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^.. - - ' -V El Lrße Meilage zu Ar. 72 des sächsischen Lrzählers. «ischvfSEerdG, d« »L. Jnni 1001. Ein Nachwort zur Bismarck-Feier in Berlin. Die am Sonntag in Berlin unter der geistigen TheilnahMe, man kann wohl sagen, fast de» ge lammten deutschen Bolle-, vor sich gegangene glanzvolle EothüllungSsrirr de- monumentalen Nationaldenkmalr» für den Fürsten BiSmarck hat einen durchaus würdigen und eindrucksvollen Bet lauf genommen, wie dir- wohl auch zu erwarten stand. Nicht wenig hat hierzu die vom Reichs- lanzler Grafen Bülow gehaltene eigentliche Festrede brigetragrn, in welcher Gras Bülow — die- muß man rückhaltlos zugestehe» — aufrichtig bestrebt war, dem Wesen und dem Wielen des Heimgegangenen ersten Kanzler» des neuen Reiches, de« gewaltigen Schöpfer» desselben, warm anerkennende Worte der Bewunderung und der Dankbarkeit zu widmen. E» war dir» allerdings im Hinblick aus die schier erdrückende welthistorische Persönlichkeit und die mit unvergänglichen Lettern in die Tafeln der Weltgeschichte ringegrabenrn Thaten Bismarck» eine schwierige Ausgabe sür dessen jüngsten Amts nachfolger, und es läßt sich gerade nicht behaupten, daß Graf Bülow in seiner Rede wirklich ein allenthalben zutreffendes und packende» Bild vom Schmiede der deutschen Kaiserkrone und von seinem wuchtigen Schaffen gegeben hätte. Indessen, im Großen und Ganzen ist r» ihm doch gelungen, wenn-man von einigen mehr höfischen und gekünstelten Redewendungen absteht, dem Andenken de» Heimgegangenen grüßten Sohnes Deutschlands seit Jahrhunderten einigermaßen gerecht zu werden. Besonders jene Machen Wendungen in der rednerischen Kundgebung drS Kanzlers haben sicher ihr frohes Echo Im deutschen BolkSherzen gesunden, in denen rr^ Vie stet» kampfbereite Löwennatur, die glühen« patriotische Gesinnung, die Stellung de» Fürsten Bismarck über den Partei«», und dann vor Allem sein von beispiel ¬ losen Erfolgen gekröntes staatsmännisches Wirken schilderte. Und wenn Gras Bülow zum Schluffe versicherte, da» große Werk des großen Kanzlers, da» unttr der Führung der Hohenzollrrn politisch und national geeinigte Deutschland, sei so beschaffen, daß «S seinen Meister überleben werde, daß daS neue deutsche Kaiserreich ungeachtet aller der das selbe durchzitternden inneren Streitigkeiten und Kämpfe noch in fernen Zeiten kräftig blühen und gedeihen werde, so begegnet er sich in dieser Zu versicht gewiß mit den Stimmungen und Hoff nungen in den weitesten Schichten de» deutschen Volke»! Dabei hat e» indessen Graf Bülow in seiner Festrede vermieden, darüber nähere Andeutungen zu geben, inwieweit er künftig die deutsche Grsawmtpolitik in den Bahnen de» „alten Kurses" zu halten gedenkt, dessen Begründer von ihm so eben erst mit Recht so warm gefeiert worden ist. Ebensowenig kann man aus seiner Rede Be stimmtere» darüber entnehmen, in welchen Punkten etwa der jetzige leitende Staatsmann de» Reiche» von den Grundlinien der BiSmarck'schrn Politik abzuweichen gedenkt, obwohl Graf Bülow aller dings dürchblicken ließ, daß er keineswegs gesonnen sei, allenthalben in die Fußtapsen des eisernen Kanzler» zu treten. Nun, letztere« haben schon Graf Caprivi und Fürst Hohenlohe nicht grthan, und r» bedarf wohl kaum eine» besonderen Nach weise», daß auch Graf Bülow nicht durchaus be absichtigt, in allen Punkten die Urberlieferungen de» BiSmarck'schrn Kurses hochzuhalten, was z. B. die intime Annäherung de» offiziellen Deutschland» an England in der jetzigen Aera klar genug beweist. Einstweilen läßt sich jedoch noch nicht mit Bestimmtheit behaupten, daß die Richtung, welche namentlich dir deutsche auswärtige Politik unter Bülow in mehr al» einer Hinsicht im vergleich zu jener de» Fürsten Bismarck ein geschlagen, wirklich zu hochkritischen Lagen für da» Reich führen müßte und darum muß e» auch vorläufig al» da» gute Recht de» gegenwärtigen Reichskanzler» gelten, auf seine Verantwortung hin hier und dort von de» Borbilde de» ersten Kanzlers bei der Leitung der Staatsgeschäfte de» Reiche» abzuwrichrn. Schließlich ist zu berück- sichtigen, daß auch Graf Bülow, wir vor ihm be reit» Fürst Hohenlohe und Gras Caprivi, bestimmten Willensäußerungen seine» kaiserlichen Souverän» hinsichtlich diese» oder jene» Problem» für die inner« oder auswärtig! Politik Deutschland» selbst verständlich Rechnung zu tragen hat und »aß hierdurch sein eigene» verantwortliche» Handeln immerhin eine gewisse Einschränkung erfährt. Schließlich ist betreffs de« jetzt enthüllten Nationaldenkmal» de» Fürsten BiSmarck» selbst hervorzuheben, daß sich schon jetzt vielfach eine bald gelinder, bald schärfer au-gedrückte Kritik an der Schöpfung Reinhold Bega»' bemerklich macht. Inwieweit diese absprechende Kritik ihre Berechtig ung besitzt, die» zu untersuchen ist hier nicht der Platz; jedenfalls wäre e» aber tief bedauerlich, wenn das ragende Monument des ersten Kanzler in der Reich-Hauptstadt auf die breiten Mafien seiner Beschauer nicht jenen nachhaltigen Eindruck machen würde, den e» eigentlich auSüben sollte. Vermischtes. — BreSlau, 18. Juni. Ein für russische Rechnung verfrachtete» Schiff, beladen mit 4000 Crntnern Jute, steht auf der Oder bei Maltsch in Brand. Die Ladung dürste verloren sein. Wahrscheinlich liegt Selbstentzündung vor. — Cöln, 20. Juni. D:r Rhein ist seit gestern um 30 am gestiegen. Anhaltende» Steigen der Nebenflüsse wird gemeldet. Der Pegelstand be trägt 2,79 w. — Der berüchtigte Ein- und Ausbrecher Preßlrr, dessen Geschicklichkeit im Entledigen der Fesseln bekannt ist, hatte sich dieser Tage vor der Strafkammer in Hanau zu verantworten, da er nach einem ihm gelungenen Ausbruch auch in dortiger Gegend Einbrüche verübt hatte. Al» er in den Gericht»saal geführt wurde, gab er alsbald eine Prob« seine» „Können»". Er bat nämlich den Vorsitzenden, ihm die Ketten abaehmen zu lassen, au» „ Menschlichkeitsgründen", sie seien ihm zu fest angezoge». Als die» abgelehnt wurde, streifte er die Ketten ohne sonderliche Mühe ab. Biel hatte da» ihm aber nicht geholfen, denn im Nu war er wieder gefesselt. — Kassa, 20» Juni. Im Zrmplener Komitat ging ein großer Wolkenbruch nieder. Da» Wasser verursachte große Verheerungen. Die Dobrogbrücke ist fortgeschwemmt. — Auf dem Schlachtfelde von Grave- lotte ist der in den Jahren 1894 und 1895 er baute und am 18. August 1895 im Beisein un gezählter Veteranen einaeweihte Sedenkthuru» Sonntag Nachmittag 4 Uhr gesprengt worden, um an einer anderen Stelle de» Schlachtfeld«» wieder aufgebaut zu werden. Die Versetzung de» Thurme» war unabweisbar, weil an seinem bisherigen Standorte ein Fort erbaut wird. - Aus Pari« wird depeschiert: Während de» Verhörs beim Untersuchungsrichter brachte ein wegen Diebstahl» Angeklagter seiner früheren Geliebten, die ungünstig gegen ihn ausgesagt hatte, mehrere Messerstiche bei, wodurch das Mädchen lebensgefährlich verletzt wurde. Schlachtvieh-Preise auf dem Biehhafe zu Dresden am 20. Juni 1991 nach amtlicher Feststellung. Thier- gattung Ochsen Kalben und Kühe Bullen Kälber Schaf- Schweine Aus trieb Stück Bezeichnung. 12 4 17 130« 80 1801 Alter 1) ». Bollfleischige, auSgemästete höchsten SchlachtwertheS bi- zu S Jahren d. Oesterreicher desgleichen 2) Junge fleischige, nicht auSgemüstel«, — ältere auSgemästete . 3) Mäßig genährte junge, — gut genährte ältere .... 4) Gering genährte jeden Alter- 1) Bollfleischige, auSgemästete Kalben höchsten SchlachtwertheS . 2) Bollsl., auSgemäst. Kühe höchsten SchlachtwertheS bis zu 7 Jahren 3) Aelterr auSgemästete Kühe und wenig gut entwickelte jüngere Kühe und Kalben .... 4) Mäßig genährte Kühe und Kalben 5) Gering genährte Kühr und Kalben .... 1) Bollfleischige höchsten SchlachtwertheS .... 2) Mäßig genährte jüngere und gut genährte ältere 3) Gering genährte 1) Feinste Mast- (Bollmilchmast) und beste Saugkälber 2) Mittlere Mast- und gut« Saugkälber 3) Gering« Saugkälber 1) Mastlämmer 2) Jüngere Masthammel . 3) Aeltere Masthammel 4) Mäßig genährte Hammel und Schafe (Merzschafe) 1) ». Bollfleischige der feineren Rassen und deren Kreuzungen im biS zu 1'/. Jahren ..... d. Fettschweine 2> Fleischige 3) Gering entwickelte, sowie Sauen Marktpreis für SV Lg Lebend- f Schlacht- Gewicht. Mt. > Mk. 32—3« ««>—«5 33—37 S1-SS 29—31 57-59 2«-28 53-5« 23—25 48-52 32—35 «1—«3 29-31 57-SV 26-28 53-5« 22—25 48—52 — 44—47 32—35 5«—5» 28-31 51—55 23-27 4S-50 42—45 «3-67 39—41 «9-«2 3« -38 55-59 32—34 63—88 — «1—02 — 58-ao 44—45 5S—58 44—45 5S—58 41—43 53-55 37-49 49—52 zusammen 3220 Geschäftsgang: Bei Kälbern und Schweinen langsam. (Zum Ausschneiden!) für den „sächsischen Erzähler". Für das ». «i-rt-kjahr 1VV1 bestellt Herr Quittung. Obige Mark Pf. wurden heute richtig bezahlt. 1901. Exem plare. Benennung »er Zeitung. Bezugs zeit. Betr Mark. Ig. Bestell Mark. geld. Der sächsische Erzähler (Deutsche PostzeitungS - Preisliste 6670) 3Mon. A SO Kaiserliche Post.