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«I Le» sSchstfche Grzühler. Gelte 4. — 4. August. Bri drn am Freitag Nach» mittag, sowie in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend in hiesiger Gegend ausgetretenen Ge wittern sind ganz gewaltige Wassermassen niedergegangen. Lehmige Fluthen füllten am Sonnabend die Wesenitz und drohten aus den Ufern zu treten. — 4. August. Am Sonnabend gegen 8 Uhr stürzte ein dreijährige« Kind in den durch Hoch wasser ziemlich reibenden Mühlgraben. Der Arbeiter Theodor Gutwald allhier sprang dem Kinde nach und rettete es aus großer Lebensgefahr. — 5. August. DaS Fabrikgrundstück, gen. Wiesenmühle, an der Dresdner Straße gelegen, ging am Sonnabend in den Besitz der Firma Ge brüder Ginzel, Armaturen- und Maschinenfabrik DreSden-Strießen, über. In fünf Wochen soll der Betrieb ausgenommen werden. — Während nach sächsischem Jagdgesetze die Rebhühner noch bis zum 1. September, die Hasen aber bis zum 1. Oktober Schonzeit ge nießen, dürfen im nachbarlichen Oesterreich sowohl Rebhühner als Hasen schon vom 1. August an erlegt werden, und es stehen von diesem Tage ab in Oesterreich überhaupt nur noch die KrammetS« Vögel, die Waldschnepfen, sowie das Auer-, Birk- und Haselwild in der Schonzeit. In Preußen nimmt die sogenannte niedere Jagd an ver schiedenen Tag?» des Spätsommers, und zwar in der Regel in der letzten Hälfte des August, ihren Anfang, da man sich dort nach dem je weiligen Stande der Ernte richtet. — Die Aussichten für die Jäger sollen dies Jahr so günstig wie selten sein. Die Rebhühner haben ihre Brut sehr gut ausgebracht und man hört sie schon im Felde rufen. Weil der Klee vielfach nicht gleichmäßig gerathen, haben die Vögel in den Korn- und Weizenäckern bauen müssen; auf diese Weise sind die Nester alle ver schont geblieben, während sonst eine Menge beim Kleemähen zu Grunde zu gehen pflegt. An Reb hühnern dürste dies Jahr kein Mangel sein. Noch mehr gilt dies von den Hasen. Jeder Satz ist gut zur Entwickelung gekommen. — Im Walde. Hinaus in den Wald, in den herrlichen deutschen Wald! DaS sei die Parole in den jetzigen Sommertagen. Wer nach der Wochentage Mühe und Last Erquickung begehrt, wem die Mittel fehlen, in einer kostspieligen Bade reise Erholung zu suchen, der wandere hinaus in den prächtigen Dom, den die Natur errichtet hat, in den märchenumwobenen deutschen Wald, der seine wohlthätige Einwirkung gerade in den heißen Tagen verspüren läßt! Wenn die Sonnengluth auf die Wipfel drückt, athmet jeder Zweig, jedes Blättchen und jede Nadel Duft und Frische in verstärktem Maße aus und erfüllt die Luft unter dem lebendigen Blätterdache mit dem belebenden und erleichternden Sauerstoff, daß einem zu Muthe wird, als befände man sich inmitten eines wohl riechenden Straußes, nur daß der Duft zarter und feiner ist, als vielfach der der Blumen. Am angenehmsten und zugleich am stärkendsten und wohlthuendsten für städtische, an dicke Luft ge wöhnte Lungen wirkt der ozonreiche Harzgeruch des Nadelwaldes. Wir Deutsche haben Ursache, die Schönheit unseres Waldes in hervorstechender Weise zu würdigen, da sie eine bevorzugte Eigen- thümlichkeit unserer Heimath ist. Der deutsche Wald genoß schon in früheren Zeiten einen wohl verdienten Ruf. Italien ist fast ganz, Frankreich zumeist waldarm und ihre Gebirge sind größten« theils kahl. Die russischen Wälder sind Sümpfe und die tropischen Wälder, wie die in Deutsch- Afrika hauchen gefährliche drückende Dünste aus, die das mörderische Fieber der heißen Zone er zeugen, so daß man hier lieber an kahlen, den glühenden Sonnenstrahlen ausgesetzten Orten rastet, als im schattigen Wald. Welch wohlthätigen Aufenthalt bietet dagegen unser herrlicher Wald jedem Erholungsbedürftigen! Man gehe nur hinaus und man wird diese Wohlthat an sich selbst empfinden! — Der August bringt ein seltenes Thirrchen zur Welt d. i. die Eintagsfliege. Was ihr an Lebensdauer fehlt, ersetzt ihre millionenköpfige Menge. Sie hat ferner die Eigenthümlichkeit, daß unter tausend MKnnchen immer nur wenige Weib chen vorhanden sind. Wer an einem schönen Augvstabend die Elbe zu paffiren hat, kann sich dieser mückenähnlichen Insekten kaum wehren, die wolkenartig vorüberziehen. Zwischen Schandau und Lobositz in Böhmen sind die Schwärme so groß, daß sich der Fang dieser winzigen Geschöpfe verlohnt. Man benutzt ihre Mückeneigenthümlich- keit und brennt auf Kähnen und am wer große Feuer an, breitet Tücher der Zuarichtung nach hinter den Feuern au», worauf sie in solcher Masse mit verbrannten Flügeln fallen, daß man sie zusammenkehrt, siebt, damit die Flügelreste ge schieden werden um als Dünger oder Bogelfutter be nutzt. Diese Feuer gewähren im Verein der Lichter auf den Kähnen und der anliegenden Dörfer einen besonders romantischen Anblick. Der Weibwurm, wie hier benannt, hat in Ungarn einen etwas größeren Verwandten, der an der Thei» in eben solcher Menge erscheint. — Mittel gegen Mückenstiche sind Lau äs VoIoAus oder Salmiakgeist darauf ge strichen, allein diese hat man meist nicht gleich zur Hand, dagegen hat man stets folgende Mittel, die auch empfohlen werden: feuchten Lehm oder Erde, Schmalz aus den Ohren, starke Salzlösung in Wasser, womit man die Stelle mehrere Male be streicht, oder man wäscht die gestochene Stelle tüchtig mit Seife und läßt den Seifenschaum ein trocknen. Schüttet man einige Tropfen Lawendelöl auf die Kleider, so soll man von Mücken ganz unbehelligt bleiben. Bekanntlich kann ein Fliegen oder Mückenstich lebensgefährliche Blutvergiftung herbeiführen. — Die für Kinder besten Getränke sind Milch und Wasser, wer ihnen Bier, Wein oder gar Schnäpse giebt, sündigt gegen Geist und Körper der Jugend, denn er schafft dadurch auf geregte, naseweise, frühreife und frühabgelebte junge Greise. Nach dieser Richtung hin sind für Kinder Fastenspeisen ebenfalls gesünder als die tägliche Verabreichung von stark gewürzter Fleischkost. Die Erklärung für diese Thatiachen ist leicht gegeben; man darf nur daran denken, daß das Gehirn, welches Thun und Treiben des menschlichen Lebens regelt, bei Kindern sich noch in einem sehr zarten Zustand befindet und sich erst mit der Zeit entwickeln und kräftigen muß. — Gegen Bescheinigung feiten des dienst habenden Stationsbeamten ist es bekanntlich ge stattet, die Eisenbahnfahrt erst am Tage nach der Lösung der Fahrkarten anzutreten. Seit Einführung der 45tägigen Gültigkeit der Rückfahrkarten sind nun viele Reisende der Meinung, die Fahrt an einem beliebigen Tage innerhalb der Gültigkeitsdauer antreten zu dürfen. Dies ist jedoch nur innerhalb des preußischen Staatsbahnbereiches zulässig. Auf allen übrigen Bahnen muß die Fahrt, auch auf Rückfahrkarten, am Tage der Lösung der Fahrkarte oder gegen oben erwähnte Bescheinigung spätestens am folgenden Tage angetreten werden. Karten, die nicht bescheinigt sind oder später als am zweiten Tage nach der Lösung, auch wenn sie bescheinigt sind, vorgezeigt werden, haben ihre Gültigkeit ver loren. Das Fahrgeld kann dann nur auf dem Reklamationswege wieder erlangt werden. — Man erwartet einen starken Rückgang der Koh lenp reise. Die Montan - Industrie und andere Gewerbe haben weit geringeren Kohlenver brauch als sonst. Während es früher an Kohlen wagen so oft fehlte, sind leere Kohlenwagen jetzt fast überall zu finden und von der Bahnver waltung kaum unterzubringen. Außerdem matten Ge schäftsgang gerade der kohlenbedürstigsten Jndustrieen und der großen Aengstlichkeit und Unsicherheit, die im Handel und in der Industrie allgemein herrschen und Abschlüsse verzögern, wird auf die Steinkohlenpreise vermuthlich auch die erstaunliche Zunahme der Braunkohlen-Beförderung auf der Elbe drücken. Die Kgl. Sächs. Zollabfertigungs stelle für den Schiffsverkehr Schandau passierten: Am 30. Juli 1901: 6,932,200 --- 693V« Doppelladungen, am 31. Juli 1901: 3,532.600 — 353i/i Doppelladungen diverse böhmische Braunkohlen, die unverkauft sind und an ver schiedenen ElbumschlagSplätzen zu Lager gehen. Dies waren die Zrhlen lediglich von zwei Tagen! *** Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 5. August. Durch Feuer wurden vernichtet: das Wohnhaus des Häuslers KobbS und rin Gebäude des Nach bars Förster in Brderwitz bei Großpostwitz; Scheune und Schuppen des GutSbes. Hanspach in Schönau bei Bernstadt; die Lrhmann'sche Scheune in Löbau; die Gebäude des Dachdeckers Schubert in Neudorf b. Burkhammer; 2 Trocken häuser der Ziegelei zu Kommerau bei Königs wartha (Blitzschlag). — In einem Steinbruche zu Kubschütz ist der jugendliche Strinarbriter SirgiSmund aus Demitz-Thumitz tödtlich verun- glückt, indem ihm ein Stein auf den Kopf fiel. — Auf dem Gange zum Begräbnisse seine» Bruder» wurde ein Wirthschaft»bes. au» Gobli» bei Riesa vom Herzschlage grtüdtet. — Die 13jähr. Stolz im bühm. Grenzgebiete ist beim Baden in der Elbe ertrunken. — Der Fleischermstr. Schweriner in Groß-Schönau wurde bei Erntearbriten durch vlutsturz grtödtet. — Schwer« Verletzungen er LSS1 hielten: ein Turner in Warnsdorf durch Absturz vom Reck; Destillateur Bandler in Rumbura durch Sturz mit dem Rade; ein Kutscher in Bautzen beim Durchgehen der Pferde und Frau vr. Kühn dort durch Explosion einer Spiritusflasche. — Irr Porschrndorf wurde rin 3jähr. Mädchen durch ein umgerisseneS Thor erschlagen. — In EckartSberg bei Zittau starb der vor Jahren erblindete frühere GutSbes. Neumann im Alter von 96 Jahren. — Dem städtischen Straßenwärter, Herrn Pannach in Striesen, wurde die Rettungsmedaille verliehen. — In der Parochie Penzig b. Görlitz ist rin kirchl. Streit ausgebrochen, weil der von der Gemeinde gewählte Geistliche nicht bestätigt wurde. — Am 28. Juli wurde in Lückendorf b. Zittau ein Bibel fest abgehalten, wobei 24 Kinder der Kirchgemeinde mit Bibeln beschenkt wurden. — DaS von der Baronin v. Bleichröder auf Dehsa veranstaltete WohllhätigkeitSkonzert, in dem sie selbst mitwirkte, brachte nicht 80, sondern 180 Mk. Reinertrag. — Fünf Herren aus Görlitz mochten der Landes- kröne einen Besuch in einem fünspferdekcäftigen Automobil. — Herr Kaufmann Gröbel in Zittau feierte das 50jähr. Bürgerjubiläum. — Der 84- jährige Waldarbeiter Schmidt in LangburkerSdorf feierte den 3. August das 50jährige Ehejubiläum. — Die Waldarbeiter Häse, Trepte und Locke in Langebrück erhielten die Medaille für Treue in der Arbeit. — Der Verband der Gebirgsvereine „Lusatia" hatte im vergangenen Geschäftsjahre bis Ende Juni 1901 seine Einnahmen und Ausgaben je mit 561 Mk. 31 Pfg. beziffert. DaS Ver mögen betrug 523 Mk. 37 Pfg. — Für den Weiterbau des wendischen GesellschaftShauseS in Bautzen kamen bis Ende Juni d. I. 648 Mk. 11 Pfg. ein. Im Juli stieg die Einnahme auf 1172 Mk. 20 Pfg. Es waren dabei 2 Posten von je 11 Mk., ferner 21, 67 und 380 Mk. Ein Photograph aus Bellewille (Illinois) sandte 4 Mk. f* (Aus der Lausitz.) vr. Pilk schreibt in der „8. N.": Jeder, der in den Tyroler Alpen gereist, wird wissen, daß in den entlegenen Thälern, die von wenigen Touristen besucht werden, die Geistlichen die Reisenden bewirthen, so z. B. in Obergugeln und Feude im Oetzthale. Umfäng liche Pfarrhäuser Widum genannt, sind mit Fremdenzimmern ausgestattet. Die Reisenden übernachten dort, bestellen Speisen und Getränke und zahlen, wie in allen andern Gasthäusern. Weniger bekannt ist es, daß auch in alten Zeiten in der Wendei die Schankgerechtigkeit in den Händen der Geistlichkeit lag. So z. B. 1482 in Kittlitz bei Löbau. Damals führte der Herr von Gaußig auf Großdehsa der Schankgerechtigkeit wegen mit dem Pfarrer Paulus zu Kittlitz einen Prozeß. Der Meißner Bischof Johann entschied als Richter den 19. Juli 1482 gegen den Pfarrer und sprach die Schankgerechtigkeit dem Dehsaer Herrn zu. So ist dieses Recht der Geistlichkeit, wie es in den Hochalpenthälern noch heute besteht, bei uns schon seit Jahrhunderten erloschen. — Den 2. August 1012 fingen die Wenden den zweiten Krieg mit dem deutschen Kaiser Heinrich an. — Die neueste Nummer des „Gebirgssreund" bietet seinen Lesern folgende Artikel: „DaS Bergsteigen und seine Gesundheit fördernde Wirkung, von vr. Zacharias". „Haben die Pflanzen Sinne?, von Busemann Northeim". „Ein wendischer HochzeitS- zug von F. Klix". „Zwei Lausitzer Sagen (Der steinerne Frosch und das Heckende Geldstück), von Joh. Traugott Mutschink." „Der Prinz Friedrich- August-Thurm bei Neudorf-Sohland a. d. Spree." „Die Lokalbahn Teplitz—Reichenberg in touristischer Beziehung." „Warum? Plauderei aus dem Jser- gebirge, von Sturm." Zwei Gedichte von Patulü und 13 kleinere Artikel.Herr Pastor Pfeiffer in Oppach hat im Selbstverläge zum Besten des dortigen RettungShauseS ein Buch herauSgegeben, das den Titel führt: „Die Ober lausitzer Mundart, wie sie in Oppach und Umg. gesprochen wird", (Preis 20 bez. 23 Pfg). — Das Bad OppelSdorf bei Zittau, das 1836 er öffnet worden, hat sich rasch zu einer Billen kolonie emporgeschwungrn, die mit dem Namen „sächs. Teplitz" vielfach, und nicht mit Unrecht, bezeichnet wird. -oti- Rammenau. Durch die ruchlose That eines gemeingefährlichen Menschen ist der hiesige Ort in große Aufregung versetzt worden. Am Montag, drn 28. vorig. MonatS, wurde von Mädchen, welche von einem in der Muschter'scheu Schankwirthschast von der hiesigen Feuerwehr ab gehaltenen Tanzvergnügen nach Hause gingen, «in Feuerschein an einem Hause de» Gutsbesitzer» Hentsche bemerkt und fanden, al» sie dorthin eilten, daß der Borst de» Strohdach«» diele» Hause» in Brand gesteckt war. Durch den von denselben gemachten Feuerlärm eilte der Restau rateur Fichte mit seinem Hau»genoffen herbei «atz