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Postvermaltung gezwungen, in eine Personalrsform eiw zutreten, Pie Hund in Hand mit Betriebsvereinfachun gen in der Weise durchgeführt werden soll, daß alle Dienstgeschäfte einfacherer und mechanischer Art bil ligeren Arbeitskräften zugeteitlt werden sollen, während andererseits die Anforderungen und Befugnisse au Be amte erhöht werden, In welcher Form der Bedarf an den erforderlichen Arbeitskräften gedeckt werden soll, ist noch nicht festgestetlt, und es unterliegt noch der Erwägung, ob namentlich in kleineren Orten, der Be triebsdienst jungen Mädchen eröffnet oder ob noch eine niedere Beamtenlaufbahn eingeführt werden soll. Die übrige Beamteuliaufbcrhn ist vorläufig gesperrt und die Postverwaitung läßt den Kandidaten der Einjährig- Freiwilligen-Prü'fung schon jetzt mitteilen, daß in die sem Jahre Post- und Telegraphengehilfen nicht ange nommen werden, — Berlin, 31, Dezember. Aus Anlaß der ver schiedenen Eisenbahnunfülle letzter Zeit bringt eine hie sige Korrespondenz eine Zusammenstellung der Häu figkeit von Eifenbahnunfällen in den ver schiedenen Ländern. Danach entfallen pro Jahr aus je eine Mill io n Reisende in. Deutschland . Oesterreich-Ungarn ^ngland^. . . . Schweiz .... Belgien .... Vereinigte Staaten Rußland.... . O,«» Todesfälle und 0,»g Verletzungen . 0,1« - - 0,8« - . 0,1» - - 1,18 - . 0,«4 - - 1,84 - . 0,N - - 1,li - . 0,88 - - 3,08 - . 0,4S - - 6,88 - . 2,8« - - 11,«S - Daraus geht die erfreuliche Tatsache hervor, Laß Deutschland nach wie vor in bezug auf die Sicherheit seiner Eilsenbahnen weitaus an der Spitze aller Kul turländer stecht, Oesterreich-Ungarn. — Die ungarische Krise. In unterrichteten politischen Kressen bezweifelt man auf das entschie denste, daß es Lukatsch gelingen wird, eiue Lösung der 'Krisis herbeiizufü'hren. Man hält es vielmehr für, wahrscheinlich, daß Graf Khuen^Hedervary schon in kür zester Zeit nrit der Mission der Kabinettsbildung be traut werden wird. Das Organ der Justh-Partei kün digt den rücksichtslosen Kampf an gegen jedes Bestre ben, die Rechte der Nation anzug reisen. Das Land werde keine Steuern, kein Budget und keine Soldaten bewilligen. Mutzland. — Ban des 2. sibirischen Geleises evtl, durch Amerikaner. Der „Rußkoje Slowo" wird aus Wladiwostok gedrahtet, daß zwischen Ame rika und Rußland Verhandlungen statt fänden, den Amerikanern den Bau eines 2. si birischen Gele iss e s und die Linie Zizikar-Kint- schou zu üb egg eben. Gerüchtweise soll das Angebot aus Amerika kommen unsd seitens Rußland sympatisch ausgenommen sein. Japan soll dagegen alles dran wenden, China zu bewegen, sich vom Bau der Linie Zizi- kar Kintschou zurückzuzivhen und die amerikanisch-rus sische Vereinbarung zu zerstören. England. M ehrere M in ist e r betonten in öffentlichen Reden von Neuem, daß die immer wieder allftaugenden Verdächtigungen Deutschlands ganz unbegründet feien. Vor. der Beendigung der Neuwahlen wird das kaum anders werden. — Mit dem l. Januar ist in England der mit dem Eide verbundene Bi'belkuß aufgehoben. Die Bibel wird von nun an in die rechte Hand genommen und so zum Schwur erhöben. -Lokale und sächsische Wachrichten. — Eibenstock, 3. Januar. Se. Maj. der König hat Herrn Oberlehrer Lang hier bei Gelegenheit des Uebertritls in den Ruhestand das Verdienstkreuz verliehen, das dem Ausgezeichneten am Neujahrstage durch Herrn Bürger meister Hesse in Gegenwart des Herrn Schuldirektor Petzold überreicht worden ist. — Eibenstock, 3. Jan. Herr Fabrikbesitzer Alban Maennel hier wurde heute vormittag im Beisein des Stadtverordneten-Kollegiums als unbesoldetes Ratsmitglied verpflichtet. In der anschließenden Stadtverordnetensitzung wurden sodann Herr Fabrikant Alfred Hirschberg zum Vorsteher und Herr Fabrikant Emil Bahlig zum Viceoor- steher des Kollegiums gewählt. ' — Schönheide, 2. Januar. Am 1. Januar veran staltete der hiesige Männergesangoerein im Saale des Hotel ,zum Schwan' eine Aufführung. Den Mittelpunkt bildeten die altniederländischen Volkslieder mit verbindender Dichtung. Sowohl die Gesänge, als auch die Dichtung, auSgeführt von Herrn Lehrer Schreiler, machten einen über wältigenden Eindruck auf das Publikum. Den zweiten Teil füllte ein Theaterstück »Der Menschenfeind' oder „Am Weih nachtsabend' von Spahn aus. Die Rollen lagen in bewähr ten Händen. Das ganze Spiel wurde von den Besuchern mit gesteigertem Interesse verfolgt. Allgemein hörte man das Urteil: ES war schön!' — Schönheide. Herr Postmeister Zernikow, der seit ca. 2'/, Jahren an der Spitze des hiesigen Kaiserlichen Post amtes steht, wird in Kürze unfern Ort verlassen, da er in gleicher Eigenschaft an das Kaiserliche Postamt in Zschopau versetzt worden ist. Herr Postmeister Zernikow war hier sehr beliebt, namentlich dürften ihn die Beamten und Unterbeam ten des Postamtes nur ungern scheiden sehen, da er ihnen ein selten gerechter und wohlwollender Vorgesetzter war. Ueber die Besetzung der hiesigen Postamts-Vorsteherstelle ist noch nichts Bestimmtes bekannt. — Unterstützengrün. Unsere Gemeinde hat beschlos sen, elektrischen Strom zu Lichtzwecken vom Oberlungwitzer Werk zu beziehen. Die Anlagen sollen in Bälde fertig gestellt werden. — CarlSfeld,2. Januar. Die am gestrigen Abend vom hiesigen Turnverein veranstaltete Abendunterhaltung verlief in allen Teilen sehr gut. Die Theaterstücke, die turnerischen Vorführungen sowie die komischen Vorträge sprachen außerordentlich an. Leitung wie Mitspieler haben ihr beste- geleistet. Ein sehr zahlreiches Publikum lohnte die Spieler durch lebhaften Applau» für ihre große Mühewaltung. Möge der gestrige Abend dazu beitragen, dem Turnverein neue Freunde und Gönner zuzuführen. — Dresden, 80. Dezember. Der sächsische Land tag wird nach Ablauf der FeiertagSzeit wieder zu seinen Be ratungen zusammentreten, und zwar hält die Erste Kammer bereits am 7. Januar eine Sitzung ab, in der sie sich mit ver schiedenen kleineren Vorlagen, die von der Zweiten Kammer erledigt sind, beschäftigen wird. Am 10. Januar tritt die Zweite Kammer wieder zu Teputationssitzungen zusammen, worauf am 11. Januar vormittags 10 Uhr die öffentlichen Sitzungen ausgenommen werden. In der ersten Sitzung sol len eine Anzahl Etatskapitel und Kapitel des Rechenschafts bericht» erledigt werden, während für die Sitzung am Mitt woch (12. Januar) die Vorberatung eine» von sozialdemo kratischer Seite eingebrachtcn Antrages, betreffend die Ein richtung einer Arbeitslosenfürsorge, in Aussicht steht. Natur gemäß sind hierfür wieder ausgedehnte Debatten zu erwarten. Weiter werden in der ersten Woche voraussichtlich noch wei tere Kapitel des Etat» zur Erledigung kommen. Am 26. Januar findet im Ständehause ein großer parlamentarischer Abend statt. — Leipzig, 31. Dezember. Heute vormittag fand die feierliche Uebernahme der Gemeinden Stünz, Stötteritz, Probstheida, Möckern, Dösen und Dölitz in die Verwaltung der Stadt Leipzig statt. Damit ist Leipzig die größte Stadt Sachsens geworden. Es zählt jetzt über 600000 Einwohner. — Döbeln, 31. Dezember. In dem auSgemauerten Pumpbrunnen einer Wirtschaft in dem kleinen Nachbardorfe Pommlitz wurde gestern durch einen Zufall vom Be sitzer eine Kindesleiche gefunden. Trotzdem die Leiche schon so lange im Wasser gelegen hat, daß sie ganz schwammig geworden und verwest ist, und trotzdem die meisten Ein wohner des Ortes ihr Trinkwasser auS diesem Brunnen ent nehmen, sind doch keine Erkrankungen bekannt geworden. Die Aufregung und der Ekel über dieses Vorkommnis ist aber im Orte groß. Wahrscheinlich hat eine polnische GutS- arbeiterin, die im Herbste heimgereist ist, ihr schon vor der Ernte geborenes Kind in den Brunnen geworfen. Der Vor fall ist nunmehr zur Anzeige gebracht. — Plauen i. V., 30. Dezember. Ein Maurer- Ausstand ist heute bei einem hiesigen Baumeister ausge brochen. Es handelt sich dabei aber nicht etwa um Fragen, die den Lohn oder die Arbeitszeit betreffen, sondern lediglich um eine Machtprobe von 4b organisierten Maurern gegen über 4 Nichtorganisierten Maurern und dem Baumeister. Weil die vier Mann sich nicht bewegen ließen, dem Ver bände beizutreten und der Baumeister es ablehnte, sie, dem Verlangen der Organisierten entsprechend, zu entlasten, legten die 45 die Arbeit nieder. Dadurch sind gegen 30 Bauhilfs arbeiter ebenfalls gezwungen, zu feiern. — Glauchau, 30. Dezember. Der achtjährige Sohn des Werkmeisters Goethe hier stand dieser Tage früh morgens in Abwesenheit der Eltern auf und zündete den Christbaum an. Dabei fing das Hemd des Kleinen Feuer und verbrannte ihm auf dem Leibe. Der Junge hatte am ganzen Körper derart schwere Brandwunden erlitten, daß er nach 24stündigem qualvollem Leiden starb. — Schneeberg. Die von der Stadtgemeinde Schnee berg nachgesuchte Aufnahme einer Anleihe von 700000 M. ist von der Kgl. Kreishauptmannschaft Zwickau unter Mit wirkung des Kreisausschusscs im Prinzip genehmigt wor den Die Anleihe ist bestimmt für Ankauf der Gasanstalt, Verbesserung des Wasserwerks, Ausbau des Floßgrabens für Elektrizität und Umbau des Rathauses. — Hainichen, 30. Dezember. Gestern abend gegen 10 Uhr ist auf dem (Übergänge in der Flur Hainichen ein Geschirr vom Roßwein—Chemnitzer Personenzug Nr. 1414 überfahren worden, wodurch zwei Personen anscheinend nur leicht, das Pferd aber tödlich verletzt wurde. - Das neue Jahr begann nicht zu jeder Zeit mit dem 1. Januar tme jetzt. Dies geschieht erst seit dem 16. und 17. Jahrhundert, als der julianische Ka lender wieder allgemein W Ehren kam. Das Mit telalter begann sein Jahr etwa mit dem Osterfeste, von dem der christliche Festkalender abhing; das war bei dem Wechsel des Ostertages, der auf 35 verschiede ne Tage fallen konnte, allerdings ein höchst unglück licher Termin. Nach deutscher, mittelalterlicher Weise begann man das neue Jahr mit dem Feste der Ge burt Christi, c lso mit dem 25. Dezember. Das war auch wohl die einzig logische Weise, weil ja die ganze christliche Aera eben von der ,,Geburt Christi" rechnet, und auch, weil dieser Tag der Wintersonnenwende am nächsten liegt. 8. L. X. Zurücken! In einem Dresdner Blatt beschäftigte sich jüngst ein „Eingesandt" mit der Tat sache, daß die Droschkenpferde an einem Droschken- halteplatz von selber nachrücken, wenn eine Lücke ent standen ist, während auf der elektrischen Straßenbahn, ja in der Kirche die Menschen nicht „gurückten", wenn ein späterer Fahrgast oder Kirchgänger Nachkomme. Nun hinkt ja der Vergleich, denn die Pferde rücken nur nach, wenn eine Lücke ist, machen aber nicht Platz, wenn eine Droschke dazwischen Platz nehmen will. Aber die Mage, daß die Menschen oft sehr unhöflich sind, selbst in der Kirche, ist leider richtig. Nur sind esl nicht im mer die, welche fitzen bleiben, sondern oft auch die, welche zu spät kommen. Aber eine Gewohnheit sollte man schon die Kinder lehren: bei freien Bankreihen sich zuerst in die Mitte zu setzen. Die kleine Unbequemlich keit, im Anfänge ein paar Schritte weiter gehen zu müssen, ja die Aussicht, nach Beendigung nicht zuerst fort zu können wird doch gewiß ausgewogen durch die große Unbequemlichkeit, jeden Späterkommenden sich vorbeiquetschen zu lassen. Es ist manchmal zum La chen, wenn man sieht, wte so ein zuerst gekommener Ecksitzer 10 und 20 mal ausstxhen muß, um die Plätze bis zur Mitte besetzen zu lassen, anstatt daß er sich in die Mitte gesetzt und dadurch f,ür feine und andrer Leute Bequemlichkeit gesorgt hätte. Sitz«»- des Nezirtsausschvffes der A-»i-Nche» Amtsh«, upt- ma»»sch»st Sch»«rre»ker- am 28. Dezember 1909. Die heute unter dem Borsitze de» Herrn Amtshauptmann« Demmerin- abgehaltene Sitzung de» BeziekSautschuffe« umfaßte ein« Lageiordnung von Sb Punkten — Genehmigt wurden: ») der ortSstatutaiifche Beschluß der Gemeinde Riederschlema, die Veröffent lichung allgemeiner behördlicher Anordnungen daselbst betreffend, d) die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit feiten- der Gemeind« Wolf-grün in Wegesachen, o) die Uebernahme einer bleibenden Verbindlichkeit feiten- der Stadtgemeind« Grünhain in Eisenbahnsachen «Veränderung in Wafferzuflußverhältniffen), <l) da» Hundesteuerregulativ für EarlSfeld, s) da- Gesuch de« Konditor- O-wald Graf in Johanngeorgenstadt um Gr- laubni- rum Au-schank von Kaffe«, Kakao, Schokolade und sonstig« alkoholfreien Getränken in dem Hause Nr. 8l daselbst (Uebertragung au» dem Hause Nr. 7b). 1) Gesuch de- Albin Wilhelm Häcker in Johanngeorgenstadt um Uebertrag- ung der Erlaubnis -um Bier- und Bramuweinschcmk und zur Verab reichung von Speisen in dem Hause Nr L89 daselbst, 8) die Di-membration de» Grundstück- Blatt 4SI für Zschorlau (soweit er forderlich), K) die Dismembration de- Grundstück» Blatt bl für Carl-feld, i) die Geschäftsordnung für den Gemeinderat »u Riederschlema mit dem ort-statutarischen Beschlüsse über die Oeffentlichkeit der Gemeinderat-- sitzungen daselbst, jedoch mit dem Hinzufügen, daß die ursprüngliche Fas sung der Geschäftsordnung empfohlen wird, k) die Bestreitung der Kosten für ein neubeschafftes Exemplar von Becker- Handbuch auS Bezirk-mitteln. Der Gemeinde Lauter ward ein kleiner Zuschuß zur Beschaffung ein wandfreier Kindermilch für Bedürftige bewilligt. — Der Gewährung von Geldprämien für fleißig« Klöppelschülerinnen stimmte der Bezirksausschuß nachträglich zu. — Bedingungsweise genehmigt wurde das Gesuch de« Schankwirts Ernst Christian Wetzel in BernSbach um Erlaubnis zum inte rimistischen Bier- und Branntweinschank in einer Holzbude auf die Zeit bi» zum Wiederaufbau der Schantwirljebast Kataster Nr. 15 für BernSbach. — Einem bedürftigen Schwarzenberger Einwohner wurden die Zinsen der Dr. Arthur Esche-Stiftung zugesprochen. — Wegm der Errichtung «ine- Gewerbe gericht- in Aue fand eine Besprechung statt, ebenso wegen der den Gemein den de- Bezirk- zu gewährenden Wegebaubeihilfen. — Der Zentralstelle für Deutsch« Personen, und Familiengeschichte einen Beitrag zu gewähren, konnte sich der Bezirksausschuß nicht entschließen. — Wegen der Sache, Oeffentlich keit de» sogenannten „neuen Wegs" in Arnold-Hammer soll eine Lokalbestch- tigung stattfinden. — Den der Königlichen AmtShauptmannschaft unter breiteten Vorschlägen über Gewährung von Belohnungen für Gemeindeweg«. Wärter ward zugestimmt. — Ferner nahm der Bezirksausschuß einige Er- gänzungSwahlen von Sachverständigen der Bezirksschätzungsausschüsse der staatlichen Schlachtviehversicherung vor. — Zum Tanzregulativ des Bezirk joll ein Nachtrag aufgestellt werden. - Schließlich nahm der Bezirksausschuß von den neuen Bestimmungen über die GehaltSbezüge der Amtsstraßenmeister Kenntnis. Die übrigen Punkte der Tagesordnung haben für di« Allgemein heit kein besonderes Interesse. Luslschifsa-rt. Das Militärluftschsff „Groß Hl" hat am Freitag vomnittag vom Tegeler Schießplätze aus seinen ersten Ausstieg unternommen. Das Luft schiff manövrierte über dem Schießplatz IV2 Stun den, worauf es glatt landete. Das neue Luftschiff übertrifft alle seine Vorgänger an Größe und An triebskraft, es ist 86 Meter lang unid umfaßt 8000 Kubikmeter Gas, die Gondel ist 9 Meter lang und in dieselbe sind 4 Motoren eingebaut, welche die vier Propeller treiben. Professor Hergesell, der Leiter der me teorologischen Vorarbeiten zur Zeppelinschen Nordpo larexpedition, hat seiiwe Studien hm Karibischen Meer beendet. Es waren hierbei namentlich die Strömun gen der Passatwinde erforscht worden. Die Registrier ballons haben die kolossale Höhe von 18 000 Metern erreicht, wobei Temperaturen von — 81 Grad Celsius gemessen wurden« Fröhliches Neujahr. Ein Siudenienstreich, erzählt von A melie Hinze. (Sckluß). Der Neujahrsabend hatte die Kneipe bis auf den letzten Platz gefüllt. Durch den Tabaksqualm, der hier vorpafft wurde, schimmerten di« bunten Mützen der Studenten; weißbärtige Häupter und rosige Mädchen gesichter. Denn ohne ,-Feinsliebchen" kein Fest, «und wie überall bildete auch hier der Neujahrsabend einen der fröhlichsten Festabende. Ein Kreis junger Studenten und hübscher Damen nahm die gemütliche Ecke ein und war das Ziel vie ler Blicke. Der elegante Gurlitt, der heute früh an Gerlützens Tür war, präsidierte an der Spitze des Krei ses. Die Schmarre auf der linken Wange stand ihm nicht übel. An seiner grünen Seite saß die süße Kröte, die Tine, «in allerliebstes Mädel. Sie war Verkäuferin in meinem Warenhanse und lebte nach dem Grundsatz; 6 Lage im der Woche arbeiten und am 7. sich dafür' entschädigen. Dann kamen die Gebrüder von Rühl, gute, grüne Jungen. Sie hatten mit den Schwestern Schönwald angebändelt. Fräulein Molly war bei ei nem Zahnarzt, Fräulein Züschen bei einem Photogra phen tätig; zurzeit spielten, sie die Damen von Welt. Der dicke Grübler kam aus dem Lachen garnicht Herm ans. Bei jeder neuen Lachsalve hielt er sich sein Bäuch? leiin, sah mit seligen, Augen, ins Glas und, erklärte Mit feucht-fröhlicher Zupge: er trage nur eine Flam me im Herzen — di« heiße Rosenbräu. Dm lange Mädlep, obwohl kein Adonis, hatte entschieden das schönste Mädel erwischt. Hei, wie die Blicke zu diesem flogen; manch ein, Philister vergaß seine 60 Jahre und nahm die holdselige Kleine aufs Korn! Diese blond« Lockenfülle, umrahmt von schwar zem Rembrandt! Diese Augen, wie ein Flambeau! Waich das Kinn, geschmückt mit Grübchen^ und die Man gan gleich der Pfirsich! Chick und elegant schmiegte sich das blaue Tuchkleid an die schlanken Glieder. Ja, das schönste Mädel hier! Das.fanden auch die beiden Gäste am Tische vis-ä-vis. Es waren der Schneidermeister Maier und sein Bekannter von heute früh. Harr Maier, gekleidet und gewichst wie ein Baron, war dem langen Mädlar an.männlicher Per sönlichkeit entschieden über. Was Wunder, daß dessen Dam« den Blick bald verstohlen^ bald offenkundig her- übersanWe. ^Fachan Sie nicht auch, lieber Maier, daß der junge Lasse dpütgegen das Frchulein gar zu vertraulich« lut?" fragte der Begleiter den Schneidermeister. „Unverschämt vertraulich!" stimmte dieser im Brustton dar Entrüstung zu, als der Mädler gerade der jungen Schönen ums Kinn griff. „Der Mensch