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Anlage zu Ar. 42 des sächsischen Lrzählers. Bischofswerda, den 11. April 1VV1. Bei den Kriegerdenkmälern in St. Privat. Im vorigen Jahre ist bei S t. Privat dicht am Dorfe rin Denkmal zur Aufstellung gekommen, welches man auf den ersten Blick für ein Denk mal der Bertheidiger von St. Privat halten könnte. Au? mächtigem Strinfockrl steht dir Kraft gestalt eines Löwen, welcher dem Dorfe den Rücken zuwendrt. Er will sich den Angreifern von St. Privat entgegenstürzrn. Am Sockel steht die Inschrift: Hier kämpfte das dritte Garderegiment z. F. Wie ist diese« Denk mal zu verstehen? Da« dritte Garderegiment war doch der Löwe, der gegen St. Privat loS- brach. Hätte der Löwe de» Denkmals nicht das Antlitz dem Dorfe zuzuwenden, und stünde da» Denkmal nicht sinngemäß richtiger an jener Stelle, von welcher das dritte Gardrregiment gegen das Dorf stürmte? — Nein, so ist eS nicht. DaS dritte Garderegiment lebt noch, eS ist der Löwe, der gegebenen Falls bereit ist, daS Dorf zu ver- theidigen gegen einen Angriff von Westen her, darum steht daS Denkmal dort am rechten Platze, wo eS steht, und es steht sinngemäß richtig, wie es steht: der Löwe wendet den Blick gegen Frankreich. Das Denkmal ist vielleicht das wirkungsvollste von allen um das Dorf aufgestellten. Der Löwe ist kein harmloses Menageriethier. Er macht den Eindruck des Furchtbaren. DaS Denkmal ver herrlicht die Heldenthaten nur eines Regimentes, und ist gleichwohl stattlicher, als manches vor Jahren aufgestellte Denkmal, welches die Helden- thaten weit größerer Truppenverbände vereinigen soll. Wie kommt das? — Wir sehen die Denk mäler heute noch mit denselben Auge» wie die Leute vor fünfundzwanzig Jahren, aber der Maßstab, mit dem wir messen, ist, nachdem das Niederwald- und Kyffhäuser - Denkmal entstanden ist, ein anderer geworden. Der Beweis für diese Behauptung liegt nahe: In mancher Stadt hat man vor zwanzig oder mehr Jahren ein Krieger denkmal aufgestellt, welches den Bewohnern heute dürftig erscheint. Wer grollt darüber? Freuen wir uns lieber von Herzen über diese Thatsache, denn sie beweist wahrlich nichts Un günstiges I Bei den bis jetzt um St. Privat ausgestellten Denkmälern wird es sein Bewenden nicht haben. DaS deutsche Volk wird das seine thun, wenn die Zeit gekommen. Die bis jetzt errichteten Denk mäler verdanken ihre Entstehung dem Heere. Der Soldat hängt mit Stolz und Liebe an seinem Regimente, seiner Waffe, seinem Corps. So ent standen zunächst Denkmäler, welche an hervor ragende rr'affenthaten einzelner Truppenverbände erinnern, für die Mitkämpfer also eine persönliche Bedeutung haben. Die Reihen der Mitkämpfer lichten sich aber von Jahr zu Jahr, und wenn der letzte derselben hinüber gegangen sein wird zur großen Armee, dann werden die persönlichen Beziehungen zurücktreten und nur vaterländisch-all- deutsche das Volk mit den geschichtlichen Ereig nissen verbinden. Dann wird man sagen: Bei St. Privat haben die Deutschen nicht bloß die Franzosen besiegt, sondern auch ein Stück deutscher Zwietracht begraben, insofern, als Sachsen und Preußen, die vier Jahre vorher einander feindlich gegenüber standen, sich hier wieder gefunden haben zu gemeinsamem Kampfe und Siege. Warum sollen sie nicht ein gemeinsames Denkmal haben? — Und weiter: Soll man jene Braven, welche vor Amanweiler oder am Pachthose St. Hubert kämpften, auSschließen? Nein, denn auch sie haben ihr Bestes gethan und den Sieg er ringen helfen. Und weiter: Wären die Erfolge vom 18. August denkbar ohne die Opfer, welche am 14. und 16. gebracht wurden? — Mit Nichten, warum soll man also nicht ein gewaltiges Denkmal errichten für alle Kämpfer von Metz ? Dieses Denkmal wird erstehen! Da« ist keine Bermuthung, sondern ein felsenfester Glaube, den zu theilen Jedem leicht werden wird, der ernst lich an eine große Zukunft unsere« Volkes glaubt. Wer zweifeln muß, setze nach Leipzig: Dort war der Monarchenhügel bezeichnet, ebenso die Stelle, wo FricciuS mit der Königsberger Landwehr in die Stadt eindrang, und eine An- zahl anderer denkwürdiger Stätten, aber da« deutsche Volk ließ e« dabei nicht bewenden, sondern errichtet jetzt ein Rirsendenkmal bei Leipzig, würdig de» Kampfe» der Kämpfer und de« deutschen Volke« jetzt, nachdem beinahe neunzig Jahre vergangen sind seit den Oktobertaaen de« Jahre« 1813! — So wird auch ein spätere» Geschlecht eine Ehrenschuld abzutragrn wissen und ein Denkmal errichten der Metzer Schlacht. E» wird dort erstehen, wo die Entscheidung fiel: bei St. Privat. (V. ^.) Sachsen. * Bischofswerda. Der, Sonntag, den 14. April, von Dresden Hauptbahnhof nach Leipzig verkehrende Sonderzug zu ermäßigten Preisen bietet eine günstige Gelegenheit zum Be suche der Leipziger Ostermesse. Dieser Zug wird am genannten Tage Dresden Hauptbahnhof (Nordhalle) Borm. 6 Uhr 34 Min., Dresden Wettinerstraße 6 Uhr 39 Min., Dresden-Neustadt 6 Uhr 45 Min., Radebeul 6 Uhr 5b Minuten, Kötzschenbroda 7 Uhr 2 Min. und CoSwig 7 Uhr 10 Min. verlassen und 9 Uhr 14 Min. in Leipzig Dresdner Bahnhof eintreffen. Die Rück fahrt des Sonderzuge» von Leipzig Dresdner Bahnhof erfolgt Abend- 11 Uhr 5 Min. und die Ankunft in Dresden Hauptbahnhof (Südhalle) 1 Uhr 39 Min. Nacht«. Die Fahrkartenpreise für Hin- und Rückfahrt sind von Dresden, Rade beul, Kötzschenbroda und CoSwig gleich und be tragen bei eintägiger Giltigkeitsdauer der Karte 4,50 Mk. in II. Kl. und 3,00 Mk. in III. Kl., bei einer GiltiqkeitSdauer von zehn Tagen aber 6,00 Mk. in II. Kl. und 4,00 Mk. in III. Klasse. Die eintägigen Fahrkarten gelten zur Rückfahrt nur im Sonderzuge, die zehntägigen Fahrkarten dagegen zur Rückfahrt entweder am ersten Tage nur im Sonderzuge oder vom 15. bis mit 23. April mit gewöhnlichen Personenzügen. Die Be nutzung der Schnellzüge zur Rückreise ist selbst gegen Lösung von Ergänzungskarten nicht gestattet, ebenso ist Fahrtunterbrechung nicht zulässig. Der Verkauf der Fahrkarten beginnt Freitag, den 12. April und wird Sonnabend, den 13. April, Abends 10 Uhr, geschlossen. — Die Einstellung der Rekruten zum Dienste mit der Waffe erfolgt bei den sächsischen Armeecorps nach näherer Anordnung der General kommandos bei der Kavallerie, bei der reitenden Artillerie, beim Train möglichst bald nach dem 1. Oktober, jedoch grundsätzlich erst nach dem Wieder eintreffen der Truppen von den Herbstübungen in den Standorten. Was die Entlassung der Reser visten in diesem Jahre anbelangt, so ist festgesetzt worden, daß der 30. September als letzter Ent lassungstag anzusehen ist. Bei den Truppentheilen, welche an den Herbstübungen theilnehmen, findet die Entlassung der zur Reserve zu beurlaubenden Mannschaften in der Regel am zweiten, ausnahms weise am ersten oder dritten Tage nach dem Ein treffen in den Standorten statt. Trainmannschaften, Oekonomiehandwerker und die Militärkrankenwärter sind am 30. September zu entlassen. — In der gegenwärtigen Zeit, wo die „blauen Zettel" wieder auf der Bildfläche erscheinen, dürste nachstehende Tabelle zur Berechnung der Einkommen- steuersätze für Einkommen bi« zu 32,000 Mark von Interesse sein: ZZ s-SM Liu^ommvu. Ltlc. L Ktsusrnatr k 8 2 kmlcowmon. StouersLtL. Mc. la 400— 500 1 — >6 8300— 8800 246 — I 500— 600 2 — 27 8800— 9400 264 — 2 600- 700 3 — 28 9400—10000 282 — 3 700— 800 4 — 29 10000-11000 300 — 4 800— 950 6 — 10 11000-12000 330 — 5, 950—1100 8 — 11 12000-13000 360 — 6 1100—1250 10 — 12 13000-14000 390 — 7 1250-1400 13 — 13 1 4000-15000 420 — 3 1400-1600 16 — 14 15000—16000 450 — 9 1600-1900 21 — 15 16000-17000 480 — 10 1900—2200 29 — 16 17000-18000 510 — 11 2200—2500 37 — 17 18000—19000 540 — 12 2500 - 2800 45 — 18 19000-20000 570 — 13 2800-3100 54 — 19 20000—21000 600 — 14 3100—3400 63 — 10 21000-22000 630 — 15 3400—3700 72 — ^1 22000-23000 660 — IS 3700-4000 82 — 12 23000—24000 690 — 17 4000-4300 96 — ^3 24000-25000 720 -- IS 4300-4800 112 — ^4 25900-26000 760 - 19 4800-5300 128 — >5 26000-27000 800 — 20 5300—5800 144 — >6 27000—28000 840 — 21 5800-6300 161 — >7 28000—29000 880 — 22 6300-6800 178 - 18 29000-30000 920 — 23 6800—7300 195 — 19 30000-31000 960 — 24 7300-7800 212 — w 31000-32000 1000 — 2» 7800-8300 229 — — Die Sitten und Gebräuche bei )er Fest- täfel, wie sie in der Hauptsache noch heute herrschen und in den Tagen offizieller Festmähler wie zu Königs Geburtstag ganz besonder» hervortreten haben sich vielfach au» alten Zeiten erhalten, ohne daß da» jetzige Geschlecht ihre Entstehung und ursprüngliche Bedeutung kennt. Die Sitte, bei Tafel Gesundheiten au»zubringen und dabei da» Gla» zu leeren, ist rin uralter, von den Römern zu un» gekommener Brauch, welchen die ersten Christen al» eine Art von Weihetrunk für die Märtyrer und andere Abgeschiedene ihre» Glauben» einführtrn. Spuren von dieser ursprünglichen Sitte findet man noch im 16. Jahrhundert und zwar auch, al» über dir Königin Maria Stuart da« TodrSurthril ausgesprochen worden war. Da sammelte die unglückliche Königin am Abend vor ihrer Hinrichtung alle ihre Leute bei einem Nachtessen um sich, und al» diese» zu Ende ging, trank sie ihnen zu und befahl, ihr wieder Bescheid zu thun. Die Gäste thaten eS; sie tranken auf da« Wohl ihrer Gebieterin und weinten dabei bitterlich, daß ihnen die Thränen in den Wein rollten. Die Servietten bei der Tafel wurden erst vor reichlich 300 Jahren, um die Zeit Kaiser Karl» V., üblich. Früher aß man an einfachen hölzernen oder geglätteten Tischen, und al» Unter- läge der Schüsseln und Teller wurden gegerbte Felle benutzt. Tischtücher von Leinwand oder Damast gab eS nur auf den Tafeln der Fürsten und Vornehmen. Eine merkwürdige Sitte war eS, daß vor dem Platze eine» Ritter», auf welchem ein Schimpf lastete, der Herold daS Recht hatte, da» Tischtuch entzwei zu schneiden und ihm den Teller und das Brod umzukehrrn. Alsdann mußte der Geschmähte entweder feinen Schimpf tilgen oder beweisen, daß man ihm Unrecht gethan habe. Messer und Löffel finden sich schon in früher Zeit bei Tische, aber die Gabeln viel später. Ursprünglich waren die Gabeln ganz von Eisen und hatten nur zwei Zinken. Statt der Teller bediente man sich anfänglich der Scheiben von Brodrinde, hieraus der Holzteller und seit dem 15. Jahrhundert der Teller au» gebranntem Thon und dann au» Metallen, von welch' letzteren die zinnernen am beliebtesten waren. Inwieweit sich im Laufe der Zeit die Verhältnisse geändert haben, läßt sich leicht beurtheilrn. — Der bekannte Recitator 0r. Hotopf, welcher auch in Bischofswerda wiederholt Vortragsabende veranstaltete, ist vor einigen Tagen in der Anstalt Alt-Scherbitz in hohem Alter an Herzschlag ge storben. DaS Erdenwallen de» Verblichenen war in den letzten Jahren ein sehr mühselige», da er durch seine Vorträge nur knapp da» Nothwrndigste zum Lebensunterhalte erwarb. Er hinterläßt eine von allen Existrnzmitteln entblößte Wittwe, die krank in Merseburg liegt. — DaS Direktorium des Landesobstbau- Vereins verlieh für langjährige gemeinnützige Thätigkeit auf dem Gebiete des Obstbaues die Silberne Medaille Herrn Prof. vr. Richter-Frei berg, dir Bronzene Medaille den Herren Kaufmann Harlinghausen und Maler Kunz-Döbeln und daS Ehrendiplom für Verdienste um den Obstbau den Herren Weinbergsbesitzern Karl Lantzsch und Albert Müller in Meißen. — Mit Rücksicht auf die bisherige verschieden artige Schreibweise de» Namens der ländlichen Ortschaft Bretnig (Brettnig) im Bezirke der AmtShauptmannschaft Kamenz ist bestimmt worden, daß die Schreibweise Bretnig künftig ausschließlich anzuwenden ist. — Im Jahre 1900 haben in Sachsen 142 Lehrer und Schulamtskandidaten ihrer ein jährigen Militärpflicht genügt. Davon haben 25 als Einjährig-Freiwillige gedient. In diesem Jahre scheint sich die Zahl der freiwillig dienenden Lehrer zu vergrößern. Bautzen. Donnerstag Mittag wurde hier ein Reisender betroffen, welcher neue Herren- und Damenuhrrn, Ketten, Broschen und Busennadeln feilbot und verkaufte. Diese Maaren sind alte, mindrrwerthige Gegenstände und haben nur einen geringen Thril de» angrpriesenen Werthe». Die Käufer werden deshalb überwiegend betrogen. Meist werden die Maaren auf Abzahlung ongeboten. E» sollen noch mehr Reisende mit solchen Maaren unterwegs sein. Großröhrsdorf, 8. April. Unser OrtS- museum, welches von jetzt ab jeden ersten Sonntag im Monat von 3 bi» 6 Uhr Nachmittag» geöffnet ist, erfreut sich eine» immer regeren Besuche»; «ine Stube ist als Bauernstube au» dem Jahre 1800 gedacht, und e» sind besonder» di« Kleidungsstücke, welche di« ortsübliche Tracht der Bewohner de» oberen Röderthale» zu Anfang de» vorigen Jahr-