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äs 84 drn Mittheilungen sind indessen sämmtlich al» bloße-Kombinationen zu betrachten, zumal der BundeSrath bislang noch gar nicht in die Lage gekommen ist, sich mit dem ReichStagSbrschlusie betreff» der ReichStagSdiäten beschäftigen zu kännrn, da genannte Körperschaft inzwischen in ihre Sommerserien gegangen ist. Dagegen ver dient immerhin die jüngst in einem großen süd deutschen Blatte, in der «Franks. Ztg.« gebrachte Notiz Beachtung, der zufolge sich Reichskanzler Graf Bülow jüngst privatim zur Diätenfrage dahin geäußert haben soll, daß er sich von der Nothwendigkeit und Nützlichkeit von Reichstags- diäten überzeugt und daß er seine Geneigtheit be kundet habe, sie zu bewilligen. Diese sehr be stimmt gehaltene Versicherung hat bi» jetzt von officiöser Berliner Seite au» noch kein Dementi erfahren und man kann hirrau» vielleicht schließen, daß die beregtr Aeußrrung de» leitenden Staat»- manne» doch gefallen ist. Sollte aber Graf Bülow wirklich gesonnen fein, für die Zubilligung von Diäten, resp. von Anwesenheitsgeldern an die Rrtch»taa»abgeordneten einzutreten, so würde kaum zweifelhaft auch die Bunvr»rath»entscheidung iu der schwebenden Diätenangelegenheit in zustimmen dem Sinne ausfallen, denn die übrigen Bundes regierungen dürften sich in dieser Frage gewiß nach der preußischen Regierung richten. Al»dann wäre also aus eine Gutheißung de» Diäten- brschlufse» in der im September bevorstehenden neuen Sitzungsperiode deS BundeSrathS zu rechnen und die Gewährung von Diäten in der vom Eentrum vorgefchlagenen bekannten Form könnte demnach vielleicht schon von der nächsten Reichstagssession ab in Kraft treten. Jedenfalls wäre nur lebhaft zu wünschen, daß der ReichStagSbeschluß hinsichtlich der Anwesen- heitSgelber die Billigung de» BundeSratheS finden möge, schon de»halb, damit endlich die seit Jahr zehnten schon spielende Diätenfrage im Reichstage zu ihrem Abschluß gelange. Doch auch andere und wichtigere Erwägungen sprechen zu Gunsten einer derartige« Entschließung des BundSratheS, so namentlich die Thatsache, daß eine überwältigende Mehrheit de» Reichstage» ihr Votum für die Ge währung von Diäten abgegeben hat und daß in weiten Kreisen der Wählerschaft der betreffende CentrumSantrag sich gleichfalls unverhohlener Zu stimmung erfreut. Regierungsseitig würde man die Mehrheit des deutschen Reichstages darum nur vor den Kopf stoßen, wenn auch diesmal der Diätenantrag vom BundeSrath sä sots gelegt werden sollte, besonders da der gegenwärtige An trag in seiner Fassung die Tagegelder ja nur den bei den Sitzungen anwesenden ReichStagSabge- ordneten zugestehen, sie also keineswegs grundsätz lich und unbeschränkt einsühren will, wie die» bei den Diäten der deutschen Einzelladdtage der Fall ist. Auch hätte die Regierung alle Ursache, die infolge der bisherigen fast wegwerfenden Behand lung der RrichStagSwünsche in der Diätrnange- legenhrit durch den BundeSrath vielleicht herrschende Mißstimmung dadurch nicht noch zu erhöhen, daß auch der jüngste ReichStagSbeschluß wegen der Diätenzahlung einfach in den bundeSräthlichen Papierkorb wandert. Ist eS doch der Regierung stark verdacht worden, daß bei den ReichtStagS- Verhandlungen über den Diätenantrag der CentrumS- Partei nicht einmal ein Vertreter der verbündeten Regierungen anwesend war, geschweige denn, daß Von dieser Seite au» da» Wort hierzu ergriffen worden wäre, eine solche Haltung der Regierung bei Erörterungen über eine wichtige «häusliche« Angelegenheit deS Reichstage» hätte unter allen Umständen vermieden werden müssen. Trotzdem darf vielleicht, wie schon angedeutet, erwartet werden, daß nunmehr die Diätenfrage mit der zu erhoffenden Zustimmung de» BundeSratheS zum Anträge der CentrumSpartei hinsichtlich der AnwrsenheitSgelder endlich ihre befriedigende Regelung findet, welches zustimmende Votum ge nannter Körperschaft eigentlich um so leichter fallen müßte, al» die Gründe, welche seinerzeit den Fürsten Bismarck bewogen, dem Reichstage die sonst üblichen parlamentarischen Diäten vorzu enthalten, ja längst nicht mehr stichhaltig sind. Deutsches Reich. Dresden, 17. Juli. Se. Majestät der König unternahm gestern Mittag die gewohnte Gondel fahrt auf der Elbe und fuhr Abend» zur Birsch nach dem PorSberger Revier. — Ihre Majestät die Königin weilte in den gestrigen Mittagsstunden mit den gräflich de Wittenschen Herrschaften in Billa Strehlen. Dresden, 18. Juli. Ihre königliche Hoheit die Frau Erbgroßherzogin von Sachsen-Weimar- Eisenach wird heut« Freitag Nachmittag zum Be- Der sächsische Grzätzlrr. Gntt, ». suche Ihrer Majestäten des Königs und der Königin im königlichen Sommer-Hosloger in Pillnitz ein treffen. Se. Majestät der König hat den dem Ritter gutsbesitzer v. Zimmermann aus Nischwitz bei Wurzen von Sr. Majestät dem Deutschen Kaiser verliehenen AdelStitel für seine Person und seine ehelichen Nachkommen sür hiesige Lande anerkannt und dessen Führung genehmigt. Dresden, 18. Juli. Se. Exzellenz der Herr StaatSminister vr. v. Seydewitz hat emen mehr wöchigen Urlaub angetreten. ^.Bischofswerda. E» war ein «geseg netes Fest« das MisstonSfest de« Bischofswerda« Nrukircher MisstonSverein», da« Mittwoch, den 17. Juli, Nach«., auf Einladung de» dortigen Kirchen vorstande» in Ober-Ottendorf, Bezirk Dresden, ge halten wurde. Die erwrckliche Frstpredigt über Apostelgrsch. 4, 20 hielt Herr Pfarrer Bürger- Taubenheim b. Meißen, die Kirche war trotz der bereits begonnenen Erntearbeit gut besucht, auch viele Gäste von nah und fern hatten sich eiuge- fundrn. Die Kollekte betrug 68 Mark. Die Nachversammlung wurde ick-dem bereit» vor Er öffnung dicht gefüllten Saal de» Erbarricht» ab gehalten. Nach Eröffnung durch den Vorsitzenden Oberpfarrer vr. Wetzel-Bischofswerda hielt Herr Superintendent von Seydewitz eine zündende An sprache, anknüpsend an da» Evangelium de» kommenden Sonntag» von der Speisung der 4000, Herr Missionar WannSk« erzählt von der überaus schwierigen Arbeit der Mission unter den Tawulen in Indien, gemeinsame Gesänge wechseln mit Borträgen de» Schüler- und Männerchor» unter Leitung deS Herrn Kantor Schirmer ab, DankeSworte de» Vorsitzenden und de» OctSpfarrer» Herrn Pastor Wirthgen vereinigen sich in dem Dank gegen Gott, der die Missionsarbeit auch im vergangenen Jahr sichtbar gesegnet. Au» der alten Missionsstadt Bischofswerda sind für diesen Zweck folgende Gaben eingegangen: Aus den all monatlich einmal ausgestellten Becken und von MisstonSstunden 126 Mk. 50 Pfg., au» der Sammelbüchse des JünglingSvereinS 8 Mk., von vr. W. 10 Mk.. von Herrn Joh. Philipp 6 Mk., Ungenannt 5 Mk., Pfarrer swsr. Sickert 3 Mk., Kirchendiener Zimmermann 2 Mk., Frau vrrw. Schneider Neumann 2 Mk., Frau verw. Hoffmann 1 Mk, Herr Sparkassenkasstrer Lehmann 1 Mk., von M 1 Mk., zusammen 165 Mk. 50 Pfg., außerdem für Judenmission von Herrn Joh. Philipp 2 Mk. Gott segne Geber und Gaben! Bischofswerda, 18. Juli. Unser neue» Schulgebäude, da» in seiner äußeren Zierde seit mehreren Monaten vollendet dastrht, naht sich nun im Innern seiner Vollendung. Bereit» sind dir Hellen schönen Schulräume und die übrigen Piöcen hergestellt, so daß nur noch kurze Zeit bi» zu seiner gänzlichen Vollendung vergehen wird. Die Stadt hat rin Gebäude erhalten, welche» derselben zur Ehre gereicht, um so mehr, da dasselbe für die Ausbildung der Heranwachsenden Jugend be stimmt ist. Da die Schule auch mit einer Uhr mit Schlagwerk versehen wird, so dürfte die» drn Bewohnern der Vorstadt sehr willkommen sein. Mit der Einweihung der Schule, welche Ende Sep tember oder AnfangOktober stattfinden soll, wird, dem Vernehmen nach, ein Schulfest verbunden werden. Bischofswerda, 19. Juli. Die großen Ferien werden morgen Sonnabend ihren Anfang nehmen, und damit werden sowohl die höheren, wie die Volksschulen ihre Pforten auf die Dauer von vier Wochen schließen. Möge die Jugend sich während oer Ferien kräftig erholen, daß sie frisch gestärkt an Körper und Geist au» denselben wieder heimkehrt und mit neuen Kräften die Arbeit aufnehmen kann. Hoffentlich zeigt der Himmel während der Ferien ein freundliche» Gesicht und sendet eine Witterung, die denselben angepaßt ist. — Was sollen die Ferien unseren Kindern bringen? Zu dieser Frage wird au» Lehrerkretsen geschrieben: Wa» sollen die Ferien unseren Kindern bringen? Müßige Frag« ! , Doch vor allem und in erster Linie Erholung von der Schularbeit, mehr Gelegenheit al» sonst zum Baden im freien Gewässer, zum gründlichen Aus schlafen, sowie zur ungehemmten Bewegung in frischer Lust und lichtem Sonnenschein! — Wird auf diese Weise die beabsichtigte Wirkung auf die Nerven erreicht und die volle Leistungsfähigkeit der Kinder für die kommende Arbeitszeit wieder hergestellt, so ist die» ein köstlicher Gewinn; doch soll e» nicht der einzige sein! — E» ist eine nicht nur von Lehrern lebhaft beklagte Thatsache, daß unsere Kinder oft die einfachsten Raturaegenstände und den Verlauf der einfachsten Naturerscheinungen nicht kennen. Die Schule fühlt wohl, daß hier I eine große Lück« auSzufüllrn ist. Möchten doch I die Kinder durch fleißige» Sichergehen tn Feld und Wald, auf der Wiese mit ihrem Bach«, a«^ den Höhen wie im Thale ihren Sinn für Natur schönheit beleben und kräftigen! E» kanu einmal länger anschaurnd verweilen bei der täglichen Be schäftigung de» Landmanne» oder de» Gärtner», oder de» Förster» und kennt dann deren Lhätig- krit nicht nur — vom Hörensagen. Auf solche Art kann während der Ferien manche Lücke im vor- stellung»schatze der Kinder auSgefüllt werde«, und durch solche Erweiterung de» geistigen Gesichts kreise» wird die künftige Lernarbeit wesentlich unter stützt; denn diese srlbstthätig erworbenen Kenntnisse und Erfahrungen der Kinder sind da» kleine Kapital, mit dessen Hilfe die Schule Zinsen gewinnen muß, sie sind die unerläßlichen Grundsteine eine» ersprieß lichen Unterrichte». Am besten ist natürlich, wenn der Vater oder die Mutter ihre Kinder selbst in die Natur hinausführen und auf deren Schön heiten Hinweisen können. V. Putzkau. Unter allgemeiner Theilnahme feierte der König!. Sächs. Militärvrrein zu Putzkau am Sonntag und Montag sein 25jährige» Stif tungsfest. Frohe Marschweisen kündeten in der SonutagSfrühe den Anbruch de» festlichen.Tage», vollzählig hielt dann am vormittag der Militär verein eine Kirchenparade und ließ sich au» dem GonntagSevangelium da» Wort von der rechten Brüderlichkeit ouSlegen. Am Nachmittag>fand eia größerer Umzug durch den vielfach mit Ehren pforten und Fahnen festlich geschmückten Ort statt. An demselbigen betheiligtrn sich die Gemeinderäthe von Ober- und Nieder-Putzkau, der Kirchenvorstand, die sämmtltchen Vereine und eine große Anzahl weiß gekleideter Festjungfrauen. Ein niedergehender Gewitterregen machte zwar dem Zug zuletzt noch eia schnelle» Ende, wurde aber nach der langen Trockenheit und großen Hitze auf da» Freudigste begrüßt. I» der sechsten Stunde begann aus der Wiese hinter dem Erbgericht in Ober-Putzkau da» Festkonzert mit wohlgelungenrn Darbietungen de» Männergesangverein» daselbst und de» gemilchten Kirchenchores und der WeickerSdorfer Musikkapelle. Mit schwunghaften Worten begrüßte hier der Vorstand, Herr Heber, die Erschienenen, wie» auf die Bedeutung der Militärvereine hin und sprach da» Gelübde au», in der Treue gegen König und Vaterland, Kaiser und Reich beharren zu wollen und schloß mit einem dreifachen Hoch auf Ihre Majestäten König Albert und Kaiser Wilhelm. Ein Prolog von Frl. Lina Heber gesprochen, und eine Festansprache de» Ehrenmitgliedes, Herrn Pastor Lange, bildeten drn Höhepunkt der schönen Feier. Zahlreiche Festgeschenke, u. A. eine silberne Kanne, eine Trommel, ein Bandelier, Fahnen bänder, Schärpe, Fahnennägel, verschiedene Diplome und Bilder zeugten von dem Ansehen, da» der Militärverein allhier genießt. Mit großer Fertigkeit wurden zwischeninne durch Jungfrauen und Mit glieder de» Turnvereins je ein schöner Reigen auSgrführt. Ein Ball beschloß den ersten Tag. Am Montag hatten sich die Kameraden bereit» am Nachmittag zu fröhlichem Beisammensein im BereinSlokal eingestellt. Dort fand am Abend die weitere Feier statt, zu welcher sich auch der Be zirksvorsteher, Herr Hauptmann Klemm au». Bautzen, eingefunden hatte. In beredten Worten brachte er seine Glückwünsche zum Jubiläum dar und schloß mit der Mahnung, auch im bürger lichen Leben die rechte Königstreue, Vaterlands liebe und Kameradschaft pflegen und beweisen zu wollen. Nachdem sodann die noch lebenden 20 Gründer mit einer Auszeichnung bedacht worden waren, und Kamerad Hartwig den Festbericht in ansprechendster Weise dargeboten, während Lieder vorträge von Frl. Heber und ein vorzüglich ge spielte» Theaterstück «Im Civil« zur Erhöhung der Freude wesentlich beitrugen, begann gegen 10 Uhr die Festtafel. Mit einem dreifachen Hoch auf Se. Maj. König Albert wurde dieselbe er öffnet und in schneller Folge reihte sich nun ein Trinkspruch an den andern. Ein Ball hielt endlich dir Kameraden auch hier noch länger beisammen. Waren «S so Tage der Freude, so klang doch durch all« Freude der Ernst der Zeit hindurch, ein Jeder war sich bewußt geworden, welche Bedeutung und Aufgabe die Militärveteine gerade heute haben. Je treuer sie dieselben erfüllen, um so getroster können wir in die Zukunft unsere» Volke» blicken. Und so möge auch dem hiesigen Militärverriu ein weitere» Wachsen, Blühen und Gedeihen beschted« sein zu seinem eigenen Wohl und zum Wohle de» ganzen Vaterlande». Dresden, 17. Juli. Al» Nachfolger Rüger» ist der Geh. Justizrath vr. Otto im Justizministerium zum Generalstaatsanwalt und Geheimen Rach er nannt worden. Dresden. Herr vr. vasä. Werther, Lier, ist an Stell« de» in den Ruhestand tretend« H»f- rath« vr. Martini für den 1. Oktoba ds». Ah».