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de« noch von vor ¬ städtischen Kollegien zur Zeichnung von Mark zu diesem Garantiefonds bereit sofern die übrigen 120,000 Mark von Seite voll gezeichnet würden. Diese ist weit überschritten worden, denn der Die geistigen Großmächte , der Kulturwelt. , Der IV. internationale Verleger-Kongreß, der soeben in der Zeit vom 10. bi» IS. Juni in der Buchhändler-Metropole Leipzig tagte und von 32 Buchhändlerverrinen und gegen 400 Buchhändlern au» allen Ländern beschickt worden ist. dieser Kon greß, der sich auch der hphM Protektion und Thrilnahme der Königlich Sächsischen Regierung, vertreten vom Staatsminister von Metzsch, und der Unterstützung und Förderung der Stadt verwaltung und der altbrrühmten Universität Leipzig erfreute, ist nicht mit großen äußerem Aufsehen in die breite Oeffentlichkeit getreten, wie die» bei internationalen Kongressen sehr oft in Szene gesetzt wird, aber die Tagung diese» Kon gresse» unter der Mitwirkung der hervorragendsten Vertreter de» Buch-, Kunst- und Musikverlag» Deutschland», Oesterreichs, Ungarn», Italien», Frankreich», Englands, Hollands, Belgien«, der Schweiz, Rußland», Schweden», Dänemarks, Spaniens, der Vereinigten Staaten von Nord amerika, Mexikos, Japan» und China», und vor allen Dingen der auf dem Kongresse kundgegebene ernste und feste Wille der Kongreßmitglieder sowohl durch eigene Vereinbarungen und zu vollziehende BereinSbeschlüsse al» auch durch Erstrebung neuer gesetzlicher Bestimmungen in den einzelnen Kultur ländern die gemeinsamen Grundzüge und Geschäfts normen für den Buch-, Kunst- und Musikalien handel zum Segen dieses Handel» und zur Förderung der allgemeinen Wohlfahrt weiter aus zubauen, ist doch eine solche hervorragende geistige und humanistische That, daß sie gegenüber den sich beengenden und bedrängenden Erscheinungen der Jnterrssenkämpfe der Gegenwart hervorgehoben unWcharakterisirt zu werden verdient. Dieser IV. internationale Verleger-Kongreß hat nicht» Ge- ringereS kundgethan und bekräftigt, daß e» auf edelem, geistigem und seelischem Gebiete eine Trennung für die Völker überhaupt nicht giebt, sondern daß olle hervorragenden GristeSwerke ihrer Natur nach dazu bestimmt sind, Gemcingut der ganzen Menschheit zu werden, und daß der Buch-, Kunst- und Musikalienhandel aller Länder dazu berufen ist, das rdele geistige Gemeingut zur Thatsache zu machen. Daraus erhellt, daß die geistigen Großmächte Litteratur, Kunst und Wissenschaft und ihre wichtigsten Träger Presse und Buchhandel gemeinsam die größten und edelsten Interessen der Kulturmenschheit zu vertreten und zu fördern haben. Nicht« ist ja auch im Stande, die Menschen einander wirklich näher zu bringen, immer geistige und seelische Bande zu schaffen al« gemeinsame Geiste«- und Herzens bildung, zumal eine solche die Menschen über die gemeine AlltagSwrlt mit ihren ost schnöden und erbärmlichen Interessen stellt und zugleich jeder religiösen und philosophischen Bestrebung die Wege ebnet. Diese Ausführungen sind keine Redensarten, keine Phrasen, sondern Thatsachen, die allen Theilnehmern und Beobachtern des IV. internationalen Verleger-Kongresses in die Augen springen mußten,, denn die deutschen, österreichischen, ungarischen, italienischen, französischen, englischen, russischen, schwedischen, holländischen, belgischen, dänischen, amerikanischen Buchhändler und sonstige internationale Vertreter des Buchhandels fühlten, daß vor den geistigen Einheitsbestrebungen der Menschheit alle die Nationen trennenden Unter schiede weit, weit zurückweichen müssen. Stoff in dem zur Verfügung stehenden, wenigen Raume unterbringt. Wenn große Berichte über Sitzungen heimischer Körperschaften, oder de« Land tages und Reichstage- zu bringen sind, die ganze Seiten verschlingen, dann müssen zahlreiche brauch bare Arbeiten, die sonst unbedingt benutzt worden wären, Zurückbleiben oder in den Papierkorb wandern. Selbst in der sogenannten „ Sauren- Gurken-Zeit", also jetzt, ist keine bessere Zeitung um Stoff verlegen. Bor allem aber bitten wir diejenigen, die« zu bedenken, die un« Reiseberichte zugrdacht haben, da gerade hier da» Angebot weit über das Bedürfniß und über das Maß Möglichen hinauSgeht. —* ES giebt im deutschen Baterlande einige Gegenden, in denen von alterS her den Bewohnern rin und dasselbe Produkt in züglichrr Qualität geliefert wird. So ist der Schwarzwald berühmt durch seine Uhren, Mitten walde in Baiern durch seine Geigen, Braunschweig durch seinen Spargel und das Alte Land durch sein Obst. Auch der Gemüsebau, der ja eigentlich überall betrüben wird, hat doch auch seine bevor zugten Gegenden. Eine dieser Gegenden ist das im lieblichen Thüringen, am Fuße der Sachsen burg, am Eingänge der i?orta 7?irurin§iaoa ge legene Heldrungen. Die etwa 2700 Einwohner sind fast sämmtlich Gemüsebauer. Vor 30—50 Jahren blühte hier ein großartiger Zwiebelbau, jetzt widmen sich die Bewohner mehr der Lartoffel- und Gurkenzucht. Temüsetreibereien bestehen in Heldrungen nicht, alles ist Freilandbau, der von einer mittleien Gärtnerei auf 15 bi« 40 Morgen betrieben wird, kleinere Gärtner pachten sich einige Morgen, die sie und ihre Familien ernähren. Wer sich eingehender für den Heldrungener Ge müsebau interessirt, findet in der neuesten Nummer des praktischen RathgeberS, die vom Geschäfts amte der Zeitschrift zu Frankfurt a. Oder zu be ziehen ist, einen ausführlichen, lehrreichen und reich illustrierten Artikel. — (Forstwesen.) Unsere sächsischen Staatswaldungen bringen jährlich durchschnittlich einen Uebrrschuß von über 7 Millionen Mark ein. Trotz der über 175,000 da umfassenden Staatsforsten reichen die Holzbestände keineswegs auS, um nur einigermaßen den Bedarf für Sachsen« Industrie zu decken. Die Holzeinsuhr ist daher ganz bedeutend, wie nachstehende Zahlen illustriren. Im Laufe de« vorigen Monat« wurden in VoiterSreuth beim Nebenzollamte I folgende Hölzer verzollt: 115,185 Doppelcentner rohe« Bau- und Nutzholz, 1128 Doppelcentner eichene Faßhölzer, 2057 Doppelcentner kieferne Eisenbahn schwellen und 5345 Doppelcentner fichtene und kieferne Bretter und gesägte Kanthölzer. Wenn man nun berücksichtigt, daß sich oben angeführte Zahlen von Monat zu Monat fast regelmäßig in gleicher Höhe in BoitSreuth wiederholen und wenn man ferner erwägt, welche Mengen über andere sächsische Zollämter, sei e« mit der Eisen bahn, sei c« mit Fuhrwerken oder schließlich auf dem Wasserwege au« Böhmen nach Sachsen ge bracht werden, so kommt man mit Recht zu dem Schluffe, daß da- Böhmerland für Sachsen« Industrie eine der bedeutendsten Holzqaellen ist. — Neue Personenwagen vierter Klasse hat jetzt die StaatSeisenbahnverwaltung in Betrieb gestellt. Sie stechen von den älteren Wagen recht vortheilhaft ab und sind auch im Inneren mit bequemeren Bänken auSgestattet. Nur fehlen die Haken zum Aushängen von Kleidungsstücken. Ein weiterer Fortschritt wäre auch der Einbau von Aborten, wie er jetzt auf den preußischen Staatsbahnen beabsichtigt ist. O Am 10. diese« Monat« und folgende Tage hat eine abermalige AuSloosung Königs. Sächs. Staatspapiere stattgefunden, von welcher die auf 3>/,°/o herabgesetzten, vormals 4"/» StaatS- schulden-Kassenscheine von den Jahren 1852/55/58/59/62/66 und /68, 3'/, °/, dergleichen vom Jahre 1867, auf 3'/, °/» herabgesetzten, vormals 4 °/g dergleichen vom Jahre 1869, dir durch Abstempelung in 3'/, °/, und 4 »/, Staat-papiere umge- wandelten Löbau-Zittauer Eisenbahn aktien lüt. und L, inglrichen die den 1. Dezbr. 1901 zurückzuzahlenden, auf den Staat über nommenen 3'/,«/<> Partialobligationen von den Jahren 18SS/41 der Leipzig« Dresdner Eisenbahn-Lompagni« be troffen worden sind. Die Inhaber der ge nannten StaatSpapiere werden hierauf noch besonder» mit dem Hinzufügen aufmerksam ge macht, daß die Listen der gezogenen Nummern in Sachsen. Bischofswerda, 17. Juni 1901. — Sehr viele Leute glauben, daß eine Zeitungsredaktion Mühe habe, ihr Blatt „vollzubringen". Sehr richtig bemerkt darüber die „Deutsche Tageszeitung": „Wenn doch diese guten Leute eine Ahnung hätten, wie r« in einer Zeitungsredaktion zugeht, wa» für Plagen und Scherereien die „ZeitungSmenschen" haben. Oft klebt an wenigen Zeilen eine Arbeit, die Stunden erfordert hat. Tag für Tag lausen ganze Berge von Schriftstücken ein, die sich auf hunderterlei verschiedene Dinge beziehen. Wollte man alle» da« in Druckerschwärze umsrtzen, so könnte die Zeitung täglich in einem stattlichen Bande erscheinen. Selbst von den mit vieler Müh« ausgesonderten wichtigeren Sachen kann in der Regel schließlich nur da» Dringlichste benutzt und gedruckt werden. Also gerade umgekehrt wird ein Schuh darau»!" Nicht um da» „vollwerdrn" ist der Redakteur besorgt, sondern darum, wir er den Waffenhasten der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen BezirkSsteuer - Einnahmen, sowie bei allen Stadträthen, Bürgermeistern und Ge meindevorständen de» Lande» zu Jedermanns Einsicht auSgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen auSgeloosten bez. gekündigten, aber noch nicht ab gehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl , leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die AuSloosungen übersehen. E» können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie ZinSscheine haben und diese unbean standet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Einlösungsstellen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten ZinSscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten ZinSschein ein. Da nun aber eine Verzinsung auSgelooster oder gekündigter Kapitale über deren Fällig keitstermin hinaus in keinem Falle statt findet, so werden die von den Bethei ligten in Folge Unkenntniß der AuSloosung zu viel erhobenen Zinsen seiner Zeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nach theile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. Großröhrsdorf, 15. Juni. DaS 4jäbr. Söhnchen des Kaufmann» tzeinmann hier fiel beim Spielen in ein mit srischgebranntem, heißen Kalk gefülltes Faß. DaS Kind war am ganzen Körper verbrannt und ist nach mehrstündigem Leiden seinen Verletzungen erlegen. Kamenz, i. S., 17. Juni. Am 16. Juni feierte der hiesige königlich sächsische Militärverein sein 50jährigeS Jubelfest. Bautzen. Wegen Honigfälschung wurden zwei Lausitzer Bienenzüchter aus Göda und Baruth zu 100 bez. 40 Mk. Strafe verurtheilt. Zittau, 15. Juni. Bei Beginn der Bor- bereilungen für die im nächsten Jahre in Zittau geplante Oberlausttzer Gewerbe- und Industrie- Ausstellung, für die ein Garantiefonds von 150,000 Mark vorgesehen war, halten sich die hiesigen 30,000 erklärt, privater Summe gesammte bisher gezeichnete Fonds (einschließlich obiger 30,000 Mark) beziffert sich zur Zeit auf über 204,000 Mark. Der Stadtrath hat daher in seiner letzten Sitzung, vorbehältlich deS Beitritt» der Stadtverordneten, beschlossen, die zugesicherten 30,000 Mk. nunmehr definitiv zu zeichnen und de» Weiteren zu genehmigen, daß die Ausstellung in der Weinau stattfindet. Pirna. In befriedigendster Weise nimmt ,die Besserung im Befinden deS im hiesigen Kranken hause in vorzüglicher Pflege stehenden Fischer- innungSmeister Richter, welcher am Montag beim Böllerschießen so erheblich verletzt würde, ihren Fortgang. Die grüßte Sorgfalt hat man ärzlicher- jeit» bisher aus die Erhaltung des Augenlichtes verwendet und glaubt man begründete Hoffnung hegen zu dürfen, daß nicht nur das linke Auge seine volle Sehkraft behalten, sondern auch da« rechte vielleicht noch zu erhalten ist. Die Be handlung gestaltet sich sehr schwierig, da die ver letzten Theile, Gesicht und beide Hände noch völlig schwarz und wie verkohlt aussehen. Vom Fieber ist Herr Richter glücklicher Weise verschont geblieben. Dresden, 15. Juni. Die Arbeiter der bankerotten Aktiengesellschaft Kummer und Co., ElektricitätSwerke in Niedersedlitz hielten gestern Abend eine stark besuchte Versammlung ab. Zum Redner hatte man den früheren Mechaniker der Firma, den jetzigen sozialdemokratischen Agitator Eichhorn-Mannheim gedungen. ES gelangte eine da« Verhalten der Direktion vrrurtheilende Resolution zur Annahme. — Gestern Nachmittag verunglückten auf der Windbergbahn zwei Bremser schwer. T« hatten sich beim Rangiren auf dem Segen Gotte«- Schachte vier mit Kohlen beladene LowiyS losgelöst und liefen ab. — Ein Massen-Maiprozeß steht bei dem hiesigen Schöffengerichte an. Die Grund lage der Anklage gegen eine ganze Anzahl Per sonen bildet eine Verordnung der hiesigen Polizei, nach der Massenspazirrgänge am 1. Mai verboten stad. — Eine gründliche Pleite hat der hiesige Ingenieur Dhürmer gemacht. Rach Schlußvrr- theilung beträgt die Aktivmasse 2786 Mk., die bevorrechtigten Forderungen betragen 3332 Mark, Anlage zu Ar. 70 des sächsischen Lrzähters — Vifchofstverda, öen 18. Juni 1VV1.