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Sachsen. Dresden, S. November. Ihre Majestäten der König Und die Königin, die sich in Sibyllen« ort des besten Wohlseins erfreuen, gedenken von dort nächsten Dienstag Bormittag Uhr ab- zurrisen und nach Billa Strehlen zurückzukehren. — Am Sonnabend jagte Se. Majestät der König mit Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Georg auf Peucker Revier. Dresden, 10. November. Se. Majestät der König Albert besuchte heute (Sonntag) den Gottesdienst in der Kapelle zu Schloß Sibyllen- ort, während Ihre Majestät die Königin, Prinz Georg und Prinzessin Mathilde den Gottesdienst zu Langenwirse besuchten. Nachmittags trafen der Erbprinz und die Erbprinzesstn von Sachsen- Meiningen zum Besuche der Königl. Majestäten in Sibyllenort ein. Bischofswerda, 11. November. Die für Mittwoch anberaumt gewesene Stadtverordnrten- ergänzungSwahl findet laut amtlicher Bekannt machung erst am 27. d. MtS. statt. Infolge Nirderlegung seine- Amte» als Stadtrath, de» Herrn PrivatuS Gustav Händler, welcher 25 Jahre al» Stadtverordneter und Stadtrath thätig gewesen, wurde an dessen Stelle Herr Stadtverordneter Kaufmann Robert Ul ich gewählt. Bischofswerda, 11. Novbr. Am gestrigen Abend hielt der Kgl. Sächs. Militärverein allhirr sein 41jährige» Stiftung-fest, bestehend in ernsten und humoristischen Borträgen und Ball, in den Sälen de» „Hotel König Albert- ab, wozu sich die geladenen Ehrengäste, sowie die Mitglieder de» Verein« seht zahlreich eingefunden hatten. Nachdem der da» Fest einleitend« Marsch er klungen, begrüßte und bewillkommnet« der lang jährige Vorsteher, Herr Drogist Schachert, die Erschienenen, seine Ansprache mit einem drei maligen Hoch auf den Allerhöchsten Protektor der Kgl. Sächsischen Militärverrine, Se. Maj. König Albert, beendend, worauf die Sachsenhymne von den Anwesenden stehend gesungen wurde. Inmitten de» festlichen Abend» ergriff Herr Vorstand Schachert da» Wort, um einen einstimmig ge faßten Beschluß de» Gesammtvorstande» kund zu geben, welcher dahin lautete, denjenigen Mitgliedern de» Verein», welche demselben nunmehr ein viertel Jahrhundert und länger angehören, eine Aus zeichnung z« verleihen, in Gestalt einer silbernen „25-,«elche dem verrtnSzeichrn angrfü-t ist. Unter einer markigen Ansprache de» Herr Vorsteher» Schoch«» fand di« Ueberreichung an die bett. druck'geben' und für die beleidigte brutsche Ehre Genugthuung fordern soll. Die „Rat.-Ztg.- «hält von vertrauenswürdig« Sei« eine Schilderung der Vorgänge, dir, zu dm» Insterburg« OtfizierSduell geführt haben. Daraus geht deutlich hervor, daß Leutnant BlaSkowitz die ihäiliche Beleidigung gegen die beiden Artillerie offiziere unter dem Einfluß de» Alkohol» begangen hat. Die Leutnant» Hildebrand und Baßmuffe« hatten ihn in der Nacht nach dem LiebeSwahl, an einer Mauer hockend, schlafend angetroffen. Sie faßten ihn unter die Arme und suchten ihn emporzuheben. Dabei schlug der Trunkene mit den Armen um sich, ohne im Schlaf zu wissen, «« ihn angrfaßt hatte, und gegen wen er sich wehrte. Leutnant BlaSkowitz wollte, al» « von dem Vorfall nach telegraphischer Rückforderung Kenntniß erhalten, die Angelegenheit durch eine Ehrenerklärung beilegen, und die Beleidigten wollten sich damit auch begnügen. Der Ehrrnrath ent schied jedoch, daß der Zweikampf unvermeidlich sei. Der Brigade- und der Divisionskommandeur haben von der Entscheidung Kenntniß erhalten. Am Abend vor dem Duell soll in der hrrbrigeriltrn Familie drS Leutnant» BlaSkowitz eine erschütternde AbschiedSzsene erfolgt sein. Der Vater BlaskowitzS versuchte noch am Sonntag Abend vergeblich durch persönliche Rücksprache eine andere Entscheidung herbeizuführen. (Neue englische Unverschämtheiten.) Die Londoner „Times- hatte kürzlich einen Artikel ihres Berliner Berichterstatter» abgedruckt, worin von den dem Verhalten der deutschen Soldaten während des deutsch-französischen Kriege» gesagt war: „Sie benahmen sich säst so gut, wie unsere eigenen Soldaten sich betrugen und in Afrika heute sich betragen.- Also die Sieger von Travelotte und Sedan haben sich fast so gut also nicht einmat ganz so gut betragen, wie die englischen Söldner rS jetzt in Süd afrika thun. ES ist ein Zeichen sowohl von ungeheurer Selbstüberhebung und Verlogen heit als auch von dreister Spekulation auf die viel zu große Langmuth der Deutschen, daß rin al» Gast bei uns weilender britischer Zeitungs mann Derartige« wagt. Die „Hamburger Nach richten- werfen darum wohl nicht mit Unrecht die Frage auf, ob es nicht angebracht sei, diesem Beleidiger der deutschen Ehre den Laufpaß über die Grenze zu geben. Jedenfalls wird man wohl nicht umhin können, die englische Urberhrbung, wie sie ja auch von Chamberlain geübt worden ist, im Reichstage zur Sprache zu bringen. So sehr man auch solchen Unverschämtheiten gegenüber von Verachtung «faßt wird, so nöthig ist eS doch, den britischen Verleumdern einen öffentlichen Denkzettel in aller Form zu erthrilen. Wien, 9. November. Der „Politischen Korrespondenz- wird au» Paris gemeldet: Daß man in Paris das Austauchen eines neuen Hindernisses für den Abschluß de» französisch türkischen Zwischenfalles nicht mehr besorgen zu sollen glaubt, geht auch aus dem Umstande hervor, daß die Vertreter Frankreich» im AuSlande den betreffenden Regierungen Mittheilung in dem an gedeuteten Sinne gemacht haben. Glasgow, 9. Nov. Da die JnkubationS- frist mit dem heutigen Tage erloschen und kein neuer Prstfall vorgrkommen ist, sind die Behörden überzeugt, daß die Epidemie ihr Ende erreicht hat. Pari», 10. November. Da» Geschwader des Admiral» Eaillard wird von Mytilene wahr scheinlich nach Syra in See gehen. Der Bot schafter Constans wird sich demnächst nach Kon stantinopel zurückbegrben. Pari», 10. November. Eine Note der „Lgence Hava»- besagt: Der türkische Minist« de» Aeußern hat in einem Schreiben, Kraft eine kaiserlichen in diesem Schreiben erwähnten Jrade, erklärt, daß die Pforte, nachdem sie den zuerst erhobenen französischen Reklamationen entsprochen hat, indem sie die neuen Forderungen aonimmt: 1. Die legale Existenz unserer gegenwärtig be stehenden Schulen anerkennt und ihnen Zollsreiheit in Gemäßheit der bestehenden Verträge und Kon ventionen zubilligt. 2. Die legale Existenz unserer gegenwärtig bestehenden Hospitäler und religiösen Zwecken dienenden Anstalten anerk«int und ihnen Befreiung von der Grundsteuer bewilligt, sowie Zollsreiheit in Gemäßheit der bestehenden Aon- ventioneu und Verträge. 3. Die Pforte genehmigt den Bau, die Wiederherstellung oder Ver größerung von Gebäuden, die zu Schul zwecken, zu Zwecken der Krankenpflege oder religiösen Zwecken dienen und während der Ereig nisse, die sich in den Jahren 1894, 1895 und 1896 in der astatitchrn Türkei oder in Kon stantinopel abfpielten, beschädigt oder zerstört worden sind. 4. Di« Pforte verpflichtet sich, al« zu recht bestehend anzurrkennrn Gründungen, Ver größerungen von Bauten oder verbeffrruugen, zu denen Frankreich in Zukunft schreiten sollte, wenn di» Pforte von der Absicht Frankreichs in Kenntniß gesetzt ist und die kaiserliche Regierung binnen 6 Monaten keine Einwendungen gemacht hat. 5. Die Pforte bestätigt die Wahl de» chaldäischen Patriarchen. Alsdann ist der fran zösisch« Botschaft in Konstantinopel Kenntniß gegeben worden von den Schriftstücken, welche darthun, daß die obenerwähnten Entscheidung« zur Ausführung gebracht worden sind. Unter diesen Umständen benachrichtigte DrlcassS die Pforte, nimmt Frankreich die diplomatischen Be ziehungen wieder aus und hat Admiral Eaillard soeben den Befehl zugrhen lassen, Mytilene zu verlassen. Konstantinopel, 9. November. Botschaft»- rath Bapst erhielt am Nachmittag eine Mit theilung der Pforte bezüglich der noch ausstehenden französischen Forderungen. Der französisch türkische Konflikt kann daher als beendigt an gesehen werden. Bolo, 9. Novbr. Da» englische Geschwader unter dem Befehl des Prinzen Ludwig von Batten berg hat heute klar gemacht, um nach Messina abzugehen. London, 9. November. Bei dem heutigen Lordmoyor - Bankett in der Guildhall hielt Lord Salisbury in Beantwortung eines TrinksprucheS auf das Ministerium eine Rede, in welcher er sagte, die jetzigen Zeiten seien schwerer, als vor einigen Jahren, doch müsse man sich beglückwünschen, daß der Frieden der Welt im Allgemeinen so wenig gestört sei. Die leichte Wolke, die sich in den letzten Wochen im Mittelmeer gezeigt, habe sich schnell verzogen. DaS sei ein glänzendes Resultat. Bor iünszig Jahren würde ein solche« Ereigniß nicht so schwache Spuren hinterlassen haben. ES liege jetzt nicht« wirklich Ernste« vor, al» der südafrikanische Krieg. WaS diesen Krieg anbetreffe, so müsse man die Sachlage nicht pessimistisch an sehen, denn dafür sei kein Grund vorhanden. Die Engländer hätten sich beständig dem Endziel ge nähert. Da» Ende deS Kriege« sei nicht so nahe, wie man gehofft habe, aber die Besorgnisse, die man gehegt habe, seien zum großen Theile dem Umstande zuzuschrriben, daß man sich keine genaue Rechenschaft von dem Charakter deS Kriege« gegeben habe, der kein gewöhnlicher Krieg sei. ES sei in europäischen Kriegen oft vorgekommen, daß ein Guerillakrieg länger gedauert habe, als man vermuthete. Er müsse wiederholen, daß die Eng länder jede Woche tatsächlich Fortschritte machen. „Unsere Politik, so schloß Salisbury, blM unver ändert. Wir wünschen nichts so sehr, als die Gebiete, wo augenblicklich der Kriegszustand herrscht, im Zustande deS Frieden» und der Freiheit zu sehen und daß sie bei der nächsten Gelegenheit sich der Wohlthaten der Autonomie erfreuen können, aber die Unabhängigkeit der Buren ist unvereinbar mit unserer Sicherheit. Da» englische Volk ist entschlossen, dafür Sorge zu tragen, daß dieser schreckliche Krieg sich niemals erneuert. Wir müssen die Ursachen der Befahr in diesem Winkel de» Reiches entfernen. Die Interessen Englands sind mit unserem Erfolge eng verknüpft. - Chabarowsk, 9. Novbr. Nach den letzten Nachrichten au» der Mandschurei ergaben sich sieben Tungusensührrr mit im Ganzen 3000 Mann, von denen 1300 in die chinesische Polizei eingereiht wurden, während die anderen entlassen wurden. In der Mandschurei kehrt überall Ruhe ein, sodaß noch etwa eintretrnde Kämpfe gegen die Tungusen der chinesischen Polizeiwache überlassen werden könnten und nur, wenn diese nicht genüge und chinesische Behörden rS verlangen sollten, russische Truppen in Anspruch genommen werden brauchten. Peking, 9. November. Die fremden Ge sandten begaben sich am Nachmittag zur Wohnung Li-Hung-Tschang», wo der österreichisch-ungarische Gesandte al» Doyen de» diplomatisch« Korps eine BrileidSadrrffe verla», die der älteste Sohn de» verstorbenen dankend erwiderte. Die Trauer feierlichkeiten werden nach dem ganzen in China gebräuchlichen Eeremoniell abgehalten. Bom Burenkrieg. Einzelheiten über da» Gefecht mit Benson enthält eine Depesche KitchenerS vom 4. Novbr. Sie besagt, daß Benson» Kolonne da» Lager nördlich von Bethel am 30. Oktober bei Tages anbruch verließ und nach Bruaspruit marschierte. „ES verlautete, daß die Buren Brrkenlaagte besetzt hielten, wo sie ein Lager aufzuschlagen beabsichtigten. Da» Wetter war feucht und stürmisch; der Feind wurde während de» Marsches mit Leichtigkeit fern gehalten. Brrkenlaagte wurde um 1 Uhr Nach mittag» besetzt. Die Nachhut mit zwei Beschützen wurde unter Bedeckung von einer Schwadron Kavallerie innerhalb Schußweite vom Burenlagrr aufgestellt. Eia Angriff der Bur« auf «nie Flanke der Nachhut wurde zurückgeschlaaen. Hierauf führten dir Buren, gedeckt durch da» wellige Terrain, eine Umgrhung»bew«guag au« und griffen den verglomm an, auf welchen die Geschütze stand«. Infolge de» starken Sturme», Regen» und Hageln« im Rücken wurde dies« Angriff nicht eher bemerkt, al« bi« die Buren sich ein« Stellung auf dem Kamm innerhalb kurz« Schußweite der Kanonen bemächtigt hatten, deren Begleitmannschaft und Pferde sie niedrrschofsrn. Oberst Benson und Oberst Buiaeß fielen beide bei den Beschützen. Infolge gleichzeitigen Angriff» auf da» Lager wurde keine nenNrn»werthe Verstärkung nach der Stellung auf dem Bergkawm gesandt. Di« Burrn Warrn jedoch nicht im Stande, dir Beschütze fort- zuschaffrn. Erst al« eine britisch« Ambulanz aus dem BefechtSfrlde erschien, schafften dir Burrn, durch dieselbe gedeckt, die Geschütze fort. Sodann zogen die Burrn sich auf weite Entfernung zurück und unterhielten während der ganzen Nacht de» 31. Oktober vereinzelte» Feuer, machten jedoch weiter keinen Angriff auf da» Lager. Dir Buren haben zweifellos schwere Verluste erlitten; Nähere» darüber ist jedoch noch nicht bekannt; Kommandant Oppermann ist gefallen, Christian Botha verwundet. Die Buren sollen unsere Gefangenen schlecht be handelt haben.- — Die englischen Befangenen zu erwähnen läßt sich Kitchener hier zum ersten Male herbei. Haag, 8. November. Noch Meldungen au» Pretoria beträgt die Sterblichkeit in den Konzen- trationSlagern 43 Proz, die höchste bisher erreichte Z'ffer. London, 8. November. Die Regierung hat beschlossen, die Entsendung von 16,400 Mann Verstärkungen nach Südafrika zu bewirken. Southampton, 8. Novbr. Der Transport dampfer „Bavaria- ist mit 73 Offizieren und 1223 Mann nach Südafrika abgegangrn. London, 8. November. In einer in einem hiesigen Blatte enthaltenen Anzeige zur Anwerbung von Freiwilligen für Südafrika heißt e» bezeichnend: 70 Prozent de» Beuteertrage» wird unter Offiziere und Mannschaften vertheilt.