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Zweite Aeitage zu Ar. 111 des sächsischen Lrzähms Bischofswerda, de« »1. September LVV1. während die armenische Kirche die Weihnachtsfeier bi» heute noch nicht angenommen hat. — An einer Reihe vorzüglicher Bilder führte Professor vr. Rietschrl dann seine ihm gespannt lauschenden Zuhörer in die Kunst der christlichen Weihnacht»« darstrllungrn. In den Katakomben Rom» findet sich da» erste Bild und zwar au» dem 4. Jahr hundert in der Trablammer von San Sebastiano, wo man Wände, Decken und Sarkophage mit biblischen Darstrllungrn bemalte oder durch Mosaik ausschmückte. Auch die spätere italienische Malerei beschäftigte sich sehr viel mit WeihnachtSdarstrllungen, so die alten Maler Duccio, Giotto, Signorrlli, Fra Angel'co von Firsole und Andere. Spanier und Niederländer versetzten auf ihren Bildern die Wrihnachtöbegebrnhriten in stark realistischer Weise in ihr eigenartige» Volksleben, ähnlich, wie r» die moderne realistische Kunstrichtung thut. Bon deutschen Malern wurden besonder» Grünewald, Luka» Cranach d. I. und vor allem Albrecht Dürer besprochen, welch' letzterer 1504 sein herr liches Bild „Weihnachten" als ein echt deutsche» Stimmungsbild geschaffen hat. — Reicher Beifall lohnte den Redner für seine überaus interessanten, geistreichen Ausführungen. (Wie Herr Professor Rietschrl erklärte, läßt er demnächst bei Belhagen und Klastng in Leipzig eine Monographie über Weihnachten mit ISO Bildern alter Meister er scheinen.) Nach diesem Vortrage richtete Pfarrer Kießling innige Abschieds- und DankeSworte an den au» seinem Amte scheidenden Geheimen Kirchenrath Keller, welche derselbe in herzlichster Weise beantwortete, versichernd, daß sein Herz stet» der Lausitz gehören werde. Nach einigen Mittheilungen geschäftlicher Art durch den Vorsitzenden sprach Herr Pfarrer Stange - Seifhennersdorf über die Ceremonien, kirchlichen Sitten und Gebräuche in den evangelisch-lutherischen Parochien der Ober lausitz (mit Einschluß der erbländischrn Enklaven). Die kirchlichen Sitten bei Taufen, Kirchgang, Konfirmation, Trauung, Brgräbniß, Beichte, Abendmahlsfeier sind sehr verschiedenartig. Eine gewisse Einheit in manchen Dingen, z. B. Taufe der unehelichen Kinder, Ehrbarkeitprädikate, Be erdigung von Selbstmördern u. s. w. betreffend, ist wünschenSwerth und sollen daher Mittel und Wege unter Mitwirkung der kirchlichen Behörden gefunden werden, um wenigstens nach mancher Richtung hin die Einheit zu erlangen. Auch dieser fleißige Vortrag, der auf Grund von Fragebogen die die Pfarrämter auSgesüllt hatten, klar und lichtvoll zusammrngrstellt war, fand vollsten Bei fall, zumal der an sich etwas trockenen Materie ein feiner Humor hier und da beigrmischt war. — Der Antrag der wendischen Hauptkonferenz: „Kirchenregimrnt wolle für die Konfirmations scheine die Einfügung des TaustageS vorschreiben" fand allseitige Zustimmung. Mit Gesang und Gebet schloß die erste wohlgelungene Oberlausitzer Pastoralkonferenz, an die sich dann noch rin durch zahlreiche Toaste belebte» gemeinsames Mittags mahl an schloß. Möge GotteS Gnade über der neugegründeten Konferenz in Zukunft walten, daß sie stets reich besucht sei und von ihr viel Segen in die Gemeinden unsrer theuren, schönen Heimath auSströme! (Btzn. Nachr.) Bon einem furchtbaren Geschick wurde heute Nacht der in der Weiß'schrn Steinmühle be schäftigte Arbeiter Possrlt auS CarlSbrunn bei Kittlitz betroffen. Derselbe gerirth mit dem rechten Arm beim Oelen in die Transmission, infolgedessen ihm 4 Finger der Hand zermalmt wurden. Der bedauernSwerthe Mann wurde so fort nach dem städtischen Srankenhause geschafft. Döbeln. Die Hauptversammlung de» Säch sischen LandeSvrretn» de» evangelischen Bunde» wird am 22. und 23. September hier abgehalten. Bei dem am Sonntag, den 22. September, Abend» 5 Uhr, stattfindenden Festgottesdienste wird Herr Pastor Segnitz-Dresden die Frstprrdigt halten. Abend» V,8 Uhr findet eine öffentliche Brrsamm- lung im Saale der „Goldenen Sonne" statt. Für Montag, den 23. September, Bormittag» 10 Uhr ist die Hauptversammlung im Frstsaale in Aussicht genommen. Die Tagesordnung ent hält u. A.: Bortrag de» Heren Pastor Kröber- Leipzig über den Toleranzantrag, Aussprache über den Jahresbericht, Wahl de» Borstande», Samm lung für die evangelische Bewegung rc. KunnerSdorf a. d. E. Eine jähe Unter brechung fand dir anläßlich der Einweihung der neuen katholischen Kapelle im Gasthof „Zur Stadt Görlitz" am Montag veranstaltete Festtafel durch den plötzlichen Tod de» Probste» Toischrr vom Kloster Marirnstrrn. Nach der Einweihung Sachsen. Bischofswerda, 20. September 1S01. — (Der Herbst rückt heran!) Zwar ist «» draußen in der Natur öder geworden und die gelben, welkenden Blätter erinnern unabweiSlich an da» Hinsterben alle» Irdischen und doch giebt e» mit Recht sehr viele Freunde der spätsommrr- lichrn Schönheit. In ihr ist am meisten da» Trauliche, Geklärte auSgrdrückt. Meist lagert tiefe Stille über der Natur und die Luft hat nie eine solche Reinheit wie im September und Oktober. Die Zeit der meisten Tewitterstürme und der drückenden Sommrrschwüle, welche die Luft verdickt und schwer auf Mensch und Thier lasten läßt, ist vorüber. Dem echten Wanderer ist darum nach dem Mai der Spätsommer zu seinen Touren am liebsten. Tiefer Friede herrscht in Feld und Wald, leicht lassen sich die Berge ersteigen und bieten dann von ihren Spitzen die herrlichsten und großartigsten Aussichten über die weit auSgrstrcckten darunter liegenden Gefilde. Denn zu keiner Zeit reicht der Blick in so weite Fernen, wie in der reinen Herbstluft, sie zaubert einen förmlichen BerklärungSschein über die Gegenden, während im heißen Sommer meist Dunst auf ihnen lagert und die hohen Berge», kuppen sehr viel von Nebel umsponnen sind, der jeden Ausblick hindert und Manchem die an gewendete Mühe hat vergeblich machen lassen. Je höher die Berge, desto mehr halten sich ihre Spitzen während der meisten Zeit des Sommers jungfräulich verschleiert, als wollten sie ihre geneigten Häupter dem profanen Auge des gewöhnlichen Tourenläufers in den Sommerferien entziehen und sich nicht den Massenbeschauungen Preisgeben. Wer aber in der Klarheit der Herbstlust die Berge ersteigt, dem öffnen sich auch Mit geheimnißvollem Zauber ein verklärtes Bild von ihren himmelhohen Gipfeln herab, gleichsam als dürfte nicht jeder diese Herrlichkeit schauen, und als müßte die Schönheit erst erwartet und erkämpft werden. — Die diesjährige Einstellung der Rekruten erfolgt innerhalb des XII. (1. sächs.) Armeekorps in folgender Weise: Zum 1. Oktbr. werden die Oekonomie-Handwerker und die Frei willigen der Bezirks-Kommandos eingezogen, am 5. Oktober die Mannschaften der gesammten Kavallerie, der reitenden Abtheilung deS Artillerie. Regiments Nr. 12 und de» Train-Bataillon». Die für die übrigen Regimenter bestimmten Mann schaften haben am 24. und 25. Oktober in ihren Garnisonorten rmzutreffen. Rekruten deS Eisen bahn-Regiments und Telegraphen - Bataillon» in Berlin, sowie die zum Fußartillerie - Regiment in Metz und die zum 6. Infanterie-Regiment Nr. 105 in Straßburg ausgehobenen Mannschaften müssen am 17. Oktober in ihren Garnisonen einge troffen sein. — Sachsen st iftung, unentgeltlicher Arbeits nachweis für gediente Soldaten. Die Entlassung der Reservisten steht nahe bevor. An die Arbeit geber ergeht daher die Bitte, ihren Bedarf an Arbeitskräften den Geschäftsstellen der Stiftung so bald als möglich anzuzeigen. Unteroffiziere und Mannschaften aller Waffengattungen stehen in großer Anzahl zur Verfügung. Da die Ge schäftsstellen der Stiftung über das ganze Land verbreitet sind und in Verbindung untereinander stehen, so können Arbeitgeber für alle Erwerbs gebiete auf keine Weise vorthrilhaftrr und leichter zu tüchtigen, an straffe Zucht gewöhnten Arbeits kräften gelangen als durch die Sachsenstiftung. Die Bermittrlung ist sowohl für Arbeitgeber als für Arbeitnehmer völlig kostenlos. Geschäftsstellen der Stiftung befinden sich an sämmtlichen Sitzen der AmtShauptmannschasten und in allen Garni sonen. Al» Adresse genügt: „An die Sachsen- stiftung zu . . . ." *— (Emder Weißkohl!) In frischer Er- innerung ist bei uns allen noch die Einweihung des großen, im weitesten Westen de» deutschen Reiches gelegenen Hafen» von Emden. E» ist hierbei vielfach auch von Eindeichungen, Poldern, gesprochen und geschrieben worden. Im Laufe der Jahrzehnte hat sich in der Umgebung Emden» und de» DollartS, der Schlick, eine schwärzliche, schmierige Masse, die da» gefräßige Meer an irgend einer anderen Küste loSgerissen und mit seinen eigenen Unreinlichkriten vermengt hat, in gröberen Mengen niedergesrtzt. Ist der' neue Boden so hoch gewachsen, daß nur noch hohe Sturmflutheu ihn überschwemmen, wird er ein« ÜtdeichtKuo tiu neue», fruchtbare» Land, ein neuer Polder ist dem Meer entrissen. Die Fruchtbarkeit der Polder ist ohne Gleichen. Urber 30 Jahre erntete man schon dort Gemüse in größter Voll kommenheit, ohne die geringste Düngung. Man kennt hier weder Kohlhernie oder Kohlmaden noch Bodenmüdigkeit. Die festen, großen, weißflrischigen Köpfe de» Emder Weißkohl» haben Weltruf. Interessenten finden in der neuesten Nummer de» praktischen Rathgeber» im Obst- und Gartenbau einen ausführlichen Artikel über Emder Polder, kulturen. Die betreffende Nummer kann vom GrschäftSamt zu Frankfurt o. d. Oder kostenlos bezogen werden. — Für die Chinakrieger find in den königlich sächsischen Militärvrreinen 1^,000 Mark gesammelt worden. —* „Ein Brief auS Kapstadt an die Deutsche Burrn-Centrale, München, schildert die zunehmende Noth in Folge der Ausdehnung de» Krieges in der Kapkolonie in schwärzesten Farben und bitter inständig um weitere Gaben. Wir bitten deshalb dringend alle Freunde der heroisch kämpfenden Buren, deren Frauen und Kinder auch ferner nicht im Stiche zu lassen und Immer wieder Nothgroschen zu senden an die Deutsche Buren- Centrale, München, Wilhelmstraße 2. Dieselbe hat bi» jetzt etwas über 57,000 Mk. eingenommen und über 47,000 Mk. verschickt." Ebersbach, 18. Septbr. (Oberlausitzer Prediger-Konferenz.) Während die sächsischen Erblande seit Jahrzehnten sich freier, gut besuchter Pastoralkonferenzen erfreuen — wir nennen nur die Meißener, Chemnitzer, Leipziger, Dresdener Konferenzen —, entbehrte bisher der östliche Theil Sachsen» diese Einrichtung. Zwar ist im Jahre 1754 die sogenannte Herrnhuter Konferenz in» Leben gerufen worden, als deren erste Begründer außer dem Grafen Zinzendorf die Prediger Reichel-Neukirch a. H., Benade-Milkel, Kühn und Franz in Klix u. A. genannt werden; aber nach einer fast 120jährigen reich gesegneten Thätigkrit ist sie Ende der 60 er Jahre diese» Jahrhundert» eingegangen. Kleinere Institutionen, denselben Zweck verfolgend, hatten nur kurze Lebensdauer. Daher fand eS allgemeinen Anklang, daß durch Pfarrer v. d. Trenck-Neukirch o. H., Pfarrer Kießling - Oberoderwitz und Jacob - Neschwitz für den heutigen Tag eine allgemeine Prediger- Konferenz, umfassend sämmtliche evangelische Geistliche der Kreishauptmannschaft Bautzen, mit Einschluß der darin gelegenen erbländischrn Enklaven und der Herrnhuter und Kleinwrlkarr Brüder gemeinde, einberufen wurde, welche in dem für alle Betheiligten am günstigsten gelegenen Ebers bach und zwar hier in dem dicht am Bahnhose gelegenen Gasthofe „Zur Stadt Zittau" statt fand. Unter den Ehrengästen bemerkten wir Herrn Kreishauptmann von Schlieben-Bautzen, Geheimen Kirchenrath Keller, Gymnastalrektor vr. Serliger-Zittau, Geheimen Rath vr. Rietschrl- Leipzig. — In Gegenwart von 77 lausitzer und erbländischrn Geistlichen eröffnete Herr Konststorial- rath Pfarrer v. d. Trrnck Vormittag» V,10 Uhr die Konferenz mit Gebet und einer geistvollen An sprache über Joh. 7, 38 („Wer an mich glaubet, von deß Leibe werden Ströme lebendigen Wasser» fließen"), woraus Herr Geheimer Kirchenrath Professor Vr. Rietschrl-Leipzig über „Weihnachten in der Kirche und in der Kunst" sprach, seinen Bortrag durch eine Menge ausgestellter Bilder illustrierend und erläuternd. AuS dem auf die neuesten Forschungen de» Herrn Professor vr. Rietschrl, und auf die Untersuchungen de» scharf sinnigen Lagarde fußenden Bortrage sei Folgende» hervorgehoben: in der urchristlichen Gemeinde feierte man den 6. Januar an Stelle unsere» Weihnachten und zwar diesen Tag al« den der Erscheinung Christi. Wie kam nun die alte Kirche auf den 25. Dezember al» auf den Geburtstag Jesu? Der 25. März gilt al» der Tag der Wrltschöpfung und zugleich al» Tag der Empfängniß Mariä; von da an rechnete man 9 Monate und so kam man auf den 25. Dezember. Im Jahre 221 war der 25. Dezember al» Geburtstag Christi festgestellt; doch die Feier de» Weihnachtsfeste» an diesem Tage geschah zum ersten Male im Jahre 354 und zwar in Rom unter Papst Liberi«» (352 bi» 366), welcher da letzte römische Weihnachten am 6. Januar 353 feierte, an welchem Tage er die Nonne Marcellins weihte. 359 feierte man da» Weihnacht-fest am 25. Dezember in Konstantinopel, bald darauf in Antiochia und von nun an drang da» Fest zu allen christlichen Gemeinden; zuletzt, nämlich im 6. Jahrhundert erst, führte e» Palästina rin,