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«zahllosen Beschwerden des Heern Haß, so weit sie be gründet waren, was aälervängs nur in wenigen Fällen Antrag vertreten wuvden, geprüft wurden sie alle. Die Beschlagnahme russischer Staats guthaben in dem Bankhaus« Mendelssohn u. Co. zu Berlin wird jetzt Übereinstimmendwon allen Staats rechtslehrern für unzulässig erklärt. Der Nebenklä ger von Hellfeljd weist gleichwohl jeden Vergleich zu rück und besteht auf der ihm gerichtlich zugesp'rochenen Summe. Wie er zu seinem Geld« kommen wird, steht einstweilen noch dahin; daß seine berechtigten An sprüche befriedigt werden müssen» ist selbstverständlich. — Die Einführung des Ankun ft s sie ni st els soll auf der am heutigen Freitag in Berlin statt- sindenden Postkvnferenz auch auf gewöhnliche Briese ausgedehnt werden: nur Ortsbriefe und Druck fachen sollen ausgeschlossen bleiben. Eisenach. Herr Krug, der bisherige Be Werber um das e rledigte Eisenacher Mandat, hat der nativnalliberalen Organisation seines Wahlkreises eine Erklärung zugehen lassen, vn der er von seiner Kau- Hida l u r A b stand n i m mt. Die hätte eine Samm- lungskandidatur sein sollen. Nachdem aber diese Vor aussetzung fortgefallen sei und seine Person als einHin- dernis für die Einigung gu wirken begönne, empfände er die selbstverständliche Verpflichtung, zurückzutre ten. Daraufhin hat asm Mittwoch nachmittag in Ei senach eine sehr gut besuchte nationalliberale Ver- trauensmännerversammlung stattgesunden, und diese hat einmütig den Obmann der dortigen Wahlkreis organisation, den in den letzten Tagen schon mehrfach genannten Justizrat Dr. Astpelius, auf den Schild erhoben. Von dieser Sachlage ist den Freisinnigen Mitteilung gemacht worden» und nun ist zu hoffen, daß die Einigkeit, die in den letzten Tagen bedroht zu wer den schien, wiederhergestellt wird und es den Bemü hungen von hüben und drüben gelingt, den Sieg an die liberalen Fahnen zu heften. Die Spaltung des liberalen Blocks inBayernist zum Ereignis geworden. Die National liberalen forderten von den Jnngliberalcn Garantien für ihr zukünftiges Verhalten» worauf die Jungen nicht ein,gingen. Die Nationalliberalen wollen jetzt aus dem Block ausscheiden, in dem sich die übrigen li beralen Parteien umso fester zusammenschließen wol len. Oesterreich-Ungarn. Die ungar.i s ch e Mi n i sterkrise ist beige legt und auch nicht. Der. neue Ministerpräsident Lu- oacs betrachtet seine Amtsführung selber nur als ein Provisorium, da er bei keiner der maßgebenden Par teien rechten Anklang und Anhang findet. Er will sich daher am kommenden Dienstag, vom Reichstage nur das Budget auf zwei Monate bewilligen lassen und dann versuchen, die Last der Ministevwürde auf geeignetere Schultern, abzuwälzeru England. Englische Hetzereien- gegen Deutsch land. Aus Ansatz der Wahlen veröffentlicht der Bri tische Mottenverein- eine Kundgebung, in welcher er klärt wird, die britische Vorherrschaft zur See werde von der größten Militärmacht des Kontinents bedroht, die im Begriffe sei, eine ungeheuere Kriegsflotte zu bauen. England müsse für jedes deutsche Kriegsschiff seinerseits zwei Kriegsschiffe auf Stapel legen. Es fei dem britischen Volke dringend aus Herz zu legen, bei den kommenden. Wahlen einzig für die Aufrecht, erhaltung einer unangreifbaren Vormacht der eng lischen Flotte seins Stimme abzugeben. Spanicu. Eine V ol ks sam.ml n n g für die im marol kanischen Kriege zu Schaden gekommenen spanischen Soldaten und deren Hinterbliebenen ergab nahezu 2 Millionen Pesetas. Portugal. N ach d e r K a t a st rop he. Das offiziöse „Dia rio do Governo" veröffentlicht den Beschluß des Staats rats betreffs Eröffnung eines besonderen Kredits von 500 Cvntvs 2'ff Mill. Mark> ihr Ausbesserungen in den vom Hochwasser betroffenen Gebieten. Ob der Be trag ausreichen wird, ist fteiüch zweifelhaft, da allein die starken Beschädigungen an dem dem Staate gehö renden Kai von Villa Nona de Gaya auf der Südseite des Douro auf 100 Contos /fast >/» Mill. Mark) ge schätzt werden. Vom deutschen-Dampfer „Cintra" wur den fünf Leichen der Besatzung geborgen. Vom deut schen Dampfer „Nestor" wurden, drei Automobile in Sicherheit gebracht. Von Ostbrto aus haben- von den geretteten Mannschaften untergegangener und hava rierter Dampfer 61 nach Deutschland, England nsw. die Rückreise angetreten» Lokale und sächsische Nachrichten. — Eibenstock, 7. Januar. Das am HohneujahrStag vom K. S. Militär verein „Germania"' im „Deut schen Hause" veranstaltete Weihnachts-Vergnügen verlief in schönster Weiss. Das gurbesetzte Orchester unserer Stadtkapelle eröffnete den Abend mit einigen anmutigen Konzertpiecen, denen der Milüärschwank „Auf Urlaub" folgte. Ein Kauplet und das Lustspiel „Inkognito" wechselten Mit einer weiteren Reihe von Musikstücken Alles Geborene war gur und erntete wohlverdienten reichen Beifall. Ein Tänz chen beschloß den unkerhattungsreichen Abend und hielt die Besucher dis in die frühen Morgenstunden bei bester Laune zusammen. -Dresden, 7. Januar. Am Montag trat unter dem Dsrfitz des Herrn Oberlehrers Leuschke die Vertreter- Versammlung des Sächsischen Lehrer vereins zusammen. Nach der Besprechung des Jahres berichts eckalgUn einig? Mitteilungen des Vorsitzenden über die Tätigkeit des Vorstandes im verflossenen Vereinsjahr, besonders hinsichtlich der Zwickauer Thesen. Dann begründete der Vorsitzende folgende Resolut-on des Vorstandes: „Wir erblicken nach wie vor in der konfessionslosen, allgemeinen Volksschule im Interesse der einheitlichen nationalen Erziehung unseres Volkes die Grundpfeiler eines zukünftigen Aufbaues unseres gesamten Schulwesens. Da aber an eine Verwirk lichung dieses Ideals gegenwärtig nicht zu denken ist, gilt es, auf Gmnd der Zwickauer Thesen einen pädagogischen evangelischen Religionsunterricht in unseren Volksschulen zur Durchführung zu bringen." Der erste Teil der Resolution wurde einstimmig, der zweit? gegen eine große Minorität angenommen. Herr Direktor Arnold (Chemnitz) berichtete dann über die Vorschläge der vereinigten ReligionSkommis- stonen, den religiösen Memorierstoff betreffend. Er legte dar, nach welchen Grundsätzen die Religionskommissionen bei Auswahl deS Memorierstoffes verfahren wären. Als Haupt zweck habe den Kommissionen vorgeschwebt, die Kinder solche Sprüche und Lieder lernen zu lasten, die besonderen Wert für das spätere Leben des Kindes haben. Die Lernstoffe wurden der Bibel, dem Gesangbuche und der weltlichen Li teratur entnommen. Es sind insgesamt 60 Sprüche mit 102 Versen und 14 Lieder mit 5t Strophen. Die Stoffe sind nach Gesichtspunkten, die der Herr Berichterstatter angab, zu ordnen. Schließlich wurde folgende Resolution dem Sinne nach angenommen und dem Vorstande zur redaktionellen Fassung übergeben: „Es ist pädagogisch nicht richtig, einen gesetzlichen Kanon für den religiösen Memorierstoff aufzu stellen, vielmehr ist eine reiche Sammlung religiöser Lernstoffe den Kindern und Lehrern an die Hand zu geben. In Rück sicht auf die bestehenden Verhältnisse ist die Lehrerschaft bereit, einen Memorierstoff von kleinem Umfange zu schaffen." Die Versammlung nahm die Auswahl der Sprüche, wie sie vom Vorstande vorgeschlagen worden ist, an. Die Auswahl der Gesangbuchlieder und die Lieder aus der weltlichen Literatur wurden noch einmal an die Kommissionen verwiesen. — Burgstädt, 4. Januar. In Zschoppelshain bei Rochlitz warf im Verlaufe eines geringfügigen Wortwechsels ein Knecht der Magd eine Heugabel an den Kopf, wobei ein Zinken dem Mädchen ins Auge drang, sodaß letzteres sofort auslief. Das unglückliche Mädchen wurde in die Klinik ge bracht. — Roßwein, 7. Januar. Nach einer Meldung wur den in einem zufällig entdeckten Gewölbe des Ritterguts Gersvorf geschmolzene Metallblocks im Gewicht bis ca 40 Zentner gefunden. Ob cs sich um einen Silberfund handelt oder anderes Metall, wird die Untersuchung ergeben. In Gers- dorf wurde früher Silberbergbau betrieben. - Der Streik in der vogtländischen Sticke rei-Industrie nimmt weiteren Umfang an. Von der Streikleitung sind bis jetzt insgesamt über 500 Streikkarten ausgestellt worden. Jetzt haben auch die Arbeitgeber zum Streik Stellung genommen. Die Fabrikanten und Stick Maschinenbesitzer hielten in Falkenstein eine Versammlung ab, in der einstimmig beschlossen wurde, den vom Textilarbeiter Verband vorgelegten Tarif nicht zu genehmigen. Alle An wesenden haben sich durch Unterschrift verpflichtet, den Tarif aus keinen Fall zu unterschreiben. Damit dürfte der Streik zu einer Kraftprobe zwilchen Arbeitgeber uud Arbeitnehmer werden.! 8. L. L. Der; eva-n-g. lut-h. Schulverein für das Königreich Sachsen, der am 17. März verg. Js. gegründet worden ist und seitdem ungefähr 4200 Mitglieder, darunter etwa 300 Geistliche und 200 Lehrer und sonst Vertreter aller Kreise und Stände unseres sächsischen Volkes gewonnen hat, will dahini wirken, daß unsrer Jugend eine sch riff- und bekenntnis gemäße religiöse Unterweisung erhalten werde. Da mit ist ausgesprochen, worauf es ihm bei der Reform des Religionsunterrichts aukomwt. Er ist nicht gegen eine Reform überhaupt. Er wM nicht, daß „alles beim Alten bleiben" solle. W°nn wirtlich pädagogische Erwägungen zu basieren Unterrichtswet,Hoden, zu ei ner Neuanordnung des Stoffes, zu einer Neuauswahl und Beschränkung des Lernstoffes führen» fo setzt er dem keinen Widerstand entgegen. Er hat vielwehr durch die Herausgabe der Broschüre von Dhümmwr, die Zwickauer Thesen und der ministerielle Lehrplan» ge zeigt, daß er geivM-t ist, das Verständnis für eine sol che wirklich pädagogische Reform fördern zu helfen. Der Schuloerein tritt auch den irgendwie berechtigten 'Standesinteresfen der Volksschullehrer keineswegs ent gegen. Aber er wN, daß der veligionAunterrichtliche Neubau, den das neue Volks schulgesetz bringen wird, ein Neubau auf altem- Grunde sei. Und das ist das al te Evangelium von- Jesu Cshrffto, unferm Heiland und Erlöser. Die Forderungen, die der Schulverein hierzu aufstellt, sind zugleich im besten Sinne konservativ unsd liberal. Beibehalten will der Schulverein- das bis herige Religionsgelübde, das den Rsligionslehrer ver pflichtet, das „Evangelium von- Christo" nach Bibel und Bekenntnis „nach bestem Wissen und Gewissen zu lehren". Die Beseitigung dieser Verpflichtung würde eine schrankenlose Willkür in die Schulen einführen.. Abschaffen will der Schulverein dagegen den Zwang, daß jeder Lehrer d les Gelübde ablcgen muß. Der junge Lehrer soll sich kündig selbst entscheiden, ob er den Religionsunterricht erteilen oder ob er auf- beives verzichten will. Auch später soll der Lehrer in- der Lage sein, den Religionsunterricht auftzugeben, ohne daß ihm irgendwelche Nachteile daraus erwachsen. Da mit wird er von. dem Gewissenszwang befreit sein, un ter dem jetzt viele seufzen. Endlich will der Schul verein, daß auch den Eltern das Recht gegeben wer de, ihre Kinder aus dem Religionsunterricht der Schu le zu nehmen, wenn sie Nachweisen, daß sie ihnen« anderweit Unterricht in einer vom Staate aufgenom menen oder zugelassenen Konfession erteilen lassen. Mau wird nicht verkennen, daß diese Forderungen nach allen Seiten hin gerecht sind. Sie befreien Lehrer und Ex tern von jedem Gewissenszwang und wahren doch gründ sätzlich das historisch begründete Recht des evaug. luth. Bekenntnisses. Wahrhaft Konservative und wirklich Li berale werden ihnen gleicherweise zustimmen können. LuWifsahrt. Der Ballon „Heyden 1" des Sächsischen Ver eins für Luftschiffahrt, der am Sonp-taq vormittag in Weißig bei Großenhain aufgestieg... war, mußte infolge starken Sturmes bei dem Dorfe Duszyn bei Krotoschin landen. Dabei schlug der Korb heftig auf und alle drei Jnjsafsen, uwo zwar Professor Seyfert aus Dresden, der Rektor der Fürstenschule zu Meißen, Professor Dr. Poeschel und Kaufmann Walter aus Dan zig, wurden nächt unerheblich, verletzt. Einer der Her ren fand im Kranikeühause zu Krotoschin Aufnahme. Der „Luna" gilt als verloren,. In den rus sischen Mari ne kreisen nimmt man fast mit Gewißheit an, daß der Aerostat „Luna" des sächsischen Luftschiff- » fahrtvereins verunglückt ist. Die auf Suche ausge- sandten Kriegsschiffe „Chrabry" und „Mugutschy" ha ben, wie bekanstt, nichts gefunden. Vor einigen Tagen wurde ein Luftballon über Snargen gesichtigt, desgl. wurde ein solcher noch über Sweaborg gesehen, doch verschwand er so schnell, daß es nicht möglich war, feiste Größe, sowie die Anzahl der Teilnehm er festzustellen. Den Kommandanten sämtlicher Schiffe ist der Auftrag erteilt worden, sofort Mitteilung an das Marinemini- stcrium zu machen, sobald sie ihn. auffind-en oder An zeichen, daß er verunglückt ist, antreffen sollten. Der tödliche Absturz des französischen, Aviatikers Delagrange in Pau erweist die au ßerordentlich geringe Sicherheit, doe dem Fliegen im Aeroplan vorläufig noch immer eigen sein wird. Wil bur Wrights beachtenswertes Wort: „Ich fliege nur, bei einem Winde, der auch dem Vogel den Flug ge stattet", gilt nur für ein<en Zeppelin nicht -mehr, der auch Stürmen zu trotzen vermag, Aeroplane dagegen müssen sich nach ihm richten, wenn sie nächt, wie es Delagrange zum Verhängnis wurde, riskieren wollen, sich vom Sturm die .Flügel knicken, zu lassem Frank reich hat bisher die meisten Unglücksfälle auf dem Ge biet der Luftschiffahrt zu verzeichnen, gehabt. Lefeb vres, Hauptmann,Ferber, der Spanier Fernandez, daun die wackeren Insassen der „Republique", sie alle ließen ihr Leben für die Sache des, Fortschritts. Und- Dela grange scherzte noch vor einiger Zeit mit der Pro^ phezeiung einer Kartenlegerin, die ihm sein Ende mit der Flug maschine voraussagte. Für jenes alte Weib war der unnatürliche Tv-d eines Aviatikers das Wahr scheinlichste. Das ist bezeichnend! VZ, Dnstüvrom-rn von F. Eduard Pflugs-, , i Fortsetzung Aber was war denn das? Hatte nicht Schneider davon ge sprochen, daß er ihn aufgefunden und daß er keinen guten Ein druck von ihm gewonnen? Günther hatte die Bemerkung von Zuchthaus gteichgittig hingeworfen und war zu etwas anderem übergegangen, was ihn im Augenblick mehr interessierte als das Schicksal seines Bruders. Jetzt tat es ihm leid, daß er den braven Schneider nicht zu Ende hatte reden lassen. War Robert in schlechte Gesellschaft geraten, seitdem er ihn nicht gesehen? Ach warum hatte er die ganze Geschichte so geheimnisvoll an gefangen, warum nicht seinen Bruder einfach in die Fabrik ge nommen und ihn unter seiner straffen Disziplin gehaltem Warum nicht? Eitelkeit weiter nichts. Es sollte scheinen, als ob er gar nichts von seinem Bruder wisse, er sollte sich ganz selb ständig entwickelt haben und nun hatte er sich offenbar ent wickelt, aber zum schlechten. Ob er nicht sein Testament noch einmal änderte? Ob er es wagte ihm die ganze Versicherungs summe anzuvertrauen? Ach was, das waren unnütze Bedenken, er hatte einen Augen blick nicht mit Schneider gerechnet, der ja dem Bruder zur Seite stehen würde und für die Fabrik kämpfen bis zum letzten Atem zuge. Er konnte also ruhig sterben. Malling war ein solcher Fanatiker der Idee, daß er willig sein Leben dahin gab, um djese Idee nicht untergehen zu lassen. Nur eins tat ihm sehr weh, der Abschied von Rita. Ihr hätte er gern den größten Schmerz ihres Lebens erspart. Er sann hin und her und in seinem Kopfe wälzten sich Gedanken um Gedanken, aber er wußte nicht wie er dem einzigen Ausweg hätte entgehen können, der sich ihm immer wieder mit schwarzer Notwendigkeit aufdrängte. Er mußte als ein Märturer für seine Ideen sterben. Und schon zog er auS einer verborgenen Ecke seines Schreibtisches ein Fläschchen mit Morphium hervor, das ihm die letzte Reise so angenehm machen sollte wie möglich, als er sich besann und nach einem Briefbogen griff, um zu schreiben: „Lieber Bruder! Ich bin im Begriffe eine weite Reise zu tun und möchte nicht gerne von Dir scheiden, ohne Dich auf alles aufmerksam gemacht zu haben, was Dir schlimmes und gutes in der Zeit meiner Abwesenheit geschehen könne " Er stützte einen Augenblick den Kops in die Hand, um sich zu besinnen auf welche Weise er dem Bruder ani deutlichsten und am schonendsten zugleich die furchtbare Mitteilung machen könne. Dann schrieb er in großen und eiligen Schriftzügen Seite um Seite und er ließ sich nicht Zeit, das Geschriebene trocknen zu lassen, sondern löschte es hastig auf der roten Unterlage seiner Schreib mappe ab. Plötzlich unterbrach er sich und horchte auf. Es war ihm, als ob in dem Kassenzimmer, wo der leider jetzt leere Geld schrank stand sich etwas bewegte. Ein spöttisches Lächeln glitt über Mailings schönes Gesicht. Ein Verbrecher machte sich die Blühe, das leere Gcldspind, vielleicht mit dem Knallgasgebläse zu durchbrechen, um dann ein Bündel wertloser Aktien zu ge winnen, mit denen er seine Zuchthanszelle tapezieren konnte, wenn er bei dem Einbruch abgcsaßt würde. Aber solche Verbrecher sind verzweifelte Existenzen, wenn der Bursche merkte, daß im Hause noch jemand wach wäre, würde er versuchen, den Zeugen zu ermorden. Seltsam! Eben noch hatte Malling den Gedanken an Selbstmord als den einzigen Ausweg aus allen Konflikten erkannt, und schon regte üch in ihm etwas wie Angst, daß ein anderer sich an seinem Leben vergreifen könnte. Wenn er auch selbst bereit war, den Sprung ins Dunkle zu tun, so wollte er doch nicht, daß ein anderer ihm das Sprung brett dazu ausbaute. Da ertönte aus dem Kaffenzimmer ein Knall und ein eigen tümliches Pfeifen, woraus er schloß, daß der Spitzbube das Knall gasgebläse in Tätigkeit gesetzt habe. Ein seltsamer Gedanke durch zuckte sein Gehirn: Wenn der Verbrecher glücklich davon kam mit dem Bündel wertloser Aktien, wenn Malling dann die Bücher vernichtete. Aber nein, der fürsorgliche Prokurist hatte ja überall hin schon um neue Kapitalien geschrieben. Man wußte, wie di« Aktiengesellschaft Günther Malling stand. Ter Verbrecher war vierzehn Tage zu spät gekommen. Oder vielleicht doch nicht ... da war ja die hohe Versicherung gegen Einbruchsdiebstahl! Wenn er dem Dieb die Arbeit er- kichtertc?! Gedacht getan! Schnell drehte er das elektrische Licht ab und harrte in fieberhafter Spannung. Er mußte aber wohl in seiner Auflegung eine laute Bewegung gemacht haben, denn in dem Kassenzimmer verstummte ans einmal das Pseifen und leise '-dürfende Tritte näherten sich seinem Arbeitszimmer. Wollte der