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I»V1 - A Deutsches Reich. Dresden, 27. März. Se. Maj. der König hat dem Postsekretär Nitzsche in Dresden daS Ritterkreuz II. Classe de» AlbrechtSorden» verliehen. Dresden, 28. März. Se. König!. Hoheit der Herzog von Cumberland (incognito als Traf Diepholz), sowie Ihre Königl. Hoheit die Frau Herzogin Thyra, Ihre Königl. Hoheiten der Prinz Georg Wilhelm, die Prinzessin Alexandra, die Prinzessin Olga, der Prinz Christian und der Prinz Ernst August sind mit Gefolge hier einge troffen und haben im „Europäischen Hofe" Woh nung genommen. Der Gonntirg Palmarum oder Palm sonntag gewinnt eine erhöhte Bedeutung, weil er auf dos Osterfest hinweist. An diesem Sonntage zog der Heiland ein in die Stadt seines TodeS und daS Hosiannah tönte ihm von nah und fern entgegen. Palmen wurden ihm auf den Weg gestreut und seine Person zum Mittelpunkte eines Triumphzuge». Der Palmsonntag ist der letzte Sonntag der Fastenzeit und zum Andenken an den Einzug Christi in Jerusalem werden in der römischen und griechischen Kirche Palmen geweiht. In den südlichen Ländern thut man dies noch heute mit echten Palmen und Oelbaumzweigeu, bet uns müssen die weichen, weißen Blüthenkätzchen der Weiden diese Stelle vertreten. Sie bilden dann noch einen hübsche« Schmuck de» Spiegel» oder einer Vase. In alter Zeit mußte nach der Palmen weihe alle Werktagsarbeit aufhören und da» Symbol de» Frieden» blieb lange Zeit al» Wahr zeichen lm Zimmer aufgrsteckt. Bischofswerda, 29. März. Der jetzt ge druckt vorliegende städtische HauShaltplan für da» Jahr 1901 zeigt al« Summe der Bedürfnisse 380,298.69 Mk., al» Summe der Deckung»mtttel 320,041.41 Mk., so daß der durch Stadtanlagen und städtische Grundsteuer zu deckende Fehlbedarf 40,257.28 Mk. beträgt. — Eine Verbilligung der Eisenbahn fahrten von Militär» tritt ein. Auf sämmt- ltchen deutschen Eisenbahnen werden vom 1. April an die beurlaubten Miltiärpersonen nicht mehr zu dem Satze von 1,5 Pfennig für da» Kilometer befördert, sondern e» wird dieser Satz aus 1 Pfg. herabgesetzt. Diese Herabsetzung wird unseren BaterlandSvertheidigern sowohl al» auch den Eltern derselben höchst willkommen sein. E» er mäßigen sich für Bischofswerda z. B. die Fahrkarten von und nach Bautzen von 30 Pfg. auf 20 Pfg., Dresden von 60 Pfg. auf 40 Pfg., Leipzig von 2 M. 30 Pfg. auf 1M.50Pfg., Chemnitz von IMk. 80Pfg. aus IM.20Pfg, Zwickau von 2 M. 60 Pfg. auf 1 M. 70 Pfg, Kamenz von 60 Pfg. auf 40 Pfg, Zittau von ' IMk. auf SO Pfg. Bribehalten wird der Satz von Hegen das Ducken und Dienern. In einem „Rückblicke" geißeln die national liberalen „Leipziger Neuesten Nachrichten" die Angstmeier« unsere» „Freisinn»" vor dem Aus- lande angesichts der bevorstehenden neuen Handels verträge. Da» Blatt schreibt: „Wir sind nicht übrlnrhmisch, wir Deutschen, «rin, durchaus nicht. Da» weiß man seit Caprivi» stolzen Tagen in ganz Europa, ja selbst die Männer jenseits de» großen Wasser», die sich ebenso viel auf ihren großen Geldbeutel, wie auf ihren sprichwörtlichen Mangel an übertünchter Höflichkeit einbilden, haben da» schon gemerkt, und sie haben manche Probe auf da» Exempel gemacht. Man zwickt und zwackt den deutschen Michel hier rin bischen und dort ein bischen, man wird ja sehen, wie lange er sich'S gesallen läßt. Sollte er wider Erwarten ausbegehren, so ist j^immer noch Zeit, einzulenken. Mit dem Russen imrf man sich dergleichen nicht erlauben, der ist äußerst em- pfindlich und schlägt mit grober Faust zu, wenn er merkt, daß ihm irgendwo an seinem Körper ein blutsaugerischrr Mückenstich droht. DaS haben die Amerikaner bitter erfahren müssen, al» sie es wagten, den russischen Zucker mit demselben Zoll zu belegen, wie den der übrigen Länder. Zu so energischer Vertheidigung der eigenen Produktion wird man sich bei uns zu Lande nie aufschwingrn. Es ist wohl auch nicht rathsam, den Bogen zu überspannen. Allein bei dem Abschluß der neuen Handelsverträge muß vaS ewige Ducken und Dienern dem Auslande gegenüber end lich einmal aushören. Es kann unS ganz gleichgültig sein, ob die Bereinigten Staaten oder Rußland verstimmt sind, weil wir uns nicht gut willig von ihnen über das Ohr hauen lassen wollen. Sie werden, wenn sie klug sind, schnell einen Pflock um den andern zurückstecken, denn ihre Ausfuhr nach Deutschland ist unvergleichlich größer, als die unsere zu ihnen." erst in vorgeschrittener Saison reist und in der höheren Berglage der Städte Aderno und Paderno oberhalb Catania» wächst, während die Früchte au» der Thallage von Messina und Palermo nie blutroth sind. Wer sich eine Apfelsine abschält und dir au» vielen Hunderten von sichtbaren, ein zelnen Zellen bestehenden Abtheilungen betrachtet, muß erkennen, daß ein Färben dieser Tausende von einzelnen Zellen unmöglich ist, abgesehen da von, daß ein Einspritzrn von Farbe die Frucht beschädigen und zu deren baldigstem Verderb führen müßte. — Bor dreißig Jahren um die jetzige Zeit begannen allenthalben in deutschen Festungen und Städten, wo sich französische Kriegsgefangene befanden, die Vorbereitungen zum Rücktransport derselben nach Frankreich. In Sachsen wurde der höchste Bestand von Kriegsgefangenen am 28. Februar 1871 erreicht, und zwar betrug derselbe 276 Offiziere und 22,779 Mann. Davon waren untergebracht im Depot Dresden 63 Offiziere und 15,249 Mann und im Depot der Festung König stein 4 Offiziere und 684 Mann. DaS Gefangenen depot Dresden umfaßte daS Barackenlager bet Uebigau mit etwa 9500 Mann, die große Jnfanteriekasrrne an der Hauptstraße mit etwa 3000 Mann, da» Alaunplatzlager mit ExerzierhauS mit etwa 2149 Mann, den Heergeräthschuppen a« der KönigSbrückerstraße mit etwa 1800 Mann und den Wagenschuppen zwischen Schanze 8 und 9 mit etwa 1800 Mann. Die Offiziere waren zum grüßten Theil eingemiethet. Mit Ende März setzten die Rücktransporte nach Frankreich ein. Die vorliegende Nummer des „sächs. Erzählers" ist die letzte, welche in dem zu Ende gehenden Vierteljahr zur Ausgabe gelangt. Wir bitten deshalb alle Diejenigen, die den „sächsischen Erzähler" durch die Post beziehen, die Bestellung umgehend zu erneuern, wenn dies bisher nicht schon geschehen ist. Umschau in der sächs.-preuß. Lausitz und dem Meißner Hochland, 29. März. Der Hausdiener Knoblauch in Kamenz wurde beim Schneehinausschaffen durch eine Wagendeichsel schwer verletzt. — Der 2jähr. Sohn des Arbeiter» Oswald in Großröhrsdorf ist ertrunken. — Der 8jährtge Kindler in Bautzen ist dadurch, daß er sich auf einen Schlrppschlitten gestellt, verunglückt, und erlitt einen Oberschrnkrlbruch. — In Löbau wurde ein Knabe durch Herabfallen eines Eis zapfen» und in Zittau ein Arbeiter durch einen Schlitten ziemlich schwer verletzt. — In Olbers dorf wurde ein verheiratheter Tischler verhaftet, weil er sich an zwei zehnjährigen Mädchen ver gangen haben soll. — Der Bäckermeister Mühl bach in Vogelgrsang hatte daS Unglück, den mit Brot beladenen Handwagen mit dem vorgespannten Hunde in der Elbe untrrgehen zu sehen. — Wegen Kinderkrankheiten ist in einigen Schulen der Lausitz der Unterricht auf kreisärztliche Anordnung auf Zeit geschlossen worden. So in Hartha b. Zittau, in Demitz-Thumitz rc. rc. — Zum Kirchschullehrer von Wilschdorf wurde Herr Lehrer Stülpner au» Langenbach erwählt. In der Nacht zum Sonnabend ist der Fabrik arbeiter Franz Pietschmann in Schirgiswalde ungefähr 30 Schritt von seinem Hause entfernt im Schnee stecken geblieben und erfroren. Alle Wiederbelebungsversuche blieben erfolglos. Auch auf dem Wege nach Callenberg wurde ein Arbeiter im tiefen Schnee steckend bewußtlos auf gefunden, doch konnte dieser nach vielen Be mühungen in- Leben zurückgerufen werden. r. Großharthau. Montag, den 25.März, wurden hier die öffentlichen Schulprüfungen ab gehalten und zwar Borm. von 8—12 Uhr für die Oberkaffen und die Fortbildungsschule und Nach«, von 1—V,4 Uhr für die 3 Unterkassen. Se. Durchlaucht Erbprinz von Schwarzburg wohnte einige Stunden der Prüfung bei. Er freulicherweise war die Prüfung auch von viele« Gliedern unserer Gemeinde besucht. Warme Ad- schtedSworte widmete Herr OrtSschulinfpektor a« Herrn Lehrer Frenzel und danke demselben für sein etsrigeS, treue» Wirken in hiesiger Gemeind« und wünschte ihm für seinen weiteren LebrnSgaug Gotte» reichsten Segen. Herr Lehrer Frenzel besucht von Ostern an die Universität zu Leipzig, um sich dort für da» „höhere Schulamt" vorzu bereiten. — Manchem Leser dürfte e» wohl lieb sein, zu hören, daß der frühere tztlfölehrer Herr Gerber, gegenwärtig Lehrer in Dreöden, an da» Seminar zu Annaberg u«d Herr Semtnarlehrer Paul Frenzel al» Seminaroberlehrrr nach Franken berg berufen worden sind. Kamenz, 26. März. Dieser Tage hat wieder einmal rin Tuchnepprr hier sein Wesen ge trieben. Seiner Urberredung»gabe ist e» gelungen, einige Leute tüchtig über» Ohr zu hauen, indem Ler sttchßkcha «»gühlckr «ntte » 1,5 Pfg. für da» Kilometer vorläufig für aka demische Ausflüge, zu milden Zwecken, an wehr pflichtige Angehörige der österreichisch-ungarischen Monarchie, sowie für Schulfahrten und Ferien kolonien. — Wir weisen darauf hin, daß die Bereinig- ung mehrerer Packrte zu einer Postpacketadresse für die Zeit vom 31. März bi» einschließlich 7. April im inneren deutsche« Verkehre nicht ge stattet ist. — Eine Gelegenheit, Feldpostpackete für Pfingsten nach China zu schicken, bietet die am 3. April, am Mittwoch vor Ostern, von Hamburg abgehende nächste Frldpacketpost. Sie trifft am 18. Mai in Shanghai ein, eine Woche vor Pfingsten. Sind die Verbindungen mit Taku günstig, so dürften die Sendungen wenigstens Tientsin und Peking noch zum Fest erreichen. Die Frldpacketpost befördert Packele bi» zu 5 Pfund und Geldbriefe bi» zu 1500 Mark. — Wir weisen nochmals ganz besonders daraus hin, daß Thaler österreichischen Ge präges (bis 1867), welche schon seit dem 1. Januar 1901 nicht mehr gesetzliche» Zahlungsmittel sind, also auch von Niemanden in Zahlung genommen zu werden brauchen, von den Staats- und Reichs- kaffen nur noch bis zum 31. März 1901 ange nommen werden, und zwar sowohl al» Zahlung wie auch im Umtauschverkrhr. Bom 1. April an verlieren dieselben ihre Giltigkeit. — Auf da» Osterfest freut sich ganz besonder» wiederum eine große Anzahl junger Burschen, die sogenannten „AuSgelernten", die nach Beendigung ihrer Lehrzeit zum „Gesellen" oder „Gehilfen" gesprochen werden. Nach 3 oder 4 Jahren, in denen die Zeilen nicht immer rosig und schön Warrn, ist für die jungen Leute jetzt endlich der Zeitpunkt gekommen, an welchem sie al» „freier Mann" auftreten und ihre eigenen Wege gehen können. In vielen Gegenden ist mit dem „LoS- sprechen" zum Gesellen ein hübscher Brauch ver bunden, die jungen Leute haben ein exaktes Gesellenstück zu machen und nachdem dieses größtentheilS für gut befunden, werden sie vor verwmmelten JnnungSmeistern vor dem Ober meister unter Aushändigung de» Lehrbriefes los- gesprochen und mit ernsten Worten ermahnt, stet» ehrlich und rechtlich den Lebensweg zu wandeln und vor Allem ihren Stande Ehre zu machen. Nachdem die jungen Leute dies durch Handschlag gelobt und sie somit in den Kreis der Gesellen ausgenommen sind, „steht ihnen die Welt offen." Nun geht- daran, ZukunstSpläne zu schmieden, manche der jungen Gesellen sind leider der irrigen Ansicht, daß sie, sobald sie auSgrlernt haben, „Alles können" und nicht» mehr hinzuzulernen brauchen; sie fühlen sich jetzt als „Herren" und erblicken ihre Hauptaufgabe darin „viel Geld" zu verdienen. An sich ist ja dies Bestreben nicht zu tadeln aber jedenfalls sind diejenigen jungen Ge sellen gescheidter, die den Wanderstab ergreifen, um sich in ihrem Berufe zu vervollkommnen, — die da» Einsehen haben, daß man noch sehr viel lernen müsse, um die Frage betreffs de» „hohen Gehaktes" in den Vordergrund stellen zu dürfen. Leider sind die jungen Leute der letzteren Art heutzutage recht knapp, — die Mehrzahl hält sich eben mit Beendigung der Lehrzeit für „voll kommen grscheidt", sie machen Ansprüche, wie die „ältesten Kollegen", ohne sich vorher „ein bischen Wind um die Nase wehen zu lassen." —* Wie un» mitgetheilt wird, kann die von dem Kgl. Ministerium de» Innern an die Ver waltungsbehörden vertheilte Prri-schrift, betitelt: „Die Tuberkulose al» BolkSkrankhrit und deren Bekämpfung" von vr. S. A. Knopf, Arzt in New-Dork, zu dem verhältnißmäßig niedrigen Preise — 10 Stück zu 1 Mk. 20 Pfg., 100 St. zu 9 Mk. — von der Geschäftsstelle de» Central« ComitcS» zur Errichtung^ von Heilstätten für Lungenkranke, Berlin Wilhelmplatz 2, bezogen werden. — Zu der tn Nr. 37 unsere» Blatte« ent haltenen Warnung vor dem Genüsse von Blut apfelsinen schreibt man au» Dresden: Wenn die schweren VergiftungSerschrinungen tn einer Beamtensamilte Lauban» wirklich vorgekommen sind, so wird eine genaue sachgemäße Prüfung derselben wohl eine andere Ursache ergeben, al» gefärbte Apfelsinen. E» ist auch hier tn Dresden vor gekommen, daß auf Anzeige einer Dame, die Früchte feien durch Einspritzung mit Anilin ge färbt, von der Wohlfahrt-Polizei gegen den be treffenden Verkäufer ein Verkauf-Verbot verfügt und nach Entnahme von Proben die betreffende Kiste unter Siegel gelegt wurde, bi» eine Prüfung die Grundlosigkeit der Anzeige ergab. Ebenso wie bei un» innen rothfarbige Aepfel geerntet werden, sind die Blutapfelsinen eine besondere Sorte, die