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Konstantiaopel, 21. September. Der deutsche GefchäftSträger Freiherr von Wangenheim und Major Morgen sind sür Sonntag Abend zum Diner noch dem Aildiz-Palai- eingeladen. Konstantinopel, 21. Septbr. Eia der „Ageace de Constantinople" von kompetenter Stelle zugegangrne- CommuniquS versichert, daß dir Nachrichten von angeblichen Zusammenstößen zwischen türkischen Truppen und Armeniern im türkischen Stadtviertel von Musch, wobei eS mehrere Todt« und verwundete gegeben haben sollte, der Begründung entbehren. Die einzigen, den türkischen Behörden zur Kenntniß gelangten Vorfälle in Musch bestehen in der bereit- vor einiger Zeit erfolgten Ermordung zweier musel manischer Notabrln, durch Armenier und einigen vereinzelten, damit im Zusammenhang« stehenden Mordthaten. — In Befolgung spezieller Weisungen de« Sultans wurden dorthin, wo eS^Sthig war, Truppen di-locirt, so daß sich seither auch nicht einmal vereinzelte Fälle von Ruhestörungen er eigneten. Dem Sultan sind auch bereit- Dank adressen au- Musch zugekommen. Heising ör, 21. September. Herzog und Herzogin Peter von Oldenburg und Prinz Nikolaus von Griechenland stad heute Nachmittag auf der russischen Kaiseryacht „Zariza" nach Kiel abgereist. Batavia, 21. Sept. Der hiesige Hafen ist wegen Cholera amtlich für verseucht erklärt worden. New-Aork, 21. Septbr. (Telegramm deS „Reuter'schen BureauS".) Ein Telegramm auS Willenstad besagt, nach einer von den venezu elanischen Behörden auf Goajira nach Caracas gesandten Mittheilung hätte der französische Kreuzer „Suchet" einen Kampf der venezuelanischen Kanonenboote mit dem kolumbischen Kanonenboote „Pinzon" dadurch verhindert, daß er sich zwischen beide Theile legte. In ähnlicher Weise habe er die venezuelanischen Kanonenboote gehindert, die Kolumbier zu beschießen, als diese in La Hacha landeten. Buenos Aires, 21. Sept. Die Kammer genehmigte mit 56 gegen 21 Stimmen den Ge setzentwurf betreffend die allgemeine Dienstpflicht. Vom Burenkrieg. In Südafrika scheint für die Engländer eine abermalige Periode von Niederlagen angebrochen zu sein. In den letzten Tagen mußten die englischen Truppen gleich eine ganze Reihe von kleineren wie größeren Schlappen ver zeichnen, die mit der Kapitulation einer Patrouille der Garde-Grenadiere bei Reit Siding begannen und bis jetzt durch die Affairen bei Utrecht, Tarkastadt und neuerdings bei Blakfontein, wo eine Kompagnie berittener Infanterie nebst zwei Geschützen den Buren in die Hände fiel, ihre Fortsetzung sanden. Speziell in dem Gefecht von Tarkastadt sind die englischen Verluste größer gewesen, als ursprünglich gemeldet wurde. Die selben betragen, abgesehen von den Osfizieren, 30 Ulanen todt und 34 verwundet. Louis Botha soll sich auf einem neuen Einfall in Natal befinden. Die Londoner Blätter fordern angesichts der neuen Niederlagen in Südafrika die Regierung zu einer nur noch kräftigeren Kriegführung gegen die Buren auf. Da in Südafrika der Winter vorbei ist und überall frisches GraS für Vieh und Pferde sprießt, so erhalten die Buren wieder größere Be wegungsfreiheit und die Engländer werden genug zu thun haben, um sich nur in den von ihnen besetzten Orten zu hallen. Die Vorgänge in China. Ein kühner englischer Forschung-« zug scheint die englische Chinarxpedition abschließrn zu sollen. Der Oberstabsarzt Mainsold hat mit zwei Ingenieuren und einer kleinen Eskorde eine Reise zunächst mit der Paotingfu- Eisenbahn von Peking auS angrtreten. Die Weiterreise soll zwar geheim gehalten werden, doch heißt rS, sie würde von Paotingfu über Szetschuan und JÜnnan, vermuthlich nach Tibet und dann nach Indien gehen. Die Bizekönige Taonu von Kwang tung und Kwangsi und Linkungi von Kiangs» und Kiangsi haben in einem Schreiben an den chinesischen Hof gegen die Herrschaft der fremdenfeindlichen konservativen Partei protrstirt und zur Bekräftigung de» Proteste» ihre Entlastung ringrreicht. Sachsen. Dresden, 22. Sept. Ihre Majestäten der König und die Königin besuchten heute den Gottes« " ' in der Schloßkapelle zu Moritzburg. Nach mittagZ führ Se. Maj. der König von Moritzburg über Coswig nach dem Kgl. Jagdschloß Rrhrfrld. Se. Majestät der König hat dem Post sekretär Nikolai in Dresden da» Ritterkreuz 2. -laste de» AlbrechtSordrnS, dem Postmeister Riedel in Lichtenstein-Callnberg da» Ritterkreuz 2. -laste de» AlbrechtSordrnS, sowie dem Poft, packmeister Schirmer und dem Postschaffner Kubenz, beide in Leipzig, da- Allgemeine Ehren zeichen verliehen. * Bischofswerda, 20. September. An der hiesigen Baugrwerk-, Tiefbau- und Steinmetz schule fand heute Morgen in Gegenwart der SchulauSfchußmitglieder und de» sür die Anstalt bestellten PrüfungSkommissar», de« Herrn Ober» BaukommissarS und RegirrungSbaumristrrS O. Gruner aus Dresden die Abgang-Prüfung statt, an welcher 4 Schüler theilnahmen. ES erhielten die Note „vorzüglich bestanden": der gelernte Zimmermann Georg Uhlrmann au« GeißmannS« dorf und der gelernte Maurer Joseph Alt au» Wickersdorf in Schlesien, die Note „gut be standen": der gelernte Maurer Johann Darbo aus Dramen in Norwegen, die Note „bestanden": der gelernte Maurer Otto Eberhard aus Dresden. Gleichzeitig sei darauf hingrwirsen, daß bei Gelegen heit der Einweihung des neuen Bürgerschule gebäudrS eine Ausstellung der In der Bauschule gesertigten Zeichnungen stattfinden wird und zwar in den im oberen Stockwerk gelegenen Zimmern Nr. 19 und 20. — (Herb st eS Anfang.) Der Herbst hält heute Montag seinen Einzug. Am 23. Septbr. tritt die Sonne in da» Zeichen der Waage und macht Tag und Nacht gleich. Somit hat offiziell der Herbst angefangen, und die schönste Zeit des JahrrS liegt hinter uns. Zwar hat der Sommer noch einmal einen Anlauf genommen, allein mit seiner Macht ist eS vorüber. Wenn auch noch schöne Tage erscheinen; die wellen Blätter fallen, die Blumen verblühen, die langen Abende machen sich schon sehr bemerkbar, Nebelscheine liegen öfters schon auf Wald und Feld: Ja, ja, der Herbst! Wie der Frühling die Lebenskraft der Seele schwellen macht, der Sommer uns die Empfindungen des Gesättigtseins bringt, so ruft der Herbst eine elegische Trauerstimmung hervor, die man kaum abzuschütteln vermag. Da» fallende Laub unseres Norden» bereitet un» langsam auf die Oede deS Winter» vor! Wie sich im Frühling allmählich Feld und Wold durch gefiederte Sänger beleben, so ziehen sich die letzteren mit Ablauf de» Sommers nach und nach zurück, um Gegenden mit neuem Frühling aufzusuchen. Im Frühling steigert die Natur ihre Gestaltungsart im Blumen leben mit Kraft und Kunst; in den Gräsern ent stehen Compostten, Marienblümchen und Löwen zahn, bis im Sommer sich diese Gestaltungskraft in SchmrtterlingSblüthlern, Rosaceen, Glocken« blüthlern und anderen Formenbildungen sozusagen erschöpft hat, um dann im Herbst wieder zu den Compostten, Astern, Sonnenblumen, Disteln, und zu den maSkirten und Kreuzblüthen zurückzukehren, gleichsam, un» auf das allmähliche Absterben der Natur vorzubereiten. Ueberall in der Natur keine gewaltsamen Sprünge, sondern ein volle» Ueber- gehen von einer Form in die andere. Der finnige Naturbetrachter kann im Herbst die Hände nicht dankbar genug zusammenfalten zum Gebet. Nicht nur, daß der allgütige Schöpfer die reiche Getreideernte verliehen, den gotdenen Schnitt am Buch der Natur mit den wundervoll farbigen Bildern von Himmelsbläue, Morgen- und Abend« roth, dr verleiht ihm auch gütig die schwellende, saftige Traube voll HimmrlSblut, sich zu kräftigen und sein Herz zu erfreuen, er bietet ihm PomonaS herrliche Fülle von unzähligen Obstarten, die ihn anlachen in röthlichen Farben wie ein schöner Hochsommermorgen. Wahrlich, die Bewohner der Tropen ahnen gar nicht, wie wunderbar belebend bei un» Frühling und Sommer auftrrten, wie ttestraurig der Herbst stimmen, welche wunderbare Wirkung der Jahresring auf den Menschen haben kann! — Die diesjährige BußtagSkollekte, die dem LandeSverein für Innere Mission zufällt, hat einen Betrag von rund 22,100 Mk. ^ergeben. Sie dient zur Unterstützung der Anstalten der Inneren Mission in Sachsen. —* In der Jetztzeit, wo Gewerbe und Handel, Kunst und Wissenschaft mit Riesenschritten vor wärts eilen, ist Vie Erkenntniß, daß der Mensch ohne eine genügende Fachbildung sein Fortkommen nicht mehr finden kann, in immer weitere Kreise gedrungen. Auch die Landwirthe haben die» in allen Gaurn unsere» weiteren Vaterlandes eingesrhen; die» beweisen die überall entstandenen und ausblühenden landwirthschaftlichrn Schulen und der zahlreiche Besuch der landwirthschaftlichrn Hochschulen. Da außerdem die vielen Hunderte von Schülern der landwirthschaftlichrn Schulen al- Apostel wieder in ihre Hrimath gegangen sind, die den Nutzen dieser Schulen mit Wort und Thal verkündigen, so ist e- eigentlich übe» flüssig, die Landwirthe unserer Lausitz darauf aufmerksam zu machen, daß an der landwirthschaftlichrn Schule zu Bautzen am 22. Oktober ein neuer Kursus beginnt und sie nicht versäumen möchten, ihre Söhne dieser Schule zuzuführen. Wenn wir eS trotzdem thun, so geschieht e» au» dem Grunde, daß in dem Drange der Arbeit so mancher Land- wirth, der sich vielleicht vorgrnommrn hat, der Sache näher zu treten, wieder daraus vergessen haben könnte. Möchte doch jeder Bater, der eit haldweg» vermag, seinem Sohne die Gelegenheit bieten, sich die sür den Beruf so nöthigen Fach kenntnisse zu erwerben, rS ist da» beste Erbthril, daß er ihm hinterlassen kann! — Die Einfuhr böhmischer Braun kohle nach Sachsen hat in den letzten Tagen wesentlich zugenommen. Uebrr Tetschen-Bodeabach gehen jetzt täglich um etwa 50 TisenbahnwaggonS mehr mit Kohle. — Ueber anbauwürdige Stachelbeer sorten veröffentlicht der praktische Rathgebrr im Obst- und Gartenbau in seiner neuesten Nummer einen längeren, illustrierten Artikel. Als eine der besten Sorten wird die „Beste grüne" genannt. Die Sorte wurde vom deutschen Pomo« logenverein zum allgemeinen Anbau empfohlen. Sie ist englischen Ursprung«, aber schon etwa 20 Jahre in Deutschland. Ihre Anpflanzung ist in HauSgärten sehr zu empfehlen. Als ebenfalls gute und tragbare Sorten sind angeführt: die „grüne und gelbe Riesenbeerr", „weiße Voll tragende" und „Prinz von Oranien". Die be treffende Nummer, in der jede der genannten Sorten nicht nur einer eingehenden Besprechung unterzogen, sondern auch abgebildct ist, kann man vom GeschästSamt des praktischen RathgeberS kostenlos erhalten. — (Heimbesörderung mittelloser Aus länder.) In einer neuerlichen Verordnung de» königlichen Ministerium» der Finanzen wird die königliche Generaldirektion der sächsischen Staats« eisenbahnen angewiesen, vom 1. Januar 1902 ab im Anschlüsse an da» von den Eisenbahnverwal tungen in Oesterreich, Ungarn, Bosnien und der Herzegowina beschlossene entsprechende Vorgehen den Angehörigen der genannten Staaten, die mittellos in die Heimath zurückkehren, nicht mehr völlig freie Fahrt, sondern nur noch einfache Fahrkarten 3. Classe für Personrnzüge zum halben Preise und zwar im Uebrigen unter den bisher üblichen Voraussetzungen zu gewähren. Hinsicht lich der übrigen Staaten, deren Angehörigen bis her ebenfalls die Vergünstigung freier Fahrt bei der Rückkehr in die Heimath zugebilligt ist, soll eS bis aus Weiteres bei dem bisherigen Verfahren bewenden. — Die Kriegsinvaliden erfahren jetzt eine recht angenehme Ueberraschung. Die Militär kassen sind dieser Tage angewiesen worden, die nach dem Reichsgesetz vom 31. Mai diese» Jahres erhöhten Pensionen, sowie Krieg»-, Alter»« und sonstige Zulagen jetzt auszuzahlen. Das ge schieht in diesen Tagen, und zwar werden die seit dem 1. April fälligen Beträge nachgezahlt. — 26,368 Invalidenrenten im Aesammt« betrage von 3,361,982 Mark 40 Pf. waren Ende 1899 in den Rentenlisten der Versicherungsanstalt Königreich Sachsen verzeichnet. Der Durchschnitts betrag einer Rente stellte sich auf 127 Mk. 50 Pf. Der Zugang im Jahre 1899 betrug 6291 In validenrenten im Gesammtbetrage von 840,192 Mk. 60 Pf. Von diesem Zugang erreichte der durch schnittliche Rentensatz die Höhe von 133 Mk. 55 Pf. Von den Rentenempfängern gehörten 17,165 dem männlichen und 9203 dem weiblichen Geschlecht an. — Altersrenten waren bis Ende 1899 bei der Versicherungsanstalt angewiesen 25,403 im Gesammtbetrage von 3,198,802 Mk. 80 Pfg. Der Durchschnittsbetrag einer Rente bezifferte sich auf 125 Mark 57 Pf. Der Zugang an Alters renten im Jahre 1899 betrug 1788 im Gesammt« betrag von 235,662 Mk. Bon diesem Zugang war der Durchschnittsbetrag einer Rente 131 Mk. 80 Pf. Die AlterSrrutenempfänger vertheilen sich mit 16,097 aus da« männliche und mit 9306 auf da- weibliche Geschlecht. — Bon den drei Ober postkassen zu Chemnitz, Dresden und Leipzig wurde im Jahre 1899 der Betrag von 31,021,345 Mk. 94 Pf. al« Erlös sür den Verkauf von 56,973,001 Beitragsmarken an die LandeSverstcherungSanstalt abgrliefert. — Unsere Postabonnenten bitten wir, die Bestellung aus den „Sächsischen Erzähler" bei den betreffenden Postämtern umgehend zu er-