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Michajlowitsch erwiderte mit einem Hoch auf die bulgarische Armee, den Fürsten Ferdinand und die russisch-bulgarische Waffenbrüderschaft. Vom Burenkrieg. Die den Bure« durch General Methuen bei Zeerust zugefügte Schlappe, durch welche die Buren 3 Todte und 43 Gefangene, sowie Vieh und Kriegsbedarf verloren, wird von Lord Kit» chener in einer Depesche aus Pretoria vom 12. Juli bestätigt. In derselben Depesche macht aber Kitchener zugleich Mittheilung von einer anderen Affäre, in welcher eS den Engländern zunächst nicht gut ergangen ist. Die Buren griffen, nach der Darstellung KitchenerS, den Posten der süd afrikanischen Polizeitruppe bei Houtkop an und eroberten eine Kanone, wurden aber dann zurück getrieben ; immerhin verloren die Engländer hierbei 10 Mann an Tobten und Verwundeten. Von Dewet heißt es jetzt, daß er mit seinem Commando bei Brandfort (Oranjefreistaat) stehe. Ueber die englischen Helden im Khaki findet sich in dem Bericht des General» Smut an den Präsidenten Steijn folgende Er zählung: In der Tasche eines bei Boschfontetn gefallenen englischen Offiziers fanden wir einen Brief, in welchem auf ergötzliche Weise aus- einandergeietzt wurde, wie er zu Werke gegangen war. In einem Bauernhause hatte er Frauen und Kinder ums Klavier versammelt. Sie mußten »Ooä 8uvs tds tzuson« (die englische König-Hymne) singen und danach das Haus verlassen, das er in Brand steckte. Einen „Riesenspaß" machte rS ihm, als er Frauen aus einem brennenden Hause ihre Habe forttragen sah; er spornte sie zur Eile an, und als sie keuchend bei ihren geretteten Hab seligkeiten standen, ließ er diese auch in Brand stecken. „Sie schnitten schrecklich blödsinnige Gesichter", notirte der englische Held dann be friedigt in diesem Bries. Nichtenglische Zeitungen werden jetzt in Transvaal nicht mehr zugelassen. Die englische Militärbehörde in Johannesburg hat die Zurück weisung aller nichtenglischen ausländischen Blätter, die mit der Post einlaufen, angeordnet. Glauben die Engländer, den Buren auf diese Weise das Urtheil Europas über englische KciegSführung vorenthalten zu können? Ein verwegener Bur kam an der Mitt woch in Newyork an. Der Mann heißt Düploov und ist von einer der Bermudainseln (Westindien) entkommen. Der englische Gouverneur von Bermuda hatte telegraphiert, Duplooy solle fest gehalten werden, allein das Einwanderungsbureau entschied anders. Duplooy war auf seiner Flucht mit einem Messer im Munde unter den Kanonen von drei patrouillirenden Booten drei englische Meilen weit durch das Wasser geschwommen, in dem sich Haifische befanden. Um nicht bemerkt zu werden, hatte er seinen Kopf mit Seegras bedeckt; als einmal ein Scheinwerfer auf ihn gerichtet wurde, tauchte er im richtigen Augenblick unter. Duplooy war mit Cronje gefangen worden. In SimonStown hatte er versucht, durch den Graben eines Tunnels zu entkommen und später war eS ihm beinahe gelungen, in englischer Uniform zu entfliehen. An Bord des Schiffes „Armentan" hatte er dann den Plan gefaßt, den Kapitän ge fangen zu setzen und die Mannschaft zu zwingen, das Schiff nach den Vereinigten Staaten zu steuern. Dies mißlang ebenfalls. Duplooy ist ein junger Mann, der zwei Brüder im Felde hat. Seine Mutter und Schwestern sind im Frauen lager bei Pretoria, ihre Heimstätte ist verbrannt. Er wurde in Newyork von bewundernden Mengen beinahe überwältigt. Als er Photographirt wurde, verlangte er, daß man ihn so stelle, daß die Frei- heitSstatue in den Hintergrund komme. Duplooy sagte, er wolle die Photographie Dewet schicken. Ein reicher Newyorker hat sich des Mannes an genommen. Ueber Kriegsgreuel schreibt,wie die„Münchn. N. N." au» London berichten, ein englischer In valide an seine Eltern in London u.A. Folgende-: Ich stand mit meinem verbundenen Arm auf Posten. Eine junge Burin — von Hunger ent stellt und entkräftet — schlich sich an meine Seite. Ein Sergeant hatte sie zwingen wollen und ihre beiden Kinder, ein Mädchen von zwei Jahren und einen Säugling, mit sich in sein Zelt genommen mit der Drohung, die Kinder verhungern zu kaffen. Sie bezeichnete mir da» Zelt de» Sergeanten, der — wie ich wußte — diese Nacht auf Patrouille geschickt war. Al- wir un» dem Zelte näherten, hörten wir daran» ein schwache-, klägliche» Wimmern — wie au» weiter Ferne kommend — an unser Ohr schallen. Wir fanden da» Netteste in der Ecke de» Zelte», nackt und frierend und kaum noch im Stande, sich zu bewegen, von ihm kam da» klägliche Winseln. Da» Baby aber sanden wir todt. Man hatte ihm — um e» am Schreie« zu verhindern — rin Taschentuch in den Mund gesteckt. Der Sergeant, in der Eile de» Aufbruch», hatte die Kinder liegen lassen; fünf Stunden waren seitdem vergangen und die unglückliche Mutter — nicht ahnend, daß der Kinderräuber auf Patrouille kommandiert ward — hatte nicht gewagt, sich dem Zelte allein zu nähern. Der vor mir die Wache hatte, hatte sie, ohne sie an- zvhörrn, in ihre Hütte zurückgrjagt. — Am frühen Morgen meldete ich den Vorfall meinem vorge setzten Offizier, hört« noch, daß nur rin Mann von der Patrouille, die der Sergeant geführt hatte, zurückgelehrt war. Letzterer mit drei Anderen hatten — in» Gra» gebissen! Eine Stunde später wurde ich al» — untauglich für den Wachtdienst einem Transport Invaliden eingereiht, der gerade nach Kapstadt abging, und so bin ich nun auf dem Heimwege. Wie ich jemals all diese scheuß lichen Erinnerungen lo» werden soll, weiß ich nicht. Wie frech und heuchlerisch die Engländer trotz aller beglaubigten Nachrichten von der unerhört grau samen britischen KrirgSführung sich gebärden, ver mag man au» folgender Auslassung der „Time-" zu ersehen. Da» Blatt schreibt: „Wir dürfen niemals einen Krieg führen mit der Strenge, welche die Deutschen in Frankreich entfalteten; wir werden die» sicherlich nicht in Südafrika thun, obwohl durch eine milde Kriegführung der Kampf - nur verlängert und dessen Kosten nur erhöht werden. Wir werden den Krieg in unserer eigenen Weise zu einem befriedigenden Ende bringen. Wenn er vorüber ist, werden wir die Genugthuung haben, ihn mit Humanität geführt zu haben, die unübertroffen in der Geschichte dasteht. Wir werden hoffen, unsere Belohnung zu ernten durch eine schleunige Ver wandlung unserer tapferen Gegner in loyale britische Unterthanen." — Das ist wohl der Gipfel heuchlerischer Frechheit! Die Vorgänge in China. Prinz Tschun, welcher bekanntlich mit der Mission betraut ist, dem deutschen Kaiser und der deutschen Regierung offiziell das Bedauern der chinesischen Regierung wegen der Ermordung de» Gesandten v. Ketteler auszudrücken, ist am 12. Juli mit größerem Gefolge mittel» Sonderzuge» von Peking nach Taku abgrreist. In letzterem Hafen schiffte sich der Prinz mit seinen Begleitern nach Shanghai ein, von wo aus am 20. Juli die Weiterreise nach Genua an Bord de» Lloyd« Kämpfers „Baiern" erfolgt. Bon Genua au» geht r» dann auf dem Landwege weiter nach Berlin. Bei der Abreise des Prinzen Tschun au» Peking war auf dem Bahnhofe eine deutsche Ehrencompagnie mit Musik aufgestellt; auch war der deutsche Gesandte nebst zwei Sekretären an wesend. Zwei Stabsoffiziere des Grasen Waldersee führten die Gesandtschaft. Die Verbesserung der Schifffahrts verhältnisse auf dem Wusung will ein au» Vertretern der Mächte und der commerztellrn Körperschaften in Shanghai gebildeter Ausschuß betreiben. Es gilt als wahrscheinlich, daß die fremden Gesandten die Forderung der Regulirung de» Wusung mit in die FrtedenSbedingungeu für China aufnehmen werden. Sachsen. Dresden, 14. Juli. Ihrer Majestät der Königin sind die Ausfahrten der letzten Tage vor züglich bekommen. Da» Betnleiden gilt al» be hoben. Da» Allgemeinbefinden ist ein gute». Dresden, 13. Juli. Se. königliche Hoheit der Genrralfrldmarschall und General-Inspekteur der 2. Armee-Inspektion Prinz Georg begab sich heute früh nach dem Truppenübungsplätze Zeithain, um der Besichtigung der 2. Infanterie-Brigade Nr. 46 beizuwohnen. In der Begleitung Er. königlichen Hoheit befand sich Major im General stabe von Watzdorf. Dresden, 13. Juli. Se. königliche Hoheit der Prinz Friedrich August ist heute mit den jungen Prinzen Georg und Friedrich Christian zu mehrwöchentlichem Aufenthalte im königlichen Jagdhause Rehefeld eingetroffen. Dresden, 12. Juli. Se. Majestät der König hat den Kirchschullehrern Kantoren Ernst August Werner in Neukirchen und Adolf Theodor Schmidt in Altstadt da» Brrdienstkreuz verliehen. Bischofswerda, 14. Juli. Auf Grund Aller höchster Entschließung Sr. Majestät de» König» ist vom Kgl. Ministerium de» Innern de« vraud- meister Hermann Stülzel in Anerkennung der von ihm bei der freiw. Feuerwehr zu Bischof»- Werda geleisteten langjährigen treuen «ad aütz- lichrn Dienst«, sowie seiner Verdienste um da» Feuerlöschwesen der Stadt Bischofswerda ü-ah«W, 8» Der sächsische Erzähler. Gettt r» LGVL Rundschreiben und andere Beweismittel der StaatS- anwaltschast. Die Sommersesston der österreichischen Einzellandtage geht nach und nach zu Ende. Auch der tyroler Landtag ist jetzt im kaiserlichen Auftrag formell geschloffen worden, nachdem er schon vorher wegen der Obstruktion der italienischen Partei hatte vertagt werden müssen. Einem Pferdehändler in Hermann stadt ist vom englischen Agenten der Auftrag geworden, in kürzester Zeit 2060 Pferde für die englische Armee in Südafrika zu liefern. Wa» wird die „neutrale" ungarische Regierung hierzu sagen? Der Papst sollte ein Protestschreiben gegen da» neue französische BereinSgesetz an die fran zösische Regierung gerichtet haben. Eine halb amtliche Pariser Note erklärt jetzt, daß dem Ministerium de» Aeußrrrn ein derartige» päpst liches Schreiben unbekannt sei. Da- große Problem des lenkbaren Luft schiffe» scheint jetzt in Frankreich seinrrBer- wirklichung näher gebracht zu werden. In St. Cloud bei Pari» unternahm der Lustschiffer SomtoS Dumont mit einem von ihm erfundenen Luftschiff bei allerdings fast windstillem Wetter wiederholte Auffahrten, von denen er stet» an seinem Ausgangspunkte wieder rintraf. Am Sonnabend gedachte SomtoS Dumont sich durch eine Fahrt mit seinem Luftschiff um den 100,000 FrankS-PreiS zu bewerben, ven der Groß industrielle Henrik Deutsch für das erste lenkbare Luftschiff gestiftet hat. Die italienische Regierung hat beider Pforte die Errichtung italienischer Postämter in Albanien durchgrsetzt. Bis jetzt gab eS in dieser türkischen Trenzprovinz nur österreichisch-ungarische Postämter. Die von Konstantinopel aus drohende Pestgefahr scheint von den zuständigen Stellen für nicht so ernst erachtet zu werden, denn laut einer Meldung au» Konstantinopel vom 12. Juli ist am genannten Tage der Verkehr der Orientexprrßzüge wieder ausgenommen worden. Die offiziellen Beziehungen zwischen Eng land und Rußland sind dem äußeren Anschein nach ganz ungetrübte. Hierfür zeugt u. A. der Umstand, daß die indische Regierung der zur Erforschung des Pamirgebiete» abgesandten russi schen wissenschaftlichen Expedition gestattet hat, auf zwei beliebigen Routen nach Indien zu kommen. — Die schon angekündigte Ernennung des bis herigen BotschaftSrath« bei der russichen Botschaft in London, Lessar, zum Gesandten Rußland» in Peking an Stelle GierS ist jetzt erfolgt. Lessar gilt als einer der besten Kenner von Land und Leuten in China. In einer zu Chicago abgehaltenen Ver sammlung von Vertretern der Hauptbahnen des amerikanischen Westens wurde die völlige unbedingte Wiederherstellung der Frachtsätze offiziell beschlossen. Auch der Plan einer Theilung des Geschäfts unter den Bahnen wurde angenommen, nur die Chicago Great Western-Bahn schloß sich hiervon auS. Der Präsident von Chile, General Errazuriz, ist gestorben. Möglicher Weise führt dies Ereigniß zu inneren Unruhen in ge nannter Republik. Odde, 14. Juli. Se. Majestät der Kaiser unternahmen gestern Nachmittag einen Spazier gang in einem der nahe gelegenen Gebirg-thäler und kehrten um 8>/<, Uhr Abends an Bord zurück. Odde, 13. Juli. Die „ Hohenzollern" geht Sonntag Vormittag nach Bergen, wo sie Abends ankommt. Der Aufenthalt dort dauert 2 Tage. Odde, 14. Juli. Die „Hohenzollern" hat heute früh 7 Uhr die hiesige Bucht verlassen und die Reise nach Bergen angrtreten. Helgoland, 13. Juli. DaS unter Befehl deS Prinzen Heinrich stehende Geschwader ankerte gestern Abend hinter der Düne. Prinz Heinrich kam heute an Land und besichtigte die Festungswerke, sowie da» Nordsee-Muskum. Berlin, 13. Juli. Der Minister de» Innern hat den Magistrat offiziell aufgrfordert, die Neu wahl eine» Bürgermeisters rinzulriten. Petersburg, 14. Juli Für da» Jahr 1901 werden auf kaiserlichen Befehl zur Ergänzung de» Heere» und der Flotte 308,500 Mann auSgrhoben. Barna, 14. Juli. Bei dem gestrigen Ab- fchiedSdiner in Euxinograd brachte Fürst Ferdinand einen Trinkspruch au» auf Rußland al» den Schöpfer Bulgarien» und de» bulgarischen Heere», sowie auf den Kaiser Nikolaus, da» russische Herr und die russische Flotte. Der Großfürst Alexander