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II» ^Lurch da« internationale Schiedsgericht in Haag herbrizusührrn, haben keinerlei «»«sicht auf irgend, welchen Erfolg. In gut unterrichteten Haager Kreisen nimmt man al» sicher an. daß sich da» internationale Schiedsgericht al» unzuständig zur FäMig eine» solchen Schiedsspruch erklären werde. Aebrigrn» würde sich England zweifellos auf eine schiedsgerichtliche Entscheidung in seinem Konflikt wit den Vurenstaaten auch gar nicht einlassen. Spanien. Die spanische Aktion zur Befreiung der von marokkanischen Kobylen geraubten spanischen Kinder hat zunächst auf diplomatischem Wege begonnen. Am Montag traf der Dragoman der spanischen Gesandtschaft in Tanger an Bord ;deS Kreuzers „Jnfanta Isabel" in der west« marokkanischen Hafenstadt Mazagan rin, von wo aus er unter Geleit von 50 Soldaten de» Sultans sofort nach Marakesch weiterreiste. Amerika. In Buffalo begann am Montag der Prozeß gegen den Anarchisten CzolgoSz, den Mörder deS Präsidenten Mac Kinley. Da» Te- richtSgebäude ist scharf bewacht, der Eintritt wird nur gegen Karten gestattet! CzolgoSz wurde zur Vorsicht durch einen unter der Straße hinführen- den Tunnel au» seinem Gefängniß nach dem Ge- richtSgebäude gebracht. Einer der Anwälte deS Angeklagten erklärte dem Gerichtshöfe gegenüber, dieselben betrachteten e» als ihre Hauptaufgabe, darüber zu wachen, daß von der Anklage alle Formen des Gesetze« genau beobachtet würden. Dem Vernehmen nach wollen sich die Vertheidiger deS CzolgoSz darauf beschränken, sich auf Irrsinn ihres Klienten zu stützen. Im Verlause der Montagsverhandlung gab vr. Gaylard die Er klärung ab, die Verwundung Mac Kinley'S habe nicht nothwendiger Weise zum Tode führen müssen. Die eigentliche Ursache seines Todes liege in Er- scheinungen, die im hintersten Theile des MagenS aufgetreten seien. Die unmittelbare Veranlassung sei die Einsaugung septischer Flüssigkeiten durch die Bauchspeicheldrüse. — Die in Chigaco unter dem Verdachte der Mitschuld bei dem Attentat auf Mac Kinley verhafteten Anarchisten wurden wieder freigelassen, da sich keine Schuldbeweife gegen sie erbringen ließen, dagegen wurde Johann Most in Newtown aus Long-Jsland abermals verhgftet. AuS New-Jork wird unterm 24. September gemeldet: Der Präsidentenmörder CzolgoSz gab sich vor dem Richter sehr kleinlaut. Er be kannte sich schuldig. Der Staatsanwalt acceptirte daS Geständniß nicht, damit der Vertheidigung die Möglichkeit gelassen werde, auf Geisteskrankheit zu plaidirrn. Die Geschworenenwahl nahm zwei Stunden in Anspruch. Die Anklage deS Staats anwalts dauerte nur 7 Minuten. Das Urtheil ist morgen oder übermorgen zu erwarten. New-Jork, 24. Septbr. Die Anarchisten legen noch immer eine provozirende Haltung an den Tag, wogegen die Bevölkerung energisch protestirt. Das Anarchistenblatt „La Aurore" in Spring Bally (Illinois) richtete für sich Schutz wachen von 20 mit Doppelflinten bewaffneten Männern ein, angeblich weil 2000 Bürger die Druckerei zu demoliren beabsichtigen. Vom Burenkrieg. In Kapstadt scheint man allen Ernstes einen Angriff seitens der Buren zu befürchten, obwohl dieselben schon auS Mangel an Geschütz kaum einen nachdrücklichen Angriff aus die Stadt wagen könnten. Der in SimonStown bei Kap stadt eingetroffene Kreuzer „Barracouta" wurde beordert, olle verfügbaren Leute seiner Besatzung zu landen, damit sie Verwendung in den BertheidigungSzwecken zum Schutze der Moffel- Bai finden. Der Kreuzer „Gibraltar" wird nächste Woche in SimonStown zu gleichem Zweck erwartet. Der Verlust der bei Utrecht von den Buren zersprengten englischen Kolonne Tough stellt sich nach einer amtlichen Londoner Nachricht allein an Vermißten auf 230 Mann. Die Buren beschädigten die Bahnlinie am Paardekop in der Umgebung von Ladysmith. Hierbei ent- gleisten von einem englischen Transportzug 10 Wagen; 6 Mann und 30 Pferde wurden grtüdtet. Auch letzterer Vorgang deutet auf einen begonnenen neuen Einfall der Buren in die Kolonie Natal hin. In Kapstadt herrscht bleiche Furcht und bange Sorge wegen der Zukunft. Ein Brief an die Londoner „Daily Expreß" au» Kapstadt schildert den Zustand in der Kapkolonie wir folgt: Da» ganze holländische Element in der Kapkolonie ist in Aufruhr. Kapstadt selbst ist voller Rebellen und bereit» seit Wochen in BerthridigvngSzustand apstaht selbst beehren werdrn. Die Stadt- Da» fachstfche ««u, ». wachen von Kapstadt mußten ihre Magazingewehre ausliefern, da man ihrer Gesinnung nicht traut. Der Feind ist an beiden Küstenlinien und drang bi» 40 englische Meilen vor Kapstadt. 2b englische Meilen von der Küste derMossel- bay wurde eine englische Deputation, dir sich zur Begrüßung de» Herzog» von Cornwall nach Kapstadt begeben hatte, auf der Heimkehr nach OudtShoorn von einer Abtheilung von Schreper» Kommando gefangen genommen. Die Wagen und Pferde wurden der Deputation abge nommen, die Deputation selbst aber, unter deren Mitglieder sich der Bürgermeister von OudtShoorn und der Abgeordnete des Bezirks befanden, wurden freigelassen. Die Eisenbahn zwischen Paar! und Worcester muß jetzt von gepanzerten Zügen pa trouilliert werden. Worcester ist die nächste größere Stadt bei Kapstadt. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Glauchau, 25. September. Zu dem am 6. und 7. Oktober in Glauchau stottfindenden VerbandStag deS 143 Vereine umfassenden Ver bandes sächsischer Gewerbe- und Handwerkervereine ist, der „Glauch. Ztg." zufolge, noch ein Antrag deS Gewerbevereins zu Colbitz eingegangen, welcher lautet: Der Landesverband wolle beim königlichen Finanzministerium dahin vorstellig werden, daß bei den Vorkonferenzen zur Einkommensteuer-Ein schätzung nicht nur, wie es jetzt geschieht, aus- schließlich Vertreter der Landwirthschaft, sondern auch Vertreter der Industrie und des Gewerbes mit berathender und beschließender Stimme zu gezogen werden. Dieser BerathungSgegenstand dürfte besonders in Anbetracht der für die nächsten Jahre zu erwartenden Zuschläge zur Einkommen steuer besonderes Interesse für den Gewerbe- und Handwerkerstand bieten und wird von dem Vor sitzenden deS GewerbrvereinS zu Colditz nach seinen als langjähriges Mitglied der Einkommensteuer- Einschätzungskommission gemachten Erfahrungen unter Verwendung statistischen Materials begründet werden. Zum Verbandstag sind an das Ressort ministerium, an die beiden Kreishauptmannschasten Zwickau und Chemnitz und die AmtShauptmann- schaff Glauchau, sowie an sämmtliche HandelS- und Gewerbekammern Einladungen zur Theilnahme an dm Verhandlungen ergangen. Wien, 25. September. Der Gemeinderath ermächtigte in seiner gestrigen Sitzung den Bürger meister, das deutsche aus China zurückgekehrte Bataillon in Wien auf das Herzlichste zu begrüßen. Paris, 24. September. Die Nachricht, daß General Florentin an Stelle deS Generals Davoust, der seine Entlassung gegeben hat, zum Großkanzler der Ehrenlegion ernannt werden soll, wird von den Blättern bestätigt. Petersburg, 24. September. Die Eisen bahnlinie Moskau—Kreuzburg—Tukkum—Windau ist eröffnet worden. Sie hat eine Länge von 1015 Werst und gehört der Gesellschaft Moskau —Windau—Rybinsk. London, 25. September. Ein Telegramm der „Times" aus Tokio enthält den Wortlaut des vom Kaiser von China an den Kaiser von Japan gerichteten Entschuldigungsschreibens. Der Kaiser von China drückt darin sein tiefstes Be dauern auS, daß der japanische Gesandtschafts sekretär Sugiyama ein Opfer deS wilden AuS- brucheS der Leidenschaften wurde, zu dem sich Soldaten und Cioilisten in Peking hinreißen ließen, als die Boxer plötzlich in die chinesische Haupt stadt eindrangen. Die Ermordung SugiyamaS habe nicht verhindert werden können, da die Unruhen plötzlich und unerwartet auSgebrochen seien. In dem Schreiben heißt eS weiter: Wenn die allgemeine Sachlage im äußersten Orient un angetastet geblieben sei, sei dies der Gerechtigkeit und Unparteilichkeit zu verdanken, deren sich der Kaiser von Japan bei den Berathungrn der Mächte beflissen habe. Der Abgesandte deS Kaisers von China habe daher den Auftrag erhalten, den Kaiser von Jqpan aufrichtigen Dank auszusprechen. In seinem Antwortschreiben sprach der Kaiser von Japan die Uebrrzeugung aus, daß dir Beziehungen beider Länder in Zukunft immer enger werden, und drückte ferner die Hoffnung aus, daß der Frieden durch da» vom Kaiser von China zu er wartende große Reformwerk dauernd gesichert werde. London, 24. September. Seit dem 16. September find, wie Lord Kitchener telegraphiert, 29 Buren gefallen, 16 verwundet Und 350 ge- fängrn genommen worden, 48 haben sich ergeben. Ferner wurden 17,800 Patronen, 1000 Pferde und 55 Wagen erbeutet. Infolge von Bewegungen de» Feinde» im Distrikt Bryheid stad Verstärkungen nach Natal gesandt worden, wo General Lyttleton die Vorkehrungen getroffen hat, welch« die ver- hältnissr erfordern. Die englischen Truppenkörper verfolgen den Feind in der Nähe von DewetSdorp und Myburgh; FouchS ist in der Nähe von Ladygrry; SmutS hat sich, nachdem er die eng lische Umzingelung durchbrochen, nach dem Süden gewandt und ist in der Nähe vom Bedford, wohin ihm Gorringe und Daran folgen, während Hayg andere Truppen gegen ihn entsandt hat. ScheeperS und Thrron weichen den englischen Truppen mit großer Beharrlichkeit au». Buffalo, 24. Septbr. (Prozeß CzolgoSz.) Nach dem Wahrspruche der Jury erklärte der Richter, daß die UrtheilSverkündung am Donners tag erfolge. Darauf wurde die Verhandlung vertagt. Buffalo, 24. Septbr. (Prozeß CzolgoSz.) Der Vertheidiger stellte durch die Aussagen vr. MannS fest, daß der Befund der Autopsie ein ungewöhnlicher gewesen sei und daß Mac Kinley durch starke Uebrrarbeitung geschwächt ge wesen. Die» habe zweifellos dazu beigetragrn, die Sache zu dem bekannten Resultat zu führen. Die ärztliche Kunst hätte den Präsidenten sonst retten können. Andere Zeugen wiederholten bereits bekannte Thatsachen. Vermischtes. — Halle, 24. September. DaS Schwur gericht verurtheilte den Bergmann Karl Schreiber aus Eisleben zum Tode und 10 Jahren Zucht haus. Schreiber hatte in der Nacht zum 24. Juli seine Frau und fein Kind ermordet. Der Mörder war geständig. — Elberfeld, 22. September. Die Waffen- und Stahlwaarenfabrik von Alex Coppel in Solingen ist infolge einer Benzinexplosion in der Vernickelungsanstalt gestern vollständig nieder gebrannt. Ein Arbeiter wurde schwer verbrannt, viele Arbeiter sind arbeitslos geworden. — Zum Gumbinner Mordprozeß wird der „National-Zeitung" geschrieben: Die Militärbehörden scheinen wegen der Maßregelung der Gumbinner Unteroffiziere einlenken zu wollen, um den üblen Eindruck ihrer früheren Schritte abzuschwächen. Gerüchtweise verlautet, der Unter offizier Domning solle in ein anderes Regiment vom 1. Oktober 1901 versetzt werden. Mit dem Vizewachtmeister Schneider soll weiter kapitulirt werden. Wachtmeister Buckpesch soll bei seinem Ausscheiden am 1. Oktober eine Jnvalidenpension erhalten." — Dortmund, 21. September. Wie die „Tremonia" meldet, hat die hiesige Borussia- Brauerei, deren Inhaber Habich sich vor Kurzem erschoß, heute Konkurs angemeldet. Die Passiva sollen sich auf 2,400,000 Mark belaufen. — Worms, 22. September. Kurz nach 4 Uhr stürzte daS Haus der Gebrüder Hattenbach ein, das bereits unter Dach stand. Fünf Personen, darunter die Gebrüder Hartenbach, wurden ver- schüttet, allein theils weniger, theils schwerer ver letzt aus den Trümmern gezogen. — (Trinkgelder-Unfug.) Durch eine Gerichtsverhandlung, die in München stattgefunden hat, ist wieder einmal der Unfug, der mit Trink geldern getrieben wird, in grelle Beleuchtung gestellt worden. Dort wird nachgewiesen, daß ein Gasthofsbesitzer von seinem Hausknecht monatlich 180 Mark (jährlich also 2160 Mk.!) Trinkgelder einkassirte. Hausknechte niederen Grades hatten 60 bis 80 Mark monatlich abzuliefern. — AuS Emden schreibt man: Die Rück sichtslosigkeit der englischen Schiffer kostet den hiesigen Heringsfischerei-Unternehmungen alljährlich erhebliche Summen, indem bei Nacht und Nebel die zum Fange ausgelegten, etwa zwei Kilometer langen Netze von englischen Fischdampfern, denen die Netze im Wege sind, kurzerhand abgekappt werden. Einem hier eingetroffenen Logger sind für etwa 2500 Mark Netze mit Inhalt auf solche Weise verloren gegangen. Das Wieder- ausfinden der Netze ist sehr selten möglich, da fast nur bei Dunkelheit gefischt wird. Ebensowenig gelingt eS, die Namen der Fischdampfer, die sich schleunigst daoonmachen, festzustellen. Im vorigen Jahre belief sich der Verlust an Netzen auf See für die hiesige 65 Schiffe umfassende Herings- flotte auf 84,580 Mk. — Ein Urderfall durch Welpen hatte am 19. September in Schweigen (Pfalz) einen Todes fall zur Folge. Eine 63jährige Frau stieß bei Arbeiten in den Reden auf rin Wespennest, dessen Insassen sofort über die BedauernSwerthe herfielrn. Die Frau suchte sich durch Flucht zu retten, sank aber plötzlich todt zusammen. Angst und Auf regung hatten jedenfalls einen Herzschlag herbei geführt. - («roße Stiftung.) «u» Bergen, 18. September, wird berichtet: Der Kaufmann