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1901. 97 Dienstag, den 20. August. Aktien sich nur durch große Produktion behaupten können und überhaupt die amerikanische Eisen» und Stahlproduktion, wenn sie nicht liefern kann, leicht von der englischen und deutschen Concurrenz inS Gedränge gebracht werden kann. Aber Mr. Pierpont Morgan, daS Haupt des amerikanischen Stahltrusts, baut mit seinen College» seine Hoffnung darauf, daß eine große Anzahl Stahlarbeiter, um sich nicht selbst die Hände zu binden, gar nicht der Arbeiter- Union beigetreten ist. Außerdem unterstützt der allgemeine amerikanische Arbeiterbund die Mäoration ok Isdoro, die Union der Stahlarbeiter nur lau, um ihre Kaffe nicht zu erschöpfen. So wird der Streik wie 1892 wohl schließlich mit einer Nieder lage der Arbeiter-Union endigen. S«»«fpr<chft<tl< AS. - " - igr» werden bei alle» Postanstalten de« deutschen Reicher, für Btschostvrrda und Umgegend bei untere« ZritungSbotrn, sowie in der Txped. d. Bl. angenommen. SSufuudfüukzraver Fischbacher Rebler. Sonnabend, dm 24, An,»ft », Vorm, S Uhr Fischbacher Waid. Bahnwärter Zimmermann. Montag, den 26. August a. o., Vorm. 8 Uhr Maffeney Abth. 48. Die Königliche Revierverwaltung ARfevat«, welche in diesem Blatte die «eitrste Verbreitung stide», »erden bi» Montag, Mittwoch und Freitag früh S Uhr angenommen und kostet dir viergespaltenr Corpuizeile 10 Ps., unter „Eingesandt- 20 Ps. Geringster Jnseratenbetrag 2d Ps. — Einzelne Nummer 10 Ps. wirso und ui welchen Fragen sich Graf Bülow plötzlich das Vertrauen seines kaiserlichen Herrn verscherzt haben sollte. Die Vermuthung, daß sich Gras Walderiee durch seine überschwenglichen und ruhmredigen Ansprachen bei seinem offiziellen Empfang in Hannover der öffentlichen Meinung Deutschlands als Kandidaten für den Reichs kanzlerposten habe präsentiren wollen, ist daher schwerlich als begründet zu erachten. Immerhin wäre eS gewiß besser gewesen, der Feldmarschall hätte, wenn er nun einmal anläßlich seiner Heimkehr in der Oeffentlichkeit reden wollte, sich reservirter und weniger pathetisch über seine Mission in China und über die deutsche Chinapolitik ausgedrückt. Der internationale Zoologen-Kon- greß in Berlin ist am Freitag wieder ge schlossen worden. Das nächste Mal wird der Kongreß in Bern tagen. In Emde» fand am Freitag die Ent hüllung der Standbilder des Großen Kurfürsten und Friedrichs des Großen statt. Magistrat und Stodtverordnctenkollegium machten dem Kaiser telegraphisch Mittheilung von der vollzogenen Enthüllung. In dem vor dem Oberkriegsgericht zu Gumbinnen spielenden neuen Prozeß wegen der Ermordung des Rittmeisters v. Krosigk ist insofern eine bemerkenswerthere Wendung zu verzeichnen, als den Angeklagten Marten und Hickels auf Antrag des Staats anwalts Meyer eröffnet wurde, sie könnten even tuell nur wegen im Affekt begangenen Todt- schlages, resp. wegen Beihilfe hierzu verurtheilt werden. Es scheint, daß der Gerichtshof mit diesem Hinweis versuchen will, die beiden Ange klagten zum Verzicht auf ihr bisheriges syste matisches Leugnen zu bestimmen, falls sie wirklich die That begangen haben sollten. Die österreichische Landwirthschaft beginnt sich gegenüber den hohen Sätzen des deutschen Zolltarifentwurfs auf landwirthschaflliche Produkte zu rühren. Der ständige Ausschuß der österreichischen Centralstelle zur Wahrung der land- und sorftwirthschaftlichen Interessen beim Abschluß von Handelsverträgen genehmigte ein stimmig eine Resolution, welche u. A. erklärt, daß eine etwaige unveränderte Annahme des neuen deutschen Zolltarifs den österreichischen land- und sorftwirthschaftlichen Export nach Deutschland wesentlich schwieriger gestalten, theilweise sogar unmöglich machen würde. Die Resolution ersucht daher die Regierung, dieser Gefahr bei den Brr- tragSunterhandlungen mit Deutschland durch Er mäßigung der erhöhten Zölle gegenüber Oester reich oder durch eine differencirende Behandlung derselben zu Gunsten Oesterreichs vorzubeugrn. Die erfolgte Beisetzung CriSpi'S in Palermo ist nur eine provisorische. Einstweilen befindet sich der Sarg mit den Gebeinen LriSpi'S in der dortigen Kapuzinerkirche. Dst Differenzen zwischen Frankreich und der Türkei sind noch nicht beigelegt. Eine officiöse Meldung ans Konstantinopel bezeichnet mdrffrn das Gerücht von einer ungünstige» Wendung in den bezüglichen diplomatischen Ver handlungen als unbegründet. — In Konstanti nopel ist «ine neue Armraierhetzr im Werk: zahl reiche Armenier stad dort in letzter Zeit wegen angeblicher revolutionärer Gelüste tu» Gesängniß er säcUche Lrzähler, Bezirksauzeiger für Bischofswerda, Stolpe» ««d Umgegend. Amtsblatt da Kgl. AmtS-mMmmfchaft, da Kgl. Schulintzecium a. M Kgl. Hmptzolllmte- M Bas-ru, sowie des Sgl. Amtsgerichts Md des SiadtroiheS M vischosswada. Der Riesenstreik der Stahlarbeiter in Nordamerika. Wie in dem großen Reiche der Vereinigten Staaten von Nordamerika stets alle wirthschaft- lichen Entwickelungen oder Hemmungen ganz riesige, für die Verhältnisse der europäischen Staatswesen fast unmögliche Dimensionen annehmrn, so ist dies auch bei den Ausständen der Fall, welche die Arbeiter der einzelnen Fabrikationszweige in der nordamerikanischen Union in Szene setzen. Hundert tausende von Arbeitern streiken dann dort aus einmal, der Stillstand der betreffenden Fabriken ist ein radikaler, eine unheimliche, dumpfe, brütende soziale Schwüle tritt in weiten Kreisen deS Volks lebens ein, und man bekommt den Eindruck, als ob die ersten sozialrevolutionären Gewitterstürme mit ihrer ganzen elementaren Wucht nicht in Europa, sondern in Amerika losbrechen müßte». Diese charakteristischen Begleiterscheinungen zeigt auch der Riesenausstand der amerikanischen Stahl arbeiter, über dessen Ausbreitung und Verlauf wir schon seit Wochen kurze telegraphische Berichte erhalten, und von dem wir neuerdings erfahren haben, daß die Verhandlungen zwischen den kämpfen den Parteien, der Stahlwerk-Corporation der Ber einigten Staaten auf der einen Seite und der zusammengeschlossenen Association der Eisen- und Stahlarbeiter auf ter anderen, vollständig gescheitert sind. Aber nicht nur das Scheitern der Verhand lungen zwischen der Arbeitgeber. Union und den streikenden Arbeitermassen in Nordamerika intereffirt uns, sondern von noch weit größerem Interesse muß uns das Ziel erscheinen, welcher die zusammen getretenen Verbände der amerikanischen Eisen- und Stahlarbeiter mit ihrem großen Ausstande ver folgen. Dieses Ziel besteht keineswegs nur in der Lohnerhöhung, sondern es bezweckt die »monistische Organisation und Machtentfaltung der Arbeiter zum maßgebenden Faktor für die Einstellung, Löhnung und Entlastung der Arbeiter. Die amerikanischen Arbeitgeber und Fobrikherren sollen eS künftig nicht mehr in der Hand haben, mit den einzelnen Arbeitern über Anstellung, Lohn und Entlassung frei zu verhandeln, sondern die Asso ciation der Arbeiter, resp. der Vorstand der Arbeiter- Union verhandelt für alle Arbeiter mit dem Bunde der Arbeitgeber über die Arbeitsbedingungen. ES ist dieses ein echt sozialer Plan und in Amerika keineswegs nur Theorie geblieben, in der Organi sation und Union der Arbeiter im amerikanischen Buchdruckergewerbe ist dieser Plan sogar eine für die amerikanischen Buchdruckereibesitzer allmächtige Thatsache geworden, sie sind selbst gezwungen worden, Mitglieder der Union deS von den Setzern und Druckern maßgebend beeinflußten Buchdrucker gewerbes zu werden, sonst können sie nicht die nüthigen Arbeitskräfte erhalten, und diese von de« Arbeitern vorwiegend geleitete Buchdrucker-Union hat gewissermaßen über alle amerikanischen Druckereien eine Art Oberleitung in Bezug auf die Anstellung und Bezahlung der Arbeiter au»- zuüben. Diese» glücklich erreichte Ziel im Buch- druckergewerbe »ollen nun auch die vereinigten amerikanischen Eisen- und Stahlarbeiter erlangen und durch ihr« Union die Recht« der Arbeiter maßgebend verwerthen. Der Zeitpunkt des Au»- standeS war gach insofern nicht ungünstig gewählt, aümikauischea Stahlwerk auf Diese Zeitschrist erscheint wSchentlich drei Mal, BtmrStag-, und Gannadeud«, und Bestellung kostet rstischlirblich der EommbendS erscheinenden „Helle- Reiche», teisttsch« Beilage" vierteljührlich i Mark SV Ps. Nummer der ZritungSpreiSliste SS7V. Politische Weltschan. — Der Kaiser und die Kaiserin haben nach der BeisetzungSfrier der Kaiserin Friedrich den schon seit einiger Zeit angekündigten gemeinsamen Sommeraufenthalt auf Schloß WilhelmShöhe genommen. Von den erlauchten englischen Trauer gästen deS kaiserlichen Hofes sind die Königin Alexandra und die Prinzessin Victoria, be gleitet vom Prinzen Nicolaus von Griechenland, von Homburg v. d. H. nach Kopenhagen ab- gereist, dagegen wird König Eduard noch bis zum 10. September in genanntem TaunuShade verbleiben. — Der deutsche Kronprinz ist am Vormittag des 10. August in London ein getroffen und dort im Hotel „Carlton" abgestiegen; eS ist noch unbekannt, was dieser jüngste Besuch deS Kronprinzen Wilhelm in England bedeutet. Der deutsche LandwirthschaftSrath beginnt jetzt zunächst durch seinen ständigen Aus schuß Stellung zu dem veröffentlichten Entwürfe deS nxuen Zolltarifs zu nehmen. Ge nannter Ausschuß trat am Freitag Vormittag unter Vorsitz des Reich-tagS- und LandtagS- abgeordnetrn Grafen Schwerin-Löwitz zu einer eingehenden Besprechung deS Zolltarifentwurfs in Berlin zusammen. An derselben nahmen auf Ein ladung auch die Vorsitzenden der preußischen LandwirthschaftSkammern, sowie die offiziellen landwirthschaftlichen Vertretungen der süddeutschen Staaten und Sachsens, ferner die Borsitzenden deS Bunde» der Landwirthe und der größeren Bauernvereine, außerdem die landwirthschaftlichen Mitglieder deS wirthschaftlichen Ausschusses theil. Man darf dem .Ergrbniß dieser Besprechungen so zahlreicher und einflußreicher Vertreter der deutschen Landwirthschaft über den provisorischen Entwurf des geplanten Zolltarif» jedenfalls mit Interesse entgegensrhrn, zumal die Reichsregierung Gewicht auf die betreffenden Beschlüsse legen dürfte. Die angeblichen Aspirationen des General- feldmarschall» Grafen Waldersee auf deo RetchSkanzlerposten werden in einem Theile der TageSprrsse noch immer erörtert. Indessen handelt «S sich bei diesen Gerüchten doch wohl nur um müßige sommerliche Combinationen, denn e» ist doch kaum anzuorhmen, daß Graf Walderste wirklich den Ehrgeiz besitzen sollte, den Grafen Bülow au» seinem Amte verdrängen zu wollen. Außerdem ist eS überhaupt noch gor nicht ausgemacht, ob die Stellung deS jetzigen Reichskanzler» wirklich erschüttert sei, wie «an Hst »ad da behauptet, wenigste» wäre eS unerfindlich,