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Rom, 6. Oktbr. Wie die „Agenzia Stesani" meldet, haben zahlreiche Versuche in verschiedenen Gegenden Italien« die schnelle und sichere Wirk« samkeit de« vom Minister Bazelli gegen die Maul« und Klauenseuche vorgeschlagrnen Verfahrens br« stätigt. Neapel, 6. Oktober. Die Besserung im Zustande aller im Lazarrth von Nöstda befindlichen Kranken, mit Ausnahme eines einzigen, hält an. Weder in Neapel, noch in der Umgebung ist ein weiterer verdächtiger Krankheitsfall vorgekommen. Petersburg, 7. Oktober. Die Regierung ertheilte die Genehmigung zur Sammlung von Beiträgen für die Errichtung eines der Heilkunde dienenden „Virchow-Institut-" in Moskau. Konstantinopel, 6. Oktbr. Der französische Geschäftsträger BotschaftSrath Bapst überreichte der Pforte eine Note der französischen Regierung, in welcher dieser ablrhnt, den Vorschlag der Pforte, nach dem die Schuldforderung LorondoS auf 185.000 türk. Pfd. herabgesetzt wird, anzunehmrn, und die Forderung von 345,000 türk. Pfd. aufrecht erhält. Kopenhagen, 4. Okt. Eine schwere Er krankung des Königs von England meldet die Kopenhagener Zeitung „Samsundet". Dem genannten Blatte ist aus dem englischen Stahlbad Southborough die Nachricht zugegangen, König Eduard sei an einem unheilbaren, konstitutionellen Leiden erkrankt. Die Hinrichtung durch Elektrizität. Donnerstag wurde in Buffalo das Urtheil über Leon Czolgosz, ven Präsidentenmörder, gefällt, daS ihn zum Tode durch „Elektrizität" verdammt. Czolgosz wird auf dem elektrischen Hinrichtungs stuhl, der im Staate New Jork die Guillotine längst verdrängt hat, sein schweres Verbrechen mit dem Tode sühnen. Die elektrische Hinrichtungsart ist seit 11 Jahren im Staate New Jork in An wendung. Am 6. August 1890 wurde Vas erste TodeSurtheil mittels Elektrizität vollzogen. Es betraf den Muttermörder Kemmel. Die Hoffnung, die Exekution durch Anwendung von Elektrizität humaner zu gestalten, wurde aber damals gründ« lieh enttäuscht. Die Hinrichtung Kemmel's wurde zu einem Akte empörendster Grausamkeit. Infolge unvollkommener Registrirung der Stärke des Stromes und mangelhafter Berührung der Elektroden mit der Körperober fläche trat der Tod des Delinquenten nicht augenblicklich ein. Nach dem ersten elektrischen Schlage athmete Kemmel noch, die Brust hob sich krampfhaft, und weißer Schaum trat aus seinem Munde, aus dem rin Röcheln vernehmbar wurde. Als der Strom zum zweiten Male durch seinen Körper geschickt wurde, schnellte dieser empor, und die Gliedmaßen wurden fürchter lich verkrümmt, daß alle Augenzeugen Entsetzen erfaßte und einer der anwesenven Aerzte ohnmächtig wurde. Noch ein drittes Mal wurde der Stark« ström durch den Körper des Delinquenten geschickt, und erst jetzt schwanden alle Lebenszeichen. Die ganze Exekution dauerte 17 Minuten. Eine im Jahre 1891 an dem Mörder Loppy vollzogene elektrische Hinrichtung nahm noch eine weit längere Zeit in Anspruch. Sie dauerte eine Stunde und 8 Minuten. Freilich behaupteten die Anhänger der elektrischen JustifizirungSmethode, daß sofort nach dem ersten elektrischen Schlage vollkommene Unempfindlichkeit eintrete, da im Centralnervensystem tiefgreifende Zerstörungen verursacht werden. Seither hat man die elektrische Hinrichtungsmethode ver bessert, indem man die Einfuhrstellen des Stark stromes in den Körper vergrößerte. Früher wurde dem an den Stuhl gefesselten Delinquenten die eine der beiden Elektroden an die Stirne, die andere an das Kreuzbein applizirt. Doch erwies sich dieser Kontakt mit den Polen als rin zu wenig inniger. Gegenwärtig erhält der Delinquent eine eiserne Haube über den Kopf, die au» Gliedern so gefügt ist, daß sie sich vollkommen an di« Kopfform anschmiegt. In diese Haube mündet der eine elektrische Pol der Leitung, die einen Strom von ca. 1000 Bolt führt. Die zweite Elektrode hat die Form einer Jachen Schiene, mit welcher die nackten Füße des Delinquenten in Be rührung stehen. Lin leichter Hebeldruck des „Henker»" schließt den Strom, der nun die ganze Länge des Körpers zu passieren hat. ES tritt ein Ehok «in, da» Gehirn und alle demselben ent« springenden Nerven werden gelähmt, so daß der Delinquent für die Qualen de» Todeskampfes un empfindlich wird. Bom Burenkrieg. Al» schwere Niederlagen der Eng länder werden auch die letzten Kämpfe an der Grenze von Natal in einem Telegramme aus Durban dargestrllt: „Der Angriff auf da» Fort Itala wurde von Loui» Botha mit allen seine» Frankfurt a. M., 5. Oktober. Die Aut- stellung für Unfallschutz und Unfallverhütung, Sanität»- und Rettung-Wesen, wurde heute durch den Regierungspräsidenten vr. Wentzel eröffnet. ObrrregirrungSrath Werner-Berlin hob al» Ver treter de» Staatssekretär» de» Innern hervor, daß da» Reich auf dem Gebiete der Hebung der Arbeiterverhältnisse an erster Stelle stehe. Frankfurt o. M., 6. Oktbr. Nach einer Meldung der „Franks. Ztg." ist in der Baden- Badener Konferenz der preußischen, hessischen und badischen Delegirtrn wegen des Eintritt» der Main-Neckarbahn in die preußisch-hessische Eisen- bahngemeinschaft beschlossen worden, daß der Ein- tritt vorbehaltlich der Zustimmung der Landtage am 1. April 1902 erfolgen soll. Marklisfa, 5. Okt. Heute Vormittag fand die feierliche Grundsteinlegung der Queis-Thalsperre statt. Zugegen waren derLandwirthschaftSminister v. PodbielSki, der Oberpräsident Herzog zu Trachenberg, der Regierungspräsident v. Heyer, der Herzog von Ratibor und Andere. Professor Jntze-Aachen hielt einen Vortrag über Thalsperren. Nach Verlesung der Urkunde erfolgte sodann die Einmauerung des Grundsteines. München, 3. Oktober. (Kammer der Ab geordneten.) Heim begründet die Interpellation des Centrums über die Stellung der bairischen StaatSregierung zum Zolltarif. Der Minister präsident Freiherr v. Crailsheim erwidert, die bairische Regierung sei bestrebt, der Landwirthschaft in ihrer schwierigen Lage zu helfen; dazu gehöre auch die Gewährung eines verstärkten Zollschutzes. Die Erhöhung der Landwirthschaftszölle finde jedoch ihre Grenzen in der Rücksichtnahme auf die Gesammtheit der Konsumenten, sowie aus die Möglich, teit des Abschlüsse» langfristiger Handelsverträge. Der neue Zolltarifentwurf sehe einen namhaft erhöhten Zollschutz der landwirthschaftl'chen Erzeug, nisse vor. Für einen solchen Zollschutz würde die bairische Regierung eintreten. Der Minister legt sodann die Gründe dar, welche gegen die Forderung eines gleichen Zollsatzes für alle Getrridrarten sprechen. Redner betont, daß eine allzu große Erhöhung des Hopfenzolles eine gewisse Gefahr für den bairischen Hopsemxport mit sich bringe, und warnt im Interesse der Bierbrauindustrie, speziell auch der kleinen Bierbrauer, vor einer übermäßigen Erhöhung des Gerstenzolles. Finanz minister v. Riedel äußert sich im gleichen Sinne. In der Besprechung der Interpellation fordern alle Redner des CrntrumS und des Bauernbundes höhere Hopfen- und Gerstenzölle. Minister von Feilitzsch erklärt, daß die bairische Regierung im BundeSrath beantragen werde, die bisherige Be günstigung für die Grenzbewohner bezüglich der Einfuhr von Zucht- und Nutzvieh fortbestehen zu lassen, oder mindestens eine 5jährige UebergangS- frtst zu gewähren. Die Weiterbesprechung der Interpellation wird sodann auf morgen vertagt. Böhmisch-Zinnwald, 3. Oktbr. Morgen Freitag beginnen bei der zuständigen österreichischen Justizbehörde die Verhandlungen gegen die katho lischen Skandalmacher bet der evangelischen Ver sammlung in der „Biliner Bierhalle". Man darf auf den Richterfpruch gespannt sein. Doch so viel steht fest, daß dieser Landfriedensbruch, wie man diesen gegnerischen Vorgang bezeichnen muß, nur eine weitere Stärkung des evangelischen BolkSbewußtsein» zur Folge hat und höchst wahr scheinlich auch in Böhmisch-Zinnwald Austritte aus der unduldsamen Schwrsterkirche bewirken wird. Zur UebertrittSbewegungin Oester reich. AuS Graz berichtet man: In den letzten drei Monaten sind im Sprengel der Grazer evangelischen Pfarrgemetnde im Ganzen 1S2 Per sonen au» der römischen Kirche übergetreten. Da von entfallen auf die Monate Juli 48, August 70 und September 74 Personen. Seit Neujahr sind im Ganzen 365 Personen übergetrrten. Die Bewegung ist im Zunrhmen begriffen. Wien, 5. Okt. Der Pomologrnkongrrß be schloß, bei der Regierung vorstellig zu werden, daß gegen den von deutscher Seite beabsichtigten Zollsatz von sechs Mark auf Tafelobst Stellung genommen werde. Rom, 4. Okt. Wie au» Neapel gemeldet wird, sollen sämmtliche im Freihafen liegenden Maaren, darunter 8000 Doppeleentner indischen Getreide», verbrannt werden. Die Neapeler Lumpensammler, deren Markt geschloffen worden ist, versuchten gestern Straßenkundgebungrn zu veranstalten, sie wurden aber von der Polizei zer streut. Al» treffliche» Heilmittel gegen die Pest bezeichnete gestern der Minister Baccellt ein« Ein spritzung von Sublimat in die Venen, womit be reit» mehrere Fälle erfolgreich behandelt worden seien. Gegenüber der Serumtherapi« verhält sich Gelehrt« etwa» skeptisch. Generalen und Offizieren geführt. Der Kampf dauerte 19 Stunden und gehört zu den schwerste« in der jüngsten Phase de» Kriege». Major Chapman» VrrtheidigungStruppe bestand nur au» 200 Mann. Die Buren überschütteten da» Lager mit furchtbarem Feuer und schnitten den Wasser vorrath ab. Donnerstag Abend gegen 7 Uhr stellten sie da» Feuern rin und zogen sich über die Grenze zurück. Die» ermöglichte Major Chapman, sich mit seinen erschöpften Leuten nach Nkaudha zurückzuziehrn. (Mithin hat er da» Fort aufgegebrn!) 60 wurden von den Buren gefangen genommen, 20 fielen und etwa 80 stnv verwundet. Die Burrn, welche Fort Prospekt angriffen, waren unter den Generalen Chenh, Emmett uad Groblrr. — In hiesigen Militärkreisen ist man überzeugt, daß die Kämpfe bei Fort Itala und Prospekt, sowie bet Moedewill überwältigende Siege der Buren waren. In einem aus Burenkreisen stammenden Briefe an den „Matin" wird die Lage in Süd afrika folgendermaßen dargestellt: „Der Krieg wird seit Beginn der schönen Jahreszeit kraftvoller als je geführt. Die Kämpfer der Republiken waren nie zahlreicher und entschlossener, sie hatten nie größeres Vertrauen in den Sieg. In Trans vaal stehen 15,000, in Oranje 12,000 BurghrrS in Waffen. Sie sind reichlich mit Allem versehen. Nahrung bietet das Land, für Waffen und Schießbedarf sorgen die abgrfangenen englischen Bahnzüge und Kriegsgefangenen. In der Kap- kolonie wird der Aufstand allgemein. Seit Paarde« berg haben die Buren keine einzige ernste Schlappe erlitten, dagegen dem Feinde häufig vernichtende Niederlagen bereitet. Europa mag sich auf uns verlassen, wir werden Sieger bleiben." Der „Boss. Zeitung" wird aus Kapstadt unterm 5. Okt. gemeldet: Infolge der Rührigkeit der Buren im südöstlichen Bezirk der Kapkolonie ist neuerdings die Stadtwache von Mosselbei vor sichtshalber zu den Waffen gerufen worden. Ein englisches Kriegsschiff hat Matrosen und Maxim- geschütze gelandet. Alle Läden sind geschlossen. Kapstadt, 5. Okt. Kommandant Pretorius ist in einem Gefechte in der Nähe von Sterk- stroom tödtlich verwundet worden. Oberst Monro hatte am 27. Sept, ein erfolgreiche» Gefecht in dem Bezirke von Barklyeast mit dem Kommando von Myburg. Der Feind hatte 11 Todte, Ver wundete und Gefangene. Lissabon, 5. Oktbr. In Anwesenheit de» Königs ist heute daS Transportschiff „Zaire" mit einer aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie zu sammengesetzten Expedition, inSgesammt 848 Mann, nach Loureryo Marques abgegangen. Die Expe dition ist bestimmt, die früheren Expeditionen theils zu ersetzen und theils zu verstärken. Die Kavallerie soll an den Grenzen von Transvaal stationirt werden. London, 5. Okt. AuS Lourenzo MarqueS wird gemeldet: General Botha hat eine Prokla mation erlassen, welche jeden Buren mit dem Tode bestraft, der den Buren gehörige, aber von den Engländern beschlagnahmte Güter käuflich erwirbt. London, 5. Oktober. Churchill hielt gestern Abend eine Rede über den Krieg, worin er die Lage in Südafrika al» nicht gebessert, wenn nicht gar schlimmer al» im Vorjahre, darstellte. Redner trat für eine baldige Einstellung der Feindselig keiten ein. Sachsen. Se. Majestät der König hat da» Protektorat über die vom 18. bi» 22. Oktbr. d. I. im Krystall- Palast zu Leipzig stattfindrnde Allgemeine Motor wagen-Ausstellung übernommen. Dresden, 6. Oktober. Bei den Maflstäten fand heute (Sonntag) Nachmittag im Schloß Moritz burg Familientafel statt, zu der die Frau Groß herzogin von Toskana mit den beiden ältesten Sühnen de» Prinzen Friedrich August, und Prinz und Prinzessin Wilhelm von Sachsen-Weimar mit ihren beiden Sühnen eingrladen waren. Bulletin. Ihre kaiserliche und königliche Hoheit die Frau Prinzefftn Friedrich August und die kleine Prinzessin befinden sich wohl. Regel- mäßige Berichte werden nicht mehr auSgegeben. Wachwitz, 4. Oktober 1901, früh 8 Uhr. (gez.) vr. Leopold, (gez^ vr. Fiedler. Dresden, 4. Oktober. Se. königliche Hoheit der Prinz Max hat den Besuch bei seinem Vater, Sr. königlichen Hoheit dem Prinzen Georg, beendet und ist heut« Nachmittag 5 Uhr 55 Minuten nach der Schweiz abgereist. -k. Bischofswerda, 6. Oktbr. Im Laufe de» letzten Rechnungsjahres (1. Juli 1900 bi» 30. Juni 1901) wurden an die Kaffe de» hiesigen Zweigvrrein» der Gustav Adolf-Stiftung abge«