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L« stichstsch« V-MI-». «ettt ». Kiel, 31. August. Unter überaus reger Brtheiligung fand heute Abend «in zu Ehren der' Besatzungen der hrimgrkehrten Ctzinadivifionvo» der Bürgerschaft veranstalteter Lamptonkorso statt. Hunderte von geschmückten Ruderbooten, Motor booten und Dampfern bewegten sich an den aüs der Höhe von Bellevue verankerten Schiffen entlang, jedes einzelne mit Hurrah begrüßend. Prinz Hermann von Sachsen.Weimar, rin Agnat des württembergischen Königshauses, ist in Berchtesgaden gestorben. Prinz Tschun sitzt noch immer gemäch lich in den „Drei Königen" zu Basel; er denk», die Herren in Berlin können warten. Und hierin hat er durchaus nicht Unrecht. Die Herren in Berlin machen zu dem chinesischen RLnkrspirl gute Miene, sie gehen in ihrem Entgegenkommen sogar so weit, dem Sühneprinzen baldige Gesundheit zu wünschen. Wenn er aber glaubt, damit seiner Sühnemission zu entgehen, so befindet er sich sehr im Jrrthum. Prinz Tschun wird mit oder gegen seinen Willen nach Berlin kommen, er wird auch die vorgeschriebenen drei Verbeugungen vor dem Kaiser machen, und seine Begleitung wird sich der chinesischen Sitte gemäß vor dem Monarchen auf die Erde werfen, um die etwas deutliche Antwort unseres Kaisers besser vernehmen zu können. Inzwischen richten stch'S die Herren Chinesen in Basel so gemüthlich wie möglich ein. Sie kaufen sich warme Kleidung, da ihre seidenen Gewänder für die jetzige rauhe Witterung nicht recht auS- reichen. Dabei spielt der Draht zwischen Basel und Peking unausgesetzt, als ob stch'S um tief gründige politische Fragen handelte, während e« nur leidige Etikettenfragen sind, die dem Prinzen Tschun die starke Erkältung beigebracht haben. — Da der Reichskanzler aus Norderney zurückgrkehrt ist und die Geschäfte sogleich übernommen hat, darf man sich wohl der Hoffnung auf eine schnellere Erledigung dieser Etiketteofragen hingeben. Eine Segenswolke schwebt über den Postbeamten und wird ihren beglückenden Inhalt auf sie herniederträufeln lassen. Im nächsten Reichsetat soll nämlich eine von den zuständigen Regierungsstellen wie vom Reichstag schon seit einiger Zeit gewünschte Aenderung in den Gehalts stufen der Post-Assistenten ihre Verwirklichung erlangen. An der Ausbesserung dürften Bureau- Assistenten und Kanzlisten der Post- und Tele- graphen-Verwaltung, die Ober-Post- und Ober- Telegraphen - Assistenten, Post- und Telegraphen- Assistenten und Postverwalter theilhaben. Be kanntlich hat der Reichstag schon früher Resolutionen gefaßt, die auf eine Ausbesserung der Gehälter dieser Beamtenklassen hinzielten. Als im vorigen Tagungs-Abschnitt die Annahme der Resolution wiederholt wurde, wurde regierungsseitig eine baldige Berücksichtigung zugestchert. Da es nicht möglich war, in dem vorgelegten ErgänzungSetat für 1901 die Angelegenheit zu regeln, so dürste die Neuerung im Reichsetat für 1902 durchgeführt werden. Koblenz, 31. August. Wie die Regierung bekannt giebt, sind bei dem Brande des Regierungs gebäude» am 16. August sämmtliche Hinterlegungs akten ein Raub der Flammen geworden. Leitmeritz, 29. August. Infolge der polizei lichen Auflösung der antiklerikalen Versammlung in Leitmeritz vom 28. d. M. sind hier 179 Personen zum Protestantismus übergetreten. Prag, 31. August. Der verstärkte Vollzugs« Ausschuß der deutsch - fortschrittlichen Landtags abgeordneten beschloß die Einberufung der Ver trauensmänner der Partei noch vor den Landtagswahlen und erließ einen Aufruf an die Deutschen in Böhmen. In demselben wird vor der kürzlich von den Alldeutschen ausgegebenen Losung gewarnt, daß das bisher von den Deutschen Böhmens einmüthig gestellte Verlangen nach nationaler Abgrenzung und Selbstverwaltung fallen zu lassen und die czechische Mehrheit de» Landes zu germanistren sei, da eine Politik, die eine solche Fülle verhäugnißvoller Täuschungen enthalte, einem Frevel am eigenen BolkSthume gleichkäme. Der Aufruf weist ferner darauf hin, daß die zeitweilige Obstruktion durch Nothwehr bedingt war, und führt weiter aus, daß die so wachgerufene KampfeSstimmung nicht mißbraucht werden dürfe, um blindlings nebelhaften, in abseh barer Zeit vollkommen unerreichbaren Zielen nachzujagen. Der Ausschuß überläßt es ruhig der Wählerschaft, ob sie sich derjenigen Partei anschließen wolle, die den Kampf um des Kampfes willen, ohne Aussicht auf Anbahnung erträglicher Verhältnisse de» Lande», ja, oh« Absicht auf deren Herbeiführung, will, oder jener Partei, welche sich in harter, ernster Arbeit die Erhaltung und Sicherung des deutschen Vprachbodeas und die den freiheitlichen Bedürfnissen der Zeit Rech- nung tragende Fortentwickelung des deutschen Volkes m geistlicher und wirthschastlicher Be ziehung zur Aufgabe gestellt hat. Der Ausruf brtheuert schließlich da» unentwegt« Festhalten an den als richtig erkannt« Prinzipien der Partei, namentlich an der unverkürzten Wahrung der ge schichtlich und kulturell begründeten Rechte de» deutschen Volke» , an deren Bertheidigung gegen czechische Uebergriffe und staatsrechtliche Sonder bestrebungen sowie an der Zugehörigkeit Böhmen» zum einheitlichen ReichSvrrdande. Buda pest,-31. August. Wie der „Pester Lloyd" meldet, trifft brr König von Rumänien in Wien ein. Wien, 31. August. Oberst v. Raven, der Kommandeur de» Kaiser Franz Garde-Grenadier- Regiment», traf heute Abend mit einem Leutnant und einem Unteroffizier hier rin und stieg al» Gast de» Kaisers Franz Joses mit seiner Begleitung im Hotel „Imperial" ab. Morgen Vormittag wird Oberst v. Raven sich dem Kaiser als neu ernannten Regimentskommandeur vorstellen. Am Nachmittag findet dann eine Hostafel statt, zu der die preußische Deputation, der ReichS-KriegSministrr, der GenerolstabSchef und andere hohe Militär» geladen sind. Wien, 1. September. Da» „Fremdenblatt" schreibt an leitender Stelle: Wir erblicken in der Danziger Kaiftrentcevue ein Ereigniß, welches geeignet ist, den Völkern Europas da» kostbare Tut des Friedens weiter zu erhalten und begrüßen mit Freuden dieses Zeichen der ungestörten guten Beziehungen zwischen Rußland und Deutschland. Vielleicht wird nun die Harmonie in der Politik, welche zwischen diesen beiden Reichen waltet, einen Einklang in den wirthschastlichen Fragen Herstellen; vielleicht wird die Kaiserzusammenkunft nicht nur für den politischen, sondern auch für den wirth- schaftlichen Frieden Früchte tragen. Das Problem der Handelsverträge beschäftigt heute die ganze Welt und e» wäre zu wünschen, daß die Gefahren, welche diesem handelspolitischen System drohen, verschwinden. Auch wirthschaftliche Gegensätze sind, wenn nur guter Wille vorhanden ist, nicht unüber brückbar, und so mag denn vielleicht auch für die Frage der Handelsverträge die Kaiserzusammenkunft bei Danzig nicht ohne Wichtigkeit sein. Jedenfalls hietet abex dftse Enficevue den Böllern die Ge währ / daß die Beziehungen zwischen Drutichlmid und Rußland' gute sind , das Berhältniß dieser beiden Mächte zu einander ein freundschaftliches ist und haß diese kostbare Garantie für die Auf rechterhaltung des europäischen Friedens unver mindert geblieben ist. Bprdeaux, 31. August. Die Polizei ver haftete einen Anarchisten, welcher Schriftstücke bei sich trug, in welchen die Attentate CaserioS, Henrys und RavacholS verherrlicht werden. Der Anarchist setzte seiner Verhaftung heftigen Wider stand entgegen und äußerte beim Äerhör, er sei gerade im Begriff gewesen, seine Pflicht zu thun. Cadix, 1. September. Die Bevölkerung von Setenil hat sich gegen die Steuerbeamtrn zu sammengerottet. ES kam zu einem heftigen Zu sammenstoß, bei dem mehrere Personen getüdtet und mehrere verletzt sein sollen. Der Chef der Gendarmerie hat sich nach Setenil begeben. San Sebastian, 1. September. Wegen eine» im „Correo de Tuipuzeao" erschienenen für die spanische Flotte beleidigenden Artikel» stellten Offiziere und Mannschaften des hiesigen spanischen Geschwader» die Redakteure de» Blatte» in ihrem Bureau zur Rede. ES kam dabei zu Tätlichkeiten, wobei rin Redakteur und drei Marinesoldaten verwundet wurden. London, 31. August. „Daily Expreß" will wissen, daß Frankreich und Rußland zusammen im nächsten Jahre 98 Unterseeboote besitzen werden. — Ein englischer Spion, welcher da» Fabrikation»- geheimniß der französischen Unterseeboote durch Bestechung erlangt hatte, soll in Toulon verhaftet und zu lebenslänglichem Kerker verurtheilt worden sein. Lissabon, 31. Aug. Auf der Rhede von Lago» befinden sich jetzt inSgesammt 46 englische und 6 portugiesische Kriegsschiffe. Heute lud der König die britischen Admirale zu einem Bankett auf die Kgl. Nacht ein, nachdem er gestern an vor» der Flaggschiffe der britischen Admirale da» Früh stück und da« Diner eingenommen hatte. Buenos Aires, 31. August Der Senat hat für den Fall, daß der Präsident und der Vizepräsident zurücktreten, den General Mit« zu« Präsidenten drstgnirt. Trinidad, 3^. August. Der EiafaL d« regulären venezolanischen Armee iu KotumlM O nur eine Frage von. ^gen^MWWWWWW »s L0» mit einem Racheakt de» reichsländischrn Cleru» gegenüber Rampolla und vielleicht gegenüber der päpstlichen Curie überhaupt «egen de» den Wünschen de» Cleru» nicht entsprechenden Aus gange» der Metzer und Straßburger Bischofs- anaelegenheit zu thun. Doch wird dieser Zwischen fall schwerlich weitere Kreis« ziehen, wie man hie und da glaubt. Der ungarische Reichstag steht vor seiner Auflösung, die am S. September erfolgen soll; die Neuwahlen werden in der Zeit vom 10. bis 20. Oktober erwartet. In Pester poli tischen Kreisen glaubt man, daß der neue Reichs- tag alsbald nach feinem Zusammentritt mit der Indemnität-Vorlage und her Ouotenvorlage be schäftigt werden wird, da beide gesetzgeberischen Stoffe noch im lausenden Jahre zur Erledigung gelangen müssen. In Debrezin ist eine verdächtige Persönlichkeit, die sich Johann Nagy nennt, ver haftet worden, welche aber, wie polizeiliche Recherchen ergeben haben, in Wirklichkeit Anton Tasch heißt, zur anarchistischen Partei gehören soll und aus dem Krankenhaus« in Myiregy Haga entflohen ist. Dort ist von dem Verhafteten ein Brief zurückgelassen worden, in welchem dem Kaiser Franz Josef unter Schmähungen des selben mit einem Attentat gedroht wird. Anton Tasch hat bereits zugeftanden, daß er Anarchist sei und den bewußten Brief geschrieben habe. Da» russische Kaiserpaar ist mit seinen Kindern am Freitag Nachmittag von Peterhof aus an Bord der Jacht „Standard" nach Kopenhagen abgereist. In den nächsten Tagen steht man am dänischen KönigShofe, woselbst zur Zeit bereits die Königin von England und die Kaiserin Wittwe von Rußland weilen , auch dem Erscheinen de» König« von Griechenland und deS König» von England entgegen, angeblich wird außerdem Kaiser Wilhelm zy einem zweitägigen Besuch in Schloß FredenSborg erwartet, im Zu sammenhang mit dieser «»gekündigten Versamm- lung von Fürstlichkeiten auf dänischem Boden sind bereit» allerhand politische Gerüchte in die Welt geletzt worden. Auch an BerlobungSgerüchte an läßlich der Kopenhagener Fürstentage fehlt eS nicht; u. A. wird behauptet, der ebenfalls am dänischen Hofe als Gast eiugejroffW junge Groß herzog von Mecklenburg-Schwerw gedenke sich - dort mit Prinzessin THW,,iper ^pM«n Tochter , - de» dänischen kronprinzlichen Paares, zu verloben. Zum Czarenbesuch n^-Arankreich - bringt da» offiziöse „Journ. de St. PSterSb." einen etwa» pathetischen Artikel, in welchem der französischen Nation alle» mögliche Schmeichelhafte gesagt und auf das innige Berhältniß zwischen , Frankreich und Rußland hingewiesen wird. Der - Artikel macht den Eindruck , als ob er bestimmt sei, gegenüber den Franzosen die deutschfeindlichen Auslassungen der Petersburger Blätter anläßlich per bevorstehenden Begegnung deS Czaren mit dem deutschen Kaiser etwa» abzuschwächen. UrbrigrnS erfährt man jetzt durch da» „Journ. de St. PöterSb.", daß der russische Minister Gras Lambsdorff den Czaren nach Frankreich begleiten wird, was bis jetzt noch nicht ganz sicher war. In den spanischen Gew ässern weilt jetzt wiederum ein deutsches Schulschiff der „Stein"; da» Schiff ankert augenblicklich in dem Seebade San Sebastian, wo die spanische KönigSsamilie gegenwärtig ihre SommerviÜeggjatur hält. Am Sonnabend Abend gab die Königin-Regentin Christine zu Ehren der Offiziere de» „Stein" ein Gartenfest. Der König und d i e Königin von Serbien werden laut einer halbamtlichen Belgrader Meldung am 9. September eine Reise durch den westlichen Theil deS Lande« antretrn; dieselbe soll 14 Tage dauern. — Zum französisch türkischen Konflikt liegt au» Konstantinopel u. A. die Meldung vor, daß da» dem französischen Bot- schaftrr Constan» in einer Note vom 24. August angekündigte Jrade de» Sultan», betr. die Ein setzung der französischen Qugigesellschast in Kon stantinopel in ihre Rechte bi» zum Abend de» 29. August noch nicht bei der Pforte eingegangrn sei. — Der deutschen anatolischen Bahn gesellschaft ist jetzt da» auf Grund eine» Jrade'S de» Sultans genehmigte Statut, welche» den Bau der Hafenanlagrn in tzaidaer Pascha durch genannte Gesellschaft erlaubt, zugestellt worden. Eine Schlacht zwischen den kolumbischen RegierungStruppeu und den Aufständischen wird nach einer Meldung au» Quito erwartet. Die Wahl RieSeo' s zum neuen Präsidenten der Republik Chile ist vom chilenischen Kongreß für giltig erklärt worden. RieSco wird sein Amt am 18. September antreten.