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ISO grfangrn genommen worden; 70 haben sich ergeben. Trotze MunitiooSmengen, 264 Wagen mit vorräthen find erbeutet worden. Kapstadt, 25. Juni. Oberst Pilcher operiert mit Erfolg im Westen de- OranjrfreistaateS. Eine fliegende Kolonne hat am 17. Juni vulfontein besetzt, ohne aus Widerstand zu stoßen. Während der Operationen wurden 8 Buren gefangen, KOO Pferde und eiiie Anzahl Rindvieh und Wagen erbeutet. Der Krieg in Südafrika geht in kleinen Schar mützeln weiter und fast immer ist da» Glück auf Seite der Buren. Eine englische Schlappe wird jetzt au» dem Kapland in folgender Form von „Reuter" gemeldet: „Die berittenen Midland Schützen hatten am Donnerstag bei Waterkloof folgende Verluste: 10 Todte, 4 Verwundete, 66 Gefangene. Mit den Verwundeten wurde auch eia verwundeter Bur nach Cradock gebracht, der erzählte, auf Seiten der Buren sei ein Mann gefallen. Es kann nicht fehlen, daß die öftere Wiederholung solcher für die Briten wenig erfreulicher Vorkomm nisse in ihrem eigenen Aaplande und aus eng lischem Boden bei der englischen Bevölkerung pein liche» Aufsehen macht. Man thut, al» habe man die Länder der Buren erobert und muß sogar be deutende Städte und größere Bezirke de» eigenen Lande» ihnen über lassen! Ein ehrenvolle» Zeugniß für die Buren ist der von dem KriegSdepartement der Bereinigten Staaten soeben veröffentlichte Bericht de« Kapitän» Charles Reichmann, der sieben Monate al» ameri kanischer Militärattache auf feiten der Buren weilte. Reichmann labt die Buren wegen ihre» Charakters, ihrer Kühnheit und ihrer Haltung im Kampfe, kritisiert aber ihren Mangel an Disziplin. Die Engländer hätten nur durch ihr Nebergewicht an Menschenmaterial, Geld und Geschützen gesiegt. Reichmann erklärt, daß er während der 7 Monate nie einen betrunkenen Buren gesehen und nie von irgend einem der Ihrigen ein profane» Wort ge hört habe; da» religiöse Element herrschte überall vor. Sie seien über die Verluste der Engländer ebenso betrübt gewesen, wie über ihre eigenen. Verletzungen der KriegSregeln seien auf beiden Seiten vorgekommen. Bei Angriffen hätten die fremden Freiwilligen stet» den Hauptantheil ge habt, so z. B. am SpionS-Kop, wo 800 Fremde mitkämpften. Die Krupp- und Creusot-Beschütze wären den Armstrong» überlegen und die Lyddir- Geschütze kaum wirksam gewesen. Die britische Kavallerie sei nicht zahlreich genug und auch ihrer Aufgabe nicht gewachsen gewesen; die britische Artillerie habe viele ihrer eigenen Truppen getödtet, da sie zu lange da» Feuer unterhalten habe, um den Vorstoß der Infanterie zu decken. Mit Be zug auf die Taktik habe der Krieg keine neuen Grundsätze festgestellt. Die Bureninvaston in die Kapkolonie nimmt für die Engländer immer bedenklichere Formen an. Nachrichten von englischer Seite selber berichten, daß die in da» Kapland «ngedrungenen Buren bereit» 7000 bi« 10,000 Mann stark seien und tatsächlich einen großen Theil der Kolonie be herrschten. Dem gegenüber nimmt e« sich einiger maßen sonderbar au«, wenn „Reuter« Bureau" über angeblich erfolgreiche Operationen de» Obersten Picher im Westen de» Oranje-FreistaateS berichtet und wenn Lord Kitchener au» Pretoria eine neue Depesche über so und soviel getödtete, verwundete oder gefangen genommene Buren loSläßt. Die Vorgänge in China. In der Gegend von Tientsin lebt da» Boxer unwesen von Neuem auf und gewinnt bedenklich an Ausdehnung; die dortigen Boxer nennen sich jetzt „Bereinigung der Ländleutr". Der chinesische General Mei hat die Verwaltung eine« Tieittsiner Bezirks übernommen und den fremden Truppen führern hierbei versprochen, auf Unterdrückung der RäuRr und Boxer hinwirken zu wollen. An drohenden Erscheinungen fehlt e» nicht. Au» Tientsin meldet „Reuter": Die unter dem Namen „Vereinigung der Landleute" bekannte Bewegung gewinnt an Ausdehnung. E» handelt sich dabei um ausgesprochen frrmdenfeindliche Be strebungen, um Boxerthum unter einem anderen Name«. An Räumung der Mandschurei denkt Rußland nicht. Wie der „Times" au» Peking vom Sonntag gemeldet wird, theilte der dortige russische Gesandte dem chinesischen Bevollmächtigten mit, daß, sobald da« Abkommen betreffend die Entschädigungsfrage unterzeichnet sei, Rußland verlangen werde, daß sie die Unterhandlungen be züglich der Bedingungen für die Räumung der Mandschurei durch Rußland wieder aufnchmm. Der russische Gesaudte erklärte, daß der für dß» Widerspruch der Mächte gegen die Unterzeichnung 74 Der Fall des Justitiars am branden burgischen Konsistorium vr. Reicke hat durch da» persönliche Eingreifen de» Reichskanzlers seine befriedigende Beilegung erfahren. Graf Bülow bewirkte, daß die schon auSgesprüchene Versetzung de» Herrn vr. Reicke an da» Konsistorium zu Königsberg, welche unter den obwaltenden Um ständen einer Strafversetzung gleicherachtet werden mußte, wieder zurückgenommen wurde; sicherem Bernehmen nach wird vr. Reicke nunmehr in da neue Aussichtsamt de» Reiche» über die Privat- versicherungSgesrllschaften eintreten. General von Schweinitz, der ehe malige langjährige deutsche Botschafter am Peters burger Hofe und Generaladjutant Kaiser Wilhelm» I., ist am Sonntag in Cassel, 79 Jahre alt, verschieden. Während seiner politischen Thätigkeit am Hofe de» Czarrn hat er sich nament- lich in jener kritischen Periode in den deutsch russischen Beziehungen, die nach dem Berliner Friedensvertrag von 1878 folgte, ein außerordent liche» Verdienst dadurch erworben, daß er die sich bedenklich zuspitzenden Gegensätze zwischen den Höfen von Brrlm und Petersburg wieder auS- gleichen hals, wodurch Europa vor einem furcht baren Krieg bewahrt blieb. Zur Enthüllung des BiSmarck-DenkmalS ver öffentlichen die dem Fürsten Herbert BiSmarck nahestehenden „Berl. N. N." eine Richtigstellung. Die „Natlib. Korr." hatte gemeldet, daß e» nach der Rede de» Grafen Bülow, al» der Kaiser den Kranz am Standbild BiSmarck» niedergelegt hatte, fast schien, al» wollte der Kaiser sprechen; „aber er trat dann wieder zurück" und „tiefbewegt er griff" Fürst Bismarck „die Hand de» Monarchen und küßte sie". Hierzu veröffentlichen die „Berl. Reuest. Nach.", offenbar im Auftrage deS Fürsten Herbert BiSmarck, folgende Richtigstellung: „Zu nächst hat Jedermann, den der Kaiser durch «ne Ansprache auSzeichnet, doch abzuwarten, ob Se. Majestät ihm die Hand reicht, und es würde im hohen Grade unpassend sein, namentlich für Per sonen, bei denen eine Vertrautheit mit derartigen Formen vorauSzusetzen ist, diese Hand initiativ zu „ergreifen". Sodann ist e» keine im preußischen OsfiziercorpS hergebrachte Art und Huldigung, dem Könige die Hand zu küssen. Die» konnte daher selbstverständlich auch dem Fürsten BiSmarck nicht entfernt in den Sinn kommen und ist auch nicht der Fall gewesen." - Berlin, 25. Juni. Die Deutsche Bank theilt mit: Infolge der an den Hauptplätzen Sachsen» eingetretenen Stockungen von zwei bedeutenden Bankinstituten beabsichtigt die Deutsche Bank, ihren längst gehegten Plan, ihre Geschäftsthätigkeit im Königreiche Sachsen mehr als bisher auSzudehnen und durch Errichtung einer Filiale in Leipzig zu verwirklichen. Bei diesem Entschlüsse ist die Er wartung maßgebend, daß für Industrie und Handel in Sachsen rin derartiges Vorgehen in diesem Augenblicke ganz besonders wirkungsvoll erscheinen muß. Berlin, 25. Juni. Der amtliche Bericht über den Saatenstand vom 20. Juni schätzt die muthmaßliche Ernte an Weizen auf 36,446,905 Metercentner, an Roggen aus 10,435,293 Meter- centner und an Hafer aus 9,699,375 Metercentner. Ein deutscher Mittelstandsbund ist in Posen gegründet worden. Er bezweckt die wirthschaftliche Hebung und Förderung de» deutschen Mittelstandes in den östlichen Provinzen Preußens, wa» angesichts deS wirthschaftlichen Er starkens de» dortigen Polenthüm» allerdings auch nothwendig erscheint. (Enthüllung de» Gutenberg-Denkmal» in Magdeburg.) Am Sonntag Vormittag wurde au» Anlaß der Fünshundertjahrfeier für Gutenberg da» von der Vereinigten Mägde- burger Buchdruckerschaft gestiftete Gutenberg-Denk mal feierlich enthüllt. An der Festlichkeit nahmen außer den Spitzen der Behörden auch au» Halle a. S., Halberstadt, Braunschweig, Berlin, Hamburg, Lübeck und andere» Städten entsandte Buchdruckerabordnungrn Theil. Oe st erreich. Teplitz, 24. Juni. Im Olmützer Bezirk sind gestern 75 Katholiken gemeinsam zur evangelischen Kirche übergrtreten. In Ungarn beschäftigt sich die öffentliche Meinung lebhaft mit den jetzt oufgrdeckten eigen- thümlichen deutsch- und Dreibund-feindlichen Quer treibereien de» Abgeordneten Ugroa von der Un- abhängigkeitSpartri. Ugron hat während seine» Besuches bei dem französische« Minister de» Aus wärtigen DrlcafsS nette Geschichten angestellt, wie wenigstens brr hierbei zugegen gewesene Graf Rtmler bestimmt behauptet. Ihm zufolge ist hier bei abgemacht worden, daß DelcassS den Papst bewegen solle, den ganzen Einfluß de» EleruS zu Gunsten der Partei UgroniS bei den bevor stehenden Neuwahlen zum ungarischen Abgeord netenhause aufzubieten und daß Ugron in Pest eine Bank mit französischem Kapital begründen solle, zu dem ausdrücklichen politischen Zweck, den deutschen Einfluß in Ungarn zu bekämpfen, Un garn mit seinen slavischrn Völkerschaften auSzu- sühnen und schließlich Oesterreich und Ungarn vom Dreibund abzulösen und dafür dem französisch russischen Zweibund zuzuführen. E» ist allerdings recht zweifelhaft, ob sich rin so gewiegter Staats mann, wie Herr DelcassS, wirklich im Ernste auf derartige politische Phantastereien eingelassen haben sollte, jedenfalls nimmt aber fast die ge« sammte Pester Presse die Sache sehr ernst und greift Ugron auf da» Schärfste an. Die näheren politischen Freunde Ugron'» versichern, sie hätten von den politischen Plänen, die er in Pari» be trieben, nicht da» Geringste gewußt. Der Unab hängigkeitspartei selber ist der ganze Zwischenfall mit Ugroa natürlich sehr fatal, r« heißt darum, sie wolle eine Interpellation hierüber im Abgr- ordnetenhause einbringen. Da» WahlkomitS de» verfassungstreuen Groß, grundbesitze» Böhmen» hat in einer Kundgebung einstimmig Verwahrung gegen die vom feudal- czechischen Großgrundbesitz in der Prager Land stube vorgelegten Wahlreformvorschläge für die Wohlkurie de» böhmischen Grundbesitze» eingelegt. Frankreich. In Frankreich ist ein neuer HochverrathS- prozeß vor dem Senat al» Staatsgerichtshof in Szene gesetzt worden. ES handelt sich um den Fall deS Grasen Lur-SaluceS, welcher bekanntlich hochverrätherischer Umtriebe beschuldigt wird und angeblich in die HochverrathSaffäre der Nationalisten DsroulSde und Habert verwickelt sein soll; aller dings haben letztere in einem Schreiben an den StaatSgerichtShof-Präsidenten erklärt, Gras Lur- SaluceS sei nicht ihr Genosse gewesen. Letzterer gab indessen bei seiner am Montag erfolgten erst maligen Vernehmung durch den Vorsitzenden deS StaatSgrrichtShof offen seinem Bedauern darüber Ausdruck, daß e» ihm noch nicht gelungen sei, die französische Republik zu stürzen. Da wird der StaatSgerichtShof freilich leichte Arbeit mit Lur- Saluce» haben! — Der Finanzminister Caillaux hielt auf einem in Versailles zu Ehren de» Ge dächtnisse» de» berühmten Generals Hoche, eine» der Heerführer der ersten Republik, veranstalteten Bankett eine politische Ansprache, in welcher er die Verdienste der jetzigen republikanischen Regierung um da» französische Heer feierte. Spanien. In Barcelona bereitet sich ein neuer Sturm gegen die spanische Regierung vor. Dort hat die UngiltigkcitSerklärung der Wahl der katalanischen Abgeordneten, d. h. der von der katalanischen Autonomistenpartei aufgestellt gewesenen Candidaten, große Entrüstung hervorgerufen. Al» die auf der Reise nach Madrid befindlichen katalanischen Ab geordneten in Barcelona eintrafen, wurden sie von der Bevölkerung mit den begeisterten Zurufen: „ES lebe da» freie Katalonien!" „Tod den Dieben!" „Nieder mit Madrid!" begrüßt. England. Da» englische Unterhaus genehmigte am Montag den neuen Zuckerzoll mit 240 gegen 179 Stimmen. Zwischen England und Frankreich droht ein Konflikt wegen der Neuen Hebriden (Südsee) auSzubrechen. Der französische Generalkonsul in Sydney erklärte, Frankreich werde diese von ihm besetzte und kolonisirte Inselgruppe wahrscheinlich behalten, jedenfalls aber nicht dulden, daß eine andere Macht Besitz von derselben ergreife. Dem gegenüber hat sich der Premierminister de» australischen Staatenbundes, Barton, dahin ge äußert, die Neuen Hebriden gehörten überhaupt keiner Macht, sondern eben den dortigen Ein geborenen. Amerika. Der letzte der bedeutenderen Führer der Philippiner, General Caille», hat sich mit seinem Stabe und 650 Mann dem amerikanischen General Summer ergeben. Bom Burenkrieg. DieSerüchte über Friedensverhand lungen erweisen sich mit immer größerer Deutlichkeit al» wohlgemästete Sommerentrn. Die fetteste dieser Enten war die Meldung, Botha nnd seine Unterführer seien zur Urbergabe entschlossen. Im Gegentheil geht der Kampf unverändert weiter. Lord Kitchener registriert wieder; er telegraphiert au» Pretoria: Seit de« letzten Be richte sind 41 Bure« getödtet, 27 verwundet und