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Verbannung? Klingt'- euch in den Ohren, Ihr Buren, nicht wie frecher Hohn? Die Weid end Kind und Heim verloren, Verlachen solch ein eitle- Drohn. In Schutt die Farm, zerstampft die Saaten, Die Hrimath eine Wüstenei. Held Kitchener hört fluchbeladen Gequälten Bolle- Racheschrei. Er raubt, will'- ander- nicht gelingen, Euch nun da- letzte bißchen Recht. Verenden in den eigenen Schlingen Wird er, der feile Henkersknecht. Der Afrikander reicht im Grimme Den Buren treu die Bruderhand. Ihn mahnte laut de- Blutes Stimme. Wie lodert hell des Aufruhr- Brand! Der Brite fühlt'-, er hat verloren Jetzt, wo das Blut, das „dicke" spricht. Blind hat er selbst heraufbeschworen De- ewigen Gottes Strafgericht. Er scharrte Gold mit gierigen Klauen Und scharrte sich sein eigen Grab. Ein ewig Schandmal wird ihm bauen Der freie Bur am freien Kap! (AuS dem Deutschen Michel.) Sachsen. Dresden, 14. September. Ihre Majestäten der König und die Königin haben heute Vormittag 11 Uhr das Sommerhoslag'er Pillnitz verlassen und sich nach Schloß Moritzburg begeben, wohin das königliche Hoflager für die nächsten Wochen verlegt worden ist. Dresden, 14. Sept. Se. Maj. der König hat dem Güterverwalter 1. Klasse Pestel in Dresden das Ritterkreuz II. Klasse vom Verdienstorden und dem Bahnwärter Teucher in Seiferitz das Allge meine Ehrenzeichen verliehen. Sc. Majestät der König hat der 1. Compagnie des 1. Jägerbataillons Nr. 12 bas Königsabzeichen für bestes Schießen im Jahre 1901 verliehen. Se. königliche Hoheit der Prinz Georg kehrte am Sonnabend Nachmittag von den Divisions- manövern bei Löbau und Zittau nach Dresden beziehentlich Hosterwitz zurück. Bischofswerda, 15. Septbr. Am Freitag fand im Saale des Hotels „zur goldnen Sonne" eine öffentliche Versammlung statt, zu welcher vom hiesigen Konservativen Verein eingeladen worden war, und in welcher der neue Landtags kandidat für den 3. Wahlkreis, Herr Kaufmann Georg Knobloch aus Radeberg, seiner event. Wählerschaft gegenüber seine politischen Anschauungen zum Vortrag brachte. — Der Vorstand, Herr Kommerzienrath Ernst Großmann- Herrmann, leitete die Versammlung durch eine Ansprache ein, in welcher er zunächst seinem leb haften Bedauern Ausdruck gab, daß der bisherige Abgeordnete, Herr Stadtrath Huste, aus Gesund heitsrücksichten sein Mandat hatte niederlegen müssen, und dann mit Genugthuung hervorhob, daß es den Bemühungen deS Herrn Huste gelungen sei, in Herrn Knobloch einen durchaus geeigneten » und tüchtigen Nachfolger für dieses Mandat zu finden. — Darauf entwickelte Herr Georg Knobloch sein politisches Programm in folgender Weise: Herr Knobloch ist geborener Radeberger, also Eingeborener des Wahlkreises, evangelisch-lutherisch, Kaufmann, also wohlberechtigt die Interessen Sachsens und unseres JndustriekreiseS zu ver treten, derselbe ist sreikonservativer Richtung, jedoch frei von jeder extremen politischen Denkart; derselbe meint, daß ein Zusammenschluß oller Ordnungsparteien dem Wohle des Volkes diene und beleuchtete die Art und Weise der professionellen Politiker, die nur Zwietracht säen. Er besprach alsdann das Programm der konservativen Partei, dem er sich, wie auch dieser Fraktion im Land tage anschließen werde, ohne jedoch die bessere Erkenntniß, die ihn durch die Verhandlungen der Kammer, möge das Gute kommen woher es auch sei, geboten werde, unberücksichtigt zu lassen; er werde dem Fraktionsinteresse oder der Prinzipien reiterei zu Liebe nur sehr schwer die eigene Meinung zum Opfer bringen. Die Interessen dieses Wahlkreises werden ihm stet- am Herzen liegen, so nahe eS nur die Interessen deS Staates zulassen. Redner ging alsdann zu seiner Stellungnahme zu den muthm üblichen Vorlagen deS nächsten Landtage- über, obgleich er meinte, daß rein akademische Er örterungen nur wenig Werth haben könnten und tm Vorau- um Entschuldigung bat. Im All gemeinen müsse die Loosung sein: Sparsamkeit in allen Zweigen deS Staatshaushalte-! Die Verhältnisse machen da» überall gebieterisch geltend; von der Reich-Hauvtkassr angefangen grifft man allerwärt» auf erschreckende Minder ¬ einnahmen, die aber nicht durch Minderausgaben ausgeglichen werden. Die Einkommensteuer wird ein wesentlich geringere» Ergebniß liefern und dürfte hier die Abänderung, die in einer Er höhung in den Klassen von 10,000 Mark auf wärt- voq,//r bi» 1 de» Einkommen» be stehen durste, zur Durchführung gebracht werden. In dem Eisenbahnressort empsahl er vervielfachte Sparsamkeit und engsten Anschluß an Preußen und die anderen Staaten und haupt sächlich bei den in Aussicht stehenden großen Leipziger Umbauten äußerste Vorsicht. Er er wähnte, daß die Vermögenssteuer, Be steuerung der Waarenhäuser und großen Gewerbebetriebe wohl nicht umgangen werden können, obgleich allerwärtS enge Grenzen gezogen werden müßten. Herr Knobloch sprach dann noch zu den Wohnungsgelderzulagen der Beamten. Er meine, daß die Zeit zur Ge währung dieser Gehaltserhöhung die denkbar un günstigste sei und daß rS wohl nicht an Hinweisen auf die gedrückten Verhältnisse aller anderen Stände, als gerade deS Beamtenstandes fehlen werde. ES sei vielleicht angängig, den Beamtenklassen, bei denen die Ausbesserung als eine unentbehrliche nachgewiesen werde, diese zuzubilligen. Wohl wollend werde die ganze Frage jedenfalls erwogen werden, da die Unanfechtbarkeit unseres Beamten körpers wohlbekannt und weitere Zufriedenheit wünschenswerth fei. Redner knüpfte hieran die dringliche und ernste Mahnung, daß gerade in schweren Zeiten Jeder sein Theil thun solle, um durch weise Sparsamkeit und Aufbietung geistiger Kraft zu Helsen, daß eS bald wieder zu Ordnung in den Finanzen und Steuerleistungen komme. Die gewissenhafte Erfüllung der Pflichten sei für ihn eine erheblich schwere, doch werde er nach erfolgter Wahl den Obliegenheiten mit allem Eifer nach seinen Kräften und Einsetzung aller seiner Erfahrungen nachkommen. —Die Ver sammlung nahm mit sichtlicher Befriedigung von dem umfangreichen Vortrag des Herrn Knobloch Kenntniß, welcher hauptsächlich in der Betonung außerordentlich nothwendiger Sparsamkeit aus allen Berwaltungsgebieten de« Landes gipfelte. — Der Vorsitzende ergriff darauf nochmals daS Wort, um Herrn Knobloch zu danken und der Hoffnung Raum zu geben, daß im Falle seiner wohl un bezweifelten Wahl der Herr Kandidat mit ganzer Hingabe fein Mandat erfüllen werde. — In ein auf Se. Maj. den König ausgebrachtes Hoch fiel die gutbesuchte Versammlung freudig ein, und nachdem noch Herr Stadtrath Huste daS Wort ergriffen, um seinerseits Herrn Knobloch noch be sonders zu empfehlen, den er in landtagSgeschäft- lichen Beziehungen vom vorigen Landtag zu schätzen Gelegenheit gehabt habe, wurde die Ver sammlung vom Vorsitzenden geschlossen. ** Bischofswerda, 16. Sept. Von zu- ständiger Seite wird uns mitgetheilt, daß am 20. dieses Monats der Jnfelbahnsteig auf der Süd seite des Bahnhofs Arnsdorf in Betrieb ge nommen werden soll. Die mit den Fernzügen von Dresden kommenden Reisenden müssen von diesem Tage an den Zug nach rechts in der Fahrtrichtung und nicht mehr links wie seither verlassen und unter Benützung des neuen Personentunnels ihren Weg nach dem Stationsgebäude nehmen. Ebenso haben die Reisenden von ArnSdorf in der Richtung nach Bischofswerda unter Benützung des genannten Personentunnels den für diese Richtung bestimmten Jnfelbahnsteig zu betreten. Bischofswerda. Die Zeit der ausgerollten Achselklappen ist wieder da. Nur einmal im Jahre erblickt man die letzteren. Sie sind daS Zeichen eines Mitteldinges. Der Soldat ist in den Reservistenstand übergetreten. Soldat ist er nicht mehr; denn ihm fehlt die blanke Waffe, die unvermeidliche Begleiterin deS aktiven KriegerS und mit ihrem Fehlen ist es, als wenn selbst die Sicherheit im Auftreten geschwunden wäre, dahin ist auch der stolze Gang. Der Soldat fühlt sich nun einmal als Waffenträger und Glied einer in sich fest geschmiedeten Korporation, dem schlapperen Civil überlegen. DaS Bewußtsein, einem mächtigen Ganzen anzugehören, daS nur einem Zwecke lebt, giebt dem Einzelnen daS Gefühl der Sicherheit. Aber die ausgerollten Achselklappen stellen den strammen Krieger wieder mitten in do« Civil. Sie erinnern an den regelmäßig wiederkehrenden Wechsel im menschlichen Leben. Ein Lebensabschnitt von Bedeutung ist beendigt. Bei Allen fast wurde er mit schwerem Herzen angefangen. Nur der eiserne Zwang kommandierte den Sang zur Kaserne; doch wir kehrt der Reservist an seinen HrimathSort zurück. Da« schwerfällige baumelnde Troddeln, da« er sich hinter dem Pfluge ange wöhnt hatte, ist verwandelt worden in einen straffen elastischen Sang. Der Schuhmacher und Der sSchstsch« «rziwler Wette 4. I«SL Tischler zeigt eine tadellose Körperhaltung. Kerzengerade schreitet er nun einher, während sein« frühere einseitige Arbeit in meist gebückter Stellung seinen jugendlichen Körper schon frühzeitig zu beugen begann. Jeder Handwerker Hot mehr oder minder eine einseitige körperliche Thätigkeit. Die Militärzeit hat seinen Körper nach allen Seiten gedehnt und gereckt und etwaige Neigung zu fehlerhafter Bildung ausgeglichen. Nun ist der Körper fester geworden und wird nicht mehr so leicht beeinflußt von einseitiger Thätigkeit. Seine Haltung ist bleibend, daß man oft noch im Alter den gedienten Soldat sofort er kennt. Darum, da» Auftreten de» heim kehrenden Reservisten ist grundverschieden von dem des scheidenden Rekruten. ES erfreut die Augen Aller und gewinnt ihm sogar die Gunst der Schönen, die bekanntlich auf alle» Formgerechte hohen Werth legen. Und wie verändert haben sich die nur zu oft plumpen Manieren; ja mancher eigenwillige Sohn hat sogar ganz andere und praktischere Lebensanschauungen bekommen. ES läßt sich nicht leugnen, die Soldatenzeit ist eine praktische Schule für die körperliche, geistige und besonders formelle Bildung eines jeden jungen Mannes, macht vielfach erst geschickt zu manche« Stellungen im öffentlichen Leben, und manche Freude hat sie auch gebracht und an manchen Reservisten tritt nun die Sorge deS täglichen Leben« heran; doch hat er nun auch einen Grad der Tüchtigkeit in vielen Beziehungen mehr sich angeeignet. Bischofswerda, 16. September. Vergangene Nacht wurde vom Polizetwachtmeister in der hiesigen äußeren Bautznerstraße eine hier ausgewiesene Dienstmagd, Namens Helene Jentzsch aus Uhyst a. T., festgenommen. Ihrer Festnahme setzte die selbe den nur erdenklichsten Widerstand entgegen, sodaß der Beamte schließlich froh war, daß ein Geschirr kam, welches in der Richtung nach der Stadt zu fuhr, auf welchem die Jentzsch mit nach der Wache gefahren wurde. Die Jentzsch wurde nochmals an das Königliche Amtsgericht abgeliefert. — 15. Septbr. DaS Fest der goldenen Hochzeit feierte am gestrigen Sonnabend in seltener Rüstigkeit daS Friedrich BenuS'sche Ehepaar in Kleindrebnitz. Es wurden dem Jubelpaar viele Ehrungen zu Theil. — 15. Septbr. Am Freitag Abend in der neunten Stunde brach im Vorwerk zu Klein drebnitz, Besitzthum deS Herrn Schönfeld, Feuer aus und wurde die große Scheune desselben mit eingebrachter Ernte und verschiedenen landwirth- schaftlichen Maschinen in kurzer Zeit eingeäschert. Die anwesenden Feuerwehren von Weickersdorf, Großdrebnitz, Goldbach, Bischofswerda und BelmS- dorf griffen thätig ein und retteten somit die übrigen Gebäude. Wie das Feuer entstanden, darüber ist nichts bestimmtes bekannt. — 16. September. Der heutige Vieh markt war mit der außerordentlich hohen Zahl von 362 Rindern, 37 Kälbern, 43 Läuferschweinen, 107 Ferkeln uno einer Heerde Schweinen betrieben, Pferde hingegen nicht aufgetrieben. Die Kauflust war eine sehr geringe. Der nächste Biehmarkt findet am 21. Oktober statt. — 16. Sept. Vom kaiserl. Postamt allhier wird uns folgendes mitgetheilt: Ein großer Theil der nach Luxemburg bestimmten Briefsendungen wird unrichtig nach den Tarifsätzen für den inneren deutschen Verkehr anstatt nach den Taxen deS Weltpostvereins frankirt. Die Sendungen werde» meist nicht angenommen und gelangen dann nach einem Zeitverlust von 2 und mehr Tagen an die Absender zurück. Die Postverwaltung macht durch die Einnahme des Strafportos das beste Geschäft; für die Absender aber ist der Zeitverlust mindestens ärgerlich. — Am 1. Oktober tritt aus den sächsischen Staatseisenbahnen und den mitverwaltrten übrigen Eisenbahnen der Winterfahrplan in Kraft. Nähere Auskunft ertheilen vom 16. Septbr. ab die Stationen und AuSkunftSstellen. Bei beiden ist auch der neue Fahrplan in Buchform zum Preise von 10 Pfg. und in AuShangform zum Preise von 50 Pfg. verkäuflich. — Nachdem die reichsgewerbegesetzlichen Be stimmungen über dir Gesellenprüfungen im Handwerk nunmehr vollständig in Kraft getreten sind, müssen alle Lehrherren fortan bei Vermeidung von Strafen ihre Lehrlinge anhallen, sich der Gesellenprüfung zu unterziehen, um dadurch die in der Gewerbeordnung näher aufgrführten Rechte zu erlangen. Zuständig zizr Abnahme dieser Prüfungen sind in erster Linie die Innungen, denen feiten» der Handwerkskammer da» Recht dazu verliehen worden ist, sowie die von der Handwerkskammer selbst bestellte« Prüfung»««»- schüsse.