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7 ii» - - ,/ . seelischen Wahne, und wenn diese Leute Direktoren von Danken oder sonstigen Aktien« Unternehmungen stad, so sind solche Anschauungen geradezu gemeingefährlicher Größenwahnsinn, und von allen solchen Elementen müßte da» geschäft liche Leben gesäubert werden,, denn da» Unheil, da» solche Menschen anrichten können, kann vom Strafgesetz nicht entfernt gesühnt werden. Politische Weltschlw. Der Kaiser hat sich nach Beendigung der Kaisermanöver bei Danzig zunächst nach seiner Besitzung Eadinen weiterbegeben, worauf der angekündigte Jagdbesuch de» hohen Herrn in Rominten den diesjährigen Aufenthalt de» Monarchen in West- und Ostpreußen abschließeu wird. Bei seiner Wirderabreise von Danzig ließ der Kaiser dem Oberprästdenten von Westpreußen, v. Goßler, seinen Dank für die ihm und der Kaiserin auch diesmal in der Provinz West preußen bereitete warme und festliche Aufnahme durch besondere Kundgebung zugrhen. In der selben spricht der Monarch auch seine dankende Anerkennung für die den Manüvertruppen überall in den von ihnen berührten Orten der Provinz gewährte vortreffliche Unterkunst au». Während seines Danziger Aufenthaltes hat der Kaiser dem Prinzen Tschun von China nochmals die Ehre eines Empfanges er- wiesen, welcher an Bord der „Hohenzollern" statt fand. Bei dieser Gelegenheit verlieh der Kaiser dem „Sühneprinzen" das Großkreuz deS Rothen Adler-OrdenS, mit welcher be- merkenSwerthen Auszeichnung deS prinzlichen Führers der chinesischen Sühnemission die Wieder herstellung der offiziellen Beziehungen zwischen der deutschen und der chinesischen Regierung ihre definitive Besiegelung erfahren hat. Kaiser Wilhelm sandte anläßlich seiner Ernennung zum Chef deS 39. russischen Dragoner-Regiment« (Narwa - Dragoner) feiten» deS Czaren dem Kommandeur desselben ein Telegramm, in welchem er seine hohe Freude bekundet, der Chef dieses berühmten russischen Reiter-RegimentS geworden zu sein. Am Schluffe der Depesche drückt der Kaiser seine Ueberzeugung auS, daß diese» neue ihn mit der ruhmgekrönten russischen Armee verbindende Band zur Aufrecht erhaltung und Festigung der alten Traditionen der Waffenbrüderschaft zwischen den beiderseitigen Heeren dienen werde. Der deutsche Kronprinz ist Ende ver gangener Woche von seinem AuSfluge nach Belgien und Holland wieder in Bonn eingetroffen. Anläßlich deS bevorstehenden Jagdaufenthaltes deS Kaisers von Rußland in Spala (Polen) war das Gerücht aufgetaucht, daß der Czar entweder in Spala selbst oder schon vorher in Skiernewicze eine Zusammenkunft mit dem deutschen und dem österreichischen Kaiser haben würde. An unterrichteter Berliner Stelle be zeichnet man dieses Gerücht indessen al» eine müßige Combination. Im preußischen Handelsministerium beginnen an diejem Montag die gutachtlichen Ver nehmungen Sachverständiger zum neuen Zoll- tarifeatwurf. Man nimmt an, daß sich diese Berathungen bis in. den Oktober hinein erstrecken werden. Die württembergische Volksvertretung betreibt die Frage der Verbilligung und Vereinfachung der Personentarife auf den Staatsbahnen Württembergs mit bemerkenS- werther Energie. In vergangener Woche ge nehmigte die Tarifkommission deS Abgeordneten hauses einstimmig den Bericht des Abgeordneten Haußmann über die der Kommission überwiesenen Anträge in Sachen der geplanten Reform der Eisenbahn - Personentarise. Auf Grund dieses Berichts formulirte die Kommission ihre bezüg lichen Anträge an da» Plenum. In Bremerhafen landeten am 20. Sept, mit dem Dampfer „Stuttgart" weitere Truppen- thrile des aufgelösten ostasiatischen Expeditionskorps. Es waren dies das halbe erste Bataillon des ersten ostasiatischen Jnsanterie-RegimentS und die 7. Gebirgsbatterie, zusammen 10 Offiziere und 344 Mann. Der Czarenbesuch in Frankreich ist am Sonnabend nach viertägiger Dauer wieder zu Ende gegangen. Wie dir» zu erwarten stand, hat sich diese» Ereigniß äußerlich in entschieden prunk vollerem und glänzenderem Rahmen vollzogen, al» die vorangegangene Zusammenkunft de» Czaren mit dem deutschen Kaiser, ob der jüngste Aufent halt de» russischen Herrscher» in Frankreich in politischer Hinsicht aber dir Bedeutung der Danziger Monarchrneatrevue aufzuweisen vermag, Der sächsische Grzttzter. Wett« ». da» erscheint einigermaßen fraglich. Wohl haben der Kaiser Nikolau» und der Präsident Loubrt in Dünkirchen und dann in Bitry le« Reim» »arme Trinksprüche mit einander gewechselt, in denen die russisch, französische Freundschaft und Waffen brüderschaft zur Genüge gefeiert wurden, aber ein so sehr bedeutsames Moment liegt in diesen offi ziellen Kundgebungen denn doch schwerlich, ihren Inhalt hätte man ja im Allgemeinen ganz gcht Voraussagen können. Mit großer Ausführlichkeit hat sich der Telegraph über den Besuch de» Czarenpaare» in Reim», sowie über dessen Aufent halt in CompiSgne verbreitet; an dieser Stelle diese Berichte wiederzugebrn, ist unmöglich. Doch sei Einige» vom vorletzten Tage de» Aufenthalte» der russischen Majestäten in CompiSgne, vom 20. September, wiedergegeben. Vormittags machten dieselben allein einen Spaziergang im Schloß park, Mittags empfing der Czar in einstündiger Audienz den französischen Ministerpräsidenten Wadeck-Rousseau und um 2 Uhr den General Boi« Deffre, später noch LSon Bourgedi», den Delegirten Frankreich» auf der Haager Frieden», konferenz. Hierauf unternahmen der Kaiser und die Kaiserin eine Spazierfahrt im Walde von CompiSzne. Abends 7 Uhr fand in dem prächtig geschmückten Festsaale de» Schlosse» ein Diner statt, zu welchem zahlreiche Einladungen ergangen waren. Trinksprüche wurden nicht auS- gebracht. Nach dem Diner ließ sich der Czar im Kaffeesalon durch Loubet viele Persönlichkeiten vorstellen; mit LSon Bourgeois unterhielt er sich über die Haager Konferenz. Alsdann fand im Theatersaale eine glänzende Festvorstellung statt; der Czar trug hierbei den Großorden der Ehren legion auf der Brust, die Kaiserin und Loubrt hatten den Großorden de» AndreaS-OrdenS ange legt. WaS daS erwähnte Gespräch deS Czaren mit LSon Bourgeois anbelangt, so befragte der Monarch den letzteren, wir gemeldet wird, über die von der Haager Konferenz zu erwartenden Ergebnisse. Bourgeois erwiderte, daß eS dem Kaiser zu großer Ehre gereiche, den ersten Antrieb zu dem Gedanken gegeben zu haben, welcher erst zu keimen beginne, der aber sicherlich, wenn man geduldig ausharre, Früchte tragen werde. Die Möglichkeit einer europäischen Intervention in Südafrika zur Herbeiführung deS Friedens scheint in dieser Unterredung leider nicht berührt worden zu sein. Der Czar verlieh dem Ministerpräsidenten Waldeck - Rousseau, dem Kammerpräsidenten Deschanel und dem SenatSpräsidenten FalliSre, den Alexander NewSki-Orden, dem Minister Del- cassS und den übrigen Ministern den Weißen Adlerorden. Am Freitag unternahmen daS englische KönigSpaar mit der Kaiserin-Wittwe von Rußland, dem kronprinzlichen Paare und noch einigen anderen Fürstlichkeiten an Bord der Jacht „Osborne" einen Ausflug von Helsingör nach dem gegenüberliegenden schwedischen Helsing borg; daselbst statteten die erlauchten Herrschaften dem König Oskar von Schweden einen Besuch ab. Die Pforte macht immer neue Versuche zur Beilegung ihres Konfliktes mit Frankreich. Der türkische Minister des Aeußeren Tewfik Pascha übermittelte dem Vertreter der französischen Botschaft, Bapst, einen Vorschlag zur Befriedigung der Forderung de» französischen Staatsangehörigen Lorand. Bapst theilte den Vorschlag seiner Re gierung mit. Präsident Roosevelt traf am Abend deS 19. September von der Theilnahme an der Bei- setzungSfeier Mac Kinley's in Canton wieder in Washington ein. Die republikanische Konvention in Rio de Janeiro trat am Abend deS 20. September zur Aufstellung der Kandidaten der republikanischen Partei für die nächsten Präsi dentenwahlen zusammen. Fast einstimmig, mit 37 von 38 Stimmen, wurde Rodrigues AlveS, zur Zeit Gouverneur deS Staates Sao Paolo, als Kandidat für die Präsidentschaft der Republik aufgestellt, und in demselben Stimmenvrrhältniß nominirte die Versammlung Silviano Brandao, gegenwärtig Gouverneur von MinaS GerarS, zum Kandidaten für den Bizeprästdentenposten, die Wahlen finden am 1. März 1902, der Präsi- drntenwrchsel am 15. November 1902 statt. Berlin, 22. Sept. Mittheilung de» KriegS- ministerium» über die Fahrt der Truppentrans« portschiffe: „Erzherzog Franz Ferdinand" Kanea ab 20. Sept., Korfu an und ab 22. Sept. „Witte kind" Singapore an und ab 22. Srptbr. Kiel, 21. Sept. Wie die „Kieler Zeitung" meldet, trifft morgen Nachmittag da» russische Kaisrrpaar zu mehrtägigem Aufenthalt« in Kiel I»0L ein. Die Heimreise erfolgt auf der Jacht „Standart." Graz, 19. September. Gestern traten aber mals 28 Perfonen zur evangelischen Kirch« über. Außerdem haben noch Biele ihren Uebertritt an- gemeldet. Reim», 21. September. Kaiser Nikolau» zog auf dem Bahnhof Frenoi« auch die zur Verabschiedung erschienenen Botschafter in» Ge spräch, besonder» den Marqui» de Noaille». Dem Ministerpräsidenten Waldeck-Rousseau theilte er mit, daß er der Stadt Paris 100,000 Franc», den Städten Dünkirchen, CompiSgne Und Reim» je 15,000 Franc» spende. Reims, 21. Septbr. Bevor der Kaiser und die Kaiserin von Rußland auf der Haltestelle Frenoi« den Zug besteigen, unterhalten sie sich mit den zur Verabschiedung erschienenen Personen. Die Kaiserin drückt der Gemahlin de» Präsidenten Loubet die Hand und spricht ihren Dank au» für die ihr erwiesenen Aufmerksamkeiten. Dann reicht sie auch den Gemahlinnen der Minister die Hand. Der Kaiser schüttelt dem KciezSminister AndrS die Hand, behält dieselbe in der seinigen, und spricht seine lebhafte Anerkennung über die Fort schritte der französischen Armee auS. Hierauf unterhält sich der Kaiser mit dem Ministerpräsi denten Waldeck-Rousseau und verabschiedet sich von den Gemahlinnen LoubetS, DeschanSlS, FalliSreS und Waldeck-Rousseau». Präsident Loubet und Frau Loubet begleiten die Kaiserlichen Herrschaften in den Zug, wo sie auf daS Herz lichste Abschied nahmen. Der Präsident und seine Gemahlin verlassen nunmehr den Waggon, und da» Abfahrtssignal wird gegeben. Am Fenster stehend grüßen der Kaiser und die Kaiserin, die Truppen präsentiren unter den Klängen der Musik, die Geschütze feuern Salut, brausende Hochrufe auf Rußland erschallen und der Zug setzt sich in Bewegung. Bei der Verabschiedung von Loubet sprach der Czar sein Bedauern da rüber auS, so schnell abreisen zu müssen. Der Präsident entgegnete: Majestät wissen, wie glücklich wir sein werden, die Kaiserin und Sie wiederzusehen." Kaiser Nikolaus erwiderte: „Ich hoffe, daß wir bald wiederkommea werden." Paris, 21. Septbr. Präsident Loubet, sowie Minister-Präsident Waldeck-Rousseau und die übrigen Mitglieder der Regierung sind heute Abend Uhr hier wieder eingetroffen und lebhaft begrüßt worden. Präsident Loubet begab sich alsbald nach dem ElysSe. Paris, 21. Sept. Eine Note de» „TempS" erklärt: Die diesmalige Reise de» russischen Kaiserpaarr» hatte keinen Aufenthalt in Pari» in Aussicht genommen. Weder Präsident Loubet noch die Regierung haben irgend welchen Antheil an dieser Entschließung des Kaisers, der für die Kaiserin ^und sich selbst eine Wiederholung der Anstrengungen des Pariser Besuches vom Jahre 1896 befürchtete. Aber da» Kaiserpaar wird wiederkommen, und dann wird Pari» da» offizielle Ziel deS Besuches sein. Der Kaiser hat dem Präsidenten Loubet und den Ministern diese» formelle Versprechen gegeben. Paris, 21. September. Nach Beendigung der Truppenparade suchte der Präsident de» Pariser MunizipalrathrS Dausset eine Audienz bei dem Kaiser Nikolau» nach, welche dieser bewilligte. Dausset brachte dem Kaiser die Huldigung deS Gemeinderathe» dar und sprach zugleich da» Be dauern der Pariser Bevölkerung au», daß sie den Kaiser nicht habe begrüßen können wie im Jahre 1896. Der Kaiser dankte und beauftragte Daussrt, den College» seinen Dank für die Willkommen adresse de» Gemeinderathe», welche er in Dünkirchen erhalten habe, auszusprechen. Nach dem Frühstück wurde Dausset nochmals vom Kaiser empfangen, der sein Bedauern aussprach, diesmal nicht nach Pari» kommen zu können; sein Wunsch sei e», bald nach der Hauptstadt zu kommen. Pagny sur Moselle, 21. September. Der kaiserliche Zug passirte zur bestimmten Stunde die Grenze. Kurz zuvor richtete der Kaiser folgende» Telegramm an den Präsidenten Loubet: „Unter dem glänzenden Eindruck der in Frankreich ver lebten Tage ist e» un», der Kaiserin und mir, rin Bedürfniß, Ihnen den lebhaften Ausdruck der Gefühle zu wiederholen, welche un« beseelen. Tief bewegt, indem wir den französischen Boden ver lassen, bitten wir Sie, den Ausdruck unserer auf richtigen Dankbarkeit entgegenzunehmen und den selben allen Denen zu übermitteln, welche mit einer rührenden Herzlichkeit an den Kundgebungen thril- nahmen, deren Gegenstand wir waren. An die von Rußland so geliebt« und geschätzte französische Nation richten wir unfern aufrichtigen Dank und ver binden damit unsere herzlichsten Wünsche.