Volltext Seite (XML)
t»«L Danzig, 14. Septbr. Der Kaiser richtete nachstehende Telegramme nach Buffalo: „Staat«, sekretär für Auswärtige Angelegenheiten, Buffalo (Amerika). Tief bewegt durch die Nachricht von dem vorzeitigen Tode de« Präsidenten Mac Kinley, eile ich, Ihnen die tiefste und herzlichst gefühlte Sympathie de« deutschen Bolke« für die grobe amerikanische Nation auszudrücken. Deutsch« land trauert mit Amerika um den edlen Sohn Amerika«, der in der Erfüllung seiner Pflicht gegen sein Land und sein Volk sein Leben verlor. Wilhelm." An Frau Mac Kinley: „Die Kaiserin und ich selbst bitten Sie, den Ausdruck meiner aufrichtigste« Trauer bei dem Verlust rntgegrnzu. nehmen, den Sie durch den Tod Ihre« von ruch loser Mördrrhand gefallenen geliebten Satten er litten haben. Möge Gott, der Ihnen so manche« Jahr de» Glück« an der Seite de» Dahinge- schirdenen schenkte, Ihnen die Kraft geben, um den schweren Schlag zu verwinden, mit dem er Sie hrimgesucht hat. Wilhelm." Danzig, 15. Sept. Prinz Tschun ist heute Nachmittag 5 Uhr hier eingetroffen. Coburg, 14. Sept. Die Kaiserin Friedrich hat in ihrem Testament« der Herzoglich.Coburgischen Familie einen sehr werthvollen HauSschmuck ver macht, der au« einem mit Diamanten besetzten Armband, einem ebensolchen Kollier, mehreren Brachen und anderen Schmucksachen, sowie Orden«- dekorativ«»» besteht, und von der jeweiligen regie renden Herzogin von Sachsen-Coburg-Gotha bei großen Festlichkeiten getragen werden soll. Berlin, 15. Sept. Da« Kriegsministerium thrilte mit, daß trotz der Aufforderung, zum Empfang der Verwandten bei den ostastatischen Trupprntheilrn nicht nach Bremerhaven oder Munster zu reisen, zahlreiche Angehörige ein getroffen seien und zurückgewiesen werden müssen. E« wird nochmals darauf hingewiesen, daß au« sanitären Gründen der Zutritt zu den Truppen, auch zu den Offizieren, absolut ausgeschlossen ist. Alle Postsendungen, namentlich Pallete, sind praktischerweise nach Munster so zeitig abzusrnden, daß sie am Tage des Eintreffens des betreffenden Dampfers in Munster eingehen. Berlin, 14. September. Die „ Norddeutsche Allgrm. Ztg." schreibt: „Wahrhaft tragisch er füllt sich daS Geschick eines der hervorragendsten Präsidenten Amerikas. Die Amtsführung Mac Kinley« fiel mit der Zeit der politischen Macht steigerung und des wirthschaftlichen Aufschwunges der Vereinigten Staaten zusammen. Wenige Nachfolger Washingtons genossen auch außerhalb Amerikas persönlich und politisch ein ähnliches Ansehen, wie Mac Kinlky. Kaiser und Könige ehrten Mac Kinlky durch Kundgebungen ihrer Freundschaft, und während der letzten Tage blickte die ganze civilistrte Welt theilnahmSvoll nach seinem Schmerzenslager. Die bloße Thatsache, daß er der erste Beamte des Landes, der erwählte Vertreter des amerikanischen Volkes «ar, reichte hin, um auch gegen dieses Oberhaupt eines freiheit lichen StaatSwesenS die Mordsucht zu entfesseln, die sich zur Schande unserer Zeit unter den Trägern der staatlichen und gesellschaftlichen Ordnung in den Kulturländern immer neue Opfer auswählt. Erschüttert durch den AuSgang seines heldenmüthigen TodeSringenS stimmen wir mit dem Volke und der Regierung der Vereinigten Staaten in die Trauer um den vortrefflichen Mann ein, der an der Glanzstätte amerikanischer Kultur, als er sich vertrauensvoll unter seinen Mitbürgern bewegte, von der Kugel eines Meuchelmörders getroffen wurde. ES schmerzt uns tief, daß die stamm verwandte große Republik abermals das nationale Unglück eines PräsidentenmordeS in voller Schwere empfinden muß. BreSlau, 14. Sept. Der zweite Direktor der Reederei vereinigter Schiffer, Paul Bres lauer, ist verhaftet worden. Nürnberg, 14. Sept. Der Oberst des 14. Infanterie-Regiment» in Nürnberg v. Nagel fiel heute früh während der Kritik bei Schnrbe« im Amtsbezirk Stadtsteinach, wo gegenwärtig Brigademanöver abgehalten werden, vom Schlage gerührt, vom Pferde und starb sofort. Kiel, 14. Septbr. Der Kaiser von Rußland ist an Bord de» „Standart", dem die Kreuzer „Swetlana" und „Warjak" folgten, um '/,3 Uhr hier ringetroffrn. Die Strandbatterie gab den Salut ab. Kiel, 15. September. Der Kaiser und die Kaiserin von Rußland unternahmen heute Nach mittag eine längere Spazierfahrt mit der Prinzessin Heinrich. Nach der Abendtafrl begaben sich der Kaiser und die Kaiserin von Rußland an Bord de» „Standort", die voraussichtlich am frühen den Hafen verlosten wird. beiden Löchern war da« Gewebe ringsum brandig. Nachdem die Kugel durch den Magen gegangen war, ging sie weitrr in die Hinterwand de« Unter eib« hinein und verletzte den oberen Thtil der stiere. Auch dieser Theil de« WundkanalS war brandig geworden und zwar hatte sich der Brand auf dir Bauchspeicheldrüse ausgedehnt. Die Kugel ist noch nicht gesunden worden. ES war kein Ar tlichen von Bauchsellrntzündung oder einer Krank heit anderer Organe vorhanden. Der Tod war die Folge de« Brande», welcher ine Magen an den von der Kugel verursachten Wunden eintrat und ferner de« Brande« der Gewebe um den weiteren Wundkanal. Der Tod »ar durch keinerlei chirurgische oder medizinische Behandlung zu ver hindern. Er war die direkte Folge der von der Kugel verursachten Wunde. Buffalo, 14. September, 1 Uhr 40 Min. Nachmittag». Roosevelt traf hier ein und suchte zunächst seinen Freund Wilcox auf. Sodann be gab er sich unter Ehrengeleit tu da» Hau«, in welchem Mac Kinley ruht, kehrte dann zu Wilcox zurück und leistete in dessen Hause den Präsidentrnrid. Buffalo, 14. September. Bei der heute stattgehabten Eidesleistung de» Präsidenten Roose velt im Hause Wilcox' waren die Minister und andere zugegen. Der Sekretär de« Kriege» Root, der mit Thränen in den Augen sprach, setzte Roosevelt in Kenntaiß, daß da» Kabinett aus ge wichtigen RrgierungSrückstchten beschlossen habe, von ihm sofort die Eidesleistung zu erbitten. Roosevelt erwiderte: Ich werde aus Ihren Wunsch sofort den Eid leisten und möchte in dieser Stunde tiefer Trauer, wo die Nation einen so schweren Verlust zu beklagen hat, erklären, daß rS mein Ziel sein soll, die von Mac Kinley zum Frieden, zum Gedeihen und zur Ehre unsere» geliebten Landes ringrschlagrne Politik unverändert fortzu setzen. Der Richter nahm Roosevelt sodann den Eid ab, Roosevelt gab hierauf dem Wunsche Aus druck, sich mit den Mitgliedern des Kabinett» allein zu besprechen. Er forderte sie in dieser Konferenz auf, ihre Portefeuilles wenigstens für den Augenblick brizubehalten, waS die Minister zusagten. Schließlich theilte Roosevelt mit, der Kongreß würde nicht zu einer außerordentlichen Session zusammentreten, da dies unnöthig sei. New-Jork, 14. September. Der Anarchist Johann Most ist gegen eine Bürgschaft von 1000 Dollars lreigelassen worden. New-Jork, 14. September. Der Streik der Stahlarbeiter wurde heute nach einer sechsstündigen Besprechung zwischen den Vertretern der Smalgamated Association und der United State» Steel Cor poration für beendigt erklärt. Die Arbeiter nehmen die Arbeit am Montag wieder auf. Die Vereinbarungen sind nicht veröffentlicht worden; sie sind unterzeichnet von den Vertretern der Amalgamated Association, der Amerikanischen Weißblech-, der Amerikanischen Stahlreifrn« und der Amerikanischen Stahlblech-Gesellschaft. Vom Burenkrieg. In Johannesburg ist von den Engländern ein neuer HochverrathS- und Spionage prozeß ins Werk gesetzt worden, der sich gegen den früheren Staatsanwalt BroeckSma richtet. — An diesem Montag soll die berüchtigte Pro klamation Lord Kttchener'S in» Leben treten, welche die alsdann noch weiter kämpfenden Burrn al» Banditen und Mörder erklärt. Wird auch nicht viel Helsen. Kapstadt, 14. Sept. „ Daily Mail" meldet unterm 28. August: Die Lage in der Kapkolonle ist höchst düster. Im Innern de- Landes, schließen sich ganze Feldkornetschaften dem Feinde an. Heute trifft die Nachricht ein, daß der ganze Nordwestrn, also Theile der Bezirke Fraserburg, Williston, Sutherland, Carnarvon, BaurhynSdorf und Clanwilliam, in offenem Aufruhr sei. Bloemfontein, 12. September. Zwei Afrikander-Geistliche Namen» Murray und Botha kehrten heute von einer erfolglosen FriedenSmtsston hierher zurück, die sie zu Steiju und Dewet unternommen hatten, um ihnen Lord Kitchener'S Proklamation zu erläutern und sie zu veranlassen, sich zu ergeben. Strijn und Dewet lehnten r» aber ab, sie avzuhören. Zum 15. September. Der Tag bricht an. Nun ist beendet Die letzte euch gewährte Frist. So zeigt'» der Brite wahuverblendet Der Welt, wie er ohnmächtig ist, Im offnen Kampfe zu bestehen Die kleine zähe Bauernschaar. Sein Stern will schmählich untergehen. Entsetzt und bang wird er'« gewahr. stkchflsch« Grzützt«. Wette» Köln, 14 Septbr. Laut „Köln. Ztg." sind alle anarchistischen Versammlungen in Deutschland von heute ab verboten; desgleichen soll den anarchistischen Klub- da« Lebenslicht auSgrblasrn werden. Nach demselben Blatt« herrscht keine«, weg« eine Spannung zwischen den deutschen und amerikanischen Anarchisten, im Gegentheil sand rin lebhafter Gedankenaustausch zwischen den Haupt sammelpunkten der Anarchisten in Deutschland und denjenigen Amerika« statt. Frankfurt a. M., 15. September. Ein Privattrlegramm der „Franks. Ztg." vom 14. d. Mt». meldet au» Heilbronn: Der Direktor der Heilbronner Grwerbrbank W. Fuck« wurde heute Abend verhaftet. Gegen den abwesenden zweiten Direktor Kerser ist, ein Hastbesehl erlassen worden. Nachdem dem in der heutigen AufsichtSrathSsttzung der Heilbronner Tewrrbebank von der Direktion vorgelegten Statu« betragen die Passiven Mark 4,500,000, denen Aktiven von Mark 3,000,000 gegenüberstrhrn. Letztere sind hauptsächlich Außen stände, welche vorerst schwer einbringbar sind. Da« hiesige Bankhaus Herlich stellte heute gegen Verpfändung de« Bankgebäude« Mk. 100,000 zur Verfügung, womit sofort fällige kleinste Forder ungen zur Hälfte au-bezahlt wurden. Der Auf- sichtSrath strebt eine außergerichtliche Liquidation an. Hannover, 15. Septbr. -Heute tagte hier die Hauptversammlung de» Verbandes der deutschen Gewrrbevereine. Die Versammlung wurde Namens der Staatsregierung von dem Oberpräsidrntrn Grafen Stolberg - Wernigerrode begrüßt, welcher versicherte, die Staatsregierung sei gewillt, in Ge- mrinschoft mit den betheiligtrn Kreisen für das Wiederaufblühen de« Handwerks und des Gewerbes zu arbeiten. EL wurden Beschlüsse gefaßt zu Gunsten der Errichtung kaufmännischer Schieds gerichte und die Einrichtung von Meisterkursen. Haag, 15. September. Der deutsche Kron prinz ist heute Mittag 1 Uhr 30 Minuten von Belgien kommend in Begleitung de« Grafen AlvenSlrbrn hier eingetroffen. Ein offizieller Empfang fand nicht statt. Der Kronprinz begab sich zu Wagen nach Schrveningen. Wien, 15. September. Zu der gestrigen Danziger Kaiserrrde bemerkt das „Fremdenblatt": Einen wirkungsvolleren für Europa erfreulicheren Kommentar konnte die Danziger Entrevue gar nicht finden. Tanz Europa werde die Worte des Kaiser« mit freudiger Genugthuung vernehmen und gewiß auch mit Gefühlen des Dankes für zwei Herrscher, welche neuerlich beweisen, welch' mächtige aufrichtige FriedenSburgen die Welt in ihnen erblicken darf. — Die „Neue Freie Presse" sagt: Die Weise, wie der deutsche Kaiser über die Ereignisse der Zusammenkunft mit dem Kaiser von Rußland sich aussprach, ist geeignet, die von der öffentlichen Meinung an die Begegnung der beiden Kaiser geknüpften Erwartungen bezüglich de» allgemeinen Friedenscharakters derselben sowohl, al» betreffend die russisch-deutschen Beziehungen im Besonderen in erfreulichem Maße zu rechtfertigen. Petersburg, 15. Sept. Die „Nowosti" besprechen in einem Leitartikel die Danziger Kaiser zusammenkunft. DaS Blatt sagt, Deutschland habe, abgesehen von der Festigung des europäischen Friedens, die Annäherung zwischen Rußland und Deutschland gefördert. Die Zusammenkunft fr in allen Beziehungen ein glückliche« Ereigniß ge wesen. Ein heilsamer Einfluß desselben auf die allgemeine Lage werde zweifellos nicht zögern, in fühlbarer Weise hervorzutreten. Hinsichtlich der Verleihung de« AndreaSorden« an Waldersee sagt da« Blatt, die hohe Auszeichnung beweise am Besten, welche Bedeutung die Beendigung der chinesischen Krisi« habe. Waldersee habe den höchsten russischen Orden nicht für irgendwelche, speziell Rußland in China erwiesenen Dienste erhalten, sondern in seiner Eigenschaft al« Ober kommandierender der verbündeten Truppen. Seine Dekorierung bezeuge, daß Rußland sich für die endgültigen Erfolge der verbündeten Expedition warm interessirt habe. Buffalo, 14. September. Die Leiche Mac Kinley'« geht am Montag früh nach Washington ab, wo sie aufgebahrt werden wird. Die Bestattung findet am Donnerstag in Canton (Ohio) statt. Die Autopsie der Leiche ha ergeben, daß der Tod infolge de» Brandigwerdens der durch dir Kugel verursachten Wunde ein- getreten ist. Die Kugel ist nicht gefunden worden. Buffalo, 14. September. Der Bericht der Aerzte über die heute stattgrhabte Autopsie der Leiche Mac Kinley» besagt: Die Kugel, welche den Präsidenten am Brustbein traf, durchschlug nicht die Haut und verursachte nur eine unbe deutende Verletzung. Die andere Kugel aber ging durch beide Maarnwände. Man fand beide Löcher durch die Nadelstiche völlig geschloffen, aber bei