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Ebhardt ihre einzelnen Theil, und legte mit drei Hammerschlägen den Grundstein zum Wiederaufbau der Burg. Straßburg i. E., 12. Mai. Die Kaiserin traf gegen 7 Uhr Abend» von Baden-Baden hier ein. Der Kaiser kehrte um 8 Uhr von Schlett» stadt zurück und wurde auf dem Bahnhose von der Kaiserin empfangen. Bom Bahnhof begaben sich die Majestäten nach dem Kaiserpalast. Kiel, 13. Mai. Da» erste Geschwader unter Prinz Heinrich ist heute Bormittag zu Evolutions übungen in den Belten und in der Nordsee aus gelaufen. Die Hochsee-TorpedobootSdivision, be stehend au» 7 Booten und dem Flotillenfahrzeug „Niobe", ist zu einer zehntägigen UrbungSfahrt nach Marstrand und Gothenburg abgegangen. Berlin, 13. Mai. Bei dem gestrigen Rad wettfahren in Friedenau um da» Goldene Rad siegte der Franzose Bonheur; Zweiter wurde Robl-München; Dritter Tom Linton. Brest-LitowSk, 12. Mai. Bei starkem Winde brach heute hier ein große» Feuer au», das Abend» noch nicht bewältigt war. Ueber 100 Häuser sind bereit» niedergebrannt. Lyon, 13. Mai. Bei dem gestern Abend veranstalteten Festmahl de» Kriegerbunde» hielt der Marineminister Lanessau eine Ansprache, in der er erklärte: Keine Regierung habe auch nur die Hälfte von dem grthan, wa» die Republik in den letzten 30 Jahren für da» Heer unb die Marine geleistet habe. Er wolle nicht an die Vernachlässigung der militärischen Streitkräfte durch da» zweite Kaiserreich erinnern, man dürfe aber mit Recht an die Opfer erinnern, die die Republik brachte, um Frankreich in den Berthei- digungszustand zu setzen. Lanessau zählte diese Opfer aus und fuhr fort: „Wir haben „die ver- vollkommnetsten Gewehre und Geschütze, und unsere Grenzen sind geschützt durch Befestigungen nach Len neuesten Errungenschaften der Technik. Da» Heer ist hinreichend stark, allen Anforderungen auch de» längsten Kriege» zu entsprechen. Wenn Ende 1906 unsere Seemacht programmmäßig auS- gebaut ist, so werden wir im Stande sein, kalten Blute» allen Eventualitäten der Zukunft ins Auge zu blicken." Am Schluß seiner Rede führte der Minister aus, da» Heer und die Marine würden, weil die Republik so viel für sie gethan habe, dieser auch treu bleiben. Madrid, 13. Mai. ES verlautet, daß die Regierung geneigt ist, die Wiederherstellung der konstitutionellen Garantien zu bewilligen, und habe deshalb die Ansicht der Behörden von Barcelona nachgesucht. London, 13. Mai. Die „Times" meldet aus Harrar vom 30. April: Menelik sandte 10,000 Mann frische Truppen ab, die an Stelle der gegen den Mullah operierenden Mannschaften treten sollen. Da letztere großen Mangel litten, verzehrten sie schließlich ihre Kameele und TranS- portthiere. Die Borhut der britischen Truppen und die britischen Truppen sind bereits abge gangen. London, 13. Mai. - Nach einem Telegramm des „Standard" aus Pretoria vom 10. Mai be- läuft sich die Gesammtmacht des Feindes noch auf 16,500 Mann, trotz aller Niederlagen und Ver luste in der letzten Zeit. Der Feind schließt sich aufs Neue zu Kommandos von wesentlicher Stärke zusammen, namentlich in dem Dreieck, das den Osten Transvaals bildet, und im Westen. Die Buren haben auch noch einige Geschütze und MurntionSvorräthe. — „Daily Mail" meldet aus Pretoria, Dewet habe seine Operationen wieder ausgenommen. Er soll den Vaal wieder über schritten haben und mit über 2000 Mann in Transvaal eingedrungen sein. London, 13. Mai. Die „Time»" melden aus Shanghai vom 12.: Am 4. d. M. ist ein kaiserliches Edikt erlassen worden, daß die Strafen ausspricht, die in Verbindung mit den Metzeleien in Tschungtschau verhängt worden sind. Der Gouverneur von Tschekiang Liutschutschau und Ser Taotai General Pao sind ihrer Aemter ent setzt, Aungtschau, der Schatzmeister der Provinzen, ist zu lebenslänglicher Zwangsarbeit auf den Poststraßen und der Hauptmann der Leibgarde Tschousrte» zum To.e durch Enthauptung ver- urtheilt worden. Die milde Bestrafung der hohen Mandarinen ist keine Vergeltung für di« sbrutal« Hinmordung britischer Männer, Frauen lund Kinder. Ma» ist in Shanghai darüber em- Mrt, daß die wirklich Schuldigen unbestraft au»- Igehen. B e r « ischt e ü. — (Die vergnügt« Weinkommission.) u» Berlin wird den „L. N. N." geschrieben: >on feucht-fröhlichen Klängen hallte heute einer Le» sächsische «rzühler. «et»» S der feierlichen Räum« de» deutschen Reichstag»- Hause» wieder. -Die Weinkommission hielt ihre Schlußsitzung ab und vollzählig, wie sonst wohl nur selten, waren die Mitglieder erschienen. Herr Deinhard, der liebenswürdige Besitzer der gewaltigen Deidesheimer Kellereien, hatte die edelsten Tropfen gespendet in solcher Fülle und Güte, daß selbst rin geschworener Anti-Alkoholiker — und einen solchen gab e» in der Kommission nicht einmal — sein Gelübde durchbrochen hätte. Wie Oel ging da edle Naß über die Zungen der entzückten Volks vertreter, die ja doch wohl al» die Crsme der C'sme aller Äeinkennrr zu betrachten sind, da von ihrer Sachkenntniß ja schließlich da» Schicksal der deutschen Traube abhängen soll. Und e» wurde fröhlich probirt, wie ja die Kommission nach dem Satze „Probiren geht über Studiren" schon manchem Fläschchen den Hal» gebrochen hatte. Ein reich besetzte» Büffett bildete die Er gänzung. Und bald hob sich die Stimmung zu heiterer AuSgrlafsenheit, zumal al» Herr Paasche da» Präsidium der „Fidulität" übernahm und die fröhlichen Söhne de» Westen», die Herren Deinhard, Lucke u. A. begeisterte Reden schwangen und zwei rosige CentrumSpsäfflein mit humorvollen Gedichten erschienen, in denen sie die Tugenden und Verdienste jede» einzelnen Mitgliedes priesen. Einstimmig wurde, wa» sonst so selten der Fall, der Antrag angenommen, diese Gedichte in den Druck zu geben, und auch die zahlreich und mit gesegnetem Appetit erschienenen Regierungsvertreter erhoben keinen Einwand. Ob die Gedichte den Kommissionsakten einverleibt werden sollen, war nicht zu ergründen. Jedenfalls wurde in der Kommission da» lebhafteste Bedauern laut, daß man gestern doch die Schutzschrift für Kunstwerke nicht von 30 aus 50 Jahre erhöht hatte. Eigent lich darf man die Veröffentlichung verlangen, sei e» auch nur, um noch einmal schwarz auf weiß zu lesen, daß der wackere Heinrich Gräfe, der Vertreter von Bautzen „durch seine Leistungen in der Kommission für den Antisemitismus neue und ungeahnte Lorbeeren erworben hatte." Ich kenne ihn, er hat eine feine Zunge und hält daheim und in seinen Trarbacher Kellereien auf einen guten Tropfen. — Görlitz» 11. Mai. Hier brachte die Ehefrau eines Handlungsreisenden, wie vermuthrt wird, in einem Anfall von Geistesstörung, sich und drei ihrer Kinder durch Leuchtgasvergiftung umS Leben. — Berlin, 11. Mai. Das Schwurgericht verurtheilte den Arbeiter Müller wegen Todt- schlageS der Prostituirten Nerger zu 12 Jahren Zuchthaus und 10 Jahren Ehrverlust. — Königsberg, 12. Mai. Der „Allgem. Ztg." zufolge ist nunmehr auch der Rumpf der er mordeten Frau Leyde im Wallgraben vor dem Sackleinrr Thor gesunden worden. — (Der verschenkte Lotteriegewinn.) Der Kaufmann und Fruchthändler Hermann Zimmermann in Weilburg hat, da er kinderlos und bereits mit Glücksgütern gesegnet ist, einen ihm zugefallenen Lotteriegewinn von 135,000 Mk. ganz für wohlthätige Zwecke bestimmt. Die Stadt Weilburg erhält 50,000 Mk., und zwar 25,000 Mk. zum HospitalbaufondS und 25,000 Mk. zu sonstigen Zwecken. Limburg, als GeburtS- stadt des freigebigen Spenders, empfängt eben falls 50,000 Mk., davon 25,000 Mk. zu Händen deS StadtpfarrerS und 25,000 Mk. zu Händen de« Bürgermeisters. Der Rest von 35,000 Mk. ist zu sonstigen wohlthätigrn Zwecken bestimmt. — Hildesheim, 10. Mai. Durch eine Explosion schlagender Wetter im Kohlenbergwerke Leine bei Alfeld wurden vier Bergleute getödtet und vier verwundet. — Griesheim, 10. Mai. DaS hiesige Bürgermeisteramt veröffentlicht eine amtliche Mit theilung, in welcher gegenüber kürzlich ausgetretenen Gerüchten, «S seien bei der dortigen Katastrophe noch viel mehr Leute umgekommen und die wirk liche Zahl der Opfer werde verheimlicht, bestimmt erklärt wird, daß weitere Opfer der Katastrophe nicht zu beklagen sind. ES sind zwriundzwanzig Leute vermißt und zweiundzwanzig Leichen sind gefunden worden. — Ueber da» Eisenbahnunglück auf dem Bahnhof in Ludwigshafen ist ausführlicher zu melden: Der um 3 Uhr 22 Min. fällige Schnell zug Basel—Berlin fuhr, vermuthlich infolge Ver sagen» der Lustbremse, nachdem er den Prellbock umgerissen hatte, gegen die Bahnhofshalle. Die Maschine drückte die Wand der Einfuhrhalle ein, fuhr über di« 24 Meter breit« Straße, riß da» Abschlußgeländer der Hafenbahn um, bahnte sich «inen Weg durch die auf dem Hafenbahnglrise stehenden Güterwagen, sauste dann, einen Gepäck wagen, einen Post- und einen Personenwagen mit sich reißend, die Böschung hinab und bohrte sich im Hasenbett fest. Die anderen Wagen waren bereit« auf dem Bahnhofe abgerissen. Eine Frau, die auf dem Bahnhofe ihren Mann erwartete, wurde getödtet. Sobald der Zug in den Hafen gestürzt war, eilten von allen Seiten Personen in Kähnen herbei, um da» Fahrpersonal zu retten, wa» auch gelang; ein Lokomotivführer wurde schwer, rin anderer Beamter leicht verletzt. Die AusräumungSarbriten wurden während der ganzen Nacht fortgesetzt. — Kassel, 12. Mai. Der Bizrwachtmrister Vollmer von der sechsten fahrenden Batterie de» elften Artillerie-Regiment» wurde wegen Mißhand lung Untergebener in 107 Fällen vom Kriegsgericht zu 6 Monaten Gesängniß verurtheilt. — Metz, 11. Mai. Die TyphuSepivemie im 8. baierischen Infanterie-Regiment will immer noch nicht abnrhmen. ES nimmt im Gegentheil die Zahl der Kranken und Tobten beständig zu. So sind in der Woche vom 26. April bi» 3. Mai noch fünf Man» gestorben, so daß die Gesammt- zahl der Todten jetzt 19 beträgt. Im Ganzen liegen jetzt noch 303 Mann krank darnieder. — Münchberg i. Baiern, 11. Mai. Der „Münchbrrg-Helmbrechter Ztg." zufolge zertrüm- werte der Weber Hofmann in Winkla» bei Münch berg heute Vormittag mit einem eiferen Wagen reifen seinem vier Wochen alten Säugling den Kopf, so daß der Tod sofort eintrat und brachte dann mit dem gleichen Instrument seinem 2jähr. Kinde lebensgefährliche Verletzungen bei. Hieraus begab sich der Mörder nach Neuenmarkt und stellte sich der Gendarmerie. — Einen geharnischten Aufruf erläßt ein Theaterdirektor in Kulm. Er schreibt: „Ich möchte höflichst bitten, meinen Gastspielen eine regere Theilnahme zu bethätigen. ZS wäre doch unendlich beschämend und zu bedauern, wenn deutsche Kunst und, ich darf e» sagen, redliche Schaffenskraft in Kulm nicht einmal auf vier Wochen eine Heimath finden könnten!" Hoffentlich sind die Kulmer in sich gegangen und auch in'» Theater. — (Vermischte Nachrichten.) Der Wiener Hosopernsänger Schröttrr wurde von einem Wiener Bezirksgerichte wegen einer Ohrfeige, die er dem Dienstmädchen einer ihm befreundeten Ballettänzerin versetzt hatte, zu 600 Kronen Geld strafe und zu 200 Kronen Schmerzensgeld ver urtheilt. Etne theuere Ohrfeige! —Am Dienstag Abend sind in Unter-Landegg-Wienacht bei Ror schach in der Schweiz zwei Wohnhäuser völlig niedergebrannt. Bei der Rettung brach ein Pfosten der Leiter; ein 8jähr. Knabe stürzte dabei zu Tode. Eine 65jähr. Frau ist stark verbrannt. — DaS Schöffengericht in Rudolstadt hat einen Vogel steller zu fünf Wochen Hast und dessen Sohn, der dem Vater bei seinem schändlichen Gewerbe geholfen hat, zu drei Tagen Haft verurtheilt, wobei wohl als strafmildernd angesehen worden sein mag, daß der Knabe noch die Schule besucht. — In Pari» hat sich der verantwortliche Redak teur der „Cocarde", Gouzal, erschossen, weil er infolge eine» gegen ein Blatt angestrengten Ehren- beleidigungSprozesseS zu vierzehn Tagen Gefängniß verurtheilt worden war. — Au» tzelmstädt wird gemeldet: Der 79jähr. Bahnarbeiter a. D. DörS- mann erschoß seine 77jähr. Frau und dann sich selbst, anscheinend wegen Altersschwäche und Kränk lichkeit. — Vertreter der Berner Regierung haben da« Dorf Schwanden bei Brienz besucht, dem nach Gutachten von Prof. Heim in Zürich mit Sicherheit rin großer Bergsturz droht. Die Re- gierungSräthe sprachen sich für die Räumung de» gefährdeten DorftheileS und Wiederaufbau an gesicherter Stelle aus. — Wieder einmal wird angeregt, eine elektrische Bahn von Berga über Kelbra an den Fuß der Rothenburg und weiter nach dem Kyffhäusrr anzulegen. Nicht oft genug kann solchen Plänen gegenüber die Hoffnung aus gesprochen werden, eS möge die zuständige Schwarzburger Regierung daran festhalten, jedes Ayffhäuserbahnprojekt abzulrhnen. Man lasse doch wenigsten» dem sagenumwobenen Kyffhäusrr- berg feine idyllische Ruhe! — Au» Höxter wird depeschiert: Der Kirchthurm der au» dem 11. Jahrhundert stammenden Kilianskirche ist voll ständig niedergebraant. — Der Fürst v. LichnowSki auf Kuchelna in Oberschlesten, bekanntlich ein Jogdfreuod de» Kaiser», besitzt trotz seine» hohen Alter» von 82 Jahre» noch immer eine treffsichere Hand. Er ist im Laufe diese» Jahre» vom Jagdglück ganz besoader» begünstigt gewesen. Binnen wenigen Tagen erlegt« Fürst LichnowSki 24 stark« Rehböcke in seinen Forstrevieren. — «u» Hanau wird grmeldet: Bei« Scharfschießen de« 6. Ulanrnregimrnt« auf dem hiesigen Schieß-