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4« Schwarzhoff wird vermißt. Er ist anscheinend beim Wirderbetreten der Brandstätte umgrkommen, nachdem er bereit- in- Freie entkommen war. Sonstige Unglücksfälle sind bisher unbekannt. DaS Feuer soll in der Wohnung drS abwesenden Major- von Lauenstein auSgrkommen sein. ES wird Brandstiftung vermuthet. General Groß genannt v. Schwarzhoff hat in den Flammen den Tod gefunden. Er wollte aus dem brennenden Hause noch etwa- holen und kam aus demselben nicht mehr zurück. Weiter wirb gemeldet, daß Gras Waldersee sich nur mit großer Mühe auS einem Fenster deS ASbesthauseS retten konnte. In dem dahingeschirdenen General v. Schwarzhoff beklagt die Armee und mit ihr daS Vaterland einen außerordentlich tüchtigen Offizier, der durch seine Thätigkeit aus dem Haager Kongreß weit über die Grenzen deS Reiches hinaus von sich reden gemacht hat. Aussehen er« regte es, als er auf der Friedenskonferenz mit Entschiedenheit für die Aufrechterhaltung der Grundlagen der deutschen HeereSorganisation gegenüber den Abrüstungsbestrebungen eintrat. AuS diesem Anlaß verlieh ihm die juristische Fakultät der Universität Königsberg, deren Mitglied, Prof. Zorn, bekanntlich ebenfalls Delegierter auf der Haager Konferenz war, Kvnori8 oau8» die Doktorwürde und zwar „wegen seiner Verdienste um die Weiterbildung des Völkerrechts durch seine hervorragende Theilnahme an den Arbeiten über die „Oovvention 8ur les lois et eoutuwW (ie Alierre" sowie wegen seines entschiedenen Ein tretens für die Grundlagen der deutschen HrereS- organisation gegenüber der Abrüstungsidee". Bei der Entsendung der deutschen Expedition nach China wurde General v. Schwarzhofi zum Kommandeur der ersten ostasiatischen Infanterie brigade ernannt. Wie man hört, nimmt man nach den auS Peking hierher gelangten Nachrichten an, daß Brandstiftung vorliegt. Ob und welche Papiere des Generalstabs verbrannt sind, ergiebt sich auS der Depesche des Grasen Waldersee an das Kciegsministerium nicht. Dem Kaiser wurde die Hiobsbotschaft aus Peking in Kiel während der Frühstückstafel an Bord deS „Kaiser Wilhelm II." überbracht. Der Kaiser war sichtlich bewegt und ging längere Zeit allein aus Deck des Schiffes auf und ab. In China gestaltet sich die militärische Lage plötzlich wieder kritisch. Angeblich 10,000 Chinesen stehen unter Liukwanting in einer stark befestigten Stellung an der Grenze der Provinzen Tjchili und Schansi; ein starkes Expeditionskorps der Verbündeten, aus Deutschen und Franzosen zusammengesetzt, ist unter dem Oberbefehl deS deutschen Generalmajors Freiherrn von Gagl gegen diese chinesische Streitmacht aufgebrochen. ES soll bereits ein leichtes Gefecht stattgesunden haben. Weiter soll sich auch der chinesische General Ma entschlossen haben, die Feindseligkeiten gegen die Verbündeten wieder aufzunehmen. Wie unter solchen Verhältnissen die diplomatischen Ver handlungen in Peking über die Entschädigungs frage usw. eine gedeihliche Förderung erfahren sollen, das ist jetzt freilich unerfindlich! London, 18. April. Dem „Standard" wird aus Tientsin unterm 17. d. gemeldet, es bestätige sich, daß die Chinesen einen Theil der Eisenbahn jenseits Paotingfus zerstört haben. Dem Ver nehmen noch fand ein leichtes Gefecht statt. Von Tientsin wurden Verstärkungen entsandt. — Nach Berichten aus glaubwürdiger Quelle sei General Ma entschlossen, die Feindseligkeiten wieder zu beginnen. Rußland ist ausfallend nachgiebig. Es hat nicht nur auf den Mandschurei-Ver trag verzichtet, sondern auch aus die Vorstellungen Japans hin kleine Adtheilungen Marinesoldaten, die eS in Korea stationiert halte, von dort zurück gezogen. Denn die Mächte entschädigt sind, dann kommen die geschädigten Privatpersonen der verschiedenen Nationen an die Ruhe. Die End summe wird jedenfalls eine sehr beträchtliche sein, so daß China voraussichtlich kaum in der Lage sein wird, sie direkt zu bezahlen. Es tritt dann an die Mächte die Frage heran, ob sie eine immer hin doch längere Zeit sich hinzirhende allmählige Abzahlung der Gesammtsumme aller Forderungen wählen, oder ob sie e» vorziehen, sich mit einer geringeren Summe zu begnügen, die jedoch China durch eine Anleihe aufzubringen vermag. Folgende Entschädigungen wollen nach amrrikanischrn Nachrichten im „New-Jork Herald" dir Mächte von China verlangen: Rußland SO Mill. Doll, (den Dollar zu 4 Mk. gerechnet), Deutschland 70, Frankreich 40, Japan 30, Ber- eimgte Staaten 25, Großbritannien 24, Belgien 5,7-0,000, Italien, Oesterreich und Spanien 30 Der sächsische Grzichl«. «eite 4 Mill. Doll. Der amerikanische Vorschlag soll dahin gehen, die Entschädigung im Verhältniß zur Zahl der Truppen zu bestimmen, welche die Mächte bei dem Entsätze der Gesandtschaften in Peking ins Feld stellten. Danach käme England zurrst, dann Japan und an dritter Stelle die Der. Staaten. Hiernach würden die Truppen, welche erst nach der Besetzung Peking- ankamen, unberücksichtigt bleiben, „da sie vollständig unnütz waren, um einen regelrechten und rinmüthig er wünschten Zweck zu sichern". Das ist wohl nur ein Witz deS amerikanischen Blatte-. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Berlin, 19. April. Der „Lokalanzriger" meldet: Graf Waldersee erhielt vom Kaiser ein Telegramm, in welchem derselbe feine Freude über die Rettung des Grasen auSspncht. Gleichzeitig betrauert der Kaiser darin den Tod deS Generals von Schwarzhoff. Peking, 18. April. Der Leichnam deS Generals von Schwarzhoff ist gesunden. Bei den Nachforschungen stieß man zuerst aus Knochen reste, die von dem Hunde deS Generals herrühren. Es wird vermuthet, daß General v. Schwarzhoff in der Absicht, seinen Hund zu retten, in daS brennende Gebäude zurückkehrte und durch einen niederstürzenden Balken erschlagen wurde. Durch die bisherigen Erhebungen wird der Verdacht der Brandstiftung nicht bestätigt; der Brand ist, wie man jetzt annimmt, durch einen Oien im Anrichte zimmer neben der Küche des Oberkommandos ent standen. Rühmlichst bctheiligte sich an den Rettungsarbeiten der Oberstleutnant Marchand. Potsdam, 18. April. Der Kronprinz ist heute Abend 10 Uhr hier wieder eingetroffen. München, 18. April. Der Prinzregent ver lieh dem Präsidenten des Kölner Männer-Gesang verein v. O'hegraven den Moximilianorden für Wissenschaft und Kunst und dem Dirigenten Pro fessor Schwartz die LudwigSmedaille für Wissen- schäft und Kunst. Kattowitz, 18. April. In Bielschowitz stürzte ein Ziegelschuppen ein und begrub vier Arbeite rinnen. Eine wurde getödtet und die anderen schwer verletzt. Bozen, 18. April. In einem Anfall von Geistesstörung erschoß sich der Bildhauer Hellrigel. Lyon, 18. April. Der Marinemiaister hielt in einer Versammlung von Wählern eine Rede, in der er Rechenschaft über die Ausübung seines Deputirtenmandats gab und von seinen Aufgaben im Marineministerium sprach, wozu die Vermehrung deS Flottenmaterials gehöre. Dos Vorkommniß bei Faschoda hätte die Unzulänglichkeit der Flotte dargethan. Die beabsichtigte Vermehrung der Flotte würde die französische Flotte Ende 1906 in den Stand setzen, allen Haupterfordernissen der maritimen Vertheidigang des Landes zu entsprechen. Der Minister wies daraus hin, daß die franzö sischen Kriegsschiffe in ihrem Bau den fremden Kriegsschiffen überlegen seien und schloß, wenn wir langsamer bauen, als die Engländer und Deutschen, so sind unsere Schiffe vollendeter, solider und ele ganter, als diejenigen der übrigen Marinen. London, 18. Aprir. Im Unterhaus« führte Harcourt auS, die Rede des Schatzkanzlers zeichne sich durch Offenheit aus. Die Regierung borgte für den Krieg etwa 127 Millionen Lstr., oder mehr als viermal soviel, wie sie für den Krim krieg geborgt hat. Die Kosten des südafrikanischen Krieges betrügen bis jetzt 148 Millionen Lstr., und es ergebe sich, daß bevor der Krieg beendet fei, die Regierung im Ganzen 200 Millionen Lstr. aufgebraucht haben werde, die in den letzten 50 Jahren erspart feien. Milners Reise nach London zeige, daß eS in Südafrika immer weiter bergabwärts gehe. Der Krieg habe alle Reformen in England lahmgelegt und England im Aus lande verhaßt gemacht. Die südafrikanische Politik der Regierung führe zu der traurigsten Finanz erklärung, die jemals von einem englischen Schatz kanzler gegeben sei. Redner bemerkt ferner als Vertreter eines Wahlkreises mit Kohlengruben, sei er gegen den KohlenauSsuhrzoll. London, 19. April. Der „Standard" be richtet auS Kapstadt unterm 18.: Amtlich wird mitgrtheilt, daß die Pest zunimmt. Man befürch tet, daß noch eine beträchtliche Anzahl von Er krankungen verheimlicht werden. Nach Meldungen verschiedener Blätter auS Kapstadt ist die Pest auch in Port Elizabeth au-gebrochen. London, 19. April. Die „TimeS" melden au» Rio de Janeiro vom 18.: Da» Untersuchungs gericht, da» über die gegen Admiral Custode de Mello erhobenen Anklagen wegen Insubordination zu entscheiden hatte, hat dahin erkannt, daß kein Grund vorliege, ihn vor ein Kriegsgericht zu 1GGL i stellen. Der Korrespondent fügt hinzu, r» sei s jetzt klar, daß die angebliche Verschwörung nur in der Einbildung bestanden habe. London, 19. April. Die Blätter melden auS Peking: Die Gesandten genehmigten in der gestrigen Zusammenkunft die Grundzüge eine» Planes der Generale zur Schleifung der Fort- und zur Errichtung von Militärposten, sowie zur allmählichen Räumung China-, welche in Paotingsu beginnen soll, fall- kein Zusammenstoß mit der jetzt von Paotiagfu aufbrechenden Exp.dition erfolgt. — Die „Daily Mail" meldet aus Jokohama: Rußland wandte sich an Japan mit einem neuen ins Einzelne gehenden Vorschlag betreffend ein gegenseitige- Einvernehmen im fernen Osten. Blättermeldungen zufolge zeigte Rußland den Mächten seine Bereitwilligkeit an, seine Ent schädigungsforderung an China aus 10 Millionen Lstr. zu ermäßigen, falls China den kürzlich ab gelehnten Mandschureivertrag annehme und noch einige mit der transsibirischen Bahn zusammen hängende Konzessionen gewähre. — Der „Standard" berichtet auS Shanghai vom 18.: Prinz Tuan und General Tungsuhsian befinden sich in Kansu, wo sie mit den russischen Beamten von Transbaikalien in Verbindung stehen. — Der „Standard" meldet aus Tientsin vom 18.: Eine militärische Expedition nach Singansu sei geplant. Inzwischen nehmen die Chinesen starke Aushebungen vor in der Absicht, diesem Vormarsch entgegenzutreten. London, 19. April. Hiesige Blätter be richten aus Peking: Lihungtschang richtete an den Kaiser und an den Gouverneur von Schansi Tele gramme, in denen er sie ersucht, die chinesischen Truppen von der Grenze von Tschili zurückzu ziehen. Vermischtes. — Könitz, 18. April. Der im Oktober v. I. vom Schwurgerichte zu Könitz wegen wissent lichen Meineides zu einem Jahre Zuchthaus ver- urtheilte Kaufmann J'kob Jacoby aus Tuchel ist vom Kaiser zu sechs Monaten Gefängniß be gnadigt worden. Auch sind ihm die bürgerlichen Ehrenrechte wieder zuerkannt worden. — Koburg, 17. April. Der Postverkehr in Thüringen muß durch Schlitten bewerkstelligt werden. — Eger, 17. April. Graf Hans Zedwitz, über dessen Vermögen bekanntlich jüngst daS Konkursverfahren eröffnet worden, ist geflüchtet. ES sind falsche Wechsel im Umlauf. — Bis zu welchem Grade thienscher Ver kommenheit ein Mensch leider zu sinken vermag, hat der zum Tode vrrurtheilte Raubmörder Wanieck in Wien bewiesen. Nachdem ihm das Todesurtheil verkündet worden war, ging er singend in feine Zelle zurück. -- Ungeheure Heiterkeit erregt in Pest ein journalistisches Kunststück, welches ein Blatt kürz lich ausführte. Dasselbe brachte in seiner Nach- mittagSauSgabe einen fpaltenlangen telegraphischen Bericht über die in Wien erfolgte militärische Parade auf der Schmelz. In diesem Original berichte waren bis in» Einzelne die Truppen bewegungen geschildert, sämmtliche Persönlich keiten angeführt und Gespräche zwischen höchsten und hohen Würdenträgern wiedergegeben. Einzelne dieser Aussprüche und Gespräche waren sogar in fetter Schrift reproduziert. DaS Pein liche für daS Blatt an diesem fixen Kunststücke ist der Umstand, daß bekanntlich diese Parade — nicht stattgesunden hat. — Rom. Die Meldung von einem Pest salle an Bord deS auS Alexandrien angekommenen Dampfers „Josö Montijo" ist unbegründet. Der Dampfer wurde, obgleich an Bord Alles wohl ist, in Catania nicht zugelassen und zur Desinfektion nach Genua gesandt. Verhandlungen der Stadtverordneten. Oeffentliche Sitzung Dirn-tag, den I«. April 1»0L, Nachmittags S Uhr. Nach Eröffnung der Sitzung durch den Unter zeichneten wird sofort zur Tagesordnung über- gegangen. 1) Der Nachtrag zur Sparcassenordnung, die Erhebung von Mündelgeldern betreffend, wird der RathSvorlage entsprechend einstimmig genehmigt. 2) Der RathSvorlage, betreffend die Abände rung der Erhebung einer Abgabe vom Kleinhandel mit Branntwein in verschlossenen Flaschen wird einstimmig beigrtreten, ebenso