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Dauer d«4 Militärdienstes müßte für alle die gleiche lein; e» sei aber unmöglich, diese Dauer in unbegrenzter Weise herabzusrtzen. Epinal, 12. Mai. Die Baumwollindustrirllen der Departement» Murthed, Mosrlle, Haute Saönr, sowie de» Territorium» von Belfort hielten heute hier eine Versammlung ab, in der beschlossen wurde, brhuf» Einschränkung der Pro« duktion vom Id. d. M. ab jeden Sonnabend die Arbeit in den Fabriken ruhen zu lassen, bi» die vorhandenen Borräthe abgesetzt find. Damit die Arbeiter keinen Schaden erleiden, soll eine Er» höhUng der Löhne erwogen werden. Haag, 11. Mai. Die Regierung hat dem Parlament einen Gesetzentwurf bett. die Trocken legung eine» Theil» de« ZuidnserS auf Staat»» kosten vorgelegt. In dem Entwurf wird vorge» schlagen, dir Küsten der Provinzen Nord-Holland und Friesland nördlich der Insel durch einen Deich zu verbinden und 46,000 Hektar de» Zuidersre» trocken zu legen. Die Kosten hierfür sind aus 95 Millionen Gulden veranschlagt, die durch eine Anleihe aufgebracht werden sollen; dir Arbeiten sollen in 18 Zähren vollendet werden. Während 60 Jahre soll da» Budget jährlich um 2 Millionen Gulden erhöht werden. Barcelona, 12. Mai. Ruhe und Ord nung sind wiederhergestellt; der größte Theil der Ausständigen hat die Arbeit zu den alten Arbeits bedingungen wieder ausgenommen. Die verhafteten Ausständigen sind freigelassen worden. Die Prä ventivzensur für die Zeitungen ist ausgehoben worden; jedoch verbot der General-Kapitän den Blättern, über den Ausstand zu schreiben. Es sind abermals Verhaftungen von Anarchisten vor genommen worden. Vom Burenkrieg. Friedensunterhandlungen sind wieder ausgenommen — eingeleitet von Lord Kitchener. Die Thotsache ist noch nicht offiziell, aber in London machen die Parteiführer der Majorität des Unterhauses kein Geheimniß daraus. Der von General Botha fallengelassene Faden ist von Lorv Kitchener wieder ausgenommen, einfach, weil es nicht mehr weiter geht, weil alle Scheinerfolge des britischen Heeres sich als wirkungslose Schläge in die Lust erweisen. Lord KitchenrrS Truppen find trotz ihrer Opserfreudigkeit und der ihre letzte Kraft auszehrenden Operationen im Osten wie im Norden des Transvaals wieder auf die Eisen bahnen zurückgedrängt, und ihm stehen in Ermelo Louis Botha, bei Klarksdorp Delarcy, und im Oranje-Freistaat Dewet mit ihren Unterführern heute geradeso stark gegenüber, wie vor sechs Monaten. Seine eigenen Truppen dagegen sind gebrochen, bis zur Erschöpfung kriegSmüde und zu energischen kraftvollen Operationen nicht mehr zu verwenden. So wird denn Lord Kitchener noch einmal versuchen, die Buren für eine Ver ständigung zu gewinnen, und eS fragt sich nur, ob eS richtig ist, was heute aus London verlautet, nämlich: daß der englische Obergeneral wirklich bevollmächtigt ist, nach bestem Ermessen Friedens unterhandlungen „auf der Grundlage für beide Theile ehrenvoller und gerechter Bedingungen einzuleiten". Die Engländer erzählen nur von ihren Er folgen, ihre Schlappen kann man nur aus später folgenden Depeschen errathen. General Methuen meldet von der Südgrenze Transvaals aus Huit- fontein, er habe den Buren eine von ihnen bei ZillicatSnek erbeutete Kanone wieder abgenommen. Vier Buren seien getödtet und sieben gefangen ge nommen worden. General Babington hat eine Kanone und neun Granaten ausgegraben. Die Times berichten aus PienaarSriver unterm 6. Mai als Ergrbniß der vereinigten Operationen im Buschfrld, dem Norden Transvaals, daß 1500 waffentragende Kriegführende sich ergeben haben oder gefangen genommen worden sind und daß den Buren PietrrSburg als OperationSbasi» ent rissen worden ist. Nach den Ergebnissen der Vor gänge des letzten Monat» zeigte e» sich, daß die Buren den Feldzug im Buschfrld weniger vertrügen al» die Engländer. Dir Panzrrzüge seirn jrtzt zu großrr Vollkommenheit grbracht und sir bildet«» einen höchst intrrrssanten militärischen Studien gegenstand, da sie für die gegenwärtige Art der Kriegführung unschätzbar seien. London, 11. Mai. Da» bekannte englische Lügrnblatt „Daily Mail" meldet au» Johannes burg, r» verlaute dort, daß Dewet und Delarcy beabsichtigen, ihre beiden Kommando» zu ver schmelzen, und ferner, daß Dewet kürzlich Wuth- anfälle gehabt habe, denen eine Periode dumpfen Schweigen» folgte, währenddessen sich ihm Niemand nähern durste. (vermuthlich hat Dewet den Engländern wiederum einen neuen schmerzlichen Schlag beigebracht.) London, 11. Mai. Au» Clarkidorp wird berichtet: E» ist wahrscheinlich, daß Delarey sich demnächst nach Wolmaranstad begeben wird, wohin die Buren ihre Hauptmacht verlegen. Das Kom mando Delarey, welche» vor einigen Tagen da» einzige, größere, gleichmäßig ausgerüstete Kom mando war, scheint wieder in kleinere Abthrilungen grtheilt worden zu sein. Delarcy erklärte un längst, nach seiner Ansicht könne der Krieg noch acht Monate dauern. London, 11. Mai. Kitchener telegraphirt au» Pretoria vom 10. Mai: Seit dem 7. Mai sind Don verschiedenen Streiskolonnen 28 Buren getödtet, 6 verwundet und 130 gefangen worden; 183 haben sich ergeben. Eine große Menge Munition, 230 Wagen, 1500 Pferde und viele Borräthe wurden erbeutet. (?) Die Vorgänge in China. Am chinesischen Kaiserhofe zu Singanfu scheinen sich allerhand Wirren und Jntriguen abzuspirlen. ES heißt, der Eunuch Li-li-en-ying fordere an der Spitze der reaktionären Partei offen dir hohen Hofbeamten heraus; eS bestünden Befürchtungen wegen einer Palastrevolution. Der Kaiser sollt zu Gunsten des gesetzmäßigen Thronerben, de» Sohne» de» Prinzen Tuan, beseitigt, indessen nicht einfach abgesetzt werden. — Sollten sich diese Gerüchte bestätigen, dann wäre wohl noch immer nicht an den endlichen FrirdenSschluß zwischen China und den Mächten zu denken. — Die amerikanischen Truppen in Peking haben am Freitag die Distritte, welche dort bislang unter ihrer Kontrolle standen, geräumt, mit Ausnahme der „verbotenen Stadt"; die Engländer und die Deutschen übernahmen die bisher von den Amerikanern besetzten Bezirke. Die in die Gegend von Hohstwu und Mathou entsandt gewesene deutsche Kolonne v. Arnstedt ist nach Tientsin zurückgekehrt, ohne besondere Gefechte gehabt zu haben. — Die sofortige Zurückziehung verschiedener indischer Regimenter aus China ist verfügt worden. , Peking, 10. Mai. Die amerikanischen Truppen haben heute die Distrikte geräumt, welche unter ihrer Kontrolle gestanden hatten, mit Aus nahme der verbotenen Stadt, welche trotz fremder Einwendungen weiter besetzt gehalten werden wird, fall» nicht eine gegentheilige Weisung aus Was hington erfolgt. Um ein Chaos nach dem Abzüge der amerikanischen Truppen zu verhindern, benach richtigte General Chaffee in der vergangenen Woche den Grasen Waldersee, daß die amerikanischen Truppen die erwähnten Distrikte heute verlassen würden; diejenigen bisher von den Amerikanern besetzt gehaltenen Bezirke, welche an die englischen grenzen, wurden den Engländern überwiesen, während die übrigen unter deutsche Kontrolle ge stellt wurden. Deutscher Reichstag. * 93. Sitzung vom 10. Mai. 1 Uhr. Am BundesrathStische: Graf PosadowSky. Auf der Tagesordnung steht zunächst die dritte Lesung des von den Abgg. Groeber (Ctr.) und Gen. eingebrachten Gesetzentwurfs (Diätenantrags). Der Antrag wird nach den Beschlüssen zweiter Lesung ohne Debatte angenommen. Darauf wird die gestern abgebrochene zweite Lesung der von den Sozialdemokraten und von dem Centrum einge brachten Gesetzentwürfe betr. die Gewerbegerichte fortgesetzt. Hinter 8 62, hat die Kommission einige neue Paragraphen eingefügt. 8 62a will, daß der Vorsitzende des EinigungSamtS, wenn die Anrufung nur von einer Seite erfolgt, dem andern Theile Kenntniß geben und auch diesen Theil zur Anrufung de» Einigungsamte» bestimmen soll. Abg. Bassermann (nl.) befürwortet die KommisstonSbeschlüffe. Oft komme e» vor, daß bei Ausbruch von Streik» nur eine Partei da» Einigungsamt anrufe. In dem Falle könne heute da» EinigungSamt nicht eingreifen. Der Streik gehe weiter und rufe immer größere Erbitterung hervor. Und doch werde in den meisten Fällen sich auch die Gegenpartei zur Anrufung bestimmen lassen. Er erblicke in den KommisstonSbeschlüssen einen gewaltigen Fortschritt. Mit der Berathung dieses 8 62» wird die über 8 62d und <r ver bunden, die beide dem Vorsitzenden de» Einigungs amte» größer« Rechte geben und ein öftere» Ein greifen de» Einigungsamtes ermöglichen wollen. Insbesondere girbt 8 62 o dem Vorsitzenden da» Recht, an den Streitigkeiten betheiligte Personen vorzuladen und «vent. «ine Geldstrafe bi» zu 100 Mark anzudrohen. Abg. Hilbck (nl.) bekämpft die zweite Hälfte de» 8 62<r und weist darauf hin, daß die Geldstrafe die einzelnen Parteien wohl bestimmen könne, vor de« Gericht jsu er scheinen, aber keineswegs ihre Nachgiebigkeit er höhen könne. Er bitte von Drohungen mit Geldstrafe abzusehen. Abg. Rösicke-Dessau (lib.) wendet sich gegen diese Au»sühruagen. Ihm gehe der 8 62 o noch nicht weit genug. 100 Mk. sei für die meiste« Arbeitgeber überhaupt keine Strafe. Man setze ruhig 500 Mk. fest und führ« auch den Zeugnißzwang ein. In der weiteren Debatte erklären sich dis Abgg. Frhr. v. Richt hosen (kons.) und vr. Stockmann (Rp.) gegen den durch ß 62 o erstrebten Erscheinungs zwang. Herr Bassermann meint, der Vorgrladene brauch« nur zu sagen: Guten Morgen! und dann: Guten Tag! und könne sich wieder em pfehlen. Man soll doch bedenken, daß eine solche Auslegung mit den Worten des Gesetzes geradezu unvereinbar sei. ES sei nur zu hoffen, daß dieser 8 62 v abgelehnt werde. Werde er gleichwohl angenommen werden, so würden sie gegen da» ganze Gesetz stimmen. In der Abstimmung werden die 88 62» und d angenommen. Zu 62 e liegt vor ein ÄbänderungS-Antrag Rösicke-Drssau, der den Erscheinungszwang auch aus - die Auskunft»- Personen auSdehnen will. Der Antrag wird ab gelehnt; 8 63 v selbst wird nach den Kommission», beschlüssen angenommen. 8 de» bestehenden Gesetzes bestimmt in seinem zweiten Absatz, daß durch die Zuständigkeit einer Innung die Zu ständigkeit eines für den Bezirk der Innung be stehenden Gewerbe-TerichtS ausgeschlossen ist. Die Sozialdemokraten beantragen, diesen Absatz zu streichen. Abg. Jakobskötter (kons.) bekämpft diesen Antrag. Die Handwerker seien mit ihren Schiedsgerichten außerordentlich zufrieden. Ein Anlaß zu einer Aenderung liege hier nicht vor. Der sozialdemokratische Antrag wird hieraus ab gelehnt; der Rest de» Gesetzentwurfs angenommen. Nächste Sitzung Sonnabend 1 Uhr. Erste und zweite Berathung de» Antrages wegen Vertagung des Reichstages bis 26. November, Nachtrags etat, Rechnungssachen, Handelsprovisorium mit England. Schluß 5 Uhr. 94. Sitzung vom 11. Mai. 1 Uhr. Am BundeSrathSrische: Graf PosadowSky. Als Vor lage neu eingegangen sind die Akten der Haager Konferenz vom Juli 1899. Aus der Tagesordnung steht zunächst die Btrathung de» Antrages des Reichskanzlers wegen Vertagung de» Reichs tage» bi» zum 26. November d. I. Die An nahme erfolgt vebattelo». Gleichzeitig debattelos wird in erster und auch zweiter Lesung der Nach tragsetat für das Aussichtsamt über das private VerstcherungSwcsen angenommen. Ebenfalls debatte- loS in erster und zweiter Lesung die Gesetzes- Novell« betreffend daS Flaggenrecht der Kauffarteischifse. Wetter erledigt da» Hau» eine längere Reihe von Rechnungssachen. ES folgt sodann die erste Berathung der Vorlage betr. Verlängerung des Handelsprovisoriums mit England bis Ende de» Jahres 1903, also um weitere 2»/, Jahre, bis zum Ablauf der Handelsverträge. Abg. von Levetzow (kons.): Ich habe Namens meiner Freunde zu erklären, daß wir der Vorlage zustimmrn werden. Wir sind zwar nicht ohne Bedenken, wollen dieselben aber im gegenwärtigen Augenblicke unterdrücken und die Vorlage annehmen. Abg. Münch- Ferber (nl.): Auch ich habe Namen» meiner Partei zu erklären, daß wir der Vorlage, welche die Vollmacht de» BundeSrath» bi» zum Ablauf der Handelsverträge verlängern will, zustimmen. Abg. Bachem (Bachem) schließt sich Namen» seiner Partei den Ausführungen de» Vorredner» an. Dasselbe thun die Redner der übrigen Fraktionen. Hierauf wird die Vorlage in erster und zweiter Lesung ohne weitere Debatte ange nommen. Ohne jede Debatte wird sodann in erster und zweiter Berathung die Kaiserliche Verordnung betr. Zollzuschläge auf Kakao, Kaffee und Bauholz au» Haiti erledigt. Damit ist die Tage«ordnung erschöpft. Nächste Sitzung Montag 1 Uhr: Kleinere Vorlagen, sodann die dritten Lesungen de» Nachtragsetat» (Auf- stchtSamt über da» private Versicherungswesen) und der FlaggenrechtS-Novelle. Dann zweite Lesung der Branntweinsteuer-Novelle, endlich dritte Lesung der GewerbegerichtS-Novelle. Schluß 2 Uhr. Sachsen. Dresden, 11. Mai. Am Dienstag, den 14. d. M.zwischen 4 und 5 Uhr Nachmittag», treffen Ihre Majestäten der König und die Königin mit großem Gefolge über Mochbern kommend in Sybillenort zu längerem Aufenthalte ei«. Der Verwalter de» königlichen vermögen», Excellrnz v. Minckwitz, begirbt sich schon am Montag, dm