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E«. E« «chftsch, ^,av»a» «rttt «. i»»t stoffr bestanden aus Holz unö Papier, wa» die unglaublich rasche Verbreitung de» vrrhängniß- vollen Brandes hinlänglich erklärt. Im österreichischen Abgrordnetrnhause begründete Ministerpräsident von Körber am Frei tag infolge einer Interpellation energisch die ge plante Errichtung eines EonsulatS und in Ver bindung hiermit einer Ansiedelung in Tientsin seitens Oesterreich-Ungarn». Die Darlegungen de« Ministerpräsidenten machten im Hause einen ausgezeichneten Eindruck. — Infolge des pein lichen Aufsehens, welche die bei Urdernahme drS Protektorats über den katholischen Schulderem ge haltenen Rede des Erzherzogs Franz Ferdinand in weiten Kreisen erregt, wird eine zweite öffent liche Kundgebung des Thronfolgers zur Ab schwächung seiner vorangegangenen Aeußerungen erwartet. Im Prunksaale des Belgrader König schlosse« erfolgte am Freitag Vormittag die feierliche Verkündigung der neuen Verfassung für Serbien. In freier Rede wies hierbei König Alexander auf die Wichtigkeit dieser Reform hin; nachdem dann der Wortlaut der neuen Ver fassung von mehreren Ministern abwechselnd ver lesen worden war, erfolgte deren Unterzeichnung seitens des Königs. Letzterer hielt hierauf noch mals eine Rede, in der er die neue Verfassung treu einzuholten gelobte und die Erwartung auS- sprach, daß auch das Serbenvolk diese Errungen- schast zu schätzen wissen werde. — Hoffentlich bringt die neue Verfassung tatsächlich dem serbischen Lande Segen und Gedeihen. DaS englische Volk beginnt die finanziellen Rückwirkungen des langen Burenkriegs immer schärfer zu spüren. Die SaliSbmy'sche Regierung hat sich grnöthigt gesehen, zur Deckung der weiteren Kosten drS Burenkrieges eine Zucker steuer und eine AuSfuhrsteuer für Kohlen, sowie eine erhöhte Einkommensteuer einzuführen. Von ihnen hat namentlich die KohlenauSfuhrstruer in den industriellen Kreisen des Landes Verstimmung hervorgerufen, so daß der Schatzkanzler Hicks Beach und der Finanzminister Balfour nach allen Seiten hin BefchwichtigungSerklärungen loslassen müssen; einstweilen zeigen sich aber die Bergwerks industriellen und die mit ihnen in Verbindung stehenden SchiffSeigenthümrr und Kaufleute durch die neue Kohlensteuer sehr beunruhigt. Daneben hat die Regierung vom Unterhause die Er mächtigung zu einer weiteren Kriegsanleihe im Betrage von 60 Millionen Pfund verlangt. Aguinaldo, der von den Amerikanern gefangen genommene Obersührer der Philippiner, bekennt sich in einem Manifest als amerikanischer Unter- than und fordert die Philippiner auf, seinem Bei spiel zu solgen. ——— Kiel, 20. April. Der Kaiser blieb heute Vormittag an Bord des „Kaiser Wilhelm II" und promenirte längere Zeit mit dem Kommandanten aus dem Achterdeck. Am Abend ließ der Kaiser ganz unerwartet eine Inspektion der „Charlotte- vornehmen und besichtigte dabei die Kajüte für den Prinzen Adalbert. Er überzeugte sich, ob der Dienst vorschriftsmäßig gehandhabt werde, und forderte schließlich den Kommandanten auf, den Prinzen ja recht stramm zu halten und tüchtig anzunehmen. Kiel, 20. April. Ihre Majestät die Kaiserin ist heute Abend 5*/, Uhr von Plön zurückgekehrt. Prinz Adalbert und dessen Gouverneur begrüßten die Kaiserin am Bahnhof und fuhren dann gemein sam mit Ihrer Majestät der Kaiserin in einer Salonpinasse an Bord drS Flaggschiffes „Kaiser Wilhelm II." — Se. Majestät der Kaiser unter nahm heute Nachmittag eine mehrstündige Segel fahrt mit der Uacht „Iduna" in See, von der er um 6*/, Uhr an Bord S. M. „Kaiser Wilhelm II." zurückkehrte. Kiel, 21. April. Heute Vormittag fand an Bord de» Linienschiffe» „Kaiser Wilhelm II." Gottesdienst statt, welchem Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Ihre König!. Hoheiten der Prinz und Prinzessin Heinrich, sowie die Prinzen Adalbert und Waldemar beiwohnten. Berlin, 20. April. Der „Reichsanzeiger" veröffentlicht eine kaiserlich« Verordnung vom 17. April betr. Erhebung eine» Zolle» auf Blauholz und eine» Zollzuschlags auf Kaffee und Eacao aus der Republik Haiti. Berlin, 21. April. (Amtlicher Saaten- standSbericht von Mitte April.) Wintrrweizen 3,9 (2,8), Winterroggrn 3 (3); r» bedeutet 2 gut, 3 mittel, 4 gering. Der Bericht stellt fest, daß der durch Kälte angerichtrte Schaden ein be deutender sei. In einzelnen Gegenden wird di« Grsammtlage v nicht selten al» trostlos bezeichnet. Am meisten litten die Wetzensaaten; «in großer Thril der Anbaufläche muß umgepflügt werden. Der Stand de» Winterroggrn» ist im Allgemeinen noch befriedigend. Striegau, 19.April. Da»KriegSministrrium hat den Oberleutnant d. R. Paul Bartsch hier benachrichtigt, daß sich der Norddeutsche Lloyd erboten hat, die Leiche de» verstorbenen Hauptmann« Bartsch auf einem RrichSpostdampfrr ab Schanghai frachtfrei nach Deutschland überzuführen. Au« Deutschböhmen, 20. April. Die Delegierten der Zivilmustkverrine von Karlsbad, Marienbad, FranzenSbad, Wien, Brünn, Bielitz, Biala, Graz, Linz, Salzburg, Witkowitz, Bozen, Innsbruck, Baden, Trplitz, Eilli, St. Pölten und Klagenfurt nahmen in einer zu Teplitz abge- Haltenrn Delegirrtenvrrsammlung der österreichischen Zivilmusiker energisch Stellung gegen die Konkur renz der Militärmusiken. Es wurde unter Anderem beschlossen, die Leitung des genannten Verbände» habe das ganze, ihm zur Verfügung stehende bezügliche Material einem Wiener ReichS- rathSabgeordnrten zu übergeben, welcher dasselbe im Parlamente zur Sprache bringen soll. Gleich zeitig sollen die Zivil-Musikoereine ausgefordert werden, an die Abgeordneten ihrer Wahlkreise mit dem Ersuchen heranzutreten, im ReichSrathe die Sache der Zivilmusiker unterstützen zu wollen. Der auf dem letzten Kongresse gefaßte Beschluß, daß kein BerbandSmitglied mit Militärmusikern Zusammenspielen dürfe, wurde erneuert und da» Präsidium beauftragt, auf die strengste Durch führung dieses Beschlusses zu achten. Rom, 20. April. Der Papst, dessen Be finden ein ausgezeichnetes ist, empfing heute den holländischen Politiker Monsignore Scharpman in Privataudienz. Paris, 20. April. Die Stadt gab heute Abend in dem festlich geschmückten RathhauS ein Mahl zu Ehren der Mitglieder der Internationalen Vereinigung der Akademien, an dem auch der Unterricht-Minister LeygueS, der Seinepräfekt de SelveS und der Polizripräfrkt LSpine theilnahmen. Der Präsident des Gemeinderaths gedachte rühmend der Arbeiten des Kongresses und sprach die Hoffnung aus, daß die Wissenschaft bald die unversiegbare Quelle des Friedens für die Völker werde. Der Seinepräfekt sagte, Paris sei stolz, die bedeutenden Männer, die Zierde der ganzen Menschheit, bei sich zu empfangen, und pries da» Walten der Wissenschaft, welche die Grenzpfähle niederlege. Nach dem Mahle fanden in den Räumen des RathhauseS Mufikaufführungen statt, zu denen gegen 4000 Personen geladen waren. Paris, 20. April. Bei dem Bankett im Rathhaus dankte Professor v. Waldeyer-Berlin im Namen der fremden Theiluehmer am inter nationalen Kongreß der Akademien der Stadt Paris für den herzlichen Empfang. Paris, 20. April. Der „Malin" meldet in seiner Abendausgabe unter Vorbehalt: Ein Offizier, welcher beschuldigt wird, den aufständischen Marokkanern Waffen geliefert zu haben, wurde kürzlich in Algier verhaftet. Die Untersuchung gegen den Offizier, dessen Familie in Toulon lebt, wird in geheimster Weise durchgrführt. Der Bruder de» Verhafteten, der selbst höherer Offizier ist, soll seinen Abschied ringereicht haben. Marseille, 20. April. Die Marseiller Dockkompagnie theilte dem Handelsminister auf dessen Anfrage mit, daß ihr au« der Bewilligung der Forderungen der Hafenarbeiter eine jährliche Mehrausgabe von 750,000 Franks erwachsen würde, von welcher Summe sie 150,000 Franks tragen wolle; den Rest müsse sie durch Erhöhung der Tarifsätze herauSbringrn. Vom Burenkrieg. Die Engländer haben neue Bewegungen gegen die Buren begonnen, wodurch dieselben verhindert werden sollen, nach dem Buschveld im äußersten Nordosten von Transvaal durchzubrechen; Oberst Plumer steht mit seiner Colonne am Oliphantflusse; angeblich nimmt er zahlreiche flüchtende Buren auf, die sich seinem Schutz anvertrauten. Zugleich wird aber auch eine neue Schlappe der Engländer be kannt. Eine Abtheilung de» 9. LancerS-Regiment gerirth in einen Hinterhalt der Buren, wobei die Abtheilung an Tobten einen Osfizirr und 3 Mann, an Verwundeten fünf Mann verlor. London, 20. April. Der Verlustliste zu folge fand da» vom 18. April gemeldete Hiuter- haltSgefecht gegen da» neunte Lancerregimrnt bet KrügerSdorp statt. East London, 19. April. Ein Zug mit Vieh, Kohlen und vorräthen ist gestern Abend in der Nähe von Molteno (Kapkolonir) von den Buren genommen worden. Die vorn am Zuge befindliche Lokomotive konnte vom Zug« losgetrennt werden und gelangte nach Stormbrrg. Al» die englischen Truppen auf dem Schauplatze de» UrbrrsalleS rintrafrn, fanden sie den Zug in Flammen. Pretoria, 20. April. (Meldung de» „Rrutrr'schrn Bureau».*) Ein holländischer ZritüngSkorrrfpondrnt wurde verhaftet, weil der selbe in einer Mittheilung, welche er hinaus zu schmuggeln suchte, die englischen Truppen ver leumdet haben soll. Die Vorgänge in China. Die deutsch-französische Expedition nach der Südwestgrenzr der Provinz Petschili dürfte gegenstandslos werden. Dem dort mit 10,000 Mann stehenden General Liu ist vom Kaiser von China unter'm 17. April rin Edikt zugegangrn, welche« ihm befiehlt, sich mit seinen Truppen nach der Provinz Schonst zurückzu ziehen; fast möchte man diesen Rückzug bedauern, denn da» unverschämte Auftreten Generals Liu'S gegenüber den Verbündeten hätte allerdings einen scharfen Denkzettel verdient. In der Provinz Tschekiang sollen Studenteuunruhen auSgrbrochen sein, anläßlich der verfügten Aufhebung der Litteratenprüfungen, welche Maßnahme bekanntlich mit zu den China auferlegten FriedrnSbedingungrn gehört; die aufsässigen Studenten drohen die Damen (Regierungsgebäude) niederzubrennen und die Mandarinen zu verjagen. Berlin, 20. April. Feldmarschall Graf Walders« meldet aus Peking: Die Leiche des Generals v. Schwarzhoff ist aufgefunden worden; am Sonnabend erfolgt ihre provisorische Beisetzung. ES gelang, den Brand auf die 6 großen Gebäude des eigentlichen Winterpalastes und das Asbest- hauS zu beschränken, aus denen nicht- zu retten möglich war. Die wirksamste Hilfe leisteten unter der Führung des Oberstleutnants Marchand fran zösische Truppen; auch Japaner, Engländer und Italiener erschienen auf der Brandstätte. Bös willige Brandlegung scheint nicht vorzuliegen. Das Armee-Oberkommando wird auch weiter im Winter palast Unterkunft finden können. Peking, 20. April. Mit ollen militärischen Ehren und unter Theilnahme der Truppen aller Nationen hat heute da» Leichenbegängniß drS General« Groß von Schwarzhöff stattgefunden. London, 20. April. Hiesige Blätter berichten au» Peking unter dem 19. April: Dir Mitglieder des diplomatischen CorpS und die höheren Osfizirre besuchten Graf Waldersee und gaben ihrem Bedauern über den Tod des General» v. Schwarzhoff und ihrer Theilnahme an dem Mißgeschicke, da« Graf Waldersee betroffen, Ausdruck. — Der durch da» Feuer verursachte Schaden wird auf eine Million Tavl» geschätzt. Petersburg, 21. April. Zu den Mel dungen englischer Blätter, wonach Rußland sich an Japan mit einem in» Einzelne gehenden Vor schläge betreffend ein gegenseitige» Einvernehmen im fernen Osten gewandt und sich den Mächten gegenüber bereit erklärt habe, seine Entschädigungs forderung in China zu ermäßigen, falls China den Mandschurei-Vertrag annehme, erfährt die „Russische Telegraphen-Agentur" au» durchaus sicherer Quelle, daß jene Meldungen völlig auf Erfindung beruhen. Die Mächte seien durch das im „Regierungsboten" erschienene Communiqu», sowie durch die an die russischen Vertreter im Auslande gerichtete Circularnote darüber wohl unterrichtet, daß die kaiserliche Regierung fest ent schlossen sei, in keine Verhandlungen mit China bezüglich der Mandschurei bei der gegenwärtigen Lage der Dinge einzutrrten. Deutscher Reichstag. 78. Sitzung vom 20. April. 1 Uhr. Am BundeSrathStisch: Niebrrding. Nachdem der Reichs tag gestern die zweite Lesung de» neuen Urheber recht» beendet hatte, lag ihm hevte zunächst die Erledigung der zu dem Gesetzentwurf eingrbrachteu Resolutionen ob. Die erste Resolutton, eine Ver einbarung mit den Verner Konventions-Staaten dahin zu erzielen, daß die Uebertragung von Musik stücken auf mechanische Instrumente nur mit Erlaubniß de» Komponisten zulässig sein soll, wurde nach kurzer Debatte mit großer Mehrheit angenommen. Die zweite Resolution dagegen, die den Verleger berechtigen soll» auch für nicht mehr tanttemrpflichtige Werke einen Beitrag zu Gunsten hilfsbedürftiger Schriftsteller zu erheben, wurde nach kurzer Debatte abgrlehnt. Die dritte, sehr allgemeine Resolution, die die Reuregelung de» Urheberrecht» auch an Bildwerken, Photographien u. s. w. fordert, dagegen angenommen, ebenso eine weitere Resolution zu Gunsten der Aushebung de» fliegenden Gericht»stande» der Presse. Da» Hau» ging sodann über zur zweiten Lesung de» Verlag»- recht». Di« Debatte drehte sich hauptsächlich um die Frage der Uebertragbarkeit de» Verlagsrecht».