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76 Dr. A. Kornhuber. [^1 einem lichten, schwach gelblich grauen, matten dichten Kalke angelegt, welcher in dünnen Platten, von zumeist ein bis drei Centimeter Dicke, geschichtet ist und auf den Fugen einen Überzug von rothemEisenoxyd zeigt. Diese dünnen Platten erinnern in ihrem Aussehen sehr an die lithographischen Schiefer und wurden zuweilen als solche bezeichnet!). Es waren bisher Fischreste aus ihnen bekannt geworden und erst neuerdings gelangten solche an das Museum der k. k. geologischen Reichsanstalt. Viele Exemplare früherer derartiger Funde bewahrt das städtische Museum zu Zara, sehr schöne Platten kamen auch in den Besitz des Professors Carara in Spalato und an das kaiserliche mineralogische Hofcabinet in Wiens). Die erwähnten Kalkplatten sind ziemlich ebenflächig, oder doch nur an einzelnen Stellen schwach wellenförmig gebogen, daher auch im Querbruche die röthlichen Linien des Eisenoxydes einen wenig gewundenen, gleichmässigen Verlauf zeigen. In diesem Gesteine nun wurden zu Planivat bei Verbosca in den Jahren 1869 und 1870 zwei Platten mit jenen schönen Resten eines neuen Reptils aufgefunden, welche den Gegenstand dieser Abhandlung bilden. Es ist ein nicht genug anzuerkennendes Verdienst des Herrn Julius Bigoni, Leiter des Waggerschiffes Nr. 8 auf der Insel Lesina, dass er diese merkwürdigen Reste bewahrte und in hochherzigster Weise als Geschenk der paläonto- logischen Sammlung der k. k. geologischen Reichsanstalt widmete. Die eine der beiden Gesteinsplatten, welche ich im Folgenden mit A bezeichne (Taf. XX), wurde zuerst entdeckt und nach Wien eingesandt. Die andere Platte B (Taf. XX), wurde etwa ein halbes Jahr später zu Tage gefördert und bot eine ausserordentlich willkommene Ergänzung für die Studien dar, welche inzwischen an der erstereu eingeleitet worden waren. Die Platte A (Taf. XX) zeigt das Knochengerüste eines Reptils in der Ansicht von oben. Vom Kopfskelet des Thieres ist nichts mehr vorhanden, die Halswirbel sind aus ihrem Zusammenhänge gebracht und zertrümmert, von der rechten Vordergliedmasse sind nur wenige Bestandtheile zu erkennen, während die linke, sowie der Schultergürtel gänzlich fehlen und vom Brustbeine nur eine muthmassliche Spur sich zeigt. Dagegen sind das Dorsalstück der Wirbelsäule mit Ausnahme der zwei vordersten Rückenwirbel und die zu demselben gehörigen wahren Rippen schön erhalten und in der Lage, dass die obere oder die Rückeuseite des Skeletes zur Ansicht kömmt, während die untere, die Bauchseite, mit der Gesteinsplatte verschmolzen ist. Lendenwirbel sind nicht vorhanden, sondern es folgen auf die rippentragenden Wirbel unmittelbar zwei Sacralwirbel, an denen links das Schambein und Darmbein, rechts nur das letztere, vom Beckengürtel übrig, sich zeigen. Die Hintergliedmassen sind, namentlich rechterseits, in besonderer Schönheit erhalten. Vom rechten Oberschenkelknochen ist nur das obere Ende bedeckt, welches dafür linkerseits sichtbar ist. Der Körper und das untere Ende aber, sowie das rechte Schienbein und Wadenbein, die Fusswurzel, der Mittelfuss und die Phalangen, letztere bis auf unbedeutende Stellen, sind in Knochensubstanz erhalten, linkerseits zum Theil nur in Abdrücken kennbar; der linke Fuss aber ist zerstört, und seine Bestandtheile sind auf der Platte zerstreut. Vom Caudalabschnitt der Wirbelsäule sind vierundzwanzig Wirbel erhalten, wovon die ersten drei noch eine mit den vorhergehenden Wirbeln überein stimmende Lage haben, indem sie nämlich mit der oberen oder Rückenfläche nach aufwärts gekehrt und frei liegen, mit der unteren oder Bauchfläche aber abwärts gerichtet und mit dem Gestein verschmolzen sind. Vom vierten Schwanzwirbel an liegen deren Körper seitlich, mit ihrer linken Fläche nach oben gewendet, so dass die unteren und oberen Domfortsätze deutlich sichtbar werden und ihre Gestalt, theilweise wenigstens im Abdrucke, gut erkennen lassen. Die später entdeckte andere Platte B (Taf. XX) enthält das Skelet des Kopfes, des Halses und das Rücken stück der Wirbelsäule bis zur Sacralregion, zum grössten Theile auch die zugehörigen Rippen, dagegen nur kaum mehr erkennbare Spuren von den vorderen Extremitäten und vielleicht vom Beckengürtel oder den hinteren Extremitäten und nichts mehr vom Schwänze. Die Lage dieses Individuums ist die umgekehrte von jenem auf der Platte A. Dasselbe ist nämlich mit der oberen oder Rückenseite an die Gesteinsmasse angedrückt und mit ihr verschmolzen, während die untere oder Bauchseite des Skelets nach oben gegen die freie Fläche der Gesteinsplatte gewendet ist. Es erscheinen sonach die Unterseite des sehr verdrückten und zertrümmerten Schädels, die unteren Flächen der Hals- und der Rückenwirbel und die Rippen in der entsprechenden, aus der natürlichen Stellung meist nur wenig veränderten Lage. Wenn man die beiden so eben in allgemeinen Umrissen erörterten Gesteinsplatten einer genauen Vergleichung, wie sich dieselbe insbesondere aus der unten folgenden anatomischen Beschreibung ergibt, unterzieht, so zeigen die auf beiden Platten vorkommenden gleichnamigen Skelettheile nicht nur eine völlige Identität ihrer speciellen Eigenschaften, sondern die auf der einen oder der anderen Platte allein vorfindigen Knochen weisen auch eine solche Übereinstimmung auf in Beziehung zu jenen gemeinsamen Theilen, wie sie der Zusammengehörigkeit zweier Formen zu einer Art vollkommen entspricht, so dass kein Zweifel obwaltet, dass die beiden Exemplare P Heckei, Denkschriften der Wiener Akademie, Bd. I. Vergl. bezüglich dieser Kalke auch die Angaben von Parts eh in Petter’s Dalmatien, I. Band, S. 18. 2 ) Heckei, a. a. 0.