Zeitung" in der Protestbewegung gegen Chamberlain, indem sie zu der Bemerkung de» Berliner Blatte», die be treffende Kritik Chamberlains fülle nur fünf Leiten, in England lege man solchen Aeußerungrn nur sehr geringes Gewicht bei u. s. w., heute an erster Stelle schreibt: „Unsere» Erachten» ist e» zunächst für un» gleichgiltig, welche Auffassung man in England über die Bedeutung englischer Ministerrrdrn hegt. Thatsache ist, daß Chamber lain die Verdächtigung ausgesprochen hat, und e» ist gut, wenn dieser unbegründeten Behauptung Widersprochen wird. Dafür, daß dies in würdiger Form geschehe, treten auch wir ein. Das räum liche Berhältniß, in welchem die fragliche Be hauptung zu der ganzen Rede steht, ist völlig gleichgiltig. Maa kann in sünf Druckzeilen recht «gewichtige Verdächtigungen aussprechen. Mr. Chamberlain selbst giebt dafür den Beleg." Leipzig. Dem Buchdrucker Bernhard Emil Zschöttge in Leipzig ist für die von ihm am 21. August d. I. mit Muth und Entschlossenheit und unter eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung zweier Mädchen vom Tode des Ertrinkens in dem Pleißenfluth - Kanal zu Leipzig die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen worden. — Eine Anzahl Schuljungen spielten in der Sandgrube zu Schönefeld „Brunnenbauer Thiele" und bauten eine Erdhöhle. Als sich der 13jährige Knabe Wernicke in der Höhle befand, stürzte der Bau ein. Der Knabe wurde von herbeigerufenen Er wachsenen in bewußtlosem Zustande herauSgeholt und erst durch energisches ärztliches Eingreifen wieder zum Bewußtsein gebracht. Der Knabe Wernicke hat jedoch als Folge deS Jugendstreiches starkes Lungenbluten davongetragen. Stoll berg, 8. November. Heute Morgen um 2 Uhr brannte daS Herrn Ludwig gehörige Restaurant Felsenkeller auf der Herrenstraße mit seinen Nebengebäuden nieder. Auerbach, 8 November. Als Bicebürger- meister unsere« städtischen Gemeinwesens, welches zur Zeit noch vom Bezirksasscssor vr. von Heygen dorfs commissarisch verwaltet wird, ist Stadtrath Paul Langhoff gewählt worden. Die Bürgrr- meisterwahl ist Anfang Dezember zu erwarten. Einen gewaltigen Hunger hatte in Plauen i. B. jüngst rin Einwohner zur KirmeSfeier einer Wirth- schaft mitgebracht. Um ihn zu stillen, bedurfte eS folgender Speisen und Getränke: 7 große Portionen Karpfen, 1 große Portion Hasenbraten, 1 Pfund Brot, 3 GlaS Bier, 5 Cognak« und 2 Kümmel! In den Pausen ließ er sich eine Havana gut schmecken. Die EpilkMm-Achilt Kim-Wachau. Die Seelsorge in der Anstalt Bon Pfarrer Müller in SeifrrSdorf. III. In dem 1. Berichte, den die Anstalt ausgehen ließ, heißt es: „Die Epileptischen bedürfen am meisten eine wahrhaft barmherzige Leibes- und Seelenpflege und ein religiöses Gemeinschaftsleben, in welchem sie bei ihrem traurigen Loose Ergebung, Trost und Frieden finden." Und im 4. Berichte wird gesagt: „Neben der Sorgfalt individueller ärztlicher Beobachtung lassen wir uns den Einfluß auf Geist, Herz und Gemüty der Kranken unab- lässiA angelegen sein; nicht nur, weil überhaupt in einem christlichen Hause und einer Anstalt der inneren Mission Gebet und Gotte» Wort niemals fehh«^dM, sondern auch well wir wissen, daß Gottes Wort, Glaube und Gebet, wie alle Leid- traaenden, so auch unsere Epileptischen allein zu trösten und aufrecht zu erhalten, ja noch mehr, mit Friede und Freude zu erfüllen vermag" Die 11jährige Erfahrung, die nun hinter uns liegt, bestätigt uns solches. Trost und Ergebung, Frieden und Freude bringen unfern Pfleglingen in der That die Gottesdienste Wie gern nehmen sie an denselben theil! An den Gottesdienst- Sonntagen — alle 14 Tage komme ich Nach mittags 4 Uhr von Seifersdorf, V, Stunde Wegs, herüber und predige oder halte Katechisation in unserm schönen Betsaale — raffen sie sich ordentlich auf, und ihr sehnlicher Wunsch und Gebet ist, daß der Anfall an diesen Tagen sie ver schonen möchte, um nur ja nicht um die „Kirche", wie die Kinder sagen, zu kommen. Ist aber doch der Anfall eingetreten, so höre ich oft dann die Klage: „Ach, die ganze Woche schon hatte ich mich auf die „Kirche" gefreut, und nun war es doch nichts." Im Gottesdienste sind sie meist recht andächtig. Zumal wenn ein Geschichtchen in der Predigt vorkommt, da lauschen sie gespannt und prägen es sich ein. Das Singen der Lieder, die mein wackerer Kantor und Organist, Schwester K. M, auf dem Harmonium begleitet, ist ihnen eine wahre Herzensfreude Lebhaft singen sie auch die Liturgie mit. Frisch sprechen sie das Glaubensbekenntniß das in unfern Gottesdiensten an die Stelle des sonst üblichen Glaubensliedes tritt. Auch unsere Kleinsten sind meist zugegen und verhalten sich ganz hübsch still, selbst der un ruhige Waldemar und das zapplige Manschen. Auch die Gottesdienste an den dazwischen liegenden Sonntagen, in denen eine Schwester eine Predigt vorliest, hat die Hausgemeinde gern. Daß sie aufmerken, beweisen sie dadurch, daß sie den Schwestern, die in Wachau oder Seifersdorf zur Kirche gewesen waren, von der gehörten Predigt erzählen. In den katcchetischen Gottesdiensten antwortet Groß und Klein je nach Gaben und Kräften. Einzelne sogar bleiben kaum eine Antwort schuldig. Auch die Köchin und die beiden Dienstmädchen, ja, wenn's noth thut, selbst die lieben Schwestern betheiligen sich am Antworten Wie glänzen die Angesichter unserer Kleinen, wenn sie antworten oder einen Spruch, ein Gebot oder einen Lieder- vers aufsagen können! Behandelt haben wir im Laufe der Jahre die Sonntagsevangelien, die bib lischen Geschichten des A. und N. T der Reihe nach, das Markusevangelium, die Apostelgeschichte, den Galaterbrief, und augenblicklich sind wir bei den 10 Geboten Diese geben ganz besonders willkommenen Anlaß zu seelsorgerlicher Zucht und Vermahnung zum Herrn. ..Aber heute war der Herr Pastor ernst; wir haben gar nicht gedacht, daß er so ernst sein könne!" äußerten einige Mädchen zu den Schwestern, als ich auf Grund eines der Gebote mit heiligem Ernste Sünden strafte, die leider bei unseren Kindern sehr im Schwange gehen. Gott gebe, daß sie die guten Vorsätze, welche sie bei den ernsten Worten fassen, auch zur That werde» lassen! Noch sei bemerkt, daß wir im Neujahrsfestgottesdienst stets ein Neujahrslied besprechen, das vorher auswendig gelernt wird Beichte und heiliges Abendmahl feiern wir in der Regel viermal im Jahre: in der Passionszeit, der Osterzeit in Anschluß an die Konfirmationsfeier, im Sommer und gegen Schluß des Kirchenjahres. Es ist eine ganz stattliche Abendmahlsgemeinde, an die 40 Kommunikanten, da auch die beiden Pfleger mit ihren Frauen theilnehmen. Vorher bitten die Pfleglinge einzeln den Schwestern, bez. den Pflegern ab, womit sie dieselben betrübt haben, und geloben Besserung. Eins oder das andere wird auch mir zugeführt zu besonderer seelsorger licher Rücksprache. Es ist unverkennbar, daß die Abendmahlsfeier bei so Manchen einen tiefen Ein druck hinterläßt, und die Schwestern haben mir oft bezeugt, daß sie das noch längere Zeit an dem ganzen Wesen und Verhalten der Pfleglinge spüren Mit innigem Danke gegen Gott sei noch bemerkt, daß wir in den 11 Jahren so manchen schönen Abendmahlsgottesdienst ohne jegliche Stör ung haben feiern dürfen, obwohl derselbe von längerer Dauer als die sonstigen Gottesdienste ist. Kommt ein Anfall vor, so reiche ich nach dem Gottesdienste dem betreffenden Pfleglinge, falls sein Kopf wieder klar geworden ist das heilige Abendmahl; da ist er dann besonders glücklich und dankbar, daß er doch noch das heilige Sakrament hat feiern können. Vom Epiphanienfeste an bis zu Ostern ertheile , ich jeden Dienstag Nachmittag 2 Uhr im Schul- , zimmer der Anstalt Konfirmandenunterricht. Daran , nehmen außer den jeweiligen Konfirmanden auch i die nächstjährigen und zuweilen die vorjährigen thell. Die Kinder sind meist recht eifrig und eignen sich den Katechismus, Sprüche und Lieder aut an dank treuer Mithilfe der Schwestern. An Berständniß erreichen einige völlig ihre gesunden Altersgenossen, bei andern muß man sich freilich mit dem Nothwendigsten begnügen. Die Konfir mation findet in der Regel Sonntag Ouasimodogeniti statt Unter Glockengeläute leite ich die Konfir manden, die Knaben das Myrthensträußche» im , Knopfloche, die Mädchen den Myrthenkranz auf - dem Haupte, in den Betsaal, wo bereits die Haus- : gemeinde versammelt ist nebst Eltern und Ange- hörigen der Konfirmanden, den gräflichen Herr- schäften, Vorstandsmitgliedern, den Lehrern, Freundinnen und Freunden der Anstalt. An die Konfirmation schließt sich die Abendmahlsfeier an, an welcher auch die Eltern und Angehörigen der Neukonfirmierten theilnehmen. In den 11 Jahren - habe ich in Klein-Wachau 31 Kinder konfirmiert, j 16 Knaben und 15 Mädchen. Im Unterrichte ! befinden sich jetzt 4 Konfirmanden Die gräf lichen Herrschaften und werthe Freundinnen der ! Anstalt pflegen die Neukonfirmierten mit sinnigen ; Geschenken zu erfreuen j Hat der Tod in der Hausgemeinde Einkebr i gehalten, so vereinigen wir uns unmittelbar vor dem Begräbnisse zu einem Trauergottesdienste. Da steht in der Mitte des Betsaales der geschlossene Sarg, mit Blumen geschmückt, von Blattpflanzen umgeben. Am Fußende sitzen die nächsten Ange hörigen des Heimgegangenen, an den Seiten die Hausgemeinde. Ernst erklingt das Trauerlied. Vom Altar aus halte ich die Gedächtnißrede Nach dem Segen singen wir Psalm 126: „Wenn der Herr die Gefangenen Zions erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden." Dann ziehen wir, die Knaben mit dem Kreuze und die Pfleger voran, darauf der Leichenwagen, die Hinterbliebenen, Herr Graf, der Seelsorger, die Schwestern und die Mädchen, meist Kränze tragend, zum Wachauer Kirchhof. Wenn wir in die Nähe des Dorfes, gelangen, ertönen die Kirchenglocken. Unterwegs singen wir „Jesus, meine Zuversicht," am Grabe „Laßt mich gehen" oder „Weil ich Jesu Schäflein bin." Die Trauerfeier bewegt immer unsere Pfleglinge sehr. Sie weinen manche Thräne, wenn sie auch dann sagen: „Ja, der, bez. die hat es nun gut!" Daran erinnert auch die Inschrift auf unserem Bahrentuche: Psalm 16, 6: „Das Loos ist mir gefallen aufs Liebliche, mir ist ein schön Erbtheil geworden." Unser leber kürzlich nun auch Heim gegangener Fritz aber zeigte allemal, wenn der Todte herausgetragen wurde, gen Himmel und sagte: „Dort oben sehen wir uns wieder!" Von unserem Fritz lassen Sie mich noch etwas erzählen. Es war wunderbar, daß, während seme Geisteskräfte mehr und mehr ab nahmen, seine Seele klar blieb. Ganz verständig redete er vom lieben Gott, vom Himmel u. s w. Er aß nichts, ohne vorher zu beten, und wenn es ein Stück Chokolade war. Mußte er gestraft werden, so nahm er willig die Strafe auf sich und sagte treuherzig: „Du meinst es gut mit mir!" Gern kam er zu den Gottesdiensten. Mit meiner Person verband er stets den Gedanken: „Es ist Kirche " So lief er, als ich einmal in der Woche ins Waldhaus kam, zur Schwester und bat um sein Gesangbuch. Sein Leben war je länger, je mehr ganz religiös gerichtet, und darin ! fühlte er sich glücklich. „Klein-Wachau ist für ! meinen armen Jungen wirklich ein Segen gewesen!" ! bezeugte uns dankbar der Vater bei Fritz' Heim- ' gang Und in der That, er hat hier wohl vor > Allem auch durch den treuen Liebesdienst unserer ! Schwester Elise den Heiland gefunden und bis i zuletzt festgehaltcn Wie wird nun droben sein ! Mund voll Lachens und seine Zunge voll Rühmens sein: „Der Herr hat Großes an mir gethan!" An einem der Adventssonntage feiern wir unser Jahresfest durch Gottesdienst, in dem der Vereinsgeistliche, Amtsbruder Weidauer aus Dres den, die Ansprache hält. Zu unserer großen Freude dürfen wir da in der Regel auch liebe Gäste begrüßen. ! Zum Schlüsse sei noch berichtet, wie auch die äußere Mission in Klein-Wachau gepflegt wird, j Im Winter an jedem zweiten Montag Abend hält j Schwester Marie Missionsstunde. Wer einen , Strickstrumpf hat, darf zuhören Da stellen sich ! auch unsere erwachsenen Junyens mit Strick- § strümpfen ein; sie nehmen willig die ungewohnte Arbeit deS Strickens auf sich, um nur nicht den MissionSabenden fernbleiben zu müssen Schwester Marie liest aus Missionsschriften vor, MissionS- lieder werden gesungen; für die Mission wird ge betet und auch geopfert. UebrigenS ist auch bei den Abendmahlsfeiern der MissionS-Neger aufge- ! stellt. 30 —50 Mark kann ich jährlich für die Mission au» Klein-Wachau abliefern.