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« Sck Der sächsische Mrzichler. Wett, S. London, 7. Mai. Man bestätigt, daß die Burenkommandos von Schreyer», Malen und Hugo eine große Thätigkrit im Centrum, Krutzingrr im Osten der Kapkolonie an den Tag legen. Die Burrn zerstörten gestern zwei Bahnzüge mit Proviant. Die britischen Verluste im südafrikanischen Kriege für April beliefen sich laut einem amt lichen Bericht auf 130 Todte, darunter 8 Offiziere, 226 Berwundrte, darunter 20 Offiziere, und S6 Gefangene. Das ist in einem Kriege, der nach englischer Behauptung in seinem allerletzten Stadium steht, für einen einzigen Monat doch immerhin noch eine recht stattliche Berlustziffer! Im Norden Transvaal» sollen die Buren, die eine Zeit lang Hartbrestfontein zwischen Nilstrom und PieterSbarg besetzt hatten, ihre Stellung verlassen haben und sich nach ver schiedenen Richtungen hin zurückziehen. Ein großer Theil unter Delarey» Kommando zog nach Süden ab. — Man sieht darau», daß Buren truppen sich im Lande frei bewegen, während die Engländer an gewissen Bahnstationen kleben bleiben müssen. Burenkommandant Jooste erklärte am Sonntag in einer alldeutschen Versammlung in OelSnitz i. B., die Sache der Buren stehe jetzt bester wie vor 6 Monaten. Er kennzeichnete die englischen Lügenmeldungen und berief sich dann auf den Präsidenten Krüger. Al» der junge Dewet, der gegenwärtig mit Jooste in Europa weilt, jüngst den Präsidenten Krüger besuchte, fragte Dewet den Präsidenten, wie es um die Burrnsache bestellt sei. „Gut", erwiderte Krüger. „Tagtäglich stoße ich auf englische Meldungen, die erlogen sind, gewöhnlich so dumm und plump erlogen, daß der Kundige dies sofort sieht. So lange die Engländer lügen, haben sie Grund, die Wahrheit zu verbergen. Und dir Anhäufung der Lügen in jüngster Zeit beweist mir, daß e» gut um unsere Sache stehen muß." Von einem Freiwilligen im Burenheere rühren folgende herzbewegende Zeilen her, die von der „Köln. Ztg." veröffentlicht werden: Oft, wenn ich an all' daS Elend denke, welches sich jetzt auf südafrikanischem Boden zusammendrängt, an die aus offenem Felde modernden Leichen, die rauchen den Trümmerhaufen, den aus immer gestörten, mühsam dem undankbaren, dürren Boden abge- rungenen Wohlstand, die zerrissenen Familienbande, die gefangenen Weiber trotzig in den Lagern de» Erbfeindes die schlechte Kost herunterwürgend und alle Versöhnungsversuche von sich weisend, die Männer wie gehetztes Wild über ihr eigene» Land gejagt, eine Nacht nach der anderen im freien Felde schlafend, bald in eisiger Kälte, nach der Hitze des TageS um so empfindlicher, manch mal im Koth und strömenden Regen, schlecht ge nährt, nur wenige noch mit Schuhwerk bekleidet und doch noch hoffend und glaubend, daß ihre Sache zu gewinnen sei, da frage ich mich oft, ob dieses Völkchen, das dies dürre und steinige Stück Erde in Jahrzehnte langem Kampf den Koffern und wilden Thieren abgenommen hat, nicht ein besseres LooS verdient hat. Wahrlich, es ist zu bewundern, daß bei solchen Leiden das Gemüth des Volkes nicht mehr verbittert worden ist und daß die Buren dem erbarmungslosen Feinde gegenüber noch immer dieselbe Humanität und ritterliche Großmuth der ersten Tage beweisen. Die Vorgänge in China. Paris, 6. Mai. Auf Befehl deS Kriegs- Minister» sind zwei Offiziere, welche eine Summe von je 2000 Franken al» Kriegsbeute aus China angenommen hatten, ausgefordert worden, das Geld zurückzuerstatten, widrigenfalls ihnen die Summe von dem Solde abgezogen würde. Die Heimkehr de» Grafen Waldersee soll in naher Aussicht stehen. Die letzten militärischen Erfolge der Deutschen gegen die chinesischen Truppen des General» Liu sollen so günstig ge- wirkt haben, daß r» dem Oberkommandierenden der verbündeten Truppen möglich erscheint, schon in nächster Zeit Peking zu verlassen und im Laufe de» Monat» Juni nach Deutschland zurück- zukehren. Bi» dahin würde er auf dem Lazarett schiff „Gera" verweilen, da» dazu eingerichtet werden soll. Au» der Mittheilung, daß Graf Waldersee zunächst Wohnung auf dem Lazarettschiff nehmen werde, da» vor Taku ankert, braucht nicht gefolgert zu werden, daß sein Gesundheitszustand schlicht sei; die in Petschili jetzt schon rinsetzende große Hitze wird e» dem Feldmarschall nahelegrn, die Seeluft aufzusnchrn, sobald eben seine Anwesenheit in Peking nicht mehr erforderlich ist. So kamL «au denn einer baldigen Beendigung der chinesischen Expchitionea entgegensetzen, wobei die deutschen Truppen die Ehre und da» Verdienst der letzten entscheidenden That haben würden. In der chinesischen Hauptstadt herrschen wieder friedliche Zustände. Da» rrgiebt sich au» folgendem Telegramm vom 4. Mai: Bei den großen Rennen in Peking errang der deutsche GesandtschastS-Srkretär von Bohlen mit einem Pferde de» deutschen Rennstall» den ersten Preis. Ein Missionar der Londoner Mission in Peking erklärte, alle Berichte au» den Provinzen zeigten, daß da» Land sich in einem beklagen»- werthen Zustande der Unzufriedenheit befinde. Der bittere Haß und die Drohungen gegen die Fremden seien schlimmer al» vor der Belagerung der Gesandtschaften. Die Zurückziehung der Truppen dürfte da» Zeichen sein für die Nieder- metzelung der einheimischen Christen. Die chinesischen Streitkräfte in der Mandschurei sind jetzt von den Russen völlig zer streut und ihre Urberreste theil» in die Mongolei, theil» in Boschanqebirge in der südwestlichen Mandschurei zurückgeworfen worden. — Vom Obersten Hoffmeister, Kommandeur de» 4. ost asiatischen Infanterie-Regiment», ging dem Groß herzog von Hessen eine Depesche zu, welche die Tapferkeit der Hessen bri den siegreichen Gefechten an der großen Mauer hervorhebt. Berlin, 7. Mai. „Wolff'» Telegr.-Bureau" berichtet aus Peking: Die „Pekinger Zeitung" veröffentlicht rin Kaiserliche» Edikt, da» über 53 Schuldige in der Provinz Strafen, darunter drei Todesstrafen, verhängt. In keinem Falle sind deutsche Interessen direkt betheiligt, weshalb deutscherseits die Beurtheilung der Frage, inwieweit die Strafen erforderlich und ausreichend erscheinen, den Vertretern der anderen Mächte überlassen worden ist. Deutscher Reichstag. * 89. Sitzung vom 6. Mai. 1 Uhr. Am BundeSrathstische: Graf v. PosadowSky. Bei mäßigem Besuch trat daS HauS heute in die zweite Lesung deS WeingesrtzeS, auf Grund der von der Kommission gefaßten Beschlüsse. DaS Gesetz wendet sich hauptsächlich gegen die Weinverfälschung, läßt die Verzuckerung des Weine», soweit sie zur Ver besserung desselben dient, zu, und führt eine wirk same Kontrolle ein. In der Generaldebatte sprachen sich die beiden Redner dahin aus, daß, da die vorliegenden Beschlüsse einem Kompromiß zwischen den auseinandergehenden Ansichten der Mitglieder der Kommission einerseits und der Kommission und der Regierung andererseits darstellen, an diesen Beschlüssen nicht gerüttelt werden dürfe. Abg. vr. R ö s i ck e - Kaiserslautern (Bund d. Landw.) erklärte, daß auch hei dieser Gelegenheit das Wort Platz zu greisen scheine, daß der Wein die Zunge löse. Allerdings sei auch er der Meinung, daß an den KommisstonSbeschlüsten festgehalten werden müsse. DaS Kompromiß sei angenommen worden, weil die einen zufrieden sind, daß nicht weiter ge gangen wurde, und die anderen zufrieden sind, daß wenigstens etwas erreicht worden ist. Wenn er daher so für Annahme der Beschlüsse eintrete, so möchte er andererseits seststellen, daß daS Gesetz nur als eine Abschlagszahlung zu betrachten sei und daß die Regierung, sobald einige Erfahrungen mit dem Gesetz vorliegen, eine ergänzende Novelle vorlegen müsse. Insbesondere bedauere er, daß die Frage deS BerschnittweinS nicht gelöst sei. Beim Abschluß der nächsten Handelsverträge werde die Regierung hierauf ihr Augenmerk richten und die Einfuhr von Berschnitlwein möglichst erschweren müssen. Die weitere Debatte gestaltete sich nur kurz, die einzelnen Paragraphen wurden durchweg nach den Beschlüssen der Kommission angenommen, sodaß die Sitzung bereits um 4 Uhr ihr Ende erreichte. Nächste Sitzung: Dienstag 1 Uhr. Interpellationen betreffend Explosion in Gries heim rc. Schluß 4 Uhr. * 90. Sitzung vom 7. Mai. 1 Uhr. Am BunbrSrathStisch: PasadowSky, v. Goßler. Bor Eintritt in dir Tagesordnung theilte Präsident Graf Ballestrem mit, daß der Abg. Möller wegen seiner Ernennung zum preuß. Handelsminister sein Mandat nirdergelegt habe. Darauf erledigte da» Hau» zunächst die Interpellation brtr. die Bor musterung der Pferde für militärische Zwecke in Saat- und Erntezeiten. Nachdem Kriegsminister v. Goßler sich bereit erklärt hatte, die Inter pellation sofort zu beantworten, begründete Abg. Herold (Ctr.) die Interpellation mit dem Hinweise darauf, daß im Reichstage wie in den Landtagen schon wiederholt der Wunsch geäußert fei, die Militärverwaltung möge in dieser Beziehung mehr den wünschen dir Landwirtschaft Rechnung tragen. Bisher seien aber diese Wünsche nicht berücksichtigt worden. KriegSmiaifter v. Goßler i, -- I»0L erwiderte, e» sei zweifelhaft, ob sich alle Belästigungen würden vermeiden lassen. Nach Möglichkeit soll aber immer auf die lokalen Verhältnisse Rückficht genommen werden. Man wolle jedoch bedenken, daß die Militärbehörden nicht selbständig Vorgehen können, sondern von den Entscheidungen der Provinzialbehördrn abhängig seien. Da» Hou» beschloß Besprechung der Interpellation. Die einzelnen Redner vertraten die Ansicht, den Wünschen der Landwirthschast müsse auch in dieser Frage Rechnung getragen werden, und erklärten sich im Uebrigen mit dem Versprechen de» Krieg»« Minister» befriedigt, daß die Militärbehörden in Zukunft mehr Entgegenkommen üben wollen. Im besonderen erinnerte Abg. vr. Rösick«-Kaisers lautern (B. d. L.) an die früher erlassenen Vor schriften, nach denen der Grad der Berücksichtigung, den die Militärbehörde den Landwirthrn gegenüber zu zeigen habe, im einzelnen frstgelegt sei. Er erinnerte weiter an die Besprechungen, die in einzelnen Landtagen über diese Frage stattgrsunden haben, und richtete an den Krieg-minister das dringende Ersuchen, den Landwirthrn weitgehende» Entgegenkommen zu zeigen. Im weiteren Verlauf der Debatte empfahl Abg. vr. Hahn (B. d. L), die Kommission für die Bormusterung möchte nicht für ein ganze» Jahr, sondern für den Spätherbst und den Vorfrühling gesondert kommandiert werden. Der Kriegsminister möge jedoch in Sachen Zoll tarif auch dafür sorgen, daß die einheimische Pstrde- zucht durch ausreichende Zölle geschützt werde, um auch künftig den Pferdebedarf unserer Landwirth- schaft zu befriedigen. — Aus eine kurze Erwiderung de» KriegSministrr» v. Goßler stellt Abg. vr. Rösicke-Kaiserslautern (B. d. L.) fest, daß es sich keineswegs um vereinzelte Klagen handelt, sondern um Beschwerden, die in großer Zahl von allen Seiten laut würden. Darauf wurde nach un wesentlichen Bemerkungen der Abgg. Gröber (kons.) und Herold (C.) die Besprechung ge schlossen. ES folgte die zweite von den Abgg. Singer und Gen. eingebrachte Interpellation, betr. die Explosion in Griesheim. Der Interpellant Hoch (Soz.) ging von der Voraussetzung au», daß in Griesheim die für chemische Fabriken er lassenen Vorschriften nicht beachtet worden seien. Staatssekretär Gras v. PosadowSky erwiderte, daß die Herren mit der Interpellation hätten warten sollen, bis die nölhigen Feststellungen ge macht seien. Eine Verantwortung seitens deS Reichs komme nicht in Frage, es könnten höchstens landespolizeiliche Vorschriften verletzt sein. Der Reichskanzler wird nicht verfehlen, sich mit den verbündeten Regierungen wegen etwaiger neuer Bestimmungen für derartige Fabriken in Verbin- düng zu setzen. Nach kurzer unwesentlicher Debatte wurde auch dieser Gegenstand verlassen. Das HauS ging über zur Interpellation Hodenberg, welche Schritte der Reichskanzler zur Befreiung der in Südafrika in englischer Gefangenschaft be findlichen deutschen Missionare unternommen und welche Erfolge er erzielt habe. Staatssekretär Frhr. v. Richthosen gab dabei die Erklärung ab, daß das Auswärtige Amt die Missionare zu schützen wissen werde. Nächste Sitzung Mittwoch 1 Uhr, dritte Lesung deS WeingesrtzeS, Diäten antrag. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Berlin, 8. Mai. Der Seniorenkonvent deS Reichstages beschloß, vor Pfingsten noch die An träge über die Gewerbegrrichte, den Toleranz antrag und daS Weingesetz und nach Pfingsten die Saccharin-, Schaumwein- und Branntwein steuer, sowie die ReichStagSdiäten und da» Handels- Provisorium mit England zu berathen. Berlin, 8. Mai. Bei dem Bau eines Pfeilers der Ringbahnbrücke in der Nähe von Tempelhof wurden 2 Arbeiter von herabstürzenden Erdmassen verschüttet. Beide wurden zwar gerettet, doch ist der eine schwer verletzt. Bamberg, 8. Mai. Die Prinzessin Rupprecht ist heute früh von einem kräftigen Prinzen ent bunden worden. Weimar, 8. Mai. Die amtliche „Weimarer Zeitung" schreibt: Die von verschiedenen Zeitungen gebrachte Nachricht, daß vorau»sichtlich am 15. Mai in Weimar Konferenzen der Minister sämmt- kicher thüringischer Staaten wegen eine» gemein samen Vorgehen» zur Abstellung der durch di« Steigerung der Matrikulardrtträge in den Staats budget» der Bundesstaaten entstandenen finanziellen Schwierigkeiten stattfinden würden, entbehrt der Begründung. <, M Paris, 7. Mai. Der PrMPww . M französischen Handelskammer in BrüsM MMzM wurde vom hirsiarn Zivilgertcht vwgenBBrMpmG des ehemalige« HandelSkammermitgliede» Montier