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s" - ' W' ' K- so 1001 folgte, war noch stärker und in ihren Wirkungen verheerender al» die erste, Brennende Holzscheite, glühende Eisenstücke schossen weithin sichtbar wie eine Schwalbenhrrde durch die Lust und kamen hoch im Bogen herabgrlaust. Ein GartenhäuSchrn neben der Besitzung meine- Freunde- stand sofort in Flammen, ward aber vom Besitzer glücklich gr- löscht. Derselbe brachte uns nachher auch ein halbzolldickes Eisenstück, fast armlang und spannen breit, wohl an die zehn Pfund wiegend, da- in unserer Nähe niedergesallrn und so heiß war, daß rS längere Zeit nicht ungefaßt werden konnte. Unmittelbar nach der zweiten Explosion gingen zwei Scheunen hinter vr. K.S Hause in Flammen auf, um so schlimmer, al» dir sämmtlichen Spritzen und Löschmannschaften drüben aus dem Brandplatz in Aktion waren. Doch gelang e» schließlich, den Brand auf die beiden Scheunen zu lokalisieren. Die Scheunen sind meiner Ansicht nach nicht durch brennende Holztheile, sondern durch glühende Eisen- stücke, die da» Dach durchschlugen, entzündet worden. Auch der Wald war an mehreren Stellen durch die herübergeschlruderten Feurrbränbe in Brand gerathen, konnte aber ebenfalls glücklich zur rechten Zeit gelöscht werden. DaS Kobeltsche Hau» al» dem Brondort zunächst liegend war schrecklich zugerichtet. Sämmtliche Fensterscheiben nebst ihren Rahmen waren eingedrückt und lagen theilr in den Zimmern, theils auf der Straße. Die Thürrahmen und Füllungen waren loSgerissen und hingen theilweise noch oder bedeckten gleichfalls schon den Boden, theils hotten sie sich auch fest- geklrmmt und versperrten den Eingang. Theile der Zimmerdecke waren herabgestürzt und die in den zweiten Stock führende Treppe war unpaisier- bar, weil mit Trümmerstücken aller Art erfüllt. Das Haus war völlig demoliert und unbewohnbar. Ein anderer Berichterstatter schreibt: Ich ge- langte gegen '/.5 Uhr auf den Platz dec Kata strophe. Die ersten Verwundeten waren mir schon auf dem Weg nach Frankfurt begegnet; sie hatten zum Theil Köpfe und Arme mit Säcken ver- bunden, da eS zunächst am Platz selbst an Ver- , bandszeug fehlte. Am Main lagen die ersten ' Verwundeten, sie wurden verbunden und dann, je nach ihrer Verletzung, zu Fuß geführt, oder mit Kinderwagen, Karren rc. in die Schulen befördert. Als ich die Unglücksstätte betrat, stand ich von dem schrecklichen Anblick wie zerschmettert: Alles in Trümmern, die Mauern, die Dächer, Dachziegel, Fenster, Wasserbehälter, selbst schwerere Eiientheile, Alles zerfetzt durch die entsetzliche Explosion. Und dabei der schreckliche Dunst und Qualm der chemischen Säuren, die das Athmen bis zum Er sticken erschwerten, und die Gluth, die von den brennenden Gebäuden ausstrahlte und jede An näherung aus zweihundert Meter und weiterhin verhinderte! Die Franksurter Berufssruerwehr griff das Feuer vom Main aus an, die Leute arbeiteten mit ihrer vollen Ruhe unter der Todesgefahr. Aber dem gewaltigen Element waren selbst die Dampfspritzen nicht überlegen, sie mußten sich darauf beschränken, die intakt ge bliebenen Gebäude zu schützen. Uebertrieben waren die Franksurter Angaben über die Zahl der Todten, wie sich jetzt herauSstellt, namentlich ist die vom Generalanzeiger verbreitete Nachricht von 80 Todten entschieden irrig. Heute wird auS Griesheim berichtet, daß die Zahl der Todten 15 nicht übersteigen dürste. Möglicher weise befinden sich unter den Trümmern noch einige Leichen, die aber die angegebene Zahl nicht wesentlich steigern würden. Von den Körpern, die zumeist schrecklich verbrannt sind, wurden 12 identifiziert, darunter vr. Jacobi. Unter den Verletzten befindet sich der Direktor deS Werkes vr. Lang und vier Chemiker der Fabrik. Die Zahl der Schwer- und Leichtverletzten ist sehr groß. Im Franksurter Kcankenhause befinden sich gegen -0, und über 20 Schwerverletzte wurden in daS Höchster Krankenhaus verbracht. Die Verletzungen bestehen zumeist in Knochen brüchen und Brandwunden. An dem Aufkommen mehrerer Schwerverletzter wird grzweiselt. Das Gebäude, in dem die Explosion stattsand, ist voll- ständig vom Erdboden wegrasirt. Zahlreiche Obdachlose, die zumeist während der Nacht mit ihrer gelammten Habe unter freiem Himmel kampirten, werden nach Möglichkeit in Frankfurt untrrgebracht. Die öffentliche und die private Wohlthätigkeit ist in vollem Gange. Eine weitere Explosion erfolgte seit Freitag früh nicht. Von Freitag Abend 7 Uhr wird au» Griesheim berichtet: Die befürchtete große Benzin-Explosion ist nicht eingrtrrtrn, und nunmehr erscheint jede weitere Gefahr ausgeschlossen. Die meisten Ein- rvohner kehrten in ihre Wohnungen zurück. ES tritt allgemeine Beruhigung ein. Das Feuer brennt noch an einzelnes« Stellen schwach fort. Die Lösch- und RettungSardeiten wurden den ganzen Tag über fortgesetzt. Weitere Tobte sind bisher nicht aufgesundrn, man befürchtet jedoch, daß solche sich noch unter den Trümmern befinden. Da» durch die Katastrophe so schwer heim gesuchte Griesheim ist ein Städtchen von 8000 Einwohnern und liegt am nördlichen Main ufer, etwa 5 Kilometer flußabwärts von Frankfurt. ES ist Sitz einer intensiven chemischen Industrie. Besonder- die Chemische Fabrik Griesheim, da größte dortige Unternehmen, dem sich seinerzeit die Fabrik Elektron ungegliedert hat, ist weithin bekannt und liefert verschiedene Fabrikate an viele andere deutsche chemische Fabriken zur weiteren Bearbeitung. Der Ort hat einen lebhaften Ver, ladeverkehr, und zwar sowohl al» die erste Bahn station der Strecke Frankfurt-Limburg, wie auch al- Mainuferplatz. ES bestand die Absicht, eine elektrische Bahnverbindung mit Frankfurt zu schaffen und an der dazwischen liegenden Main uferstrecke sollte die Anlage eine» Frankfurter Jndustriehasens ihre Stätte finden. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Eisenach, 28. April. Dem heutigen Gottes dienst in der Kapelle der Wartburg, wohnten Se. Majestät der Kaiser, der Großherzog, sowie das Gefolge bei. Abends findet auf der Wartburg Tafel statt. Brünn, 29. April. Der mährische Wasser- straßentag hat gestern unter zahlreicher Betheilig- ung von Vertretern der Regierung, ver Handels kammern, sowie der Generalität stattgrsunden. Präsident Porskowitz dankte dem Kaiser und der Regierung für die Einbringung der Wasserstraßen vorlage, der alle Nationen sympathisch gegenüber ständen. Redner wünschte die sofortige Inangriff nahme der Arbeiten und schloß mit einem be geistert aufgenommenen Hoch auf den Kaiser. Es wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: „Der Wasserstraßentag begrüßt die Einbringung der Wosserstraßenvoilage als erfreulichen Beginn ' der Erfüllung der Zusagen der Regierung und fordert die sofortige Ausmhrung der Verbindung des Donau Oder-Kanals von Prrrau über Olmütz einerseits mit der Elbe, andererseit der Weichsel. Der Wasserstraßentag spricht den dringenden Wunsch nach Regulirung der in Betracht kommen den Flußläufe auS, nach dringlicher Behandlung der Wasserstraßenvorlage durch das Abgeordneten haus , sowie nach baldiger Beschlußfassung und nach thatkräsliger Unterstützung seitens deS mährischen Landtags. * Die Versammlung sandte ein HuldigungStelegramm an den Kaiser als Förderer des kulturellen Fortschritts, indem seine Unterstützung erbeten wird. Rom, 28. April. Die „Italic" erklärt die Meldung der „Patria", daß Kardinal Staats sekretär Rampolla seine Entlassung genommen habe, sür unrichtig. Algier, 28. April. Der Bürgermeister von Marengo theilte in einem amtlichen Telegramm den Militärbehörden von Blidah mit, daß die Araber in bewaffneten Hausen nach Marengo kämen. Der Bürgermeister verlangt sofortige Absendung von Truppen mittels SonderzugeS. Die Regierung hält eine Panik sür ungerechtfertigt. Die erwähnten Araberbanden seien wahrscheinlich diejenigen, welche von den Truppen zurückzetrieben wurden, die auf die Plünderer von Margueritte fahndeten. Algier, 28. April. In Margueritte herrschte gestern vollkommene Ruhe. Mehr als 60 Araber sind gefangen genommen; eS befindet sich jedoch kein Häuptling unter den Gefangenen. Madrid, 29. April. Nachrichten auS Lissabon zusolge melden die dortigen Blätter, der Bijchosspalast m Angra (auf den Azoren) sei von der Bevölkerung mit Steinen beworfen worden und der Bischof habe sich nach Lissabon begeben. London, 29. April. Nach einer Blätter meldung auS Kapstadt überraschten 400 Buren eine 25 Mann starke Abtheilung Kolonialtruppen 15 Meilen von Kronstadt entfernt. Die 25 Mann leisteten den Buren 8 Stunden lang hartnäckigen Widerstand, wobei 14 Buren getövtct und mehrere verwundet wurden. Nach Erschöpfung der Munition ergaben sich die Kolonialleute den Burrn, die sie nach Entwaffnung wieder in Freiheit setzten. — Die Blätter melden auS Kapstadt vom 26. April: Die Burrn brachten gestern einen nach Süden gehenden Lazarethzug mit kranken Soldaten zum Entgleisen. Einige Kranke wurden verletzt. Ein anderer Zug mit Pferden ist in der Nähe von Springsontein in die Luft gesprengt worden. Eine Anzahl Pferde wurde getüdtrt. London, 29. April. Da- „Rrutrr'sche Bureau" meldet au- Fort Drichök vom 24. April: Unter der Anzahl der von den Mannschaften dr» Obersttn Plumer gemachten Gefangenen befinden sich der früher« StaatSminen > Ingenieur Munik und sein Vater, der frühere Landdrost von PirterSburg und Bocksburg. Kapstadt, 28. April. (Reutecmelbung.) In den letzten 48 Stunden sind 16 Personen, darunter 8 Europäer, an der Pest erkrankt. ViS jetzt sind im Ganzen 519 Pestsälle vorgrkommen, darunter 217 mit tövtlichem Ausgange. London, 29. April. Nach Blättermeldungrn auS Peking blieben die Bemühungen deS amerika nischen Vertreters Rockhill, eine Herabsetzung der Höhe der von China zu fordernden Entschädigungs summe zu erlangen, erfolglos. Peking, 28. Apri'. (Rcutrrmrldüng.) Der Eisenbahnuniall bei Lola ist durch Einsturz eines Durchlasses herbei geführt worden. Vermischte s. — München, 27. April. Der ehemalige bairische Ministerpräsident Freiherr von Psrrtzschner ist heute früh grstoib.n. — Odrnkirchen (Rheinland), 2b. Apnl. Unsere Stadt ist der Schauplatz riner von furchtbarem Vandalismus zeugenden Thal geworden. Ver flossene Nacht wurde in ruchloser Weise der katho lische Friedhof geschändet, lieber dreißig Gräber wurden oufgebrochcn und verwüstet, die Kreuze und Denkmäler demolirt, von 50 Bäumen die Kronen abgeschlagrn. Von den Thätern fehlt noch jegliche Spur. — Aachen, 25. Ap.il. Die großen Wald brände in d r E-iel sind unierdrückl. lieber 4000 Morgen Wald und Heide sind vernichtet worden: — Wien, 24. April. Am Palmsonntag sand in der evangelischen Stadlkirche 8. die vierte öffentliche UcbeltrittSfeier dieses JahreS durch v. v. Zimmermann statt. Im Ganzen sind im ersten Virrteljabre 1901 zur evangelisch-luth. Kirche in Wien 281 Personen übergetreten, und zwar beim Stadtpsarramte 135, in Gumpendorf 22, in Währing 39, Landstraße 85. Die Zahl ist nur um wenig geringer als im Vorjahre, in dessen erstem Quartale die Zahl der Urbertritt^ 292 betrug. — Die Theilnahme an den Uebrr- trittsfeiern, die sich unmittelbar an den Gottes dienst anschlirßen, ist eine stetig wachsende. — Aus Böhmen, 25. April. Eine größere Anzihl sehr seltener Silbcrmünzen auS der Zeit Wenzels II. wurden vor einigen Tagen bei Suchen thal in einer Tiese von 20 oru vorgefunden. — Brünn, 26. April. Eine Feuersbrunst äscherte bei Sturmwind die Gemeinden Brzezina und Prosetjch ein. Sechs in einen Keller geflüchtete Personen erstickten; dreißig erlitten Brandwunden. — (Küß' mich nicht!) Ein Wiener Ge schäft bringt Kinderlchürzen in den Verkauf, Vie den Ausdruck „Küß' mich nicht!" in deutscher,, französischer und englischer Sprache tragen. AuS gesundheitlichen Rücksichten ist dos eine berechtigte Mahnung. Es ist ganz sicher, daß nur zu leicht durch Küsse auf kleine Kinder die Keime der ge fährlichsten Krankheiten übertragen werden können. Der Erwachsene hält eine kaum merkbare Hals entzündung sür ganz harmlos, aber dasselbe Leiden, daS bei ihm kaum örtliche Erscheinungen macht, kann ein Kind schon in Lebensgefahr bringen. Darum mögen die Mütter die Mahnung beherzigen und ihre Kinder nicht von Besuchern küssen lassen. — Bone, 27. April. Eine große Menschen menge war gestern bei der Explosion von 2000 Kilo Dynamit auf einer hiesigen Werst anwesend. Steinblöcke wurden sehr weit geschleudert und trasen mehrere Personen. Ein Schützenkorporäk wurde getödtrt und 10 Personen wurden verletzt. — Charleroi, 27. April. Heute srüh er eignete sich im Grubenbezilk Borinage infolge schlagender Wetter ein furchtbares Grubenunglück. 18 Leichen wurden bis jetzt zu Tage gefördert. Weitere Einzelheiten fehlen. , — MonS, 27. April. Die Explosion m der Grube Grand Bisson erfolgte in 728 Meter Tiefe. Der Grubendirektor, die Ingenieure und Steiger fuhren sofort rin und risseii die brennende Holzverkleidung ab, um an die UnglückSstätte her anzukommen. Die Zahl der Opfer beträgt 20^ Davon sind 19 todt. Die Explosion ist wahr scheinlich durch einen Sprengschuß verursacht. — Pari-, 27. April. Der Graf Cornulier^ welcher am 17. November v. IS. seine Frau durch drei Revolverschüsse tödtete, wurde vom Schwurgericht von der Anklage de- Morde- frei gesprochen. — Paris, 27. April. Während der Nacht drangen mehrere Personen in die Bureaux der Amerikanischen Exprrßkompagnie ein, tüvteteir