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ISA Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Mannheim, 21. Oktober. Die „Neue Bad. LandeS-Ztg.- meldet aus Riva: vr. Ladenburger, der am 18. Oktober auf der Ponale-Straße durch Rrvolverschüsse schwer verletzt wurde, ist ver gangene Nacht seinen Verletzungen erlegen. Oedenburg, 20. Oktober. Der mit Freitag vermißte Direktor der falliten Oedenburger Bau- und Bodenkredit-Bank Alfred Schladerer wurde heute im nahegelegenen Walde todt aufgrfunden. Es liegt Selbstmord vor. St. Etienne, 20. Oktober. Der Präfekt ließ 2 Kisten mit Gewehren mit Beschlag belegen, die nach Monceau leS Mine» bestimmt waren. Sofia, 21. Oktober. Die bulgarische Re gierung hat Konstantinopel und Umgebung vom 18. Oktober ad al» verseucht erklärt. Für von dort kommende Reisende ist eine fünftägige Quaran täne in Hebitschawo und Burga» angeorhnet. Nur die Orient-^preßzüge werden transtto durch gelassen. Die Schiffe au» den verseuchten Gegenden werden einer elktägigen Quarantäne und einer strengen Desinfektion unterzogen. Die Schiffe, die aus nichtverseuchten Orten mit reinem Patent ankommen und die Dardanellen bis Kavak ohne Berührung eines BoSporuShafenS mit Ueberwachung passieren, werden nach strengster ärztlicher Untersuchung in Bulgarien zur Libre pratique zugrlassen. Belgrad, 20. Oktober. Heute Vormittag sand im Prunksaal des königlichen Schlosses, als Sitzungssaal für die gemeinsamen Sitzungen deS Senat» und der Skupschtina, in Anwesenheit der Minister, Generale, de» diplomatischen Corps und der StaatSräthe die feierliche Eidesleistung des König» auf die neue Verfassung statt. Nachdem der Präsident de» Senat» die Sitzung eröffnet hatte, wurden der König und die Königin eingeholt und mit Hochrufen begrüßt. Der König verlas die Thronrede, worauf der Metropolit Jnnocent den König zur Eidesleistung ausforderte. Der König legte vor dem Evangeliumbuche den Eid auf die Verfassung ab. Unter erneuten Kund gebungen der Versammelten zogen sich der König, die Königin und das diplomatische Corps nun mehr zurück, worauf der Präsident die Sitzung schloß. Athen, 20. Oktober. Einer neueren Ent scheidung deS Generalstabes zufolge wird sich daS griechische Geschwader nicht nach Konstantinopel begeben. Amtlich wird diese Entscheidung als mit den Quarantänemaßregeln in Konstantinopel im Zusammenhang stehend erklärt. Johannesburg, 19. Oktober. (Reuter- Meldung.) Ein Mann NamenS Lewis wurde am Montag in Potcheffstroom wegen Betheiligung an der Ermordung zweier Soldaten zum Tode verurtheilt und erschossen. In der Anklage hieß es, beide Soldaten seien im Juli 1900 in Fredrik- stad, nachdem sie sich ergeben hatten, ermordet worden. Pretoria, 20. Oktober. (Reutermeldung.) Canadische Truppen überraschten am Freitag sechs Meilen nordwestlich von Balmoral ein Buren lager. Der Feind ließ drei Tobte zurück; vier Mann wurden gefangen und eine große Menge Vieh, Lebensmittel und Munition erbeutet. Die Canadier verloren fünf Mann. Vermischtes. — Der Kopf deS Mörders des deutschen Gesandten Baron von Kettel er in Peking ist nach Deutschland mitgebracht worden. DaS vor einigen Tagen mit dem Dampfer „Tucuman- zurückgekehrte Marine-Lazareth hat den Kopf de» Hingerichteten chinesischen Unteroffizier» Enghai von China mitgrbracht und denselben nach Berlin gesandt. — Berlin, 19. Oktober. Wie da» „Berliner Tagebl.- berichtet, wurden bei den FandamentirungS« arbeiten aus einem Neubaue in R'xdors zwei Arbeiter durch Erdrutschungen verschüttet. Der eine ist todt, der andere wurde schwer verletzt. — Berlin, 20. Oktbr. Am Mittwoch ver setzte der Klempner Maibohr in der Punzlauer Allee im Norden Berlin» seiner Frau zwei Beil hiebe am Kopf. Dir Frau wurde schwer verletzt, der Thäter verhaftet. — Köln, 20. Oktbr. Heute Nacht wurde auf dem Hauptbahnhof der letzte Wagen eine« einfahrenden Personenzuge» durch die Maschine eine» Güterzugr» gestreift und entgleiste, weil der Tütrrzug nicht rechtzeitig zum Halten kam und bei dem regnerischen Wetter die Lokomotive ein« Wagrnlänge über da» Signal hinauSfuhr. Reisende wurden nicht verletzt: ein Wagenwärter est leicht an der Hand beschädigt. Dee Betrieb Ward« Der fstchftfche «rzShler. «rtte S — Cassel, 19 Oktober. Da» Opfer de» bekannten Raubanfall» im Eisenbahnzug, der Kauf, mann Ban Weftrum au» Blasewitz-DreSden, ist au» dem Landkrankenhaus entlassen worden. Di« Revolverkugel wurde entfernt, da» Gehirn ist nicht verletzt. — Düsseldorf, 19. Oktober. In einem Mühlenetablissement erfolgte heute Vormittag eine Krsselexploston, wodurch zwei Arbeiter gr- tödtet und einer schwer verletzt wurde. — Osnabrück, 18. Oktbr. Auf der Teuto burger Wald-Eisenbahn stießen zwei Züge zusammen. Die Lokomotiven sind zerstört. Mehrere Personen stad verletzt. — Gelsenkirchen, 19. Oktober. Vom 13. bi» 19. Oktober sind im Stadt- und Landkreise Gelsenkirchen 49 Neuerkrankungen am Typhu» amtlich gemeldet worden. 129 Personen wurden al» gesund entlassen, 30 sind gestorben. Die Zahl der Erkrankten hat sich in der angegebenen Zeit von 1370 auf 1257 verringert. — Hamburg, 19. Oktober. Bier in einer Kiesgrube beschäftigte Arbeiter wurden durch ein stürzende Sandmassen verschüttet und konnten nur al» Leichen hervorgezogen werden. — Kronach, 17. Oktober. Die Tage- löhnerStochter Lehnhardt von Steinwiesen wurde vorgestern in einem Felsenkeller ermordet auf gefunden. Der Gendarmerie gelang e» heute, den Thäter in der Person deS zwanzigjährigen Ar beiters Andreas Deuerling von Steinwiesen zu ermitteln. — Ein wirklicher „FlachSmann- war der bisherige Rektor K. zu B. bei Siegen in Westfalen insofern, als er durch gefälschte Papiere die Leitung einer Schule erlangt hatte. Er hat Theologie studirt, aber kein Examen gemacht. Als Hauslehrer verlobte er sich, und da die Eltern der Braut auf Begründung einer ge sicherten Existenz drangen, meldete er sich als Lehrer an der Rektoratsschule zu Leopoldshöhe. Auf Grund eines gefälschten Prüfungszeugnisses erhielt er die Stelle. Unter Vorlegung des falschen Zeugnisses kam er dann nach Wantrop und später als Rektor nach B., wo er neun Jahre lang wirkte. Durch einen Zufall kam die Sache ans Licht, und die Strafkammer zu Siegen ver- urtheilte ihn kürzlich unter sofortiger Verhaftung zu einem Jahre Gefängniß. Der Mann wußte trotz des fehlenden Zeugnisses seine Stellungen fast 25 Jahre lang gut auszufüllen. Bei der Besprechung des Lustspiels „Flachsmann als Er zieher- von Otto Ernst wurde vielfach die Mög lichkeit bestritten, daß ein Lehrer durch gefälschte Zeugnisse eine Stellung erhalten könne. Der ge schilderte Fall hat dies jetzt bewiesen. — Wie heutzutage ein Ausstand ins Werk gesetzt wird, ersieht man am besten aus folgendem Beispiele: Der Direktor der Glas hütten von Epinal hatte einen Arbeiter ent lassen, der Kassirer des „rothen Syndikates- ist. Daraufhin gewährten ihm die Arbeiter eine 48- stündige Frist, ihren Kameraden wieder anzu nehmen. Die Direktion erklärte jedoch, sie müsse auf ihrem Entschlüsse beharren, überdies erkenne sie daS Syndikat nicht an. Dieser Weigerung gegenüber legten die Arbeiter die Arbeit nieder und proklamirten den Ausstand. Die Glashütten sind jetzt militärisch besetzt. Die Gendarmerie wurde verstärkt. Der Direktor will seine Fabrik schließen und die Arbeiter sind im Begriff, auS- zuwandern. — (Vermischte Nachrichten.) Theater direktor Große-Aschaffenburg ist als Leiche auS dem Main gezogen worden; er hatte Selbstmord be gangen. — In Stallupönen hat die Strafkammer den Polizeisergeanten BarkowSki, welcher einen unschuldig inhastirten Ortsarmen durch Stockhiebe zum Teständniß bringen wollte, wegen Körper verletzung im Amt zu einem Jahr Zuchthaus ver urtheilt. — In Meiningen ist ein 21jähr. Tischler wegen Einschneiden» unflätiger Figuren in Wald bäume mit 14 Tagen Gefängniß und 30 Mk. Geldstrafe belegt worden. Recht so! — „Daneben- eingrbrochen haben zwei Spitzbuben, welche da» Gefängniß von Wayland (New-Dock) für eine Bank hielten. Sie brachen ein Fenster des Ge bäude» auf, stiegen hinein und befanden sich zu ihrem Erstaunen im Schlafzimmer eine» Polizisten, der ihnen einen Revolver vorhielt und sie so zum Bleiben zwang. Diese Anfänger müßten schon wegen ihrer Dummheit sehr streng bestraft werden. — Ein wohnungsloser Berliner Maurer Harder drang Freitag früh in der Trunkenheit in die im 4. Stock befindliche Wohnung seiner von ihm ge- schirdepen Frau und bedrohte sie mit einem Beil. Al» «in Schutzmann der Frau zu Hilfe kam, sprang er durch eia Fenster ans die Straße herab. Er erlitt so schwere Verletzungen, daß er bald daraus LGSI. starb. — In der Revisionsverhandlung de» Aus sehen erregenden Prozesse» gegen den Bankier Nathan Hrrzberg-Cöthen, welcher am 7. Mai d. I. vor der Strafkammer zu Dessau wegen Beleidigung de» Staatsministerium», begangen durch zwei Flug blätter, anläßlich der bekannten Entziehung de» KommrrzirnrathStitkl» zu einem Monat Gefängniß verurtheilt worden war, erkannte soeben da» Reichs gericht auf Verwerfung der Revision und Bestätigung de» Urtheil» der Dessauer Strafkammer. — Der verheirathrte Kaufmann Aaron Löwenthal (!) auS Mülheim a. Rh. wurde von der Kölner Straf kammer wegen öffentlicher wörtlicher, sowie thät- kicher Beleidigung einer früheren Verkäuferin zu drei Monaten Gefängniß verurtheilt. Der Ver käuferin «rtheilte da» Gericht die BesugNiß der Veröffentlichung de» UrthrilS. ' Die Verhandlung gegen den Angeklagten erfolgte bei verschlossenen Thüren. — Bor dem Lüneburger Schwurgericht hatte sich der Hofbesitzer Heiwfich Egger» auS Reetze wegen Ermordung smieS vierjährigen Töchterchens zu verantworten. Am 8. Mai wurde daS Kind mit zerschnittenem Halse todt im Bette ausgefunden, neben ihm lag der durch Messerstiche schwer verwundete Mörder. Als Beweggrund giebt der unmenschliche Vater an, er habe au» Verzweiflung darüber, daß die Verwandten ihm sein Kind, seinen Liebling, durch daS Gericht hätten fortnehmen wollen, sein Töchterchen getödtet. EggerS war nämlich dem Alkohol ergeben und einige Kinder waren bereit» bei anderen Leuten untergebracht worden. Seine als Zeugen geladenen Kinder verweigerten ihr Zeugniß. Der Gerichts hof erkannte auf Todesstrafe. — Der am Mitt woch der römischen Polizei in die Hände gefallene Räuber Musolino hat eingestanden, 20 Personen ermordet zu haben, und zwar au» Rache. Er drückte sein Bedauern darüber auS, daß er Kalabrien verlassen habe, denn sonst hätte ihn die Polizei wohl nie erwischt. Die Karabinieri, die ihn ge fangen haben, erhalten zusammen 50,000 Lire Be lohnung und außerdem jeder eine Medaille. — In Oedenburg ist der Präsident der in Konkurs gerathenen Oedenburger Bau- und Bodenkredit-Bank, Kauf mann Ruß, der sein ganzes Vermögen verliert, vom Schlage getroffen worden.' DaS Aktienkapital der Bank betrug 480,000 Kronen, Einlagen und Kassenscheine beliefen sich auf 1,500,000 Kronen. — Am Freitag früh um 5 Uhr brach in der Scheune des Oekonomen Joieph Klotz in Klein- Aicha bei Böhm.-Leipa, auf bisher unbekannte Weise Feuer auS, welche» sich auf das ganze Gehöit so rasch auSbreitete, daß die Frau de» Besitzers und drei Kinder im Alter von 3 bis 6 Jahren den Erstickungstod fanden. — Auf der Bühne de» BarietS „Wilhelmtheater- in Danzig wurde am Donnerstag bei der Probe der Thier bändiger August Kemp auS Reichenbach in Böhmen durch einen Löwen angefallen und an der linken Seite furchtbar zerfleischt. Seine Verletzungen sind lebensgefährliche. — Daß beim Traubenessen große Vorsicht zu walten hat, lehrt wiederum ein Fall, der sich in den letzten Tagen ereignete. DaS zwölfjährige Töchterchen de» Herrn W. Kästner, Präsidenten deS Naturheilvereins Zürich, liegt in folge einer Kupfervergiftung schwer krank darnieder. Es aß Trauben, ohne dieselben vorher gehörig gereinigt zu haben, wa« leider die meisten Leute thun. Es zog sich dadurch einen Magenkatarrh schlimmster Art zu. Der Mageninhalt zeigte deutliche Spuren von Kupfervitriol, mit welchem die Reben bespritzt zu werden pflegen. — Eine eigenthümliche Laune zeigte die Glücksgöttin bei der Verloosung an die Mitglieder des landwirth- schaftlichen BezirksvereinS der Stadt Passau und deS Distriktes Passau II in Fürstenzell, wobei der bekannte Centrumsabgeordnete und Dom kapitular vr. Pichler einen Maulkorb gewann. Gottlose Menschen dürften voraussichtlich diese» Borkommniß zum Gegenstand der blutigsten Witze machen. — Eine Erinnerung an Gottfried Keller, den großen Schweizer Poeten, frischte, nach dem „Bad. Mus.- jüngst in einem Bortrage Professor Adolf Frey au» Zürich auf. Keller kam einst gegen Tagesanbruch vom Wein. Unter- weg« traf er tzolzhacker an, die schon rüstig da veil schwangen. Keller blieb nachdenklich bei ihnen stehen und rief dann in seiner derben Art: „Was, Ihr seid schon bei der Arbeit, und wir Lumpen kommen erst nach Hau«!- Sprach'» und nahm die Holzhacker mit in die nächste offene Schenke. Dort ließ er ihnen vom besten «ein auftischen, während er für sich und seine Gefährten gewöhnlichen Krätzer bestellte. So übte der Dichter rin Stück «»»gleichender Gerechtigkeit! — Tetschen, 18. Oktober. Auf den Nacht» V,12 Uhr von hier abgehenden Schnellzug wurde bei der Einfahrt in Jglau ein Schuß abgegeben.