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Iw chi« im Dienste der Grldmacht standen, erregt -große» Aufsehen. Nun wird eS den Dresdener Bürgern klar, »«Shalb der Fall der Dresdener Kreditanstalt so lange lodtgrschwiegen wurde, wes halb fort »ad fort nach dem Krach beruhigende Artikel in den Dresdener Blättern standen und weshalb Herr Direktor Setz al» Senie gefriert wurde. Schon feit dem Mai wurde in Berliner Blättern fort und fort energisch auf die Finanz gebarung der Dresdener Kreditanstalt hingrwirsen. Die Dresdener Presse ist also direkt mit schuld daran, daß Millionen an den Unternehmungen der „Dresdener Kreditanstalt- und der „Aktiengesell schaft Kummer" von ahnungslosen Leuten verloren worden find, die bi» zum letzten Moment nicht wußten, vor welchen Gefahren sie standen. Da» find die unabsehbaren wirthschaftlichen Folgen der in Deutschland eingrrissenrn Prrßkorruption. — Wie man weiter erfährt, sind bei einer von der Kreditanstalt für Industrie und Handel bewirkten Emission der Prescher'schen Cigarrrnkistensabrik jene Redakteure „konsortial brtheiligt worden." Mit dürren Worten: Sie haben Aktien geschenkt bekommen, damit sie das Aktienunternehmen freund lich behandelten! Die Blätter haben deshalb im Laufe der letzten Tage die in Frage kommenden Herren auS ihren Stellungen entlassen. Jedenfalls ist auS den Erklärungen der hiesigen journalistischen Bereinigungen zu erkennen, daß die Verleger und Redaktionen, sowie die Preßvereine diesen Vor gängen vollständig fern gestanden haben und keine Ahnung davon hatten. Blaiewitz. Wie ein am Freitag hier ein getroffener Bries anzeigte, ist der gleich zu An fang des Krieges mit China rodtgesagte Pionier Luther von hier mit seiner Truppe, dem ostastati« fchen Pionier-Detachement, am Donnerstage auf dem Dampfer „Batavia" in Bremerhaven wohl und munter eingetroffen. Lommatzsch. Ein Viehmarkt ohne Vieh hat hier stattgesunden. Der Roß- und Viehmarkt am Montag ist gar nicht beschickt worden. Weder ein Pferd, noch eine Kuh, noch ein Schwein war aus ihm zu sehen. Roßwein, 21. Sept. Eine Zuchthausstrafe von 2 Jahren 3 Monaten wurde dem Arbeiter Michel von hier, welcher im Frühjahr in den Hartenberganlagen Bäumchen abgehackt, sowie daS Rüderdenkmal beschädigt und auch einen Diebstahl verübt hatte, seitens des Kgl. Landgerichts Frei berg zudiktirt. Der gefährliche Mensch ist außer dem verdächtig, am 23. April einen großen Scheunenbrand hier verursacht zu haben. Wechselburg, 19. September. In der viel besprochenen Angelegenheit der katholischen Gottes dienste in der hiesigen gräflich Schönburgischen 'Schloßkirche wird den „Leipziger Neuesten Nach richten" von berufener Seite geschrieben: „ES finden jetzt in der hiesigen Schloßkirche an Sonn- und Festtagen regelmäßig katholische Gottesdienste statt. Eine die Gottesdienste freigebende ministerielle Verfügung ging der königlichen KreiShauptmann- schast Leipzig zu und diese veranlaßte die hiesige Schloßverwaltung zu einer entsprechenden Bekannt gabe. Schon unter dem 4. d. M. machte dann auch daS gräflich Schönburg'sche Rentamt bekannt, daß öffentliche katholische Gottesdienste in der Schloßkirche wieder regelmäßig stattfinden und daß Jedermann dazu Zutritt hat." — Die Schloßkirche gehört bekanntlich dem katholischen Grafen zu Schönburg-Forder-Glauchau, dessen Vorfahren evangelisch waren und den evangelischen Charakter der Schloßkapelle urkundlich für alle Zeiten fest legten. Deshalb wurde dem jetzigen Schloßbesitzer bis in die jüngste Zeit von der staatlichen Auf sichtsbehörde auch nur die Abhaltung privaten Gottesdienstes (für die Schloßbewohner) in der Kapelle gestattet und die Benutzung derselben zu öffentlichen katholisch-kirchlichen Zwecken wiederholt mit Strafe bedroht. — Die „Allgemeine evangelisch lutherische Kirchenzeitung" schreibt zur Freigabe der Schloßkirche für den katholischen Gottesdienst: Die Schloßkirche zu Wechselburg ist nun doch seitens de» Kultusministerium» für öffentlichen katholischen Gottesdienst sreigrgrben worden. Ob die seinerzeit gestellten Bedingungen, daß ersten» die Wechselburger katholischen Geistlichen auch die selben Pflichten übernehmen wie die ganze übrige katholische und protestantische Landesgeistlichkeit und daß sich zweiten» die katholischen Kirchen behörden über diese Ausdehnung ihrer Rechte mit dem mitberechtigtrn evangelischen Kirchrnrrgimrnte in» Einvernehmen setzen sollten, erfüllt sind, darüber ist noch nicht» bekannt. Damals wurden sie zurück gewiesen, die zweite mit der Erklärung, daß ein solche» Einvernehmen leicht al» eine Anerkennung irgendwelchen protestantische« Charakters der Kapelle süchstfch, ««»»». Leipzig, 21. Srptbr. Da« „Leipz. Tgbl." meldet au» Chemnitz vom 20. d. M.: Bei einer Temvrratur von 0 Grad sind in der vergangenen Nächst auf den südlichen Höhen de» Erzgebirge» ^Schneefälle eingetrrten. * Hohenstein-Ernstthal. In der Diener'schrn Bleicherei in Oberlungwitz ist der Arbeiter Franke in ein kochende» Dampffaß gestürzt und hat sich derart verbrüht, daß er bald darauf verstorben ist. Aue. Ein junger Mensch hier hatte kürzlich au» Muthwillrn in einer Zeitung hier eine Ein ladung zu einer BereinSversammlung ergehen lassen, ohne dazu berechtigt zu sein. Da« Landgericht Zwickau erblickte darin eine Urkundenfälschung und verurtheilte ihn zu drei Tagen Gesängniß. Reichenbach, 20. Sept. Einen Treis von fast 100 Jahren beherbergt die Gemeinde Ober reichenbach in der Person de» am 9. Dezember 1801 zu Netzschkau geborenen früheren Weber- August Opitz. Er hat sein Handwerk seit etwa 30 Jahren niedergrlegt und sich nachdem durch allerlei Handarbeiten nützlich zu machen gesucht. Der Verlust, den der Sächsische StaatS- fiSkuS au» dem Darlehn der Lotterie-DarlehnS- kasse von 10 Millionen Mark gegen Pfandwechsel an die im Konkurs befindliche Leipziger Bank er leidet, wird auf über 5 Millionen Mark geschätzt. *** Bor dem Schulhause zum Heimstetter in Baden erschienen auS Dankbarkeit fämmtlichr Mitglieder des Gesangvereins mit Säge und Beil, um das angefahrene Holz für den Jahresgebrauch, daS ihr Dirigent erhalten, zu zerkleinern. — Die Verehrer deS Komponisten Lortzing, der als Sohn eine« Lederhändlers am 28. Oktober 1801 in Berlin geboren wurde, seien daran erinnert, daß derselbe an diesem Tage den lOOjähr. Geburtstag begeht. — Die Freimaurerloge „Zum goldenen Apfel" in Dresden gedenkt im November d. I. ihr 125jährigeS Bestehen zu feiern. — Für daS 50jährige Jubiläum deS bienenwirthschaftlichen Vereins zu Erfurt hatten verschiedene Korporationen zur Prämiirung Derjenigen, welche die mittel deutsche Ausstellung dort beschickt hatten (176 Aussteller) 1000 Mk., Medaillen und Ehrenpreise gestiftet. — Der Vorstand de» bienenwirthschaft lichen Vereins, Herr Günther in Gispersleben, der sein 50jähr. Jmkerjubiläum feierte, wurde vom sächs. bienenwirthschaftlichen Hauptverein zum Ehrenmitgliede ernannt. — Die 6. Hauptversamm lung deutscher Chemiker findet den 30. September und 1. Oktober in Gera statt. — Die russischen Aerzte haben eine Sammlung für die Birchow- stiftung (zum 80. Geburtstage Virchows) veran staltet. — Der Landschaftsmaler Ludwig in Berlin ist gestorben. — Die Dresdener litter. Gesellschaft hat gegenwärtig 850 Mitglieder. — Die 165 landw. Einkaufsgenossenschaften Sachsens hatten im vergang. Jahre einen Umsatz von über 65 Mill. Mark gehabt. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Kiel, 22. Sept. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland trafen 6Vi Uhr mittelst Sonder- zugeS hier ein. Sie wurden vom Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Preußen, den Groß- fürstinnen-Töchtern, dem Herzog und der Herzogin Peter von Oldenburg, sowie dem Prinzen Nikolaus von Griechenland empfangen. Die Herrschaften fuhren in einer Salonpinaffe nach dem Schlosse. Kiel, 22. September. DaS Spezialschiff „Friedrich Karl" ist mit dem ersten Ersatz-See- bataillon, von Danzig kommend, hier eingelaufen. Die Linienschiffe deS ersten Geschwader« sind von den Flottenübungen zurückgekehrt und gestern Abend hier eingelausen; die Flagge de« Prinzen Heinrich wehte von Bord de« „Kaiser Wilhelm II". Köln, 22. September. Der Zug mit dem Kaiser und der Kaiserin von Rußland hat heute früh 6r/«Uhr Köln ohne Aufenthalt passirt. Hamburg, 22. Sept. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind 3,35 Uhr mit dem russischen Hoszuge hier eingrtroffen und sofort nach Kiel weiter gereist. — Traf LamSdorff hat den Hofzug hier verlassen und sich nach Berlin begeben, von wo er heute Abend die Reise nach Petersburg fortfrtzt. Wilhelmshaven, 22. Sept. Die kleinen Kreuzer „Gefion" und „Irene" sind heute nach mehrjähriger Abwesenheit von Ostasten hier ein getroffen. j Jemeppe-lez-LiSge,22. Septbr. Nach einer gestern Abend stattgehabtrn Sitzung de» ArbritSrathe« griff eine Anzahl ausständiger Grubenarbeiter mehrere Direktoren der Kohlen gruben an und verfolgte dieselben unter Stein würfen bi» zum Bahnhof. Auch in diesen drangen die Ausständigen ein, zertrümmerte» Thüren und Fensterscheiben und schleuderten Stein, gegen den >«GL Zug, in welchem die Direktoren Platz genommen hatten. Mehrere Arbeiter wurden durch Revolver schüsse verwundet. Madrid, 22. September. Der Unterrichts minister erklärte, da« Dekret, nach welchem alle etzt bestehenden religiösen und politischen Vereine ich in die Register der Präfekturen eintragen zu assen haben, fei mit Einstimmigkeit von den Ministern genehmigt worden, r» stimme überein mit der liberalen Lehre und bezwecke, den Zuzug auswärtiger Kongregationen zu beschränken. Vermischtes. Ein verdienstvoller Mann ist der deutsche Missionar Kabi» in Madras. Er gehört zur Leipziger Mission und hat seit vielen Jahren mit besonderer Hingebung an der sozialen Hebung der armen Pariachristen seine» Bezirk» gearbeitet. Als er kürzlich eine Urlaubsreise in die deutsche Heimath antrat, feierten iM die Gemeinden und Schulen in und um Madras durch Dankadressen in englischer und tamulischer Sprache, sowie durch Ueberreichung von Geschenken. Namentlich die Gemeinde von Pursebakam, einer Vorstadt von Madras, hat ihm viel zu verdanken. Sie hob besonders die nützlichen Bauten in ihrem Bezirk hervor: die Halle deS JünglingSoereinS mit reich haltiger Bibliothek, daS neue Schwesternhaus, eine Herberge und Mädchenschule im Pariaviertel, die neue FabriciuSschule rc., ferner die Gründung neuer Stationen in Tiruwallur und Arkonam. Der Missionar steht jetzt in den besten Jahren seines Lebens, sodaß seine Pfarrkinder hoffen dürfen, ihn bald neugestärkt auf sein Arbeitsfeld zurück kehren und noch lange in ihrer Mitte wirken zu sehen. — Halle, 20. Septbr. Bei den AuSschach- tungSarbeiten für das neue Justizgebäude fanden vor etwa drei Monaten Arbeiter einen einge mauerten zinnernen Topf voll Edelsteinen, werth vollen Perlen, kunstvoll gearbeitetem Goldschmuck u. s. w. Bon diesem Schatze nahm jeder der be- theiligten Arbeiter so viel er nur bekommen konnte, an sich; der Behörde wurde von dem Funde keine Mittheilung gemacht. Die Arbeiter entdeckten deS Weiteren beim NuSschachten silberne Leuchter und eine Anzahl Bronzestücke. Die ersteren waren matt vergoldet und die Arbeiter hielten da« edle Material deshalb für Kupfer, daS sie (in Stücke zerschlagen) zu Spottpreisen theilweise an Alt händler und Goldschmiede verkauften. Auch die zuerst erwähnten Goldschmuckfachen u. s. w. sind größtentheilS zerschlagen worden, was im höchsten Grade zu bedauern ist, denn es handelt sich dabei sichtlich um Meisterwerke der Edelschmiedekunst, deren ursprüngliche Form sich aus den jetzt auf gefundenen Trümmern nur noch theilweise erkennen läßt. Besonders hervorragend ist darunter eine Krone in herrlichster Ausführung, die vermuthlich zu einem Heiligenbilde gehört hat; der Arbeit nach gehört der Fund dem 16. oder 17. Jahrhundert an. Wie er an jene Stätte gekommen ist, ist noch nicht aufgeklärt. Die Polizei, die leider von dem gehobenen Schatze erst Kenntniß erhielt, als dieser schon zum allergrößten Theile veräußert war, ver folgt die Angelegenheit mit Eifer. Ans Licht ge kommen ist die ganze Sache dadurch, daß ein hies. Juwelier, dem von einem Arbeiter ein auS dem Funde stammender Schmuckgegenstand zum Kauf angeboten wurde, infolge der Kostbarkeit des Ob jektes Verdacht schöpfte und die Polizei benach richtigte. — Hirschberg, 21. Sept. Ein Wagen mit 12 Schulkindern wurde durch den Zusammenstoß mit eine« Wagen der elektrischen Straßenbahn zertrümmert. Die Kinder und der Kutscher sind schwer verletzt worden. — Der berühmte tausendjährige Rosen stock in Hildesheim war vor einiger Zeit imWachSthum bedenklich zurückgeblieben und hatte namentlich keine Blüthen mehr getragen. Eine genaue Untersuchung ergab, daß er über und über bi» an die Wurzeln mit Schildläusen bedeckt war. Um dieselben zu vertilgen, bestrich man Wurzeln, Stamm und Aeste mit Kalkmilch. Indessen half dieses Mittel dem Uebelstande nicht gründlich ab. Die Schildläusr gedeihen weiter. E» wurde darauf da» Gutachten einer hervorragenden amerikanischen Autorität auf diesem Gebiete eingrholt, welche Bestreichen mit einer Petroleumlüsung empfahl. Nach Anwendung diese» Mittel» sind die Schild- läuse nunmehr verschwunden und dem Rosenstock ist sein frühere» WachSthum zurückgrgeben töorden. — Elbing, 20. Septbr. Bet einem Brande in einem hiesigen Hotel sind zwei weiblich« Be dienstete erstickt. — In Mainz wurde bei einem höheren Beamten ein verwegener EinbruchSdiebstahl auS« geführt und an baarem Selbe und Wertpapieren