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V» »er fttchstfefta G««tt«. G Z^L werden. — Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin hielt am Mittwoch leinen feierlichen Einzug in die Stadt Rostock, den Sitz der mecklenburgischen Landesuniversität. Die Kaiserin traf am Donnerstag vor» mittag um 7'/i Uhr au« Plön in Kiel ein, um ebenfalls den dortigen wasferfportlichen Beran» fialtungen betzuwohnen. Ein stattliches deutsches Geschwader aus den Panzercoloffen „Kaiser Wilhelm der Große", „Kaiser Wilhelm II." und „Kaiser Barbarossa", ferner aus dem großen Kreuzer „Victoria Luise" und dem kleinen Kreuzer „Sazrlla" bestehend, wird unter dem Oberbefehl des BiceadmiralS Prinzen Heinrich auf Befehl de» Kaiser» dem au» China heimlehrenden Panzer geschwader bis Cadix entgegensahren und demselben dann aus dessen weiterer Heimfahrt das Geleite geben, voraussichtlich dürste da» Geschwader de» Prinzen Heinrich gegen den 20. Juli von der Nordsee au» nach Cadtz abdampsen. Berlin, 20. Juni. Die „Nordd. Allg. Ztg." bestätigt die Meldung der „Berl. Reuest. Nachr.", daß der Hauptgrund für die Entgegensenduug eines ThrileS de» unter dem Befehl de» Prinzen Heinrich stehenden Geschwaders zur Bereinigung mit der aus Ostasien heimkehrenden Panzerdivision in den spanischen Gewässern lediglich im dienst lichen Interesse zu suchen sei. Die heimkehrende Division soll sofort nach erfolgter Heimkehr an den Mitte August beginnenden großen Flotten manövern theilNehmen und schon auf dem letzteren Theile der Heimreise zusammen mit den übrigen Schiffen der ersten Division Vorübungen abhalten. Im Reichsamte de» Inneren zu Berlin ist am Montag Bormittag die angekündigte Konferenz für die einheitliche Regelung der deutschen Rechtschreibung vom Staatssekretär Grasen PosadowSky eröffnet worden. Derselbe drückte in seiner Begrüßungsansprache an die Versammlung die Hoffnung au», daß die Konferenzarbeiten zu einem gedeihlichen Ergebnisse führen würden und wies zugleich darauf hin, daß auch die österreichische Regierung einen Vertreter zu der Konferenz ent« fandt habe. Dann übernahm der preußische Kultusminister vr. Studt den Vorsitz, wobei er in einer Rede die Nothwendigkeit betonte, eine Verständigung betreffs der verschiedenen auf dem Gebiete der deutschen Rechtschreibung noch be stehenden Differrnzpunkte herbeizusühren. Unzufrieden mit der Einweihung deS BiSmarck-DenkmalS sind die konservative» und sonst nationalen Blätter Berlins. Warum habe daS Volk keinen Zutritt gehabt? Warum hätten die öffentlichen Gebäude nicht geflaggt gehabt? Sehnlich äußert sich auch die „Tägliche Rundschau", die namentlich bedauert, daß der Schluß der Festlichkeit etwas unvermittelt formlos war. Die Feier schien in eine Hoffestlichkeit hinüber zugleiten, bei der der Cercle die Hauptsache, daS Denkmal die Nebensache schien. Die „Boss. Ztg." kommt noch einmal auf die Enthüllungsrede des Reichskanzlers zurück, deren Freimuth sie gelobt hatte und bemerkt: ES ist wahr, Graf Bülow hat Muth bewiesen, mehr Muth als die Behörden, die bei der Enthüllung deS Denkmals ihre Häuser nicht einmal mit Flaggen zu schmücken wagten. Die Fremden, die an diesem Tage die Frststraßr betrachteten, mögen nicht wenig gestaunt haben, wie sie so wenig festlich auSsah. Am Ende haben sie sich noch über manches Andere gewundert. Das ist auch etwas für mich! So hat dec Kaiser dem Organ der deutschen Benediktiner zufolge beim Besuch des Klosters in Maria-Laach nach der Immatrikulation deS Kronprinzen in Bonn geäußert, al« er in Maria-Laach beim Durchlrsen der auf der Kapitelwand verzeichneten „Stusen der Drmuth" die vierte laS: »in äuris et asxsris xatisntiam amplscü« („in schwierigen Verhältnissen sich der Geduld befleißigen"). An dem BiSmarck-Denkmal hat das national liberale „Leipz. Tagebl." auSzusetzrn, daß die Ab sicht einer gewissen Minderung der Größe deS Dargestelltrn am Denkmal nicht zu verkennen sei. ES stelle Bismarck im Ruhestand dar. Der kleine Kopf und insbesondere dir Nackenpartie verratheo, wie auch da» Bild der Reichstagseröffnung vom 2Ü. Mai 1888, daS Bestreben, BiSmarck sehr alt erscheinen zu lasten. Man habe fast den Eindruck, al» ob dem Beschauer der Gedanke nahegelegt werden sollte: e» »ar Zeit, daß der Mann aus seinen Aemtern schied. Der deutsche GastwirthSverband hält seinen 28. GastwirthStag seit Montag in Olden burg ab. Gegenwärtig gehören dem verband 402 Vereine mit 27,000 Mitgliedern an. FrirdrichSruh, 2O.Juui. Aus Veranlassung der Lübecker Gruppe de» Alldeutschen verbände» l ' >.v s! unternahm eine Reihe nationaler Vereine eipe Fahrt nach dem FrirdrichSruher Mausoleum, um am Grabe de» Fürsten BiSmarck Kränze nieder- zuleaen. Die Kundgebung nahm einen imposanten Verlauf, S00 Personen waren an ihr betheiliat. Chefredakteur Zabel hielt eine tirfergreiseade Red« aus den Altreichskanzler. Abend» fand in der Au mühle ein gemeinsames Festmahl statt, bei welchem verschiedene patriotische Reden gehalten wurden. Oesterreich. Der Kaiserbefuch in Böhmen gehört nunmehr wieder der Vergangenheit an. Der Aufenthalt in dem schönen Böhmerlande wird in Kaiser Franz Joses gewiß nur die angenehmsten Eindrücke hinterlassen haben, ist ihm doch von Czechen wie von Deutschen gleich begeistert gehuldigt worden. Ob aber da« Ereigniß die auch von dem greisen Monarchen selbst erwarteten politischen Früchte in Gestalt der erhofften Verständigung zwischen den Deutschen und den Czechen zeitigen wird, daS muß noch sehr dahingestellt bleiben; be sondere Erwartungen wird man in dieser Bezieh ung leider kaum hegen dürfen. Die österreichischen Kronlandtage sind in dieser Woche zusammen getreten, mit Ausnahme des istrianischen. Rußland. Die Hoffnungen in der russischen Kaiser familie und im russischen Volke, daß dem Czaren- paare endlich rin Sohn als der sehnlichst erwartete direkte Thronerbe bescheert werden würde, haben durch di« Geburt der Prinzessin Anastasia aber mals eine Enttäuschung erfahren. Vorläufig bleibt demnach der Bruder deS Kaisers Nikolaus, Groß fürst Michael, noch immer Thronfolger. Eine Kundgebung deS Czaren spricht im Wesentlichen die Wiedereinsetzung derjenigen Studenten an den jenigen russischen Universitäten, welche wegen Theil- nähme an den stattgefundenen Unruhen relegirt und zwangsweise unter daS Militär gesteckt wurden, in ihre früheren Rechte aus. St. Petersburg. Die Kommission zur Verhütung und Bekämpfung der Pestepidemie er klärt Aegypten mit Ausnahme von Port-Said, deS Kanalgebietes und von Suez für verpestet. Frankreich. Der französische Senat fährt in der Erledig ung deS BereinSgesetzeL in der Einzelberathung fort, so daß also dieses viel umstrittene Gesetz demnächst definitiv unter Dach und Fach kommen wird. Der Kriegsminister General AndrS hat jüngst im OsfizierScastno zu TroyeS eine Art politischen Glaubensbekenntnisses abgelegt. Er äußerte sich etwa dahin, daß er begreife, wie die Offiziere conservativen (monarchistischen) Anschau ungen huldigen könnten, obwohl er selbst ent schiedener Republikaner sei; aber er gebe die Ver sicherung, daß er nicht weiter «ach links gehen werde, daran hindere ihn seine Erziehung. Da wird es wohl Herr Andrü mit den Radikalen und Sozialisten im französischen Parlament gründlich verdorben haben! Türkei. Die europäische Diplomatie ist eifrig bemüht, die Zuspitzung deS kretischen Problems zu verhindern. Im Namen ihrer Regierungen haben die fremden Consuln in Canea dem Prinzen Georg, dem Gouverneur von Kreta, eröffnet, daß die Mächte entschlossen seien, den politischen atatus yuo auf dieser eventuell noch zur Türkei gehörenden Insel aufrecht zu erhalten und daß sie erwarteten, Prinz Georg werde fein Amt als Gouverneur nicht niederlegen. In Athener politischen Kreisen herrscht denn auch die Ansicht vor, Prinz Georg werde Angesichts dieser Vorstellungen der Mächte eine Erneuerung seines im Herbst ablaufenden Mandats auf drei Jahre annehmen. England. In England selbst beginnt sich endlich eine Protestbewegung gegen die grausame und rücksichts lose Kriegführung der Engländer in Südafrika bemerklich zu machen, welche Bewegung zugleich darauf gerichtet ist, Propaganda zu Gunsten der Unabhängigkeit der Burenstarten zu machen. Eine am Mittwoch Abend in QuernShall zu London abgehaltene große öffentliche Versammlung, in welcher die nach England gekommenen ehemaligen holländischen Mitglieder der Capregierung, Merri- man und Sauer, sprachen, nahm mit großer Be geisterung eine Entschließung an, welche daS Ver halten der Capregierung gegenüber den gefangenen Frauen und Kindern der Buren verurtheilt und die englische Regierung ausfordert, den Buren völlige Unabhängigkeit zu gewähren. London, 20. Juni. Der Bericht der in dischen Regierung über den Stand der Oelsaamea- ernt« für LSOO/ISOI besagt, der Stand der Saaten fei mit Ausnahme von Punjab »irgend» durchweg günstig. Ja den Provlazru fri^dit mit Leinsaat bestellte Fläche etwa» eiuaeschräukt. Di« Saat entwickle sich nicht gut: Die Preise für Lein» und RapSsaamen feien noch immer sehr hoch, obwohl sie von ihrer bedeutenden Höhe etwa» zurückgegangrn seien, die sie infolge der Mißernte von 1900 erreichten. Amerika. Dir Erhöhung de» amerikanischen Zolle» auf russische» Petroleum ist russischerseit» durch Er höhung de» Zolle» auf harzige Substanzen und Fahrräder au« Amerika prompt beantwortet worden. Beiderseits behauptet man, bei dirsta Maßnahmen im Recht zu sein. Vom Burenkrieg. Köln, 19. Juni. Die „Rheinisch»West» fälische Zeitung" veröffentlicht einen Bericht eine» Gewährsmannes, der von Frau Botha Mittheilung erhielt, daß General French zweimal gefangen gr- nommrn wurde und erschaffen werden sollte, da er wortbrüchig geworden war. French wurde indessen auf Intervention KitchrnerS gegen 1000 i» SimonStown gefangen« Buren auSgeliesert. Frau Botha versichert, ihr Mann fechte bi« zum letzten Mann und zur letzten Patrone. Die grsammten Burrn würden, wenn nöthig, jahrelang weiter kämpfen, England dagegen sei friedenSbedürstig. Die Gerüchte der jüngsten Zeit über angeb liche neue Friedensvrrhandlungen zwischen Buren und Engländern sind wieder verstummt, nachdem r» sich herauSgestellt hat, daß die Buren ent schlossen sind, weiterzukämpfen, wenn ihnen Eng« land nicht günstigere Friedensbedingungen stellt. — Die bei Tonkastadt (Capland) stehenden Buren- kommandoS unter Kruitzingrr wurden am 17. d. von den Truppen des Obersten Monree angegriffen und zogen sich, nachdem sie unbedeutende Verluste erlitten hatten, zurück. Steijn undDewet stehen jetzt im südöst lichen Transvaal gar nicht weit von Johannes burg. Ein englischer Bericht (Reuter) sagt, sie hätten in den letzten Tagen vergeblich den Versuch gemacht, die Linie Standerton-Heidelbrrg zu über schreiten. Völlige Unabhängigkeit der Buren fordern jetzt sogar die englischen Liberalen. In London ist Mittwoch Abend in der QueenS-Hall eine öffentliche Versammlung abgrhalten worden, in der die früheren Kapmimster Meriman und Sauer sprachen. LabouchSre führte den Vorsitz; auch verschiedene Parlamentsmitglieder waren an wesend. Es waren Maßregeln getroffen, um einer Störung der Ordnung vorzubeugen. Mit großer Begeisterung — so meldet ein Wolff'sche« Telegramm — wurde eine Entschließung gefaßt, in der die südafrikanische Regierung verurtheilt und die Reichsregierung bezüglich der Behandlung der Frauen und Kinder aufgefordrrt wird, den Buren völlige Unabhängigkeit zu gewähren. London, 20. Juni. Die Verlustliste der Engländer in Südafrika betrug für den 19. Juni: ü Mann todt, 21 verwundet, 1 vermißt, 21 au Krankheit verstorben. Die Vorgänge in China. Die Chinesen läßt man nicht herein nach Peking. Ja einer Zusammenkunft der fremden Gesandten wurde daS chinesische Ersuchen berathen, daß 3000 chinesischen Soldaten erlaubt werden solle, in Peking einzurücken. ES wurde beschlossen, daß e» nicht räthlich sei, hierauf einzu gehen, bis — gegen Ende August — alle fremden Truppen mit Ausnahme der Schutzwache« für die Gesandtschaften Peking verlassen hätten. Des gleichen haben die Gesandten beschlossen, daß die fremden Truppen die verbotene Stadt so lange bewachen sollen, bis die chinesischen Truppen in Peking eintrrffen. Durch einen russischen Offizier ist, so behauptet daS in Pott Arthur erscheinende russische Blatt „Nowosti Kraja", Graf Walderfee bei dem Brande des KaisrrpalasteS in Peking ge rettet worden. „DaS Feuer", so wird dem russischen Blatte aus Peking geschrieben, „hatte augenblicklich sechs Flügel ergriffen, darunter auch den Thronfaal und da» Schlafzimmer der Kaiserin, unh sprang dann auf da« ASbesthau« de« Grafen Walderfee über, welcher in seinem Schlafzimmer allein mit feinem Burschen war. Auf den ersten Alarm -in eilten deutsche Offiziere au« der Offizier»a»effe herbei und mit ihnen auch unser StabSkapitäa de« Wyborger Regiment» Krickmeyer, welch« de« Grafen Walderfee beigegrbea war. Derselbe stürzte al» erster an da» Feaster de» Schlafzimmer» de» Feldmarschalls — zur Thür zu gttaugeu war bereit», unmöglich — und begann dep Graft»