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L« sOchstsche Grzühirr. Sette « nicht verhandel» zu wollen, und weil jede Verzögerung der Kündigung der Kasse die Möglichkeit gewährt, von SuSwärtt ärztliche Hille heranzuziehen und hierdurch die bisherigen Kassenärzte wirthschaftlich auf das schwerste zu schädigen. Die heutigen Leipziger Zeitungen enthalten sämmtlich die mit 155 Unterschriften versehene Streikerklärung der Kassenärzte. Leipzig, 8. April. Der Konflikt zwischen der Leipziger Ortskrankenkasse und der Mehrzahl der Kassenärzte ist in das Stadium geharnischter Erklärungen und Gegenerklärungen in den TageS- blättern und an den Plakatsäulen getreten. Zum ersten Male nimmt jetzt der Vorstand der Kasse öffentlich das Wort. Er beruft sich darauf, daß seine Maßregeln bis jetzt Mißbilligung durch die vorgesetzten städtischen und königlichen Behörden nicht erfahren, daß in der Generalversammlung der Kasse die Wähler — Arbeitgeber wie Arbeit nehmer — einstimmig das Verhalten des Vor standes gut geheißen haben, weist die Beschuldig ung des Vertragsbruchs entschieden zurück und ersucht das Publikum mit seinem Urtheil zurück zuhalten, bis die Oberaufsichtsbehörde, der sämmt- liche Akten gegenwärtig vorlägen, ihre Entscheidung gefällt habe. Im Anschluß hieran theilt der Vorstand mit, die Vorsitzenden der ärztlichen Be zirksvereine hätten der Oberbehörde gegenüber ge fordert: 1) Freie Aerztewahl, 2) Erhöhung der Pauschale auf 6 Mark und weitere Steigerung um jährlich 50 Pfg. bis zur Erreichung von 90 Prozent des liquidirten Honorars, was eine Er höhung des bisherigen jährlichen Gesammthonorars der Kassenärzte von 765,000 Mk. zunächst um 200,000 Mk. und eine weitere jährliche Steigerung um 65—70,000 Mk. bedeute, 3) Zusammensetzung der ärztlichen VertranenSkommission aus sechs Kaffenärzten und den beiden Vorsitzenden der ärztlichen Bezirksvereine. Hierüber zu verhandeln habe der Kassenvorsitzende bei der königlichen Kreishauptmannschaft unbedingt abgelehnt. Dem gegenüber erklären die Vorsitzenden der ärztlichen Bezirksvereine, diese Forderungen nicht, vor allem nicht amtlich, erhoben, sondern nur privatim sich ähnlich geäußert und dabei wesentliche, vom Kassenvorstand verschwiegene, ärztliche Gegen leistungen in Aussicht gestellt zu haben. Drahtnachrichten u. letzte Meldungen. Dresden, 10. April. Die englische Ge sandtschaft, die den Regierungsantritt des Königs von England anzeigt, wird am Sonnabend von Sr. Maj. König Albert in feierlicher Audienz im Residenzschloß empfangen. Berlin, 10. April. Das „Berl. Tagebl." meldet aus Hamburg: Der Dampfer „Federal" ist unweit GabS an der auSstralischen Küste unter gegangen. Die auS 23 Personen bestehende Be satzung ist ertrunken. Schwerin, 9. April. Heute Abend fand im goldenen Saale des Schlosses ein Galadiner statt, zu dem die Spitzen der Behörden und des Militärs, der Rektor und der Dekan der Universität Rostock u. A. geladen waren. Während der Tafel brachte der Herzog Johann Albrecht einen Trinkspruch auf den Großherzog auS. Er wies darauf hin, wie die Herzen deS Volkes ihm in vollem Vertrauen, in Liebe und Hoffnung entgegenschlügen, und glaubte, im Namen aller den Wunsch auSzu- sprechen, daß der heutige Geburtstag nicht nur den Beginn eines neuen glücklichen Lebensjahres sondern auch einer langen segensreichen Regierung sein möge. — Abends war die Stadt festlich be leuchtet. Der Sroßherzog und die übrigen Fürst- lichkeiten wurden bei der Rundfahrt überall jubelnd begrüßt. Nürnberg, 10. April. Der gestern Nach mittag 4 Uhr 17 Minuten hier fällig« Postzug von Regensburg entgleiste auf starkem Gefälle zwischen RübleinShof und Ochenbruch. Vier Per sonenwagen stürzten um. Ein Leutnant der hiesigen Garnison, sowie eine Frauensperson er litten Oberschrnkelbrüche, ebenso ein Dienstmädchen. Mehrere Urlauber trugen leichtere Verletzungen davon. Die Verletzten wurden mit einem Hilf-» zuge nach Nürnberg gebracht. Paderborn, 10. April. Das „Wests. Vylksblatt" meldet aus Peckelsheim: Im hiesigen Krankenhau» find die schwarzen Pocken auSgr- krochen; dieselben sind durch russische Arbeiter «ngrschleppt worden. Die Oberin und ein Kind siod bereit» gestorben. Sämmtliche Schwestern bi» auf eine find erkrankt. Genf, S. April. Die Polizei verhaftete 8 Personen wegen Unruhen am Eharsrettag. 5 davon "nd Russen, 2 vulgaren und einer Armenier; b siud Studeaten und 2 Buchdrucker. Marseille, 9. April. Die Kohlrnträgrr haben beschlossen, die Arbeit wieder aufzunehmrn. Damit ist der Ausstand völlig beendet. Billasranca, 9. April. DaS russische Kanonenboot „Chrabri", da» dem russischen Ge schwader vorauSgefahren war, lief um 5 Uhr Nachmittags in den Hafen ein. Der Admiral Birilew, der sich an Bord deS „Chrabri" befand, ging alsbald mit 4 Offizieren an Land und begab sich zu Wagen nach Nizza. Bei seiner Abfahrt brachte die Menge ihm lebhafte Huldigungen dar. Zwei andere Schiffe der russischen Division gingen um 6 Uhr auf der hiesigen Rhede vor Anker. Nizza, 9. April. Admiral Birilew und seine Offiziere kamen heute Abend aus Villa Franca hier an und wurden sofort vom Präsi denten Loubet in Anwesenheit deS Ministers des Auswärtigen DelcassS empfangen. Admiral Birilew sagte in einer Ansprache, er Hobe vom Kaiser von Rußland den Auftrag erhalten, den Präsidenten der Republik zu begrüßen und ent ledige sich dieses Auftrages mit um so größerer Freudigkeit, als er früher Ehrenbürger der Stadt Brest geworden sei und Frankreich als sein zweites Vaterland ansehe. Präsident Loubet antwortete, er sei durch den Entschluß des Kaisers von Rußland sehr angenehm berührt, und ersuchte den Admiral Birilew, Sr. Majestät seinen aufrichtigsten Dank zum Ausdruck zu bringen. Loubet und Delcassö unterhielten sich sodann mit den russischen Offizieren, welche Loubet zum Diner einlud. Dieses hat um 7 Uhr in der Präfektur stattgefunden. Am Schluß desselben brachte Loubet einen Trinkspruch auf den Kaiser und die Kaiserin von Rußland und das kaiserliche HauS auS. Nizza, 9. April. Der Trinkspruch, den Prä sident Loubet beim Diner ausbrachte, hatte folgen den Wortlaut: „Admiral! Indem Se. Majestät der Kaiser von Rußland Ihnen den Befehl gab, mich, den Präsidenten der französischen Republik, zu begrüßen, hat er wieder einmal die Beständig keit seiner Gefühle für die befreundete und ver bündete Nation bewiesen. Ich bin sicher, der Dol metscher aller Franzosen zu sein, indem ich einen Toast ausbringe auf den Kaiser, die Kaiserin und das kaiserliche HauS, auf das große russische Reich und die Marine, die Sie vertreten". Admiral Birilew erwiderte: „Gestatten Sie mir, einen Toast auszubringen auf den Präsidenten der Republik und auf Frankreich, mein zweites Vater land." Um 9 Uhr Abends verabschiedeten sich die russischen Offiziere von Loubet und kehrten nach Billasranca zurück. Petersburg, 10. April. Die hiesige Gerichtskammer verhandelte unter Theilnahme der Vertreter der Stände gestern gegen den Statistiker der Samaraer Landesverwaltung Lagowski wegen vorsätzlichen Mordversuches gegen den Oberpro kurator des heiligen Synods Pobjedanoszew und verurtheilte den Angeklagten zum Verluste aller Standesrechte und zu sechsjähriger Zwangsarbeit. London, 9. April. Das Amtsblatt meldet die Einsetzung einer Kommission, die zuerst in London und dann in Südafrika die Schadenersatz ansprüche aller aus Südafrika auSgewiesenen Ausländer prüfen soll. Die betreffenden Ansprüche müssen bis zum 25. April im Auswärtigen Amt eingereicht werden. London, 10. April. Lord Kitchener meldet auS Pretoria vom 9.: Plumer machte bei der Besetzung von Petersburg 60 Gefangene, er beutete ein Siebenpfündergeschütz und vernichtete viel Munition und Dynamit. Vermischtes. — Der neue Marstall des Kaisers ist jetzt vollständig bezogen und der gesammte Dienst in demselben vereinigt. In dem neuen Gebäude am Schloßplatz sind in zwei Stockwerken gegen 300 Pferde untergebracht. Die Leibpferde des Kaisers sind besonders untergebracht. Dort steht auch der Schimmel, auf dem der Kaiser in Jerusalem eingezogrn ist. Zwei und drei Treppen hoch, nach der Spree wie nach dem Schloßplatz zu, befinden sich die Remisen für die Wagen, deren Zahl etwa 200 beträgt. — Essen, 7. April. In der Krupp'schen Fabrik haben größere Arbeiterentlassungen statt gefunden. Die Kündigung mehrerer Tausend Mann steht bevor, fall» nicht bald größere Bestellungen eintrrffen. — (Vermischte Nachrichten.) In Pest wurde der in einem Branntweingeschätt an gestellte junge Mann Sigmund BlaSz beim Oeffnen de» Geschäfte» von dem ISjährigrn Joseph Kubik überfallen und tüdtlich verletzt. Der Attentäter raubte dann au» der Ladenkaffe 300 Mk.; er ist bereit» verhaftet und hat die Thal eingestaadea. — In der vom Botschafter Fürsten Eulenburg bewohnten Billa in Währing bei Wien stürzte die Decke eines Zimmer« herab, wenige Augenblicke, nachdem der Botschafter da» Zimmer verlassen hatte. — In Mailand hielt sich im Hotel Milan rin deutsches Paar auf, daS sich als Herr und Frau Papp aus Leipzig eingetragen hatte. Dieser Tage ertönten au» dem Zimmer Hilferufe. Man erbrach die Thür und fand Papp sterbend mit einem Revolver in der Hand. Seine Be gleiterin war am Kopfe verwundet, aber nicht tödtlich. Sie bekannte, daß sie nicht die Frau ihres Begleiters sei, sondern Gretchen Sryfert heiße. Sie habe Papp, der unglücklich ver- heirathet sei, in Leipzig kennen gelernt und sich entführen lassen. Sie begaben sich nach Monte Carlo, wo Papp an der Spielbank große Ver luste erlitt. Heute früh habe ihr Papp, während sie schlief, eine Kugel in den Kopf geschossen. Durch irgend einen Zufall ist aber die Kugel im Stirnbein deS Mädchens stecken geblieben. Die Wunde ist ungefährlich. — Deutschland ver braucht jährlich etwa 14,000.000 Kilo Indigo. So blau! — Von 1000 Familien in Deutschland halten 173 Dienstboten, in England 207. — Jeder Franzose giebt im Durchschnitt jährlich 35 Pfg. für Streichhölzer aus. — (Das größte Schiff.) London, 4.April. Heute sand in Belfast der Stapellauf des für den Liverpool-New-Iorker Dienst der White Star- Dampferlinie gebauten Riesendampfers „Celtic" statt, der vollendet das größte Schiff sein wird. Mit einer Länge von 700 und einer Breite von 75 Fuß verbindet der „Celtic" eine Tragkraft von 20,880 t; er hat Raum für 2859 Passagiere und für eine 335 Köpfe starke Mannschaft. Ortskaleuver. Kaiser!. Postamt. Schalter geöffnet: Im Sommer Wochentags 7 Uhr Vorm. bis 1 Uhr Mittags und 2 bis 8 Uhr Nachm., Sonntags 7 bis 9 Uhr Vorm. und 12 bis 1 Uhr Mittags; im Winter Dienstbeginn früh erst 8 Uhr, sonst wie im Sommer. — Telegramm annahme: Tag und Nacht mit Ausnahme der Nachtzeiten von 11 bis 12 und von 4 bis 5 Uhr; Annahme der Telegramme bei Schalterschluß Eingang durch die dem Bahnhose zunächst gelegene Hausthüre, wozu für die Nachtzeit die untere Klingel dient. Ein lieferung ist auch srankirt durch Briefkasten zulässig. — Fernsprechdienst und Benutzung der öffentlichen Fernfprechstelle: Im Sommer von 7, im Winter von 8 Uhr Morgens bis 9 Uhr Abends; Anmeldungen zur Fernsprechstelle am Schalter, bei Schalterschluß Eingang durch die dem Bahnhofe zu nächst gelegene Thüre. — Ebenda bei Schalterschluß Annahme von gewöhnlichen und einge schriebenen Packeten, sowie Einschreibbriefen gegen eine besondere Einlieferungsgebühr von 20 Pf. — Zum Bestellbezirke des Postamts gehören: Anbau Dresdner Str., Anbau Nenstädt. Str., Bahn- wärterhäuser 5, 44, 45, 48 (,), 6 (,), Belmsdors, Butterberg, Geißmannsdorf, Goldner Löwe, Groß drebnitz, Grüne Linde, Kessel-Kynitzsch, Kleindrebnitz, Neudrebnitz, Neuschönbrunn, Pickau, Pohla, Schliefer mühle, Schönbrunn, Stadtbad, Waldschlößchen, WeickerS- oors, Ziegelei Chicago-Kausers Ziegelei. — Amtliche Verkaufsstellen für Postwerthzeichen u. s. w. bei Herrn Paul Schachert und Herrn Josef Klement. König!. Eisenbahnbetriebstelegraphenamt: Telegramm annahme Tag und Nacht für Telegramme von Per sonen, die mit den Zügen ankommen, abreisen oder durchreisen. König!. Amtsgericht: 8—12 und 2—S Uhr. Freiwillige Gerichtsbarkeit: Montags, Mittwochs, Freitags. Verhandlungstage in Civilsachen: Donnerstags und Sonn abends. Sportelkasse und Gerichtöschreiberei: 9—12, 2—5 Uhr. Expedittonszeit des Grundbuchbeamten: Vormittags V,1V—V,11 Uhr, Nachmittags 3—4 Uhr. Stadtsteuereinnahme: 9—11, 3—4 Uhr. Königs Standesamt: Montags 3—4 Uhr Nachmittags, an den übrigen Wochentagen 11—12 Uhr Vormittags. Raths- und Polizei-Expedition: 8—12, 2—6 Uhr. An Sonn- und Festtagen für dringliche Geschäfte früh 11—12 Uhr. Marktpreise in kka««»z am 4. April 1901. 50 Kilo M.Ps. M.Pf. Korn 7 03 bis 7 50 Weizen S 95 - 7 04 Gerste 7 20 - 7 50 Hafer 7 50 - 7 75 Haidekorn 7 50 - 7 85 Hirse 10 58 - 12 — M. Pf. Heu 50 Kilo 3 36 Stroh 1200 Pfd. 33 — Butter 1 Kilo 2 40 Erbsen 50 „ 16 — Kartoffeln 50 „ 2 25 Marktpreise ia Bauherr am 6. April 1901. 100Kilo M. Pf. M.Pf. Weizen 1« 18 bis 16 76 Korn 14 62 - 14 76 «erste 14 28 - 14 64 Hafer 15 — - 16 — Erbten 18 - - 22 — Ferkel 936 Stück 100 Kilo M. Pf. M. Pf. Hirse 26-bi» 32 — Kartoffeln 340 - 426 Heu 50 Kilo 280 - 326 Butter 1 Kilo 230 - 256 Stroh(600b-3SMk.- 34— Sott«» 2Mk.36Pf.biS2Mk.56P«. S 16 bi» 27 «k. BorattSfichtliche Witter««W. Darm er» tag, L4 Uprü. Abwechselnd heiteres und wolkige», meist etwa» kühlere» Wetter, keine nrnneniwerthm Niederschläge. Srrttas L» «pH. Wechselnd bewölkte», etwa» wärmere» «etter, im Norden etwa» Regen, im übrigen Gebiet vorwtegend trssen.