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»7 gespurt oder auS gewiesen worden. Ferner sind etwa 700 Personen, welche theils der Mitschuld in der Brandaffäre im Aildiz Aiosk, theils anderer Vergehen schuldig stin sollt«, nach Jemen in Arabien verbannt und mft dem Dampfer „Muruvet" fortgeschafft worden. ImSchooße der bulgarischen Regierung sollten ernste Meinungsverschiedenheiten auSge. krochen sein, welche« Gerücht aber von der offi ziösen „Agence Bulgare" al- ganz unbegründet bezeichnet wird. Der englische Kplonialminister Chamberlain hat abermals eine UnterhauSrede über den südafrikanischen Krieg gehalten. In der selben ließ er die Drohung dürchblicken, daß Eng land die Buren künftig nur noch als Banditen behandeln würde; weiter bemühte er sich noch mals, die Aussichtslosigkeit eintS ferneren Wider standes der Buren darzuthun. UrbrigenS bezeichnete Chamberlain bei dieser Gelegenheit die Nachricht von der bevorstehenden Rückkehr Lord Kitchener'S aus Südafrika als ganz unbegründet. — Am Freitag genehmigte das Unterhaus endgiltig die beiden Vorlagen über die Militär- und Marinebauten. In der nämlichen Sitzung legte der Staatssekretär für Indien das indische Budget vor. Der spanische Minister des Aeußeren er klärte in einem Interview, zwischen England und Spanien gebe eS weder eine Gibraltärsrage, noch eine Konvention wegen Marokkos. Der amerikanische Ober stkomman- dirende auf den Philippinen, General Mac Arthur, droht den rebellischen Filipinos jetzt, sie als Banditen und Mörder behandeln zu wollen. Eine von ihm erlassene Proklamation giebt den Filipinos bekannt, daß eine Regierung aus ihrer Mitte thatsächlich nicht mehr bestände und daß von einem gewissen Zeitpunkt ab jeder Filipino, der einen amerikanischen Soldaten tödte, als Mörder angesehen werden würde. Vermuth- lich werden sich aber die tapferen Filipinos durch diese Proklamation deS amerikanischen Oberbefehls habers ebensowenig ins Bockshorn jagen lassen, als sich die Buren vor den blutigen Drohungen KitchenerS fürchten. Unter den in Amerika lebenden Iren herrscht eine sehr gereizte Stimmung gegen England. In einer von 4000 Personen besuchten Versammlung zu Chicago wurden heftige Reden zu Gunsten der Freiheit Irlands gehalten. Mehrere der Redner verlangten die schärfsten Gewaltmaßregeln gegen England, u. A. die Jnbrandsteckung der bedeutendsten englischen Städte. Wil helmShöhe, 18. Aüg. Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin unternahmen gestern Nachmittag einen Ausflug nach dem Dörnberg. Heute Vormittag besuchten die Majestäten den Gottesdienst in der Schloßkapelle. München, 17. August. Graf Waldersee nimmt nach einer Berchtesgadener Meldung der „Münch. Reuest. Nachr." Ende August Wohnung in Berchtesgaden, wo bereits eine Schwester Waldersee's bei einem Verwandten, dem Frhrn. v Ende, wohnt. Später, nach der Ankunft des Prinzregenten, wird Graf Waldersee an den Hoch- jagden theilnehmen. Gumbinnen, 17. August. Prozeß Krosigk. DaS Gericht beeidigte den Hauptbelastungszeugen Skopeck entgegen dem Anträge der Vertheidigung. Der Gerichtshof war einstimmig der Ansicht, Skopeck sei glaubwürdig und keiner Theilnahme an dem Verbrechen verdächtig. Gumbinnen, 17. August. In dem Prozeß wegen Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk gab der Vertreter der Anklage, ÖberkriegSgerichtS- rath Meyer, einen Protest zu den Akten wegen Be schränkung seines Fragerechts an die Zeugen und erklärte, der Gerichtshof nehme ihm die Beweis mittel zur Ueberführung Hickels. Gumbinnen, 17. August. Während der heutigen Verhandlung in dem Prozeß wegen Er mordung des Rittmeisters von Krosigk ging ein Schreiben von der Frau de» Sergeanten Hickel ein, worin der Gerichtshof gebeten wird, ihrem Manne zu gestatten, auf kurze Zeit in seine Wohnung zu seinem sterbenden Kinde kommen zu dürfen. Die Verhandlung wird hierauf abgebrochen und Hickel in seine Wohnung geführt. Straßburg i. Els., 17. Aug. Der Weih bischof vr. Marbach hat, wie der „Elsässer" meldet, seine Demission eingrreicht. Sie wurde von der Regierung angenommen. Hamburg, 17. August. Die Königin von England ist heute Vormittag auf der Jacht „OSborne" von hier nach England abgrreist. Wien, 17. August. Erntebericht deS Acker- bauministeriumS von Mitte August. Die Roggen-, Weizen- und Verstenernte war quantitativ durch- Der sächsische Grzakler. Wett« S schnittlich gut mittel, qualitativ minder befriedigend, in einigen Provinzen, namentlich Galizien, mittel mäßig. Die Haferernte ist im Gange. Zucker rüben bedürfen des Regens. Der sonstige Stand ist günstig. Ein gutes Weinjahr ist zu erwarten. Budapest, 18. August. Der Geburtstag de» Königs wurde hier und im ganzen Lande festlich begangen. Urberall wurden Dankgottesdienste abgehalten. Paris, 17. Aug. Heute Nachmittag wurde eine 59 Jahre alte Frau auS Cherbourg hier ver haftet, welche am Vormittag im Justizministerium mit einem Revolver, welchen sie verborgen hielt» erschienen war. Sie erklärte, sie wolle den Justiz minister Monis tödten. Die Verhaftete wird von Aerzten auf ihren Geisteszustand untersucht werden. Paris, 17. August. DaS Blatt „Rappel" will auS bester römischer Quelle erfahren haben, daß Italien den Dreibund unter folgenden Bedingungen erneuern würde: 1. Anerkennung der Ansprüche Italiens in Tripolis; 2. Verpflich tung der Dreibundmächte, gemeinsam die Balkan frage zu erledigen; 3. Abschaffung der bestehenden Militärkonvention unter den Dreibundmächten. (?) Paris, 18. August. Im Departement CöteS- du-Nord wurde der Konservative TrSoSneuc mit 713 Stimmen gegen den Republikaner Armey, welcher 524 Stimmen erhielt, gewählt. Der Vorgänger TrSvöneuc's war ebenfalls konservativ. Rom, 18. August. Der Papst empfing heute die Kardinale und Prälaten, sowie zahlreiche andere Persönlichkeiten. Die Gesundheit deS Papstes ist ausgezeichnet. Neapel, 18. August. Alle Arbeiter der Straßenbahn werden morgen ihren regelmäßen Dienst wieder aufnehmen. Sofia, 17. August. Die von einem aus ländischen Blatte gebrachte Nachricht, daß der Fürst dem Empfange des russischen Geschwaders darum nicht beigewohnt hätte, weil er vom Ministerpräsidenten ersucht worden sei, nicht zu diesen Feierlichkeiten zu kommen, da der Besuch des Geschwaders dem Lande, nicht dem Fürsten gelte, wird von der „Agence Bulgare" als eine tendenziöse Erfindung bezeichnet. Die Reise des Fürsten Ferdinand nach dem Auslande sei von vornherein unmittelbar nach dem Besuch deS Groß fürsten Alexander Michajlowitsch festgesetzt gewesen. Sofia, 17. August. In den letzten Tagen ist es wieder zu einem Zusammenstoß zwischen türkischen und bulgarischen Grenzposten gekommen. Hierbei verloren der „Agence Bulgare" zufolge die Türken, welche zuerst aus die Bulgaren ge schossen hatten, 4 Tobte und 5 Verwundete. Die bulgarische Regierung hat, wie die „Agenc Bulgare" weiter meldet, energische Schritte in Konstantinopel unternommen. Antwerpen, 17. August. Der Komman dant des französischen Schulschiffes „Bougainville" stattete gestern mehrere Besuche ab. Sehr bemerkt wird, daß neben dem französischen Schiffe ein deutscher Dampfer ankert, der deutsche Soldaten aus China zurückbringt und daß der Verkehr zwischen den französischen und deutschen Soldaten ein äußerst freundschaftlicher ist. London, 17. August. In der Thronrede, mit welcher das Parlament vertagt wurde, wird erklärt, daß die herzlichen Beziehungen zwischen Großbritannien und den übrigen Mächten un vermindert fortbeständen. Sodann wird der Freude darüber Ausdruck gegeben, daß infolge all gemeiner Verständigung, der sich China ange schlossen habe, die Fragen der Entschädigung seitens Chinas und der Garantie für ihre Bezahlung er ledigt seien. Die Fortschritte der englischen Streitkräfte bei der Eroberung der beiden süd afrikanischen Republiken wären beständig und ununterbrochen; die militärischen Operationen hätten sich jedoch wegen der Ausdehnung des in Betracht kommenden Landstriches in die Länge gezogen. Die Besuchreise des Herzog» und der Herzogin von Cornwall und Jork in die Kolonien habe einen bemerkenSwerthen Erfolg gehabt, wo rüber der König sehr erfreut sei. Der begeisterte Empfang des Thronfolgers und seiner Gemahlin habe abermals die Vaterlandsliebe, Loyalität und Ergebenheit der Bevölkerungen in den überseeischen Besitzungen Englands bewiesen. Schließlich spricht die Thronrede den beiden Häusern des Parlament- Dank aus für die im laufenden Jahre für Heer und Flotte bewilligten Geldmittel. San Francisco, 17. August. Die Schiffe, welche gechartert sind, um Getreideladungrn nach den europäischen Häfen zu führen, liegen im Hafen, ohne laden zu können, weil die Dockarbeiter aus ständig sind. Der gesammtr Tonnengehalt der betreffenden Schiffe beträgt 115,000. Au» dem selben Grunde werden die Schiffe zurückgehalten, USOI welche gechartert sind, um Zucker nach den Häfen von Sawaii zu führen. San Francisco, 17. August. E» wird hier positiv gemeldet, daß HayS von der Stelle deS Vorsitzenden der Southern Pacific Company zvrückgetreten ist. Bom Burenkrieg. Schlimm soll eS in Kapstadt auSsehen. Dort in der Hauptstadt deS englischen Südafrika herrscht nach Londoner Berichten eine wahre Epidemie von Verbrechen. Angesehene Leute werden auf offener Straße am Hellen, lichten Tage ermordet, ohne daß die Mörder gefangen würden. Einbruch und Juwelendiebstahl sind yn der Tagesordnung. Am meisten werden auS- gelohnte Soldaten beraubt, die Polizei ist macht los; man denkt an die Einführung einer Lynch justiz. Man ist sehr um die Sicherheit de» Herzogs und der Herzogin von Cornwall, welche in Pietermaritzburg ankamen, besorgt und hat außerordentliche Schutzmaßregrln getroffen. London, 16. Aug. Da» „Reut.-Bur." meldet auS Middelburg unter dem 14. d. M.: Kommandant EraSmus wurde in dem letzte« Gefecht gefangen genommen, nicht, wie gestern be richtet, tödtlich verwundet. London, 16. August. DaS „Reut.-Bur." berichtet au» Bloemfontein von gestern: Der zum JacobSdal-Kommando gehörende Feldkornet Oost- huigen ist gefallen. Die australischen Buschmänner halten bei einer Farm ein Gefecht mit 50 Buren. 5 Buren sind gefallen und 17 wurden verwundet, von denen jedoch 8 entkamen. Am 11. August verwickelte die Kappolizei nördlich vom Modderfluß 40 Buren in ein Gefecht. Die Buren hatten 3 Todte und verschiedene Verwundete. 6 Buren wurden gefangen genommen. Die Engländer hatten 2 Todte und 7 Verwundete. Den Buren geht es jetzt, wenn man den fortgesetzten englischen Siegesmeldungen aus Süd afrika glauben könnte, so schlecht, daß man eigent lich nicht begreift, woher sie den Muth zu noch weiterem Widerstande nehmen. So meldet eine Depesche Lord Kitchener'S aus Pretoria vom 16. August, Oberst Gorringe habe die nördlich von Steynsburg unter Kruitzinger stehenden Buren- kommandoS angegriffen und bis in die Nähe von Ventersdorp zurückgetrieben; die Burenkomman danten EraSmus und Cachet — letzterer als tödtlich Verwundeter — seien gefangen genommen. Andere englische Truppenabtheilungen unter General French drängten den Feind schrittweise nach Norden. Doch muß Kitchener zugleich eine englische Schlappe berichten. Aufklärungsmann schaften des Generals French mußten sich einer überlegenen Burenmacht bei Bethseda, nachdem sie einen Todten und drei Verwundete verloren hatten, ergeben. Die Buren ließen die Gefangenen bald wieder laufen. Nach ferneren Meldungen von englischer Seite hatten die Buren in zwei Gefechten im Oranjefreistaat einen Gesammtverlust von 8 Todten, sowie einer Anzahl von Verwundeten und Gefangenen; die Engländer wollen nur 2 Todte und 7 Verwundete gehabt haben. Jedermann fragt besorgt, ob und wie lange die Buren noch Widerstand leisten können. Daß diese Frage vom grünen Tische nicht beantwortet zu werden vermag, ist klar. Wenn die wohl orientierte englische Regierung durch ihren Ver treter laut verkündigen läßt, daß die Dinge dort dem für britische Interessen erwünschten Ende bald entgegengehen, so stehen diesen offiziellen Reden andererseits Privatnachrichten von feiten entkommener Deutscher gegenüber, die da» Gegentheil behaupten. Ja, sie versichern, der Unterschied zwischen 1899 und 1901 sei der, daß damals die Buren vor der britischen Uebermacht einen solchen Respekt gehabt hatten, daß sie froh gewesen seien, am Tugela, beim Spionskop usw. in der Defensive gesiegt zu haben und Niemand im Ernste an ein Ergreifen der Offensive und Verfolgen des Siege» durch Rückstößen der Gegner bis ans Meer auch nur gedacht habe. Jetzt sei die« ander». Der Bure fühle sich moralisch als Herr der Lage auf jedem Kampffelde, während die Briten nur noch in größeren Verbänden wagten, ihren Gegnern gegenüberzutreten. Kapstadt. 17. August. Au» Bloemfontein wird gnnrldet: Eine Abtheilung Waldläufer über raschte in vergangener Nacht eine Farm, in welcher sie nur wenige Buren vermuthete. Plötzlich war die Abtheilung in ein Gefecht mit 50 Buren ver wickelt und mußte den Rückzug antreten, nachdem sie 5 Todte, 9 Verwundete und 7 Gefangene zurückgelassen hatte. Die Vorgänge in China. Di« Unterzeichnung de- Fried« Protokoll» ia Letiuo. soll. Ml