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— 31. Juli. (Koche mit Tas!) Wir I sehr sein Befinden, sein Zustand auf Andere eine« nehmen von Neuem Veranlassung auf die Va»- schlimmen Eindruck macht. Klingen solche Worte nicht so recht hoffnungslos, so zweideutig, fast wie ein TodeSurthril? Solche Aeußerungen bet Krankenbesuchen find eine viel verbreitete arge Unsitte, die der scharfen Rüge des Tadels verdient. Jeder sollte sich klar machen und darüber nach denken, welche Grausamkeit in derartigen Reden liegt und wie sehr darunter ein Kranker geistig leidet und wie leicht ein solch thörichtrS und un nützes Gebühren den körperlichen Zustand ver schlimmern kann. — DaS Sommern der Betten ist den Federn außerordentlich dienlich. ES lockert die zusammengedrückten auf und macht sie wieder weich, geschmeidig und porös. Die Sonne zieht den Dunstgeruch aus den Betten und erfüllt und durchdringt sie mit einem besonders angenehmen Duste der reinen Luft, der sich wiederum dem Körper mittheilt, daher ist das Schlafen in ge sammelten Betten nicht nur angenehm, sondern auch gesundheitSstärkrnd. Noch besser ist eS, die Federn auS Bezügen herauSzunehmen und das Auflockern durch die Ofeywärme herbeiführen zu lassen, dadurch, daß man die Federn in Töpfen heiß werden läßt und sie beständig umrührt. Zur Reinigung dient hierbei das Hineinwersen kleiner Steine in di« Töpfe, woran sich durch das Um rühren der Schmutz frstsetzt, oder durch anhalten des Schütteln in einem Siebe, wodurch der Schmutz durch die Löcher fällt. — Dreijährig-Freiwillige für Kiautschou werden gegenwärtig wieder gesucht. Bevorzugt werden Handwerker von Beruf. Nähere Auskunft ertheilt die Kolonialabtheilung in Berlin. — Bisher waren auf den SSchs. Bahnen die Zugführer bahnsettig mit einer guten richtig gehenden Uhr au-gestattet. Ab 1. August werden diese sogenannten KurSuhren eingezogen und haben die Zugführer von diesem Zeitpunkte ab, wie die anderen Bediensteten der StaatSeisenbahn- Berwaltung, richtig gehende EigenthumSuhren selbst zu beschaffen und im Dienste bet sich zu führen. Die Dienstuhren werden an kauflustige Eisenbahnbedienstete, in erster Linie an Zugführer und Schaffner, bestmöglich veräußert. — Dem Verband Deutscher Handlungs gehilfen ist anläßlich seines 20jährigen Bestehens eine besondere Anerkennung zu Theil geworden. DaS Königlich sächsische Ministerium de« Innern hat an den Vorstand folgendes Schreiben gerichtet: „DaS Ministerium des Innern hat von den Ber- bandSblättern des Verbands Deutscher Handlungs gehilfen, die Ihm regelmäßig zugingen, mit Interesse Kenntlich genommen und aus ihnen mit Befriedigung ersehen, wie umsichtig, maßvoll und thatkräftig der Verband in den bisherigen 20 Jahren seine» Wirkens seine Aufgabe angefaßt hat. Indem daS Ministerium für die regelmäßige Zusendung der Berbandsblätter Seinen Dank ausspricht, verbindet ES damit den Wunsch, daß auch die fernere Thätigkeit des Verbandes von dem Vertrauen und der Mithilfe der selbständigen Kaufleute wie der Handlungsgehilfen getragen und von Segen für den deutschen Handelsstand begleitet sein möge." — Bitter beklagt haben sich auf dem Allgemeinen Deutschen MusikerverbandStag, der soeben in Halle abgehalten worden ist, besonder sächsische Musiker über den Druck, der auf ihrem Stande laste. Referent Girrth-Dresden führte dazu auS: ES unterliege keinem Zweifel, daß der Rückgang des Civil-Musiker-Standes in materieller Hinsicht nur der erdrückenden Militär- Musiker-Konkurrenz zuzuschreiben sei, welche einer seits durch die fortwährende Neubildung von Militär-Musik-Kapellen, andererseits durch die weitgehendste Erlaubniß ihrer Vorgesetzten zur Ausführung jeder Art von Musik, in absehbarer Zeit den Civil-Musiker-Stand gänzlich zu unter graben drohe. Namentlich in Dresden seien die Verhältnisse recht traurige. Auf 400,000 Ein wohner kämen 10 Militärkapellen mit 316 Musikern. Ferner gebe es eine Unzahl Zigeuner-, Damen« und sogenannte Wiener Kapellen, so daß die Konkurrenz für die Civilmustker sich dort auf 900 bis 1000 Personen belaufe. Der Dresdner Lokal verein zählte etwa 600 Mitglieder. Soweit die selben nicht gerade Kammermusiker seien, hätten sie nur die Wahl, Tanzmusik zu machen. Denn zu allen anderen Arbeiten drängten sich die Militärkapellen und die Dilettanten heran und er hielten auch die Aufträge, da sie fast immer unter den Tarif des Lokalvereins heruntergingen. Der Civilmustker habe als vaterland-treuer Staats bürger dasselbe Recht auf Schutz seiner Jnterchen, wie jeder andere Stand und deshalb sollte der Musiker- tag eS aussprechen, daß nur in der Beseitigung der Militär«Musiker«Konkurrenz die Zukunft n»o da- fernere Gedeihen de» Civil - MustkerstaOe- feuergeräthe aufmerksam zu machen, welche durch unsere Gasanstalt in mannigfachster Art bezogen werden können. Die Bortheile und Annehmlich keiten der Verwendung von Leuchtgas zum Kochen, Plätten und zu anderen hauSwirthschaftlichrn Verrichtungen, besonder- in der wärmeren Jahre-« zeit, sind von großem Werthe. — s* Ehe da- Einernten selbst beginnt, sollte jeder Landwirth sein Kartoffelfeld von der üppig aufgeschossenen Melde reinigen lassen, bevor der Saamen reif und in- Feld gestreut wird. Zur Ausbildung des SaamenS der Melde wird dem Kartoffelselde viel Kali entzogen, da- zur Ausbildung der Kartoffel bessere Dienste leisten könnte. Schon beim Aufgehen der Kartoffeln hätte man die Melde auSjäten sollen und hätten die Kartoffeln mehr Nährstoff erhalten. Jetzt gilt eS aber, den SaamenauSsall zu verhindern. Die Pflanzen ragen jetzt weit über die Kartoffeln hervor und lassen sich leicht herauSreißen. Durch Verbrennung der auSgrrissrnrn Pflanzen kann man in kurzer Zeit Millionen von Körnern dem Boden entziehen und dem Verunkrauten einen Damm entgegensetzen. Doch schnell an- Werk, daß der Saame nicht reis wird und ausfällt! — Regenwürmer sind jetzt, da der lang ersehnte Regen sich endlich eingestellt hat, wieder einmal Gäste auf dem feuchten Erdboden geworden. Oft hört man, daß der Regenwurm schlechthin zu dem Ungeziefer gerechnet wird; doch mit ihm ver hält es sich ebenfo, wie mit dem Maulwurf. Seine Arbeit ist für die Aufschließung de- Boden- sehr werthvoll, indem durch die Gänge da- Wasser und die Luft in die tieferen Erdschichten eiudringen, zu denen Spaten und Pflug nicht gelangen. Die Wurzeln vieler Pflanzen, besonder- der Obstbäumr, folgen mit Vorliebe den Wurmröhren und holen auS der Tiefe ihre Nahrung. Zudem ist nach gewiesen, daß die schleimige Absonderung aus den Speichelwarzen des Regenwurme- die Umgebung der Gänge in feine Humuserde verwandelt. Nach annähernder Schätzung Hausen in der Fläche eine- Morgens Ackerland gegen 180- bis 200,000 Stück Regenwürmer im Gesammtgewicht von vier bis sechs Centner. Während seiner etwa neunmonat lichen Thätigkeit bricht der Wurm fünf bis sechs Centner tobten Unterboden an die Oberfläche, wodurch in langsamer aber fortschreitender Weise eine bedeutende Verbesserung der Bodenverhältnisse eintritt. Das kleine Thier ist also, wie in der „Kölnischen Volkszeitung" auseinander gesetzt wird, ein nicht zu unterschätzender Gehilfe des LandwirtheS, und erst dann, wenn durch das Auftreten in Massen das Gleichgewicht in Nutzen und Schaden gestört wird, soll der Mensch Mittel und Wege zur Abwendung des Schaden» an wenden. Um eine zu starke Vermehrung, besonder« im Garten, zu verhindern, empfiehlt eS sich, Kröten und Eidechsen in den Garten zu setzen, die außer dem auch sonstiges Gethier, Raupen u. s. w. weg fangen; das Bestreuen des Landes mit Chlorkalk, Ofenruß und Gerberlohe ist ebenfalls ein gutes Mittel. Am Billigsten geschieht die Vertreibung durch Begießen mit verdünnter HeringSlake oder in Ermangelung derselben mit Salzwasser, der Billigkeit wegen auS Viehsalz hergestrllt. Beim Umgraben des Gemüselandes im Herbst und Frühjahr lasse man die Hühner da« Geschäft des Ablesens besorgen, die demselben mit wahrer Be gier sich unterziehen. — Als ein wirksames Mittel gegen Migräne bezeichnet man salicylsaureS Natron. Cutierrez versuchte bereits im Jahre 1879 diese- Mittel zuerst an sich selbst und war überrascht, als er fast unmittelbar nach dem Einnehmen des selben von seinen Schmerzen befreit war. Seit dem hat sich ihm da- Mittel mit ganz seltenen Ausnahmen in der Praxi- bewährt. Er läßt 2 Dosen von 1,5 Gramm im Verlauf einer Viertel stunde nehmen. Gewöhnlich verschafft schon die erste Dosts eine Erleichterung. Muß der Ge brauch des Medikaments längere Zeit fortgesetzt werden, so sägte Cutierrez geringe Mengen von Opium oder Morphium hinzu. — „Ach Gott, wie sehen Sie auS!" — „Wie sind Sie blaß, wie haben Sie abgenommen, seit ich Sie da- letzte Mal gesehen habe!" So und ähnlich tönt eS oft auS dem Munde sogen, theilnehmender Besucher den nach Hilfe und Trost sich sehnenden Kranken entgegen. Er, der mit ängstlichen Mienen und gespannter Aufmerksamkeit auf jede- Wort de» Arztes und der Angehörigen horcht und dem jede beruhigende und tröstende Versicherung ein Labsal und ein LebenSbalsam ist, muß plötzlich au« de« Mund« eine- ver wandten, eine- Freunde- oder eine- guten Be kannten die abschreckende Kunde vernehmen, wie sie von der Pflege und Förderung leiblicher und geistiger Kräfte sernhalten. — An da- Turnen schloß sich im großen Saale de- Schützrnhause» ein fröhlicher Kammer», den der Vorsitzende Herr Menzel eröffnete und ein dreifache» „Gut Heil!" auf Herrn Bürgermeister vr. Lange und seine Ge mahlin, sowie auf alle Herren Stadtvertretrr und auf die Stadt selbst ausbrachte, was lebhaft er widert wurde. Im weiteren Verlaufe beglück wünschte Herr Bürgermeister Vr. Lange den Verein zu seinen Leistungen und brachte zum Schluß auf da« fernere Wachsen, Blühen und Gedeihen de« Turnvereins ein „Gut Heil!" au». Die PreiSvertheilung fand hierauf von dem am 22. Juli stattgefundenen ZöglingSwettturnen statt. Die Zöglinge waren in 4 Gruppen, dem Alter und Leistungen entsprechend, eingrtheilt. DaS Wett turnen hatte in volksthümlichen Uebungen, Hoch sprung, Weitsprung und Steinstoßen bestanden. Den 1. Preis in der 1. Gruppe erhielt Willy Tietze 2'N/, Punkt, 2. Preis Richard Vogel 22V, Punkt. Lobend zu erwähnen Erich Sucker 19 V, Punkt. 2. Gruppe. 1. Preis Richard Engemann 28V, Punkt, 2. Preis Walther Lange 27V, Punkt, 3. Preis Otto Bock 23 Punkte. Lobend zu erwähnen Max Moal 22 Punkte. 3. Gruppe. 1. Preis Fritz Tietze 29 Punkte, 2. Preis Ettkar Sollmar 27V, Punkt. Lobend zu erwähnen Otto Ulbricht und Han- Wagner (jeder 19V, Punkt). 4. Gruppe. 1. Preis Arno Baumgarten 25V« Punkt, 2. Preis Fritz Bange 25 Punkte, 2. Preis Paul Kühne 25 Punkte. Lobend zu erwähnen Georg Grafe und Karl Freier 23 V, Punkt. Luch erhielt Hentschel seinen Kranz vom Ringen beim Butterbergturnfest aus- gehändigt. Nach der Bertheilung ermahnte der Turnwart die jungen Sieger an dem Eifer, den sie bis jetzt bewiesen, nicht nachzulassen, damit sie später al« Mitglieder einen Preis bei größeren Festen erringen können. Nachdem Ehrenmitglied Herr PlaSnick noch auf die Leiter des Vereins ein „Gut Heil" ausgebracht, schloß der Vorsitzende den Kommers und erfolgte V,8 Uhr Einzug in die Stadt. Um 9 Uhr begann der Ball im Schützenhaussaale, der die Jünger JahnS bis in die frühen Morgenstunden beisammenhielt. „Gut Heil!" Bischofswerda. Ueber den Recitator H. Riotte auS New-Aork, welcher morgen Abend im kleinen Saale des Schützenhauses hier austritt, schreibt die „Potsdamer Ztg.": „Herr Riotte trug einem geladenen Publikum Tennysons er greifende Dichtung „Enoch Arden" in deutscher Übersetzung und einige kleinere Dichtungen ernst- wie scherzhaften Inhalts vor. Herr Riotte erwies sich auch bei uns als ein Meister des Vor trages und rechtfertigte den vorzüglichen Ruf, der ihm allerorten, wo er auftrat , vorauSgegangen. Besonders in dem umfangreiche» „Enoch Arden", daS er frei auS dem Gedächtniß memorirte, brachte er die Tiefe der dichterische» Gedanken voll zum Ausdruck und verlieh der Dichtung Leben. Der Vortragende fesselte gleichSfallS durch die Modu lationsfähigkeit seines Organ-, wie durch seine geistvolle scenische Farbenmalerei. Das Auditorium lauschte gespannt der echt künstlerischen Darbietung und dankte dem Vortragenden durch aufrichtigen Beifall. 8 Bischofswerda, 31. Juli. Am 24. d. M., Vormittag«, ist an einem 8jährigen Mädchen in einem Gehölz auf Wölkauer Gebiet und am 26. gegen Mittag an einem 6jährigen Mädchen in einer Waldung auf Tröbigauer Flur je ein Noth- zuchtSversuch verübt worden. Im ersten Falle ist da« Kind vom Wege aus in- Gehölz hinein gezerrt und im andern Falle hinein getragen worden. In beiden Fällen ist der im Vorhaben gestörte Thäter entflohen. Eine Beschreibung desselben vermögen die Kinder in keinem Falle bestimmt zu geben, nur so viel erscheint sicher, daß eS ein ca. 20jähr. Mensch ist. Bei Tröbigau hat der Bursche rin dem Kinde in den Mund ge- stopfte- weißes Taschentuch zurückgrlassen. Das selbe ist mit F. R. in Roth und auf Leinwand genäht gezeichnet. ES liegt behuf« Ermittelung de- Thäter» zur Ansicht bet dem Gendarm Katzer in Demitz-Thumitz auS. — 31. Juli. Ein Unglückssall trug sich gestern früh auf dem Neubau Ecke Bi-marck- und Btschosstraß« zu, indem der Zimmermann Rietschel ««» Geißmann-dorf in Höhe von 6 Metern herabstürzte, wobei sich denen Kopfhaut zum große» Theil abgrlöst hat. Der schwer Verletzte wurde nach dem Stadtkrankenhause gebracht.