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krochen in der Firma H. Spitzner hier beschästigt sind, im Auftrage des königlichen MinisteriumS deS Innern durch Herrn AmtShauptmann Berger mit dem allgemeinen Ehrenzeichen dekorirt. Zwickau, 6. Mai. Der Brieftaubenverein „Soxönia"-Drr»den ließ gestern auf hiesigem Bahnhofe 228 Brieftauben aufsteigen, die bald darnach nach Dresden ihren Flug nahmen. Plauen i. B, 6. Mai. Ein Hausbesitzer in Rosenberg erstattete Anzeige, daß ein Radfahrer eines feiner Hühner überfahren und getövtet habe und'verlangte des Radfahrers Bestrafung. Nicht wenig erstaunt war er, al- er von der Polizei die Mittheilung erhielt, daß eine Bestrafung de» Radfahrers nicht angängig fei, da nach der Polizeiverordnung Hühner überhaupt nicht auf der Srraße Herumlaufen dürfen, daß dagegen er selbst wegen Uebertretung der betr. Verordnung eine Polizeistrafe von 5 Mk. zu zahlen habe. *** Die 15. Weltversammlung des christlichen Verein» junger Männer, zu dem 6000 Vereine mit 520,000 Mitgliedern gehören (1825 wurde der erste gegründet), soll 1902 in Christiania ak- gehalten werden. — Der christliche Jugendbund in Norwegen har 50,000 Mitglieder in ca.300 Vereinen, Deutschland - 90,000 - - -1500 N.-Amerika 250,000 - - -1300 - England 100,000 - - - 1700 - — Der am 1. Jan. 1901 in Dresden verstorbene Kommerzienrath Schlütter hat der dortigen Diako- nissenanstalt 50.000 Mk. zu einer Schlütterstiftung hinterlassen. — Einer unbemittelten Waise, Fräulein von S., hat ein Millionärin Bunzlau 300,000 M. vermacht und so die Berdeirathung mit einem Offizier ermöglicht. — Die Upa zu Tulo in Ruß land hat durch Austritt und Ueberschwemmung großen Schaden angerichtrt. Der Bahnhof und gegen 1000 Häuser stehen unter Wasser und an 100 Menschen sind dabei umS Leben gekommen. — Der Schmiedemeister Mehnert in Roßwein feierte drei 50jähr. Jubiläen, nämlich daS Bürger-, das Meister- und das Ehejubiläum. — In Berlin ist rin Komitee gebildet worden, welches Veran staltung zur Errichtung eines Denkmals für den großen Freiheitsredner und Philosophen Fichte (aus Rammenau) treffen soll. — In Kölln wurde der Kaufmann JägrrSfeld zu 1 Monat Gesängniß und 600 Mk. Geldbuße verurtheilt, weil er in den Jahren 1898 und 99 67,397 Pfund gefälschten Honig für ächten Bienenhonig verkaufte. Er ent hielt von Bienenhonig nur 20 Prozent. Der Kaiser hat sich nach Beendigung seines Besuches beim Grasen und bei der Gräfin von Görtz in Schlitz über Karlsruhe nach Donau eschingen zu einem kurzen Jagdausinthalt beim Fürsten von Fürstenburg weiter begeben. In Karlsruhe hatte der kaiserliche Herr am Montag längere Stunden als Gast des Großherzogs und der Großherzogin verweilt, wobei er mit der Kaiserin und dem Kronprinzen zusammengetroffen war; die Herrschaften waren von Baden-Baden nach Karlsruhe herüber gekommen, um den er lauchten Gatten und Vater zu begrüßen und zu- gleich mit ihm vereint das 19. Geburtsfcst des Kronprinzen zu begehen. Nachmittag» in der vierten Stunde begaben sich die Kaiserin und der Kronprinz nach Baden-Baden zurück, von wo auS der letztere am Dienstag Vormittag wieder in Bonn eintraf. Der Kaiser seinerseits langte auf der Weiterreise von Karlsruhe am Montag Nach mittag 5^/z Uhr in dem Schwarzwaldstädtchen Hornberg an, wo er vom Fürsten und der Fürstin von Fürstenberg empfangen wurde. Er begab sich unmittelbar nach der Ankunft zur Auerhahn jagd in das Reichenbachthal; am Dienstag früh 7 Uhr reiste er mit seinem fürstlichen Gastgeber nach Donaueschingen weiter. Rascher, als die» vielfach wohl erwartet worden war, hat die durch da» Ausscheiden der Minister v. Miquel, v. Hammerstein-Loxten und Brrsrld au» dem Verbände des Staatsministeriums bedingte Ministerkrisis in Preußen wieder ihre Beilegung erfahren, da bereit» am Sonntag die definitive Wiederbesrtzung der kaum erst vacant gewordenen Ministerposten erfolgt ist. Dieselbe entspricht im Großen und Ganzen den hierüber schon gehegten Bermuthungen, so daß die Er nennung de» bisherigen Minister» de» Inneren Frrihrrrn v. Rhrinbabrn zum Finanzminister an Stelle v. Miquel'», de» bisherigen Staatssekretär» im Reichspostamte v. PodbielSki zum Landwirth- fchastSministrr an Stelle von Hammerstein-Loxten'» und de» nationallibrralen Abgeordneten Kommerzien- rath» Müllrr-DuiSburg zum Handelsminister an Stelle Brefeld'S, sowie de» Direktor» im Reich«- postamte, Kraetke, zum Ehef de» Reichs-Post- und Telegraphenwesen» gewiß keine Urberraschung be Der sächsische Mr-ckdter. Getto 4. deutet. Nur die Ernennung de» seitherigen Bezirk-Präsidenten in Metz, Freiherrn v. Hammer, stein, zum Minister de» Inneren, dürfte allseitig überraschend gekommen sein, denn sein Name war im Laufe der nun wieder beendigten Ministerkrisis nicht ein einzige» Mal erwähnt worden. Die Stelle de» Vizepräsidenten de» Staatsministerium», welche bi» jetzt bekanntlich Herr v. Miquel inne hatte, scheint einstweilen nicht wieder besetzt werden zu sollen. Wa» nun dir Personalien der neu in die preußische, bezw. in dir Reichsregierung ringetretenen Männer anbelangt, so sei hierüber kurz Folgende- erwähnt: Der neue Handelsminister Möller ist zur Zeit 60 Jahre alt; er besuchte das Gymnasium zu Bielefeld und die Handels schule zu Osnabrück, wandte sich dann der kauf männischen Laufbahn zu und begründete 1863 eine Maschinenfabrik zu Brackwede, später übernahm er da» dortige väterliche Färbereigeschäft. Seit 1890 gehört er dem Reichstage, seit 1893 auch dem preußischen Abgeordnetenhause al» Mitglied der nationallibrralen Fraktion an, in welcher er gleich von Anfang an durch seine umfassenden Kenntnisse namentlich auf wirthschaftSpolitischem und sozial- politischen Gebiete eine hervorragende Rolle spielte. Die reichen Erfahrungen, welche sich Herr Möller in der Praxi» als Sachverständiger speziell in Hanvrlssragen erworben, bewirkten eS, daß er vom Reichskanzler Grasen Caprivi in den Zoll beirath berufen wurde, der während deS deutsch-russischen Zollkrieges in Thätigkeit trat, und in dieser Körperschaft entfaltete er eine sehr umfangreiche Thätigkeit, dann wirkte Herr Möller im wirthschaftlichen Ausschüsse zur Vor- berathung des künftigen Zolltarifs und der anderweitigen Handelsverträge mit. Jedenfalls lassen ihn diese seine Thätigkeit und seine umfassenden Handels- und wirthschastSpolitischen Kenntnisse als besonders geeignet für den Posten eines preußischen Handelsministers erscheinen, in welcher Stellung er auch hinreichend Gelegenheit finden dürste, seine Anschauungen als gemäßigter Schutzzöllner zu dokumentiren. — Herr von Hammerstein, der jetzige Minister des Innern, steht gegenwärtig im 58. Lebensjahre, er ist ge borener Hannoveranen und trat nach der Annexion Hannover'S in den preußischen Justizdienst über. 1872 wurde er zum Kreisdirektor in Colmar i.E., und einige Jahre später zum Kreisdirektor in Mülhausen i. E. ernannt, Mitte der 80er Jahre wurde er an die Spitze deS Metzer BezirkS- präsidiumö berufen, in welcher ziemlich schwierigen Stellung Herr von Hammerstein sich außerordent lich bewährt und den Ruf eines ebenso energisch wie tüchtigen und namentlich mit großem organi satorischen Talent begabten BerwaltungSbeamten erworben hat. Politisch gilt der neue Minister des Innern als aus dem Standpunkte der frei- konservativen Partei stehend. — Der neue Staats- sekretär des Reichspostamtes, Kraetke, ist 54 Jahre alt und trat 1874 ins Reichspostamt ein, wo er 1884 Vortragender Rath wurde. Später war er einige Jahre Gouverneur von Deutsch- Neuguinea. 1890 trat er in daS Reichspostamt zurück, wo er 1897 zum Direktor aufrückte um nunmehr Chef der Reichspostverwaltung nach der Berufung Herrn v. PodbielSki'S an die Spitze des LandwirthschastSministerium» zu werden. Da Excellenz Kraetke ein erprobter Fachmann ist, so wird daS wichtige Ressort der Reichspostverwaltung unter seiner Leitung gewiß mindestens so gut fahren, als dies unter Herrn v. PodbielSki der Fall war. Im Uebrigen lassen sich die stattgefundenen ministeriellen Veränderungen dahin charakterisier«, daß sie einen Personalwechsel, nicht aber zugleich auch einen Systemswechsel bedeuten, das Re- gierungSregime im führenden Bundesstaate Preußen wird demnach auch ferner rin in seinen Trundzügen konservatives sein. Ob die jetzt rekonstruirte preußische Regierung zu einem geeigneten Zeit punkte die jetzt zum zweiten Male gescheiterte Kanolaktion wieder aufzunehmen gedenkt, dir» muß durchaus abgewartet werden, einstweilen dürfte die verunglückte Kanalvorlage Nr. 2 in der Ver sinkung, in welcher sie durch den vorzeitigen LandtagSschluß verschwunden ist, bleiben. Berlin, 7. Mai. Der Seniorenkonvent de» Reichstage» beschloß, die wichtigsten Vorlagen noch in dieser Session zu erledigen und setzte die Ferien auf die Zeit vom 14. Mai bi» zum 4. Juni fest. Berlin, 7. Mai. Die ReichStagSkommisston für do» Eüßstoffgesrtz beendete die zweite Lesung und nahm mit 10 gegen 7 Stimmen da» ganze Gesetz an. Dsi Krankheit de» Herzog» von Anhalt nimmt einen derart günstigen Verlauf, daß dsi Ausgabe weiterer Bulletin» eingestellt worden ist. LGOL Oesterreich. Für englische Rechnung sind in Fiume neuerdings 800 für Südafrika bestimmte Pferde eingeschifft worden. Türkei. Zwischen der Türkei und Serbien spielen neue Grenzvorsälle. Arnauten überfielen da» auf serbischem Gebiet gelegene Dorf Perunicka, führten eine Menge Vieh fort und tödteten einen der Be wohner. Außerdem griffen türkische Nizam» dsi serbische Grenzwache an, wobei der Corpora! Todorowitsch getödtet wurde. Beide Vorfälle sind serbischerseits kommissarisch festgestellt und dann der Pforte amtlich zur Kenntniß gebracht worden. Italien. Genua, 7. Mai. Ungefähr 500 Getreide- Lastträger, die seit dem Ausstande der Auslader unthätig waren, haben heute Nachmittag dsi Arbeit wieder ausgenommen. Frankreich. Die Beziehungen Frankreich» zu Marokko drohen sich infolge der Besetzung der Tuatoasen durch französische Truppen bedenklich zu ver schlechtern. Der Sultan von Marokko soll den ihn um Hilfe angehenden Tuathäuptlingen heim lich zugesagt haben, daß er den marokkanischen Grenzstämmrn anbefehlen wolle, Einfälle in Süd- algerien zu machen. Infolgedessen soll der fran zösische Gesandte in Tanger Auftrag erhalten haben, Anfklärung von der marokkanischen Re gierung zu verlangen, auch ging ein französisches Kriegsschiff nach Tanger ab. Mittlerweile wird von Wühlereien marokkanischer Sendboten unter den Mohamedanern deS westlichen Algeriens gegen Frankreich berichtet. Belgien. Die belgische Regierung sollte nach Be hauptungen ausländischer Blätter eine unan gemessen hohe Entschädigungsforderung an China gestellt haben. Dem gegenüber er klärt jetzt da» offiziöse „Journal de BruxelleS", daß die belgische EatschädigungSforderung im Ganzen nur 30 Millionen Franks betrage. England. Der neue englische Kohlenausfuhrzoll ist trotz der lebhaften Gegenagitation im Lande vom Unterhause am Montag nach langer und er regter Debatte angenommen worden, und zwar mit 333 gegen 227 Stimmen. Da die englischen Bergarbeiter mit einem allgemeinen Streik gedroht haben, falls der Kohlenaussuhrzoll zum gesetzlichen Beschluß erhoben werden sollte, so darf man ge spannt darauf sein, ob diese Drohung nunmehr verwirklicht werden wird. Amerika. Die Unionsregierung hat beschlossen, ihre Armee auf den Philippinen auf 40,000 Mann herabzumindern; demnach scheint eS mit den Aus sichten auf einen schließlichen Sieg der philippi nischen Freiheitskämpfer doch nichts mehr zu sein. Australien. Das englische Thronfolgerpaar ist am 6. Mai Nachmittags in Melbourne, dem End- ziele seiner australischen Reise, angekommen und dort vom Generalgouverneur und sämmtlichen Bundesstaatsministern empfangen worden. Vom Burenkrieg. Die Uebermacht der Buren wird auch heute wieder zur Erklärung englischer Schlappen von den Engländern betont, obgleich man sich oft genug gerühmt hat, daß man eine viertel Million Krieger gegen die kleine Burenschaar in» Feld gestellt habe. Heute melden die Engländer au» Kimberley: „Eine kleine Sbtheilung derDiamond- fieldS-Reiterri wurde von dem Burenkommandanten Malan in der Nähe von Cradock in der Kap- kolonie gefangen genommen. Die Mannschaften fochten tapfer und ergaben sich der Uebermacht erst, als alle ihre Pferde erschossen und der kommandierende Offizier verwundet waren. Oberst Scobell vermochte sie später zu befreien. - London, 6. Mai. AuS Cradock wird ge meldet: Die Buren brachten bei Mortimer einen Zug zur Entgleisung, drei Wagen wurden verbrannt, doch konnte der Betrieb bald wieder ausgenommen werden. — Die Morgrnblätter melden, daß die Feindseligkeiten im Westen Transvaal» von Neuem geführt werden; man erwartet wichtige Ergebnisse betreff» der Operationen Delarry». London, 6. Mai. Au» Kapstadt wird ge meldet: In den letzten 48 Stunden stab neue Prstfälle ftstgestellt worden. E» wurden auch 3 ungemeldete Leichen gefunden. Dsi Gesammt- ziffer der Erkrankungen beträgt jetzt 572, davon verliefen tödtlich 250.